Heft 4/2001 - Pro Tier

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Feuer frei auf Sing- und Zugvögel Kugeltod in Malta Regelmässig wird die Mittelmeerinsel Malta im Herbst für Sing- und Zugvögel zur Todesfalle. Millionen von Sing- und Zugvögeln droht beim Flug Richtung Süden auch in Malta der vorzeitige Tod durch Abschuss oder Fang. Über 20000 Jäger und Vogelfänger standen nach Informationen von ProTier im September einmal mehr Gewehr bei Fuss bereit, um während der dann beginnenden Jagdsaison nahezu jeden ankommenden Vogel vom Himmel zu holen. Die auf halber Strecke zwischen Italien und Nordafrika gelegene Insel gehört zu den wichtigsten Rastplätzen für europäische Zugvögel auf ihrem Weg in den Süden. Gewehrsalven von Schnellbooten aus Doch die maltesische Regierung erlaubt immer noch Jagdmethoden, die in allen anderen europäischen Ländern schon längst verboten sind. Bereits auf offener See, weit vor der Küste, nehmen Jäger, die sich selbst «Shooter» (Schiesser) nennen, die heranziehenden Schwärme von Schnellbooten aus unter Beschuss. Dabei werden zahlreiche Störche, Greifvögel, Drosseln oder Rotkehlchen von den breit streuenden Schrotladungen nur verletzt und müssen qualvoll ertrinken. Selbst in den wenigen Schutzgebieten, die die Behörden auf internationalen Druck während der letzten Jahre errichtet haben, spannen Vogelfänger ihre Netze. Meist werden die Tiere aus purer Lust am Töten abgeschossen. Vor allem die wendigen Schwalben und Mauersegler sind beliebte Ziel- scheiben. Die Vogeljagd auf Malta ist eine wesentliche Ursache für den dramatischen Rückgang von Wespenbussarden, Turteltauben und Nachtigallen in ganz Europa. Trotz des geplanten Beitritts zur EU zeigt die maltesische Regierung nur wenig Bereitschaft, die Mindestbe- Meeresschildkröten orientieren sich mit einem körpereigenen Kompass: So können junge Meeresschildkröten schon direkt nach dem Schlüpfen das Magnetfeld der Erde lesen. Die Jungtiere finden ihren Weg über den Atlantik und zurück ohne vom Kurs abzukommen, berichten amerikanische Biologen in der Fachzeitschrift «New Science». Die winzigen Jungtiere der so genannten «Unechten Karettschildkröte» machen sich unmittelbar nach dem Schlüpfen auf eine fast 13 000 Kilometer lange Reise durch den Atlantik: Von der Küste Floridas starten sie ins weite Meer und folgen einer warmen Strömung durch den Nord-Atlantik. Auf ihrer Wanderung orientieren sich die Babyschildkröten offenbar mit einem körpereigenen Kompass. Die Forscher hatten die vom Aussterben bedrohten Tiere in einen Plexiglastank gesetzt und mit computergesteuerten Magnetspulen das Erdmagnetfeld in verschiedenen Bereichen der Nordatlantik-Zirkulation simuliert. Dabei richteten sich die Babys immer so aus, dass sie wie im freien Meer mit der warmen Strömung weitergeschwommen wären. Die Tiere folgen dabei einem Weg, der ihnen offensichtlich von Geburt an bekannt ist. Mehrere Jahre benötigen die kleinen Schildkröten, um über den Atlantik und Orientierung stimmungen der Europäischen Vogelschutzrichtlinie in das nationale Jagdrecht zu übernehmen. Entsprechende Aufforderungen von EU- Umweltkommissarin Margott Wallström hat man bislang beharrlich ignoriert – aus Angst vor dem Verlust von Wählerstimmen. pt Im Banne des Erdmagnetfelds Ohne das Erdmagnetfeld könnten viele Tiere nicht überleben. Es hilft ihnen, die richtige Richtung zu wählen oder zur rechten Zeit zu essen. zurück zu schwimmen. Die warme und nährstoffreiche Meeresströmung bietet ihnen dazu ideale Wachstumsbedingungen. Manche Tiere kommen jedoch vom Kurs ab und sterben in kälteren Gewässern. Am Erdmagnetfeld orientieren sich bekanntlich auch Zugvögel. Nun haben schwedische Forscher laut der britischen Fachzeitschrift «Nature» herausgefunden, dass ihnen dieses auch bei der Wahl der Rastplätze hilft. Um nicht zu schwer zu sein, machen Zugvögel bei ihren langen Reisen häufig kurze «Fress-Stopps». Dies ist beim Überflug von Wüsten oder Meeren aber nicht möglich. Dank dem Erdmagnetfeld kann die Verpflegung offenbar kurz davor noch «vorgeholt» werden. So können selbst unerfahrene Jungvögel an günstigen Orten die nötigen Fettreserven anlegen, um z.B. die Sahara oder das Mittelmeer zu überfliegen. Zu dieser Erkenntnis kam Thord Fransson von der Universität Stockholm. Hierzu hatte er junge Sprosser-Vögel in seinem Labor einem sich verändernden Magnetfeld ausgesetzt. In einer Magnetsituation, das jenem Nordägyptens entsprach, entwickelten die Tiere mächtig Appetit – und sie nahmen das Dreifache an Fett zu. Fazit: Das Erdmagnetfeld «warnt» die Wandervögel vor einer längeren Hungerstrecke. uk 22 ProTier 4/01
