DEM FISCHRÜCKGANG AUF DER SPUR - Fischnetz
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<strong>Fischnetz</strong>-Schlussbericht Gesundheit<br />
sammenhänge zwischen Fischgesundheit und Änderungen<br />
im Fischbestand, insbesondere im Hinblick auf eine Verschlechterung<br />
der Wasserqualität. Beispielsweise wurde in<br />
einer Reihe von skandinavischen und kanadischen Studien<br />
gezeigt, dass Fische aus Vorflutern von Papierfabrik-Abwassern<br />
unter physiologischem Stress stehen, und dass dies<br />
assoziiert mit Störungen in Entwicklung, Reproduktion und<br />
Populationsstruktur war [6, 10, 11]. Bei Lachsen aus der Ostsee<br />
wurde ein Zusammenhang zwischen pathologischen<br />
Veränderungen der frühen Lebensstadien und einem Rückgang<br />
der Population beobachtet [12]. Für das Gewässersystem<br />
der Oak Ridge Reservation in den USA wurde eine<br />
Korrelation zwischen nachteiligen Veränderungen in einer<br />
Reihe von Gesundheitsparametern der Fische und einer Verarmung<br />
der Fischgemeinschaft berichtet [13, 14]. Negative<br />
Korrelationen zwischen Gesundheitsindikatoren von Fischen<br />
und der Speziesdiversität wurden auch von Schlenk et al.<br />
[15] in einer Studie an kanadischen Flüssen beschrieben. Die<br />
VALIMAR-Studie, die zwei chemisch unterschiedlich stark<br />
belastete Gewässer in Süddeutschland untersuchte, fand in<br />
jenem Gewässer, in dem die Bachforellen den schlechteren<br />
Gesundheitszustand aufwiesen, auch einen geringeren Bestand<br />
und einen schlechteren Altersaufbau der Forellenpopulation<br />
[16, 17]. Es muss allerdings betont werden, dass<br />
die Mehrzahl der publizierten Studien lediglich Korrelationen<br />
und keine Kausalbeweise für den Zusammenhang zwischen<br />
Fischgesundheit und Fischbestand anbieten. Zudem existieren<br />
Arbeiten, die keine Korrelationen zwischen Gesundheitsparametern<br />
und Populationsparametern von Fischen fanden<br />
[18, 19] und damit darauf hinweisen, dass individuelle Gesundheitsparameter<br />
nicht in jedem Fall Indikatoren für den<br />
Populationszustand sind.<br />
Im Falle von infektiösen Erkrankungen sind die Auswirkungen<br />
auf den Fischbestand wesentlich von der Pathogenität<br />
des Erregers sowie von Umweltfaktoren abhängig, die eine<br />
Infektion verstärken oder abschwächen können. So ist beispielsweise<br />
die Furunkulose eine Erkrankung, die im Freiland<br />
offensichtlich eher geringe Verluste auslöst, während der<br />
Erreger der Drehkrankheit – Myxosoma cerebralis – zu hohen<br />
Verlusten bei Forellenpopulationen in Nordamerika führte<br />
[20]. Ein Beispiel für den Einfluss von Umweltfaktoren ist die<br />
PKD, bei der die krankheitsbedingten Mortalitäten direkt von<br />
der Wassertemperatur abhängen [21].<br />
Diese Hypothese versucht folgende Fragen zu klären:<br />
� Wie ist der Gesundheitszustand von Fischen aus Schweizer<br />
Gewässern? Gibt es Hinweise auf einen schlechten Gesundheitszustand<br />
und/oder das Auftreten von infektiösen<br />
Krankheiten?<br />
� Gibt es Belege für einen Zusammenhang zwischen Fang-/<br />
Bestandes-Rückgang und veränderter Fischgesundheit?<br />
Dieser Frage kann nur retrospektiv nachgegangen werden,<br />
