Zukunftsaussichten! - Fakultätsvertretung Jus - Universität Wien
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Ich nehme Bezug auf den Leserinbrief von Eva, die in der Februarausgabe<br />
2010 der Juristl <strong>Fakultätsvertretung</strong>szeitung auf Seite 5,<br />
versucht auf die geschlechtergerechte Frage einzugehen:<br />
„Mir geht die erzwungene geschlechtergerechte Sprache auch auf die<br />
Nerven. Die Feministinnen glauben, dass es in unserer Sprache ungerechte<br />
einseitige Bevorzugungen zugunsten „männlicher“ Formulierungen<br />
gibt. Folgendes entgeht scheinbar jedem (merkwürdigerweise):<br />
1.Die Anrede in der Höflichkeitsform lautet für Männer und Frauen auf<br />
„Sie“ und „Ihre“ und nicht auf „Er“ und „Seine“. Das gilt sowohl für<br />
die Anrede des Einzelnen als auch in der Gruppe. zB „Guten Morgen,<br />
Herr Müller. Ich habe SIE schon lange nicht gesehen.“ Oder zB „Sehr<br />
geehrte Damen und Herren. Es freut mich, SIE hier heute zu sehen“.<br />
Um gleich auf die haarsträubend falsche Auslegung der deutschen<br />
Sprachanwendung einzugehen, darf ich darauf aufmerksam machen,<br />
dass die Höflichkeitsanredeform „Sie“ ein Pronomen im Plural (3.<br />
Person) ist, das kleingeschriebene „sie“ ein weibliches Personalpronomen<br />
im Singular (3. Person) ist. „Sie“ ist also keine weibliche Form und somit<br />
auch kein Argument dafür, dass in unserer Sprache Gleichberechtigung<br />
stattfindet. Deshalb ist dieses an den Haaren herbeigezogene Argument<br />
„merkwürdigerweise“ „jedem“ bis jetzt entgangen.<br />
Außerdem finde ich eine Pauschalisierung von „Feministinnen“, die es<br />
durchaus auch in männlicher Form zu finden gibt, falsch. Ich trete für<br />
eine Gender bewusste Sprache ein und bezeichne mich nicht als<br />
Feministin. Allerdings lasse ich mich auch nicht mit „Fräulein“ ansprechen,<br />
sondern als ganze „Frau“. In den Kleinigkeiten liegt die<br />
Diskriminierung.<br />
Juristl | März 010<br />
Leser/innenbriefe<br />
Frauen die den Mund aufgemacht haben und nicht schweigend der<br />
Anwendung von Ungerechtigkeit zugesehen haben, verdanken wir es<br />
heute dass Frauen studieren und wählen dürfen. Und es ist gar nicht<br />
solange her dass Frauen das nicht durften (1918: Einführung des<br />
Wahlrechts für Frauen in Österreich; ab 1900 Zulassung von Frauen zum<br />
Studium an ausgewählten! Fakultäten in <strong>Wien</strong>). Das Masterstudium<br />
Gender Studies wurde übrigens 2006/07 an der <strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong> eingerichtet<br />
(nein ich studiere nicht Gender Studies).<br />
Um die Kirche im Dorf zu lassen:<br />
Mein Vorschlag für eine Gender gerechte Schreibweise ist, das auch von<br />
der Linguistik empfohlene Binnen I zu verwenden (StudentInnen),<br />
wodurch eine Unterbrechung des Leseflusses nicht stattfindet; eine<br />
elegante und leicht lesbare Variante. Die sehr holprige Variante des<br />
jeder/jede kann auf diese Weise ähnlich umgangen werden: jede/r.<br />
Eine Alternative bieten neutrale Bezeichnungen (Studierende).<br />
Eine weitere Möglichkeit ist es natürlich auch, nur die weibliche Form zu<br />
verwenden, sozusagen eine positive Diskriminierung um die Ungleichbehandlung<br />
der vergangenen Jahre auszugleichen. Das ist eine Idee<br />
und soll die Argumentation nur die männliche Form zu verwenden,<br />
entkräften.<br />
Mit besten Grüßen,<br />
Riva Rocci