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Controller magazin 5/98<br />
INFORMATIONS<br />
CONTROLLING IN<br />
HANDELSUNTERNEHMEN<br />
mit Hilfe <strong>de</strong>r prozesskostengestützten<br />
Leistungsverrechnung Dr. Marzinzik, Karstadt AG, Esser) Prof. Dr Graßf)off. Ur)iversität Rostock<br />
von Prof. Dr. Jürgen Graßhoff und Dr. Christian Marzinzik, Universität Rostocl<<br />
11nformationscontrolling in Han<strong>de</strong>ls<br />
unternehmen<br />
Die Dynamik <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls ist durch eine<br />
stetige Neu- und Umorientierung gekenn<br />
zeichnet, einhergehend mit einer zuneh<br />
men<strong>de</strong>n Verschärfung <strong>de</strong>s Wettbewerbs.<br />
Da sich die Verän<strong>de</strong>rung aller Wettbe<br />
werbsparameter beson<strong>de</strong>rs im Faktor<br />
Ware wi<strong>de</strong>rspiegelt und die Ware zugleich<br />
das größte Investitionsobjekt darstellt,<br />
kommt <strong>de</strong>r optimalen Steuerung <strong>de</strong>r<br />
Warenströme nach Zeit, Wert, Menge<br />
und Qualität eine überragen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>u<br />
tung zu. Heute ist es nicht mehr <strong>de</strong>nkbar,<br />
daß die physischen Warenprozesse, wie<br />
Wareneingang, Transportieren, Lagern,<br />
Manipulieren und Warenausgang ohne<br />
informationstechnische Unterstützung ge<br />
managt wer<strong>de</strong>n können. Gleiches gilt aber<br />
auch für die auf die Ware gerichteten In<br />
formations- und EntScheidungsprozesse.<br />
So gewinnt die Informationstechnologie<br />
nicht nur als operatives Hilfsinstrument,<br />
son<strong>de</strong>rn vor allem als strategischer Wett<br />
bewerbsfaktor zunehmend an Be<strong>de</strong>utung.<br />
Diese Erkenntnis hat dazu geführt, daß<br />
insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n letzten jähren mas<br />
siv im Bereich <strong>de</strong>r Informationsverarbei<br />
tung investiert wur<strong>de</strong>. Obwohl Investitio<br />
nen in die Informationstechnologie per se<br />
als wirtschaftlich galten, stellt sich mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>r informationstechnischer<br />
Durchdringung sowie anhalten<strong>de</strong>m Wett<br />
bewerbsdruck die Frage nach <strong>de</strong>r tatsäch<br />
lichen Effizienz und Effektivität <strong>de</strong>r Infor<br />
mationsverarbeitung. Da <strong>de</strong>r erwartete<br />
Nutzen <strong>de</strong>r Informationstechnologie hin<br />
340<br />
ter <strong>de</strong>m realisierten Nutzen oftmals zu<br />
rückbleibt, gerät die Informationsverar<br />
beitung immer mehr in die Kritik. Sowohl<br />
in Theorie als auch in Praxis wird folglich<br />
die For<strong>de</strong>rung erhoben, <strong>de</strong>m „Wildwuchs"<br />
<strong>de</strong>r Informationsverarbeitung dadurch ein<br />
En<strong>de</strong> zu setzen, daß die Informationsver<br />
arbeitung einem gezielten Kosten- und<br />
Leistungsmanagement unterworfen wird.<br />
<strong>Als</strong> Konsequenz dieser Entwicklung eta<br />
blierte sich während <strong>de</strong>r 90er-|ahre ein<br />
Funktionalcontrolling speziell für <strong>de</strong>n Be<br />
reich <strong>de</strong>r Informationsverarbeitung (vgl.<br />
die empirischen Untersuchungen bei<br />
Krcmar 1992, S. 13 f.; Zanger/Schöne<br />