da die für diese Hypothese ausgewerteten Studien nur Messungen<br />
zur Fischgesundheit durchführten, aber nicht die mit<br />
den Gesundheitsveränderungen möglicherweise einhergehenden<br />
Veränderungen des Fischbestandes untersuchten.<br />
Der Frage nach den Ursachen wird in dieser Hypothese<br />
nur eingeschränkt nachgegangen. Im Falle von infektiösen<br />
Krankheiten ist die Ursachenfrage klar und muss nicht weiter<br />
erörtert werden. Im Falle von anderen, nichtinfektiösen<br />
Faktoren erlaubt die vorhandene Datenlage in der Regel keine<br />
tiefergehende Analyse. Daher wird lediglich am Beispiel<br />
der ARA-Einleitungen eine vorläufige Analyse zur Beziehung<br />
zwischen Abwassereinleitungen und Fischgesundheit durchgeführt.<br />
5.3.2 Befunde in der Schweiz<br />
Im Rahmen der an Fischen aus Schweizer Gewässern durchgeführten<br />
Untersuchungen wurden folgende Parameter erfasst,<br />
die Hinweise zum Gesundheitszustand der Fische<br />
erbringen: Nachweis infektiöser Krankheiten, speziell von<br />
Furunkulose, Viruskrankheiten [22] und PKD (Teilprojekte<br />
99/01, 99/16, 00/02, 00/09, 00/12, 01/04, 01/12, 01/23);<br />
Körper- und Organindices (TP 99/16, 99/17, 99/19, 99/36,<br />
00/06, 00/09, 01/19, 02/02); histopathologische Parameter<br />
(TP 99/02, 99/03, 99/04, 99/16, 99/17, 99/36, 00/06, 00/09,<br />
00/17, 00/19, 01/19, 01/24, 01/26, 02/02); biochemische<br />
Parameter wie beispielsweise EROD-Aktivität (TP 99/03,<br />
99/16, 00/06) und immunologische Parameter (TP 99/17).<br />
Eine über einzelne, lokale Studien hinausreichende Datenbasis<br />
liegt lediglich für die PKD und für die Histopathologie<br />
vor. Die Daten zur PKD und zur Histologie wurden zudem<br />
einheitlich von einer Arbeitsgruppe (Zentrum für Fisch- und<br />
Wildtiermedizin, FIWI) erhoben, was eine Abweichung durch<br />
eine unterschiedliche Bearbeitung ausschliesst. Die folgenden<br />
Ausführungen zum Gesundheitszustand von Bachforellen<br />
aus Schweizer Gewässern konzentrieren sich daher auf<br />
die beiden Parameter «PKD» und «Organpathologien». Nicht<br />
diskutiert werden dagegen die Befunde zu Furunkulose,<br />
Viruskrankheiten, Körper- und Organindices, Biochemie und<br />
Immunologie, da hierzu vergleichsweise wenige Daten aus<br />
wenigen Gewässersystemen vorliegen, die nur bedingt<br />
Rückschlüsse auf die generelle Situation in der Schweiz<br />
erlauben.<br />
Die proliferative Nierenkrankheit (PKD)<br />
Pathogene, die bei Bachforellen aus Schweizer Gewässern<br />
nachgewiesen wurden, umfassen bakterielle Erreger (beispielsweise<br />
Furunkulose), virale Erreger (insbesondere VHS;<br />
[22]) und eine Reihe von Ekto- und Endoparasiten (beispielsweise<br />
den die Schwimmblase befallenden Nematoden Cystodicola<br />
farionis). Allerdings war die Prävalenz dieser Krankheiten<br />
meist gering, mit Ausnahme von Cystodicola farionis,<br />
der Prävalenzen bis zu 100% aufwies, sowie dem häufigen<br />
Auftreten von Furunkulose bei Forellen aus aktiven Biomonitoring-Untersuchungen.<br />
Man muss bei der Interpretation der<br />
Daten zu infektiösen Erkrankungen der Bachforellenpopu-<br />
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