ProTier 4/01 Buchbesprechung Fledermäuse – eine Bildreise durch die Nacht So haben Sie Fledermäuse noch nie gesehen. Mit aufwändiger Technik gelang es, die Geschöpfe der Nacht gestochen scharf abzulichten. Der mehrfach preisgekrönte Tierfotograf Dietmar Nill und der Biologe Björn Siemers haben gemeinsam ein Buch geschaffen, das durch aussergewöhnliche Qualität von Bild und Text besticht. Erstmals zeigen grossformatige Fotos nicht nur die Tiere, sondern auch ihre nächtliche Umgebung. Sie bieten aussergewöhnliche und spektakuläre Ansichten von besonderer Schönheit, wie zum Beispiel den Flug dicht über dem Wasserspiegel, den Beutezug oder das Gedränge am Schlafplatz. In spannenden Texten und authentischen Storys wird interessantes Hintergrundwissen vermittelt. Ebenso individuell wie der Stil des Fotografen ist der des Erzählers. Björn Siemers vermittelt neueste Erkenntnisse der Fledermausforschung aus der ganzen Welt und erklärt verblüffend einfach die hochkomplizierte Echoortung, mit der Fledermäuse sich orientieren. Er streift durch ihre Lebensräume vom Stoppelfeld bis zum Stadtzentrum Berlins. Die heimische Bechsteinfledermaus wird ebenso vorgestellt wie der Amazorensegler. Ein eigenes Kapitel ist den Bewohnern der Tropen, wie Vampiren und Froschjägern, gewidmet. Eine Galerie am Schluss porträtiert die wichtigsten Arten mit Schwerpunkt Europa. Das Buch eröffnet mit einer hervorragenden Kombination aus Wort und Bild eine neue Sicht auf alle Aspekte des Fledermauslebens und macht uns vertraut mit faszinierenden Lebewesen, die zu Unrecht den Mythos des Unheimlichen tragen. nd Bild: Dietmar Nill Dietmar Nill / Björn Siemers «Fledermäuse – eine Bildreise durch die Nacht» 160 Seiten, 177 Farbfotos, sfr. 70.– ISBN 3-405-16100-2 BLV Verlagsgesellschaft mbH München Postfach 400320, D-80703 München Tel. ++49 89 12705 403, Fax ++49 89 12705 545 E-Mail: presse@blv.de Den Tieren gerecht werden Zur Ethik und Kultur der Mensch-Tier-Beziehung Was sind wir den Tieren schuldig, von denen und mit denen wir leben? Wie sähe eine ethisch verantwortbare Balance zwischen Nutzung von Leben und Achtung des Lebens aus? Welcher ethischen und rechtlichen Grundlagen und Grundhaltungen bedarf es, um eine kultivierte, «humane» Beziehung zum Tier aufzubauen und zu erhalten? Was würde es bedeuten, den Tieren in ihrer Würde und Eigenart gerecht zu werden? Der Band dokumentiert Vorträge und Arbeiten, die im Zusammenhang mit der jährlichen Vergabe des «Schweisfurth-Forschungspreises für artgemässe Nutztierhaltung» entstanden sind. Er richtet sich gleichermassen an Philosophen, Juristen, Agrarwissenschafter und Ethologen – wie insgesamt an alle, die ein Interesse am Wohle der Tiere haben. Namhafte Wissenschafterinnen und Wissenschafter verschiedener Disziplinen unternehmen in diesem Band den Versuch, Antworten auf grundlegende und aktuelle Fragen zur Ethik und Kultur der Mensch-Tier-Beziehung zu geben. Einen Schwerpunkt bildet dabei der Umgang mit Tieren in der Landwirtschaft. Die Schriftenreihe «Tierhaltung – Ökologie, Ethologie, Gesundheit» in der der Band erschienen ist, bietet Raum zur Veröffentlichung von Arbeiten aus dem Gebiet der Tierhaltung, die ihres Umfanges wegen in Fachzeitschriften schwerlich gebührende Aufnahme und Verbreitung finden. nd Manuel Schneider (Hrsg.) «Den Tieren gerecht werden» 287 Seiten, DM 27.– / Euro 14.– Schweisfurth-Stiftung Südliches Schlossrondell 1 D-80638 München Tel. ++49 89 17 18 26, Fax ++49 89 17 18 16 E-Mail: info@schweisfurth.de 23
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