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MünchnerUni.Magazin - Ludwig-Maximilians-Universität München

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Rund 48.000 Nachwuchsakademiker<br />

studieren an der LMU –<br />

Mediziner, Theologen, Mathestudenten.<br />

In einer Porträtserie geht<br />

das <strong>MünchnerUni</strong>.<strong>Magazin</strong> dem<br />

Alltag, den Plänen, Wünschen<br />

und Ideen einiger Studierender<br />

an einer der größten und ältesten<br />

<strong>Universität</strong>en Deutschlands nach.<br />

Eltern nach Deutschland ausgewandert ist, entdeckte<br />

seine Leidenschaft für Mathematik als Achtjähriger.<br />

Damals besuchte er – außerhalb des Schulunterrichts<br />

– ein „Mathetraining“ für Kinder. Diese<br />

Sonderprogramme werden in der ehemaligen Sowjetrepublik<br />

angeboten, um schon bei den Kleinen<br />

logisches Denken zu fördern. „In der Ukraine ist<br />

Mathe viel positiver besetzt als in Deutschland“, erzählt<br />

Mykhaylo, der bei seinen Eltern in Augsburg<br />

lebt. „Mathematik wird dort als Hobby für Kinder<br />

betrachtet. In Deutschland hat das Fach dagegen einen<br />

total schlechten Ruf.“ Die Nachwuchs-Mathematiker<br />

kümmert ihr seltsames Image jedoch wenig.<br />

Wie andere Hochschüler feiern auch Christian<br />

und Mykhaylo Partys mit ihren Kommilitonen oder<br />

verbringen gemeinsame Urlaubstage. Ganz normale<br />

Studenten eben.<br />

Wie spannend wettkampfmäßiges Rechnen und<br />

Knobeln ist, das zeigen hierzulande jedes Jahr zwei<br />

Mathe-Wettkämpfe: der Bundeswettbewerb Mathematik<br />

und die deutsche Mathematik-Olympiade.<br />

Aus dem Bundeswettbewerb sind Christian und<br />

Mykhaylo schon mehrmals als Sieger hervorgegangen.<br />

Der Erfolg bei einem der nationalen Wettbewerbe<br />

ist Bedingung für die schwierige Qualifikation<br />

zur IMO, der Internationalen Mathematik-Olympiade:<br />

Wer auf nationaler Ebene einen Preis gewinnt,<br />

darf an zwei deutschlandweiten IMO-Auswahlklausuren<br />

teilnehmen. Die 16 Erfolgreichsten<br />

können dann zu IMO-Vorbereitungsseminaren reisen.<br />

Hier werden die entscheidenden Auswahlklausuren<br />

geschrieben. Nur die sechs besten Mathematik-Talente<br />

vertreten Deutschland bei der Internationalen<br />

Mathe-Olympiade. Ein Qualifikations-<br />

Marathon, der sich auszahlt, findet Christian.<br />

Schließlich wäre er sonst nicht in so rascher Folge<br />

nach Tokio, Glasgow oder Washington gereist, wo<br />

die letzten Olympiaden ausgetragen wurden.<br />

Neben der Mathematik steht bei der IMO vor allem<br />

die Völkerverständigung im Vordergrund. 457 Schüler<br />

aus 82 Ländern nahmen an der letzen Mathematik-Olympiade<br />

in Tokio teil. „Das ist immer auch<br />

ein bisschen wie Urlaub“, erzählt Mykhaylo, der<br />

auch wettkampfmäßig Schach spielt. „Die Klausuren<br />

werden nur an zwei Vormittagen geschrieben.<br />

Ansonsten gibt es immer ein kulturelles Rahmenprogramm,<br />

in dem man viel über das Gastland erfahren<br />

kann, Konzerte zum Beispiel oder Museumsbesuche.“<br />

Wie alle Wettkämpfer betreiben die Nachwuchsmathematiker<br />

ihre Disziplin mit viel Sportsgeist.<br />

„Natürlich will man als Mannschaft gut abschneiden“,<br />

sagt Mykhaylo. Das deutsche Team pendelte<br />

in den letzten Jahren stets zwischen den Plätzen 10<br />

und 20, in Tokio wurde Platz 17 erreicht. Und das,<br />

obwohl Christian Reiher in Tokio eine Goldmedaille<br />

erringen konnte. Der 19-Jährige LMU-Student gilt<br />

mit insgesamt vier Goldmedaillen und einer Bronzemedaille,<br />

die er zwischen 1999 und 2003 gewann,<br />

als der erfolgreichste der mehr als 10.000 Teilnehmer<br />

in der 44-jährigen IMO-Geschichte. Mykhaylo<br />

Tyomkyn holte in Tokio bei seiner dritten Mathe-<br />

Olympiade die dritte Silbermedaille.<br />

Über ihre berufliche Zukunft haben sich Christian<br />

und Mykhaylo, die im April ins zweite Semester gestartet<br />

sind, noch nicht allzu viele Gedanken gemacht.<br />

Beide werden beim Hauptfach Mathematik<br />

bleiben, Christian will später vielleicht noch Physik<br />

studieren. Auch ein Auslandsaufenthalt schwebt den<br />

beiden vor. Aber da ist noch vieles offen. Sicher ist<br />

für Christian und Mykhaylo nur eines: An Mathe-<br />

Wettbewerben wollen die beiden nicht mehr teilnehmen.<br />

Zwar gibt es auch einen internationalen<br />

Mathematik-Wettkampf für Studenten, aber da winken<br />

die beiden ab: „Irgendwann muss ja auch mal<br />

Schluss sein.“ ■ oh<br />

MUM 01 | 2004 PROFILE<br />

27

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