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Kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus und ...

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<strong>Kommerzielle</strong> <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong><br />

was die Schweizer Reisebranche<br />

dagegen untern<strong>im</strong>mt<br />

Schriftliche Diplomarbeit zur Erlangung des Diploms als<br />

eidg. dipl. <strong>Tourismus</strong>fachfrau an der<br />

Schweizerischen <strong>Tourismus</strong>fachschule Sierre<br />

Eingereicht am 15. Juni 2007 in Sierre<br />

Verfasserin: Referentin: Koreferent<br />

Sandra Marti Hildegard Loretan Hilar Eggel<br />

Rossiweg 36 Dozentin Hochschule Wallis Mühleweg 3<br />

3250 Lyss Sebastiansplatz 1 3904 Naters<br />

martsand@students.hevs.ch 3900 Brig<br />

078/603’65’66


___________________________________________________________________________<br />

Es gibt keine großen Entdeckungen <strong>und</strong> Fortschritte,<br />

solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt.<br />

Albert Einstein (1879-1955)


___________________________________________________________________________<br />

Zusammenfassung<br />

Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der kommerziellen <strong>sexuelle</strong>n <strong>Ausbeutung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> der Frage, was die Schweizer Reisebranche dagegen<br />

untern<strong>im</strong>mt. Im Einleitungsteil werden die wichtigsten Begriffe geklärt sowie ein Überblick<br />

der Thematik vermittelt.<br />

In einem weiteren Schritt wird die ECPAT, eine Nichtregierungsorganisation, welche sich<br />

ausschliesslich mit der Problematik der Kinderprostitution <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> befasst,<br />

vorgestellt. Im Rahmen dieses Organisationsportraits wird auch auf die <strong>im</strong> Jahre 2004<br />

gegründete Non-Profit-Organisation The Code eingegangen, welche heute weltweit den<br />

Code of Conduct vertritt. Der Code of Conduct ist ein Verhaltenskodex für die<br />

<strong>Tourismus</strong>branche, welcher einen Sechs-Punkte-Massnahmenkatalog zum Schutz der<br />

Kinder vor <strong>sexuelle</strong>m Missbrauch vorsieht.<br />

In der Schweiz haben bis anhin zwei Reiseveranstalter diesen Kodex unterschrieben. Im<br />

dritten Teil wird deshalb analysiert, welche Aktivitäten des Codes <strong>von</strong> den beiden Tour<br />

Operators bereits umgesetzt wurden <strong>und</strong> was konkret gemacht wurde.<br />

Abschliessend wird anhand einer deutschen Studie, der Aufklärungs- <strong>und</strong> Wissensstand<br />

der deutschen Touristen betreffend des in der dieser Arbeit untersuchten Themas<br />

erläutert <strong>und</strong> daraus Schlussfolgerungen für die Schweiz gezogen.<br />

.<br />

Zusammenfassung I


___________________________________________________________________________<br />

Résumé<br />

Le présent travail de diplôme traite de l'exploitation <strong>sexuelle</strong> commerciale des enfants<br />

dans le tourisme ainsi que des mesures entreprises par la branche du voyage en Suisse<br />

pour y faire face. Dans la partie introductive, les termes les plus <strong>im</strong>portants sont clarifiés<br />

et un aperçu global du thème est également proposé.<br />

Par la suite, l’ECPAT est présentée, cette dernière est une organisation non<br />

gouvernementale qui s’occupe du problème de la prostitution infantile dans le tourisme.<br />

Dans ce chapitre, The Code, organisation à but non lucratif fondée en 2004 qui<br />

représente aujourd'hui dans le monde entier le Code of Conduct, est exposée. Le Code<br />

of Conduct est un code de conduite pour la branche de tourisme qui prévoit des mesures<br />

actives pour la protection des enfants contre abus sexuel.<br />

Jusqu’à ce jour, en Suisse, ce code est signé par deux organisateurs de voyages. La<br />

troisième partie analyse les activités du code qui sont déjà été transposées par ces deux<br />

tours opérateurs.<br />

Au moyen d'une étude allemande, l’état de la situation des touristes allemands<br />

concernant le thème est présenté et des conclusions pour la Suisse sont également<br />

tirées.<br />

Résumé II


___________________________________________________________________________<br />

Vorwort<br />

Die vorliegende Arbeit ist Bestandteil meiner Ausbildung an der Schweizerischen<br />

