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DEM FISCHRÜCKGANG AUF DER SPUR - Fischnetz

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<strong>Fischnetz</strong>-Schlussbericht Fortpflanzung<br />

Bedingungen als auch durch bestimmte Umwelteinflüsse<br />

ausgelöst (zum Beispiel durch Temperaturveränderungen<br />

oder durch Chemikalien). Bei Karpfenverwandten geschieht<br />

dies beispielsweise recht häufig, bei anderen Gruppen wie<br />

bei Salmoniden scheint Zwittrigkeit eher selten vorzukommen<br />

[10, 11].<br />

Das Verhältnis zwischen den Geschlechtern ist bei vielen<br />

Fischarten 1:1. Abweichungen kommen vor, ohne dass im<br />

Einzelfall die Bedeutung für die Population klar ist. Manchmal<br />

sind diese Unterschiede nur durch ein geschlechtsspezifisch<br />

unterschiedliches Wanderungsverhalten, Habitatbevorzugung<br />

oder Schwankungen über die Jahre bedingt<br />

[12, 13]. Wichtig ist eine ausreichende Zahl an fortpflanzungsfähigen<br />

Elterntieren in einer Population. Die Veränderung<br />

der Zahl der fortpflanzungsfähigen Tiere einer Population<br />

kann durch regelmässige Laichfischfänge abgeschätzt<br />

werden. Sofern diese Tiere gestreift und die Nachkommen<br />

künstlich erbrütet werden, liefern derartige Untersuchungen<br />

auch brauchbares Zahlenmaterial zur Menge der Eier pro<br />

Rogner und zur Qualität der Eier. Die Qualität und Menge der<br />

abgegebenen Keimzellen ist sowohl eine Funktion der Grösse<br />

und des Alters der Elterntiere (je grösser das Weibchen,<br />

desto mehr Eier) [14], als auch der Umweltbedingungen<br />

Ernährung<br />

Gehirn<br />

Leber<br />

VTG<br />

Stress Gonade Photoperiode<br />

während der Gametenbildung. Die Eiqualität ist einerseits<br />

durch die genetische Ausstattung festgelegt, andererseits<br />

aber auch durch die Fitness des Muttertieres, die wiederum<br />

auf dem Stressstatus, dem hormonellen und dem ernährungsbedingten<br />

Zustand des Tieres basiert. Hohe Temperaturen<br />

können ausserdem die Lebensfähigkeit der Eier negativ<br />

beeinflussen (siehe Hypothese «Wassertemperatur») [15,<br />

16]. Darüber hinaus können lipidlösliche toxische Substanzen,<br />

die im Muttertier akkumulieren, in die Oocyten transportiert<br />

werden und während der Wachstums- und Reifezeit des<br />

Eies abgelagert werden oder sich dort weiter anreichern und<br />

schliesslich das Ei, den Embryo, spätere Lebensstadien oder<br />

sogar erst nachfolgende Generationen schädigen [8, 17].<br />

Generell sind Eier und frühe Lebensstadien eines Fisches<br />

(so genannte early life stages ELS) besonders empfindlich<br />

gegenüber bestimmten nachteiligen Einflüssen aus der Umwelt,<br />

wie zum Beispiel endokrine Disruptoren [2, 18]. Der Begriff<br />

«ELS» ist bei toxikologischen Arbeiten in der Regel auf<br />

die Embryonalentwicklung bis zum Schlüpfen beschränkt,<br />

während andere, eher ökologisch orientierte Arbeiten auch<br />

die Zeit danach (in der Regel bis zur Emergenz aus dem Kies<br />

oder inklusive Sömmerling) umfassen, in der die sexuelle Differenzierung<br />

stattfindet [19, 20]. Einflüsse in diesem Lebens-<br />

1. Eibildung 2. Laichgeschäft<br />

3. Eientwicklung<br />

Östrogenaktive<br />

Substanzen<br />

passives Monitoring<br />

Laichgrube<br />

aktives Monitoring<br />

Temperatur<br />

Vibertbox Lochplatte<br />

Eier Eier<br />

Anzahl<br />

befruchteter Eier<br />

4. Schlupf und Emergenz<br />

Anzahl<br />

Eier/Rogner<br />

Überlebensrate Brütlinge<br />

Abb.5.1.2: Indikatoren zur Beurteilung einer möglichen Reproduktionsschwäche und ihre Zuordnung zu den Stadien im Reproduktionsgeschehen.<br />

(1) Vitellogenin (VTG) ist ein Dotter-Vorläuferprotein, das bei estrogener Belastung des Gewässers auch bei Männchen gefunden wird.<br />

(2) Die Anzahl Eier pro Rogner und die Zahl befruchteter Eier geben Auskunft über das natürliche Fortpflanzungspotenzial einer Bachforellenpopulation.<br />

(3) Beim aktiven Monitoring werden beispielsweise Lochplatten auf den Kies gesetzt, oder Vibertboxen in den Kies versenkt, um<br />

die Entwicklung der Eier an spezifischen Stellen im Gewässer zu testen. Beim passiven Monitoring werden natürliche Laichgruben kartiert und<br />

beobachtet. (4) Die Anzahl der geschlüpften Larven und der emergierenden Brütlinge wird mit der Zahl befruchteter Eier verglichen, um die<br />

Überlebensrate der Brütlinge zu berechnen.<br />

17

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