Zukunftsaussichten! - Fakultätsvertretung Jus - Universität Wien

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Prof.in Wendehorst prüft ab März 2010 bürgerliches recht Prüferin im Gespräch – Prof.in Wendehorst IntErvIEw Sie sind Wahlfachkorbkoordinatorin des Wahlfachkorbes ILPL (International Legal Practice and Language). Wie kamen Sie dazu? Erzählen Sie uns ein bisschen etwas über den neuen Wahlfachkorb! Es waren im Grunde zwei Entwicklungen, die dazu geführt haben, dass ich diesen Wahlfachkorb übernommen habe. Zum einen steht mein Interesse für Sprachausbildung in engem Zusammenhang mit meinem Tätigkeitsbereich an meiner früheren Universität, der Universität Göttingen. Schon dort war mir die Sprachentwicklung ein besonderes Anliegen. Zunächst hatte ich für Lehrende ein Sprachausb ildungsprogramm zusammengestellt und hätte dies auch, wenn ich dort geblieben wäre, für Studierende getan. Dazu ist es jedoch nicht gekommen, da ich dem Ruf an die Universität Wien gefolgt bin. Der zweite Grund, der mich dazu bewogen hat, den ILPL Wahlfachkorb zu koordinieren, war die schon länger bestehende Forderung von Studierendenseite nach einem weiterführenden Sprachausbildungsprogramm am Juridicum. Der Studienprogrammleiter, Professor Meissel, wusste, dass ich mich schon länger im Bereich Sprachentwicklung engagiert hatte und kam mit der Juristl | März 010 GEorG GutFLEISch | FinanzreFerent | georg.gutfleisch@fvjus.at urIM baJraMI | Gastautor | urim.bajrami@fvjus.at Anfrage auf mich zu, ob ich nicht auch in Wien einen Wahlfachkorb mit diesem Schwerpunkt konzipieren und leiten wolle. pErson Univ.Prof. Dr. Christiane Wendehorst, LL.M. Institut für Zivilrecht Sprechstunde nach Vereinbarung über das Sekretariat EMail: christiane.wendehorst@univie.ac.at http://zivilrecht.univie.ac.at/wendehorst Wie wird der Prüfungsablauf bei Ihnen gestaltet? Ich werde mich natürlich an dem orientieren, was hier in Wien üblich ist, weil es sicher nicht angebracht ist, einen vollkommen neuen Prüfungsstil einzuführen. Dementsprechend werde ich mich, soweit möglich, nach den Erwartungen der Studierenden richten. „[…] Dementsprechend werde ich mich, soweit möglich, nach den erwartungen der Studierenden richten […]“ Univ.-Prof.in Dr. Christiane Wendehorst, LL.M. Nach vielen Gesprächen mit Studierenden habe ich zum Beispiel den Eindruck gewonnen, dass die in Deutschland durchaus üblichen Gruppenprüfungen hier nicht besonders beliebt sind. Deshalb werde ich, da das von vielen Seiten gewünscht wird, Einzelprüfungen abhalten. Fragen weitergeben werde ich nur, wo sich dies anbietet und gegenüber dem zweiten gefragten Kandidaten nicht unfair ist. Es schadet sicher nie, wenn man während der gesamten Prüfung aufmerksam ist. Für mich ist es auf jeden Fall wichtig, dass die Prüfung in einer gelösten Atmosphäre stattfindet. „[…] Für mich ist es auf jeden Fall wichtig, dass die Prüfung in einer gelösten Atmosphäre stattfindet […]“ Univ.-Prof.in Dr. Christiane Wendehorst, LL.M. Es geht weniger um die Beantwortung einer frontal gestellten Frage, sondern eher um das gemeinsame Erarbeiten einer Lösung. Auch wird es in keiner Weise negativ bewertet, wenn man während der Prüfung mit dem Kodex arbeitet. Die Fähigkeit, mit Gesetzestexten umzugehen, gehört im Gegenteil zu den Dingen, auf die ich großen Wert lege. Natürlich werde ich mir auch schon vorher Fragenkataloge zurechtlegen. Ich werde aber nicht für jede Person einen eigenen machen sondern je nach Prüfungsverlauf flexibel die Fragen auswählen. Welches Lehrbuch empfehlen Sie bzw. welche zusätzlichen Unterlagen (wie Skripten) sind bei der Prüfung relevant? In Bezug auf die Auswahl der Lehrbücher bin ich neutral. Für mich sind insbesondere Koziol/ Welser und die Springerreihe absolut gleichwertig. Da die Auswahl des Lehrbuches für jeden etwas sehr Persönliches ist und jedem ein anderes Lehrbuch eher liegt, möchte ich auch keine Empfehlung abgeben. Außerdem kommt es mir auch nicht auf die genauen Details in den Büchern an, sondern auf das Verständnis des Stoffes. Wo setzen Sie Ihre Schwerpunkte und welche Themengebiete werden von Ihnen bevorzugt geprüft? Ich kann und werde mich nicht auf einen gewissen Schwerpunkt festlegen. Meine Forschungsschwerpunkte kann ohnehin jeder der Homepage entnehmen und sich daraus einen eigenen Reim
