Frühjahr 2012 - Nr. 59 (pdf 8 MB) - Gemeinde Virgen
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6I Der Bürgermeister informiert<br />
Nationalparkgeld leben. Im Gegenteil.<br />
Bei vielen förderfähigen Projekten werden<br />
die üblichen Landesförderungen reduziert<br />
und müssen durch den Nationalpark<br />
auf übliche Landeswerte aufgestockt<br />
werden. Der Tourismusverband<br />
hat zum Teil echte Vorteile durch den<br />
Nationalpark (z. B. Wanderwegerhaltungsprogramme,Nationalparkpartnerbetriebe<br />
und spezifische touristische Angebote).<br />
Im Vergleich zu den Nationalparkregionen<br />
Salzburg und Kärnten ist<br />
der Tiroler Anteil am Nationalpark Hohe<br />
Tauern massiv benachteiligt. Die touristische<br />
Zusammenarbeit funktioniert in<br />
Salzburg und Kärnten wesentlich besser,<br />
und steht für touristische Maßnahmen<br />
weit mehr Geld zur Verfügung. In Tirol<br />
muss sogar der Nationalpark touristisches<br />
Marketing finanzieren. In Salzburg<br />
und Kärnten stellt die Landeswerbung<br />
zusätzliches Geld für Nationalparkmarketing<br />
bereit. Tirol benachteiligt in diesem<br />
Vergleich seinen Anteil am Nationalpark<br />
Hohe Tauern massiv.<br />
Nach 20 Jahren Nationalpark Tiroler<br />
Anteil wäre es gut, eine Evaluierung<br />
durchzuführen. Konnte der Nationalpark<br />
die Hoffnungen erfüllen, welche<br />
viele Menschen in ihn gesetzt haben?<br />
Prof. Lois Oberwalder (+), ein Verfechter<br />
des Nationalparks Hohe Tauern, mit<br />
dem ich viel Zeit verbringen durfte, hat<br />
mehrfach geäußert, dass er sich die Entwicklung<br />
des Nationalparks anders vorgestellt<br />
hat. Er ist davon ausgegangen,<br />
dass der Nationalpark den Tourismus<br />
zum Erblühen bringt.<br />
Zukunftsvisionen beim Nationalpark<br />
zielen auf die Rückkehr der großen Beutegreifer<br />
wie Luchs, Bär und Wolf ab. Osttirol,<br />
besonders die Nationalparkregion<br />
mit seiner extrem dünnen Besiedelung,<br />
eignet sich laut Experten besonders<br />
dafür. Beispiele im Alpenbogen, exemplarisch<br />
im Nationalpark Les Ecrins in<br />
Frankreich zeigen, wohin diese Reise<br />
gehen könnte. Verlassene Dörfer. Innerhalb<br />
von zwei bis drei Jahrzehnten ist in<br />
beispielhaften Dörfern die Bevölkerung<br />
von ursprünglich 2.500 Einwohnern auf<br />
500 gesunken. Dafür nimmt die Wolfpopulation<br />
zu. Die noch verbleibenden<br />
Bauern erhalten Geld für die durch<br />
Wölfe angerichteten Schäden. Wie sehen<br />
wir dieser Perspektive entgegen?<br />
Wasserkraft Obere Isel<br />
In bester Kenntnis der Sachlage in <strong>Virgen</strong><br />
und als guten Kenner des Bezirkes<br />
ist für mich klar, dass wir unsere Ressourcen<br />
naturschonend nützen müssen,<br />
um den Menschen ein (Über)Leben in<br />
unseren Tälern zu ermöglichen.<br />
Der von der Landwirtschaftskammer<br />
und von den Grünen – zum Thema Abwanderung<br />
eingeladene Referent Peter<br />
Rieder – ehemaliger Professor für Agrarwirtschaft<br />
an der Universität Zürich<br />
stellte einige Rezepte zur Diskussion:<br />
Eine bestimmte Größe von <strong>Gemeinde</strong>n<br />
sei erforderlich, entsprechende Hotels,<br />
öffentliche (staatliche) Bäder (Thermen),<br />
Exportleistungen, exklusive Nischenprodukte,<br />
die Besinnung auf die eigenen<br />
Ressourcen, nannte Rieder u. a. als<br />
Steuerungsinstrumente gegen Abwanderung.<br />
Wir haben die Ressource Wasser und wir<br />
