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MünchnerUni.Magazin - Ludwig-Maximilians-Universität München

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MUM 01 | 2004 TITEL<br />

8<br />

„ES GEHT DARUM,<br />

NEUES ZU ENTDECKEN”<br />

EIN GESPRÄCH MIT DEM<br />

GEOPHYSIKER W. JASON MORGAN<br />

MUM: Professor Morgan, warum ist es immer noch<br />

so schwierig, Erdbeben und Vulkanausbrüche vorauszusagen?<br />

Morgan: Da muss man differenzieren: Vulkanausbrüche<br />

sind mittlerweile sehr gut einzuschätzen.<br />

Erdbeben können allerdings in der Tat nur auf einer<br />

sehr allgemeinen, statistischen Basis vorhergesagt<br />

werden. Man weiß zwar, wo ein Erdbeben wahrscheinlich<br />

stattfinden wird, man kann aber nicht prophezeien,<br />

wann genau. Beispielsweise ist Italien bekanntermaßen<br />

eher von Erdbeben bedroht als<br />

Schweden. Eine präzise Vorhersage wie bei Vulkanausbrüchen<br />

ist aber unmöglich. Bei der Frühwarnung<br />

vor Eruptionen hingegen hat es in den letzten<br />

fünf Jahren gewaltige Fortschritte gegeben. Mittlerweile<br />

ist es möglich, Menschen erst zwei, drei Tage<br />

vor einem Ausbruch zu evakuieren, so genau sind<br />

die Prognosen. Zugleich ist die Angst vor einem<br />

„falschen Alarm“ unter den Wissenschaftlern groß,<br />

denn was hilft das beste Frühwarnsystem, wenn ihm<br />

niemand mehr Beachtung schenkt.<br />

MUM: Wird es denn eines Tages möglich sein, Erdbeben<br />

ebenso präzise vorherzusagen, wie das<br />

heute mit Vulkanausbrüchen schon möglich ist?<br />

Morgan: Natürlich glaube ich, dass es eines Tages<br />

möglich sein wird – ich bin schließlich Wissenschaftler<br />

(lacht). Wenn man sieht, welche Bandbreite<br />

es heute gibt, Vulkanausbrüche, Flutkatastrophen,<br />

Dürren oder Wirbelstürme vorherzusagen, so hätte<br />

man das vor 20 oder 30 Jahren – bei den Vulkanen<br />

sogar vor zehn Jahren – nicht für möglich gehalten.<br />

Die Erdbeben sind jedoch leider sehr knifflig – aber<br />

ich denke, eines Tages werden wir auch hier soweit<br />

sein.<br />

MUM: Im vergangenen November hat US-Präsident<br />

George W. Bush Ihnen die „National Medal of Science“<br />

überreicht – dies ist der höchste Preis, den die<br />

Vereinigten Staaten von Amerika an einen Forscher<br />

für sein Lebenswerk vergeben. Was bedeutet diese<br />

Auszeichnung für Sie?<br />

Morgan: Das war eine große Überraschung für<br />

mich, denn ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet.<br />

In der Woche, in der ich davon erfuhr, feierten<br />

wir gerade meine Emeritierung. Für mich war das<br />

eine tolle Nachricht, denn ich empfinde diese Auszeichnung<br />

als eine sehr große Ehre. Meinem Dok-

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