DEM FISCHRÜCKGANG AUF DER SPUR - Fischnetz
DEM FISCHRÜCKGANG AUF DER SPUR - Fischnetz
DEM FISCHRÜCKGANG AUF DER SPUR - Fischnetz
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Fischnetz</strong>-Schlussbericht Ursachenanalyse<br />
5. Ursachenanalyse<br />
Für die Ursachenforschung von <strong>Fischnetz</strong> wurden verschiedene<br />
Arbeitshypothesen (Tabelle 5.1) aufgestellt und untersucht.<br />
Die letzte Hypothese bezieht sich nicht auf einen einzelnen<br />
Faktor, sondern auf das Resultat vieler kleiner Effekte,<br />
die regional unterschiedlich bedeutend sind. Diese Einflussfaktoren<br />
sind zum Teil ursächliche Faktoren (Chemikalien,<br />
Lebensraum, Feinsedimente, fischereiliche Bewirtschaftung,<br />
Befischungsintensität, Fisch fressende Vögel, Wassertemperatur<br />
und Winterhochwasser), zum Teil handelt es sich um<br />
Auswirkungen ursächlicher Faktoren (Fortpflanzung, nachwachsende<br />
Fische, Gesundheit und Fischnahrung). Sie stehen<br />
untereinander in vielfältigen Wechselwirkungen und können<br />
letztlich einzeln oder im Zusammenspiel zum Rückgang<br />
der Populationen und des Fangs beitragen (Abbildung 5.1).<br />
Die Hypothesen «Feinsedimente», «Wassertemperatur» und<br />
«Winterhochwasser» beziehen sich vor allem auf Bachforellen,<br />
da diese durch ihre Biologie (kälteliebend, kieslaichend,<br />
Fortpflanzung im Winter) durch Veränderungen wie Kolmation,<br />
Erhöhung der Wassertemperaturen und Winterhochwasser<br />
besonders gefährdet sind (siehe Anhang «Lebenszyklus<br />
der Bachforelle»).<br />
Zur Bearbeitung der Hypothesen wurde ein detaillierter<br />
Untersuchungsplan aufgestellt. Den dort zusammengestellten<br />
Forschungsfragen wurde im Rahmen von Teilprojekten<br />
nachgegangen. Die Auflistung der Hypothesen verleitet zur<br />
Annahme, es handle sich um ein sukzessives «Abarbeiten»<br />
von möglichen Einflussfaktoren. Kritisch ist jedoch, dass es<br />
Hypothesen<br />
Die Fische leiden an einer Fortpflanzungsschwäche<br />
Den Fischbeständen fehlen genügend nachwachsende Fische<br />
Der Fischfangrückgang ist das Resultat a) einer Beeinträchtigung der Gesundheit der Fische und somit<br />
ihrer Fitness und b) von Gesundheitsschäden, welche zum vorzeitigen Tod von Fischen führen<br />
Die Belastung der Gewässer durch Chemikalien ist Ursache für beeinträchtigte Fischgesundheit und den<br />
Fischfangrückgang<br />
Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer ungenügenden morphologischen Qualität der Gewässer<br />
Ein erhöhter Feinsedimentanteil ist verantwortlich für den Fischfangrückgang<br />
Geringere Verfügbarkeit von Fischnahrung führt zum Fischfangrückgang<br />
Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer zu wenig angepassten fischereilichen Bewirtschaftung<br />
Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer geringeren Befischungsintensität<br />
Der Fischfangrückgang ist das Resultat einer gesteigerten Fischentnahme durch Fisch fressende Vögel<br />
Veränderungen der Wassertemperatur haben zu einem Rückgang der Fischpopulation und des Fischfangertrages<br />
geführt<br />
Der Fischfangrückgang ist das Resultat eines veränderten Abflussregimes und einer veränderten<br />
Geschiebeführung<br />
Verschiedene, regional unterschiedliche Faktoren sind Ursache für den Rückgang von Fischbeständen<br />
und Fischfang<br />
sich bei einigen der Faktoren nicht um Ursachen, sondern<br />
um Auswirkungen ursächlicher Faktoren handelt. Das Auftreten<br />
solcher Auswirkungen liefert dementsprechend noch keinen<br />
Hinweis auf ursächliche Beziehungen, im Gegenteil, es<br />
kommen mehrere ursächliche Faktoren in Frage. Ausserdem<br />
erschwert die Vernetzung zwischen den Einflussfaktoren die<br />
Identifizierung von Ursache-Wirkungs-Beziehungen enorm,<br />
da sich teilweise Folgeeffekte mit unerwarteten Rückkopplungen<br />
ergeben. Dieses Zusammenwirken von Faktoren<br />
erfordert interdisziplinäre Forschungsansätze. Die meisten<br />
Teilprojekte, die unabhängig von <strong>Fischnetz</strong> durchgeführt<br />
worden waren, stellten jedoch gerichtete Untersuchungen<br />
dar, die meist einzelne Fragestellungen monokausal ins Zentrum<br />
stellten (beispielsweise «Verursachen die geklärten Abwässer<br />
der ARA xy gesundheitliche Beeinträchtigungen bei<br />
Fischen unterhalb der ARA»).<br />
Generell erschwert die unvollständige Datenlage die Beantwortung<br />
der offenen Fragen: Bei vielen Faktoren reichen<br />
die Daten unterschiedlich weit in die Vergangenheit zurück,<br />
Erhebungen wurden verschieden häufig durchgeführt und<br />
die Messpunkte oft für Fragen von <strong>Fischnetz</strong> nicht repräsentativ<br />
ausgewählt, die Stichproben sind oft zu klein für statistische<br />
Aussagen und nicht selten wurden im Laufe der Jahre<br />
Probenahmedesign oder Methodik geändert. Einzelfallstudien<br />
erlauben jedoch weder für die gesamte Schweiz gültige<br />
Aussagen, noch können sie für einen stichhaltigen Vergleich<br />
mit anderweitig erhobenen Daten herangezogen werden.<br />
Tab. 5.1: Die Arbeitshypothesen von <strong>Fischnetz</strong>. Die Kurzbezeichnungen dienen den Querverweisen zwischen den Kapiteln.<br />
Kurzbezeichnung<br />
Fortpflanzung<br />
nachwachsende Fische<br />
Gesundheit<br />
Chemikalien<br />
Lebensraum<br />
Feinsedimente<br />
Fischnahrung<br />
fischereiliche Bewirtschaftung<br />
Befischungsintensität<br />
Fisch fressende Vögel<br />
Wassertemperatur<br />
Winterhochwasser<br />
verschiedene Faktoren<br />
13