können diese naturschonend nützen.<br />
Wir können erzeugte Energie exportieren<br />
und Einnahmen generieren. Mit<br />
solchen Einnahmen über die Iselstiftung<br />
Investitionen im Tal forcieren, von<br />
denen die gesamte Bevölkerung profitiert<br />
(Tourismus, Daseinsvorsorge, etc.).<br />
Wichtig ist, dass die Maximen für unsere<br />
Entwicklung berücksichtigt werden:<br />
¸ Verantwortung aktiv wahrnehmen<br />
für Natur, Gemeinschaft<br />
und Schöpfung<br />
¸ Gemeinsam sind wir stark<br />
¸ Offen sein für Neues<br />
Wir haben uns entschieden, die Nutzung<br />
der Ressource Wasser für die Energieerzeugung<br />
im <strong>Virgen</strong>tal mit dem <strong>Virgen</strong>taler<br />
Weg zu realisieren. Der <strong>Virgen</strong>taler<br />
Weg bedeutet Nachhaltigkeit und<br />
Beteiligung.<br />
Nachhaltigkeit steht für die Nutzung eines<br />
regenerierbaren Systems in einer Weise, dass<br />
dieses System in seiner wesentlichen Eigenschaft<br />
erhalten bleibt und sein Bestand auf<br />
natürliche Weise regeneriert werden kann<br />
oder:<br />
Regenerierbare lebende Ressourcen dürfen<br />
nur in dem Maße genutzt werden, wie Bestände<br />
natürlich nachwachsen.<br />
Aspekte der Nachhaltigkeit:<br />
• Die ökologische Nachhaltigkeit umschreibt<br />
die Zieldimension, Natur und<br />
<strong>Virgen</strong>Aktiv<br />
Umwelt für die nachfolgenden Generationen<br />
zu erhalten. Dies umfasst den<br />
Erhalt der Artenvielfalt, den Klimaschutz,<br />
die Pflege von Kultur- und<br />
Landschaftsräumen in ihrer ursprünglichen<br />
Gestalt sowie generell einen<br />
schonenden Umgang mit der natürlichen<br />
Umgebung.<br />
• Die ökonomische Nachhaltigkeit stellt<br />
das Postulat auf, dass die Wirtschaftsweise<br />
so angelegt ist, dass sie dauerhaft<br />
eine tragfähige Grundlage für Erwerb<br />
und Wohlstand bietet. Von besonderer<br />
Bedeutung ist hier der Schutz wirtschaftlicher<br />
Ressourcen vor Ausbeutung.<br />
• Die soziale Nachhaltigkeit versteht die<br />
Entwicklung der Gesellschaft als einen<br />
Weg, der Partizipation für alle Mitglieder<br />
einer Gemeinschaft ermöglicht.<br />
Dies umfasst einen Ausgleich sozialer<br />
Kräfte mit dem Ziel, eine auf Dauer<br />
zukunftsfähige, lebenswerte Gesellschaft<br />
zu erreichen.<br />
Nachhaltigkeit betrifft alle Betrachtungsebenen,<br />
kann also lokal, regional,<br />
national oder global verwirklicht werden.<br />
Mit dem „<strong>Virgen</strong>taler Weg“ verfolgen<br />
wir mit der Wasserkraft eine nachhaltige<br />
Entwicklung im <strong>Virgen</strong>tal:<br />
Ökologisch: Errichtung eines Kraftwerkes<br />
im Einklang mit der Natur<br />
Ökonomisch: Wertschöpfung für das<br />
Tal durch Beteiligung der <strong>Gemeinde</strong>n,<br />
Einrichtung der Iselstiftung, Arbeitsplätze<br />
(…)<br />
Sozial: Einrichtung der Iselstiftung, Mittel<br />
für Daseinsvorsorge, Energiesparmaßnahmen<br />
etc.<br />
Daten des Kraftwerkes:<br />
• Leistung: ca. 47 MW<br />
• Jahresarbeitsvermögen: ca. 140 GWh<br />
• Investition: ca. 144 Mio € (Preisbasis<br />
2011)<br />
• Ertrag für beide <strong>Gemeinde</strong>n: jährlich<br />
ca. 400.000 € in den ersten zehn Betriebsjahren,<br />
danach kontinuierliche<br />
Steigerung. Nach Rückzahlung des<br />
Kredites wächst diese Summe auf ca.<br />
2,500.000 € an (Preisbasis 2011)<br />
Die Planungen und Erhebungen für die<br />
Nutzung der Wasserkraft Obere Isel laufen<br />
auf Hochtouren. Es handelt sich hier