1994, S. 63 f. und Hasciike 1994, S. 139<br />
ff.). <strong>Als</strong> Schnittstelle zwischen <strong>de</strong>m Infor<br />
mationsmanagement und <strong>de</strong>m Untemeh<br />
menscontrolling (vgl. Abb. 1) wird <strong>de</strong>m<br />
Informationscontrolling die Aufgabe über<br />
tragen, die Planungs-, Steuerungs- und<br />
Kontrollprozesse zeitlich und sachlich zu<br />
koordinieren sowie das Informationsma<br />
nagement mit entscheidungsrelevanten<br />
Informationen, insbeson<strong>de</strong>re hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit<br />
<strong>de</strong>r Informationsprozesse, zu versorgen.<br />
Allerdings zeigt sich, daß aufgrund <strong>de</strong>s<br />
vielfältigen und komplexen Leistungs<br />
spektrums sowie <strong>de</strong>r Strukturkostendo<br />
minanz im Bereich <strong>de</strong>r Informationsver<br />
arbeitung immer noch ein Defizit bei <strong>de</strong>r<br />
instrumenteilen Unterstützung <strong>de</strong>s Infor<br />
mationscontrolling existiert. Die traditio<br />
nelle Kosten- und Leistungsrechnung -<br />
auch wenn sie <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r<br />
Informationsverarbeitung Rechnung trägt<br />
- liefert nur unzureichen<strong>de</strong> Informatio<br />
nen, die Wirtschaftlichkeit <strong>de</strong>r Leistungs<br />
erstellung sowie die <strong>de</strong>r Leistungsverwen<br />
dung langfristig zu steigern. Gleiches gilt<br />
für die sporadisch aufsetzen<strong>de</strong> Gemein<br />
kosten-Wertanalyse o<strong>de</strong>r das Zero-Based-<br />
Budgeting. Die Ursachen sind darin zu<br />
sehen, daß mit Hilfe dieser Verfahren kei<br />
ne ausreichen<strong>de</strong> Kostentransparenz ge<br />
schaffen wird, so daß we<strong>de</strong>r die wert<br />
schöpfen<strong>de</strong>n bzw. nicht wertschöpfen<br />
<strong>de</strong>n Aktivitäten noch die hinter <strong>de</strong>n<br />
Kosten stehen<strong>de</strong>n kostentreiben<strong>de</strong>n<br />
Faktoren aufge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m<br />
setzt ein wirtschaftlicher Umgang mit <strong>de</strong>n<br />
Informationsressourcen neben einer aus<br />
reichen<strong>de</strong>n Kostentransparenz einen An<br />
reizmechanismus voraus, welcher kosten<br />
bewußtes Verhalten honoriert.<br />
2 Leistungsverrechnung als Con<br />
trollinginstrument<br />
In <strong>de</strong>r Praxis zeigt sich, daß die Leistungs<br />
verrechnung als ein vielversprechen<strong>de</strong>s<br />
Instrument anzusehen ist, mit <strong>de</strong>ssen<br />
Hilfe nicht nur Kostentransparenz ge<br />
schaffen und Ineffizienzen aufge<strong>de</strong>ckt<br />
wer<strong>de</strong>n können, son<strong>de</strong>rn daß gleichzei<br />
tig ein Verrechnungssystem zum sparsa<br />
men Umgang mit <strong>de</strong>n Informationsres<br />
sourcen motiviert. Kosteneinsparungen<br />
können somit systemimmanent und<br />
dauerhaft verfolgt wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m unter<br />
stützt die Leistungsverrechnung <strong>de</strong>n<br />
Budgetierungs- und Kontrollprozeß, för<br />
<strong>de</strong>rt die Motivation <strong>de</strong>r Mitarbeiter durch<br />
Eigenverantwortlichkeit und liefert nicht<br />
zuletzt wichtige Informationen zur Fun<br />
dierung preispolitischer Entscheidungen.