<strong>Tourismus</strong>fachschule in Sierre zur Erlangung des Diploms als eidgenössisch diplomierte<br />

<strong>Tourismus</strong>fachfrau. Der Inhalt dieser Arbeit stellt einen persönlichen Standpunkt dar <strong>und</strong><br />

entbindet mich als Autorin, als auch die Schweizerische <strong>Tourismus</strong>fachschule <strong>von</strong><br />

jeglicher Verpflichtung.<br />

„Mit zehn bist du erwachsen, mit zwanzig eine alte Frau <strong>und</strong> mit dreissig tot!“ 1 Dies ist ein<br />

erschütterndes Zitat <strong>von</strong> Em, einem jahrelang missbrauchten Mädchen aus einem<br />

Rotlichtviertel in Bangkok. Jährlich werden gemäss Schätzungen <strong>von</strong> UNICEF r<strong>und</strong> zwei<br />

Millionen Kinder Opfer der kommerziellen <strong>sexuelle</strong>n <strong>Ausbeutung</strong>. Zwar ist die<br />

Reisebranche nicht direkt verantwortlich für das Geschäft der Kinderprostitution, es<br />

bestehen aber dennoch einige Verbindungen zum <strong>Tourismus</strong>.<br />

Das erschreckende Ausmass musste ich während einer einmonatigen Rucksack-Tour<br />

durch Thailand selbst erleben. Insbesondere bestürzte mich die Selbstverständlichkeit –<br />

niemand schien sich gross daran zu stören, wenn ein älterer Herr mit einer deutlich<br />

jüngeren Thailänderin ein Restaurant betrat. Längst hat sich die Problematik auch auf<br />

andere Länder <strong>und</strong> Kontinente ausgebreitet. Der Handlungsbedarf ist gross. In den<br />

letzten Jahren ist jedoch ein Wandel <strong>im</strong> Gange. Sowohl Regierungen wie auch<br />

Nichtregierungsorganisation, aber auch die <strong>Tourismus</strong>industrie beginnen Verantwortung<br />

zu übernehmen.<br />

Ich habe mich für die Wahl dieses doch sehr heiklen Themas entschieden, weil ich die<br />

Diskussion ethischer Themen <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> als äusserst wichtig empfinde. Mich hat vor<br />

allem interessiert, was die Schweizer Reisebranche <strong>im</strong> Kampf gegen die kommerzielle<br />

<strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> untern<strong>im</strong>mt. Auch war es mein Ziel herauszufinden,<br />

wie stark die Schweizer Reisenden mit der Problematik vertraut sind. Aus zeitlichen<br />

Gründen konnte ich diesen Punkt jedoch nicht in meine Arbeit integrieren. Bis anhin gibt<br />

es in der Schweiz noch keine Studie über den Wissensstand der Schweizer Reisenden<br />

betreffend dieser Thematik <strong>und</strong> der Aufwand für eine repräsentative Umfrage hätte den<br />

Rahmen dieser Arbeit gesprengt. Durch diverse Literatur- <strong>und</strong> Internetrecherchen, aber<br />

auch durch interessante <strong>und</strong> informative Gespräche mit diversen Fachpersonen, konnte<br />

ich mir dennoch genug Wissen aneignen, um die Problematik in dieser Arbeit <strong>von</strong><br />

mehreren Seiten zu beleuchten. Ich möchte mich an dieser Stelle bei Claudia Meury <strong>von</strong><br />

1 http://www.tourism-watch.de/dt/21dt/21.jahre/index.html, 14.06.2007<br />

Vorwort III


___________________________________________________________________________<br />

der Hotelplan AG, Matthias Leisinger <strong>von</strong> der Kuoni Travel Holding Ltd. sowie bei<br />