machen. Jetzt bestimmte Themenbereiche zu nennen, könnte die zu Prüfenden in die Irre führen, weil ich niemandem garantieren kann, dass gerade er/sie dann auch aus diesen Bereichen gefragt wird. Grundsätzlich werden nämlich alle großen Themenbereiche einbezogen. Wie schon erwähnt kommt es mir kaum auf spezielles Detailwissen an, sondern vielmehr auf das Verständnis des Stoffes. Es liegt mir viel daran, dass die Studierenden den Stoff grundsätzlich verstanden haben und wissen, wie man richtig mit einem zivilrechtlichen Fall umgeht. „[…] es liegt mir viel daran, dass die Studierenden den Stoff grundsätzlich verstanden haben und wissen, wie man richtig mit einem zivilrechtlichen Fall umgeht […]“ Univ.-Prof.in Dr. Christiane Wendehorst, LL.M. Wieso haben Sie sich entschlossen Jus zu studieren? Wann war für Sie die erste Begeisterung für diese Richtung erkennbar? Ich habe grundsätzlich immer eine Vorliebe für naturwissenschaftliche Themen gehabt. Daher hatte ich ursprünglich überlegt, Chemie, Physik, Biologie oder Mathematik zu studieren. Besonders für die Mathematik hatte ich eine besondere Vorliebe, welche mich damals nicht losgelassen hat. Ich hatte jedoch die Befürchtung, dass mich Mathematik zu introvertiert machen würde und habe mir dann gedacht, dass ich erst mal ein oder zwei Semester das studiere, das mir am unbekanntesten und zugleich am weltoffensten erscheint. So bin ich dann auf Jus gekommen: Im Grunde hat man ja beinahe alles bereits in der Schule kennen gelernt, einzig Jus nicht, und weltoffen ist dieses Fach allemal. Und wie das eben so ist mit Dingen, mit denen man sich einmal eine Zeit lang beschäftigt hat und an denen man Freude findet: man bleibt einfach dabei. So bin ich also bei Jus „hängen geblieben“, habe es aber nie bereut. Wussten Sie schon zu Beginn Ihres Studiums wohin es Sie verschlagen würde, oder hat es sich erst mit der Zeit ergeben? Auch das hat sich so ergeben. Die Lehre hat mir schon in meiner Zeit als Assistentin immer Freude gemacht. Aber dass ich dann tatsächlich auf der Uni bleibe und auch Professorin werden würde, hatte ich zunächst nicht geplant. Als ich als Hilfskraft an die Universität kam, ärgerte ich mich sehr über die hochnäsigen männlichen Assistenten, die ein junges Mädchen kaum ernst nahmen. „[…] Als ich als Hilfskraft an die Universität kam, ärgerte ich mich sehr über die hochnäsigen männlichen Assistenten, die ein junges Mädchen kaum ernst nahmen […]“ Univ.-Prof.in Dr. Christiane Wendehorst, LL.M. So wollte ich ursprünglich rein aus sportlichem Ehrgeiz in Rekordzeit und vor allen anderen promovieren und habilitieren, um dann etwas ganz anderes zu machen, vielleicht in eine internationale Anwaltskanzlei zu gehen. Schon vor Abschluss meiner Habilitation habe ich dann aber einen Ruf auf einen Lehrstuhl erhalten und konnte natürlich einer solchen Versuchung und Herausforderung nicht widerstehen. Im Endeffekt habe ich auch diese Entscheidung nicht bereut. Was macht für Sie eine/n gute/n Juristin/ Juristen bzw. eine gute juristische Ausbildung aus? Ich denke, dass ein guter Jurist jemand ist, der für Zusammenhänge ein Gespür hat, der logisch denken kann und der mit dem juristischen Material umgehen kann. Bei all dem sollte man den gesunden Menschenverstand nicht vergessen und immer das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden können. „[…] Bei all dem sollte man den gesunden Menschenverstand nicht vergessen und immer das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden können […]“ Univ.-Prof.in Dr. Christiane Wendehorst, LL.M. Vergleich Lehre Deutschland contra Österreich? Unterschiede? Ein ganz großer Unterschied ist das Ausmaß, in dem man mit dem Gesetz arbeitet. In Deutschland hat jeder Studierende und jeder Lehrende immer den Gesetzestext dabei. Das geht sogar so weit, dass man bei der Prüfung den Gesetzestext verwenden muss, um die Prüfung zu bestehen. Das ist offenbar in Österreich ganz anders. Immer wieder werde ich von Studierenden gefragt, ob man den Kodex verwenden darf. Ich betrachte es keinesfalls als negativ, eher noch als positiv, wenn bei der Prüfung ins Gesetz blickt. Dennoch muss man gewisse Dinge natürlich sicher auch ohne Kodex wissen. Juristl | März 010
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