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DEM FISCHRÜCKGANG AUF DER SPUR - Fischnetz

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<strong>Fischnetz</strong>-Schlussbericht Fortpflanzung<br />

Regionen verändert hat, ist nur ungenügend bekannt, da die<br />

bekannten Daten punktuell an einzelnen Gewässern erhoben<br />

worden sind, unter unterschiedlichen Eingangshypothesen<br />

und meist mit unterschiedlichen Methoden (Tabelle 5.1.1).<br />

Vitellogenin-Konzentrationen in Bachforellen<br />

An fünf Standorten wurden erhöhte, jedoch stark streuende<br />

VTG-Konzentrationen bei Bachforellen gemessen: bei Busswil<br />

unterhalb ARA Lyss (Alte Aare), unterhalb ARA Theufenthal<br />

(Wyna), oberhalb ARA Theufenthal (Wyna), unterhalb<br />

ARA St.Imier/Villeret (Schüss), unterhalb ARA Eschenbach<br />

(Winkelbach). An diesen Standorten muss aufgrund der VTG-<br />

Konzentrationen im Blutplasma männlicher Bachforellen von<br />

einer estrogenen Belastung im Vorfluter ausgegangen werden.<br />

Von den positiven Beprobungsstellen liegen vier direkt<br />

unterhalb von Kläranlagen, eine liegt oberhalb (Wyna, oberhalb<br />

ARA Teufental). Dort enthält der Vorfluter jedoch bereits<br />

die geklärten Abwässer von drei weiter oberhalb gelegenen<br />

ARA. Ausserdem wurden erhöhte VTG-Konzentrationen bei<br />

Gründlingen festgestellt [25]. Die Beurteilung der VTG-Daten<br />

ist schwierig, da die Zahl der Messungen an einzelnen Gewässerstellen<br />

relativ gering und die individuelle Variabilität<br />

der VTG-Konzentrationen recht hoch ist. Für einen Vergleich<br />

der VTG-Konzentration mit den estrogenaktiven Einträgen<br />

ins Gewässer wurden die Estrogenäquivalente aller Vorfluter<br />

berechnet, bei denen oberhalb und/oder unterhalb der ARA-<br />

Einläufe VTG in männlichen Forellen gemessen wurde. Es<br />

zeigt sich dabei keine klare Korrelation zwischen den VTG-<br />

Werten und den Estrogenäquivalenten unterhalb von ARA<br />

[26], was vor allem auf die enorm hohe Variabilität in der Antwort<br />

der Fische zurückzuführen ist.<br />

Ovotestis<br />

Ovotestis wurde bei Bachforellen in keinem Fall festgestellt.<br />

Rotaugen wurden an insgesamt 15 Stellen in zwei Flüssen<br />

und neun Seen untersucht und Tiere mit Ovotestis kamen in<br />

Häufigkeiten von 0 bis zu 22% vor. Dies sind signifikante<br />

Standortunterschiede, die jedoch aufgrund unzureichender<br />

Hintergrundinformationen (Estrogenbelastung der Standorte<br />

und der normale Prozentsatz von Ovotestis bei Schweizer<br />

Rotaugen) nicht interpretiert werden können. In Gründlingen<br />

wurde dieses Phänomen an drei Stellen beobachtet, davon<br />

an einer Stelle unterhalb einer ARA (14–24% Häufigkeit,<br />

nicht signifikant) [25].<br />

Fortpflanzungsfähige Elterntiere und Anzahl Eier<br />

Um die Veränderungen in der Zahl der fortpflanzungsfähigen<br />

Elterntiere und deren Eiern zu untersuchen, eignen sich<br />

langjährige Datenreihen aus den Laichfischfängen verschiedener<br />

Kantone. Exemplarisch werden hier die Resultate ausgewählter<br />

Fliessgewässer vom Kanton BE (Emme, Biberebach,<br />

Kiesenbach und Aare), Kanton VD (Flon de Carrouge)<br />

und Kanton ZH (Töss, Kempt) zusammengefasst:<br />

� die Zahl der gefangenen Rogner pro Fangtag nimmt in<br />

den untersuchten Berner Gewässern seit Anfang/Mitte der<br />

1980er Jahre fast überall ab (Ausnahme ist der Kiesenbach).<br />

In den untersuchten Zürcher Gewässern (Töss und Kempt)<br />

schwanken die Zahlen der gefangenen laichreifen Rogner<br />

sehr stark. Die Schwankungen der Rognerzahlen in einigen<br />

Fliessgewässern könnten mit einem Wechsel in den Fanganstrengungen<br />

zusammenhängen: in Jahren guter Bestände<br />

wurden in den beiden Zürcher Gewässern bewusst nur ältere<br />

Laichtiere angelandet, in anderen Jahren hingegen alle<br />

Laichtiere dem Gewässer entnommen (M. Straub Kanton ZH,<br />

schriftliche Mitteilung).<br />

� die Eier pro Rogner zeigen in den Berner Fliessgewässern<br />

bis etwa 1990 sehr hohe Variationen, dann verstetigen die<br />

Zahlen etwas. In Aare, Kiesenbach und Biberebach lässt sich<br />

über den Verlauf der 1970er bis zur Mitte der 1980er Jahre<br />

eine teilweise markante Abnahme feststellen, in beiden Abschnitten<br />

der Emme sind die Zahlen gleich geblieben oder<br />

sogar leicht gestiegen (Abbildung 5.1.3). Bei der Aare könnte<br />

die starke Abnahme nach 1972 mit einer vorangegangenen<br />

grossen Vergiftung zusammenhängen (P. Friedli Kanton<br />

BE, schriftliche Mitteilung). Wie bei den veränderten Fanganstrengungen<br />

in Zürich wird ähnlich für die Berner Gewässer<br />

vermutet, dass in guten Laichfischfangjahren etwas<br />

grosszügiger gefischt wurde und eher kleinere Weibchen<br />

nicht mit letzter Anstrengung gekeschert wurden, während<br />

man sich in schlechten Jahren bemühte, auch kleinere Tiere<br />

noch zu keschern (P. Friedli Kanton BE, schriftliche Mitteilung).<br />

In der Flon de Carrouge lag die Zahl der Eier pro<br />

Kilogramm Biomasse Rogner in den Jahren von 1983 bis<br />

1987 gleichbleibend bei rund 2700 [27]. In den untersuchten<br />

Zürcher Gewässern (Kempt, Töss; M. Straub, unveröffentlichte<br />

Daten) unterliegt auch die Anzahl Eier pro Rogner sehr<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

1970<br />

1972<br />

1974<br />

1976<br />

1978<br />

1980<br />

Aare<br />

Kiesenbach<br />

1982<br />

1984<br />

Abb. 5.1.3: Anzahl Eier pro gefangenen Rogner aus ausgewählten<br />

Berner Fliessgewässern.<br />

1986<br />

1988<br />

1990<br />

1992<br />

1994<br />

1996<br />

1998<br />

2000<br />

Biberebach Emme oben<br />

Emme unten<br />

2002<br />

19

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