Karolina Frischkopf <strong>von</strong> ECPAT Switzerland für die Interviews bzw. Gespräche sowie<br />

Roland Schmid <strong>von</strong> TUI Suisse für das Ausfüllen des schriftlichen Fragebogens<br />

bedanken. Ein weiterer Dank geht an meine Referentin Hildegard Loretan für die<br />

Anregungen vor <strong>und</strong> während dem Verfassen der Arbeit.<br />

Die Leserinnen bitte ich um Verständnis, dass aus Gründen der Lesefre<strong>und</strong>lichkeit nicht<br />

durchgehend männliche <strong>und</strong> weibliche Formen für Personenbegriffe verwendet werden.<br />

Selbstverständlich sind jeweils Frauen ebenso wie Männer gemeint. Zu den <strong>im</strong> Lauftext<br />

unterstrichenen Wörtern findet sich <strong>im</strong> Glossar eine Erläuterung.<br />

Vorwort III


___________________________________________________________________________<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Zusammenfassung......................................................................................I<br />

Résumé ......................................................................................................II<br />

Vorwort ................................................................................................... III<br />

Inhaltsverzeichnis .................................................................................... IV<br />

Abbildungsverzeichnis ............................................................................. V<br />

Abkürzungsverzeichnis ........................................................................... VI<br />

Glossar .................................................................................................... VII<br />

1. Teil – Einleitung in die Thematik........................................................ 1<br />

1.1. Definitionen .................................................................................................. 2<br />

1.1.1. Kind................................................................................................................ 2<br />

1.1.2. Kinderprostitution ........................................................................................... 2<br />

1.1.3. Kindersextourismus........................................................................................ 2<br />

1.1.4. <strong>Kommerzielle</strong> <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong>............................................ 3<br />

1.2. Bestandesaufnahme .................................................................................... 3<br />

1.3. Betroffene Länder......................................................................................... 4<br />

1.3.1. Kambodscha .................................................................................................. 5<br />

1.3.2. Dominikanische Republik ............................................................................... 6<br />

1.3.3. Südafrika........................................................................................................ 6<br />

1.4. Faktoren, welche Kinderprostitution <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> fördern ......................... 7<br />

1.4.1. Erfahrung der Kolonisation ............................................................................. 7<br />

1.4.2. Krieg/Militärstützpunkte .................................................................................. 7<br />

1.4.3. Armut ............................................................................................................. 8<br />

1.4.4. Kultureller Zusammenhang ............................................................................ 8<br />

1.4.5. Konsumwünsche............................................................................................ 8<br />

1.4.6. AIDS .............................................................................................................. 9<br />

1.4.7. Werbung ........................................................................................................ 9<br />

1.4.8. Steigende Mobilität......................................................................................... 9<br />

1.4.9. Gesetze.......................................................................................................... 9<br />

1.5. Die Opfer.................................................................................................... 10<br />

1.6. Die Täter .................................................................................................... 10<br />

1.7. Gesetzliche Gr<strong>und</strong>lagen............................................................................. 12<br />

1.7.1. Gesetzgebung in der Schweiz.......................................................................13<br />

Inhaltsverzeichnis IV


___________________________________________________________________________<br />

2. Teil – ECPAT <strong>und</strong> der Code of Conduct........................................... 14<br />

2.1. ECPAT International................................................................................... 14<br />

2.1.1. Die Geschichte der ECPAT ...........................................................................14<br />

2.1.2. 1. Weltkongress in Stockholm 1996 ..............................................................15<br />

2.1.3. ECPAT - Jugendkongress in Manila 2000 .....................................................16<br />

2.1.4. 2. Weltkongress in Yokohama 2001 ..............................................................16<br />

