Jahrgang 08 | Nr. 40 - Fratz

nale ernst nehmen und nicht überhören.
Ganz wichtig, so die Psychologin,
sei es, mit dem Jugendlichen ins Gespräch
zu kommen.
„Um die Situation einzuschätzen,
sollten Eltern gut beobachten und
vor allem ihrer eigenen Intuition vertrauen:
Kann ich da noch zuschauen,
erinnert es mich vielleicht an meine
eigene Jugend? Oder habe ich das
Gefühl, dass uns das Problem entgleitet?“
Dann können sie sich im sozialen
Umfeld (Schule, Freundeskreis)
umhören, ob das Verhalten dort
auch so zutage tritt. „Besonders bei
depressiven Stimmungen oder Gewichtsabnahme
sollte auch der Kinder-
oder Hausarzt kontaktiert werden.
Und schließlich können sich die
Eltern oder das Kind auch professionelle
psychologische Hilfe suchen.“
Neue Familien-
beziehungen
Auch die Eltern müssen sich umstellen,
wenn der Nachwuchs flügge
wird. Das fängt mit einer flexiblen
Anpassung von Familienregeln an,
bedeutet aber auch eine Neubestim-
infos & hilfen
Erziehungsberatungsstellen
u.a. in DA, Bensheim, Groß-
Gerau, Groß-Umstadt, Ober-
Ramstadt, Pfungstadt.
Bundeskonferenz für
Erziehungsberatung e.V.
www.bke-elternberatung.de
(kostenlose Online-Beratung)
Projekt ANNA der Abteilung für
Psychosomatik/Psychotherapie
der Darmstädter Kinderkliniken:
Krisentelefon (08 00) 6 68 81 00
(Mo-Fr 13-15 Uhr), offene
Sprechstunden
Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung
www.bzga.de
(Gratis-Broschüren zu Pubertätsthemen
für Jugendliche und
Eltern)
Seiten für Jugendliche
www.bke-jugendberatung.de
(kostenlose-Online-Beratung)
oder www.loveline.de der BzgA
Erziehung
fratz 40 /2012 41
mung der eigenen Position: Die Kinder
brechen voller Energie zu neuen,
vielversprechenden Ufern auf, während
man selbst Kurs auf Wechseljahre
und Midlife-Crisis nimmt. Das
kratzt am Ego ...
Eltern, die bisher bis zur Selbstaufopferung
in der Erziehung aufgegangen
sind, erschweren jetzt ihrem Kind
die Ablösung, weil es spürt, dass die
Eltern ohne Lebensinhalt zurückbleiben.
Eine Paarbeziehung dagegen,
die sich nicht nur auf die gemeinsame
Elternschaft reduziert, ist für
einen Jugendlichen nicht nur ein
brauchbares Vorbild für erfüllte Partnerschaft,
sondern signalisiert ihm
zugleich, dass er nicht für das Wohl
der Eltern verantwortlich ist.
Mit der Pubertät werden die Erziehungsbeziehungen
neu gestaltet, es
entsteht in der Familie ein neues, anderes
Miteinander. Das Kind ist jetzt
ein innerlich unabhängiger Mensch
mit eigener Identität. Das müssen
Eltern akzeptieren.
Dass Eltern dabei nicht immer
den richtigen Ton treffen und es
ihnen viel zu selten gelingt, die
pädagogisch fundierten Tipps
wohlmeinender Ratgeberliteratur
in die Praxis umzusetzen, sie
also in der Erziehung so manchen
Fehler machen, ist aber ganz normal.
Und nicht weiter tragisch.
Ganz im Gegenteil: Nicht-perfekte
Eltern, die mit Niederlagen
umgehen können, sind für
Heranwachsende die besseren,
weil lebensechteren Vorbilder! ■
Anzeige
(Ein Beitrag
von Monika Klingemann)
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