2.2. ECPAT Switzerland.................................................................................... 17<br />

2.3. Der Code of Conduct (Verhaltenskodex).................................................... 17<br />

2.3.1. Entstehung des Code of Conduct..................................................................18<br />

2.3.2. Massnahmen des Verhaltenskodex...............................................................19<br />

2.3.3. Zukunft des Code of Conduct........................................................................20<br />

3. Teil – Der Code of Conduct in der Schweizer Reisebranche ............22<br />

3.1. Das Steuergremium der Schweiz............................................................... 22<br />

3.2. Hotelplan .................................................................................................... 23<br />

3.2.1. Unterzeichung ...............................................................................................23<br />

3.2.2. Was wird anhand der sechs Massnahmen konkret gemacht .........................24<br />

3.2.3. Schwierigkeiten bei der Umsetzung ..............................................................27<br />

3.2.4. Was bringt der Code Hotelplan .....................................................................27<br />

3.2.5. Zukunftsaussichten .......................................................................................28<br />

3.2.6. Weitere Projekte zum Schutz der Kinder .......................................................28<br />

3.3. Kuoni.......................................................................................................... 28<br />

3.3.1. Unterzeichung ...............................................................................................28<br />

3.3.2. Was wird anhand der sechs Massnahmen konkret gemacht .........................29<br />

3.3.3. Schwierigkeiten bei der Umsetzung ..............................................................30<br />

3.3.4. Was bringt der Code Kuoni ...........................................................................30<br />

3.3.5. Zukunftsaussichten .......................................................................................31<br />

3.3.6. Weitere Projekte zu Schutz der Kinder ..........................................................31<br />

3.4. TUI Suisse.................................................................................................. 31<br />

3.4.1. Aus welchen Gründen hat man den Kodex (noch) nicht selbst<br />

unterzeichnet?...............................................................................................31<br />

3.4.2. Was untern<strong>im</strong>mt TUI Suisse zum Schutz der Kinder .....................................31<br />

3.5. Schlussfolgerungen.................................................................................... 33<br />

4. Teil – Aufklärungsstand der Reisenden............................................. 35<br />

4.1. Der Code of Conduct in Deutschland ......................................................... 35<br />

4.2. Studie zum Aufklärungstand deutscher Touristen...................................... 36<br />

4.2.1. Ergebnisse der Studie ...................................................................................37<br />

4.2.2. Schlussfolgerungen aus der Studie ...............................................................40<br />

4.3. Schlussfolgerungen für die Schweiz........................................................... 41<br />

5. Teil – Fazit..........................................................................................42<br />

Inhaltsverzeichnis IV


___________________________________________________________________________<br />

Quellenverzeichnis ................................................................................VIII<br />

Anhang 1: Interview Hotelplan AG ........................................................ IX<br />

Anhang 2: Faltblatt .................................................................................. X<br />

Anhang 3: Telefonisches Interview Kuoni Travel Ltd............................. XI<br />

Anhang 4: Fragebogen zum Code of Conduct - TUI Suisse................ XII<br />

Eidesstattliche Erklärung .......................................................................XIII<br />

Inhaltsverzeichnis IV


___________________________________________________________________________<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Informationsquellen über die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Tourismus</strong>............................................................................................ 37<br />

Abbildung 2: Eigener Informationsstand................................................................... 37<br />

Abbildung 3: Wie wichtig finden Sie es, dass die Reisebranche Massnahmen<br />

ergreift? ............................................................................................... 38<br />

Abbildung 4: Welche Massnahmen soll der RV zum Schutz der Kinder <strong>im</strong><br />

<strong>Tourismus</strong> ergreifen?........................................................................... 39<br />

Abbildung 5: Was würden sie <strong>im</strong> Falle einer Beobachtung aktiv unternehmen? ...... 40<br />

Abbildungsverzeichnis V


___________________________________________________________________________<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

Abb. Abbildung<br />

AG Aktiengesellschaft<br />

AIDS Acquired Immune Deficiency Syndrome<br />

bzw. beziehungsweise<br />

ca. circa<br />

CSCE Commercial Sexual Exploitation of Children<br />

DRV Deutscher Reisebüro <strong>und</strong> Reisveranstalter Verband<br />

ECPAT End Child Prostitution, Child Pornography and Trafficking of Children for<br />

Sexual Purposes<br />

etc. et cetera<br />

EU Europäische Union<br />

Fedpol B<strong>und</strong>esamt für Polizei<br />

ff folgende<br />

HI-Virus Humane Imm<strong>und</strong>efizienz-Virus<br />

k. A. keine Angaben<br />

Ltd. L<strong>im</strong>ited Comany<br />

n Nennungen<br />

Nr. Nummer<br />

NRO Nichtregierungsorganisation<br />

RV Reiseveranstalter<br />

S. Seite<br />

StGB Strafgesetzbuch<br />

TO Tour Operator<br />

TOI Tour Operators Initiative<br />

UFTAA Universal Federation of Travel Agent’s Associations<br />

UN United Nations<br />

Abkürzungsverzeichnis VI


___________________________________________________________________________<br />

UNEP United Nations Environment Programme<br />

UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization<br />

UNICEF United Nations Children’s F<strong>und</strong><br />

UNO United Nations Organization<br />

UN-WTO World Tourism Organization<br />

U.S. United States<br />

USA United States of America<br />

vgl. vergleiche<br />

WTO-OMT Welttourismusorganisation<br />

z.B Zum Beispiel<br />

% Prozent<br />

Abkürzungsverzeichnis VI


___________________________________________________________________________<br />

Glossar<br />

Apartheid So wurde die Rassentrennung <strong>von</strong> weisser <strong>und</strong><br />

Arbeitskreis für <strong>Tourismus</strong><br />

<strong>und</strong> Entwicklung akte<br />

farbiger Bevölkerung Südafrikas genannt.<br />

„Ist die Schweizer Fachstelle, die den <strong>Tourismus</strong> aus<br />

entwicklungspolitischer Sicht hinterfragt, Öffentlichkeit<br />

<strong>und</strong> Reisende informiert <strong>und</strong> sich <strong>im</strong> kritischen Dialog<br />

mit <strong>Tourismus</strong>unternehmen für gerechte, faire<br />

Beziehungen <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> engagiert.“ 2<br />

Corporate Responsibility „Beschreibt den Grad des Verantwortungs-<br />

bewusstseins eines Unternehmens, wo <strong>im</strong>mer seine<br />

Geschäftstätigkeit Auswirkungen auf die Gesellschaft,<br />

die Mitarbeiter, die Umwelt <strong>und</strong> das wirtschaftliche<br />

Umfeld hat. Corporate Responsibility steht <strong>im</strong> engeren<br />

Sinn für eine Unternehmensphilosophie, die<br />

Transparenz, ethisches Verhalten <strong>und</strong> Respekt vor<br />

den Stakeholdern in den Mittelpunkt<br />

unternehmerischen Handelns stellt.“ 3<br />

Incoming-Services Gezielte Vermarktung der eigenen Destination <strong>und</strong><br />

Koordination touristischer Dienstleistungen mit den<br />

beteiligten Anbietern, Veranstaltern, Reisebüros <strong>und</strong><br />

weiteren Leistungsträgern.<br />

Kinderschutz Schweiz Kinderschutz Schweiz setzt sich als Verein für den<br />

Schutz, das Wohl <strong>und</strong> die Rechte <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> ein. Es<br />

ist die einzige Organisation, welches sich landesweit<br />

gegen alle Formen <strong>von</strong> Gewalt gegen Kinder einsetzt.<br />

Innerhalb <strong>von</strong> Kinderschutz Schweiz ist auch die<br />

nationale Fachstelle der ECPAT angegliedert.<br />

2 http://www.akte.ch/, 14.06.2007<br />

3 http://de.wikipedia.org/wiki/Corporate_Responsibility, 14.06.2007<br />

Glossar VII


___________________________________________________________________________<br />

Kolonialismus „Der Kolonialismus ist eine Herrschaftsbeziehung<br />

zwischen Kollektiven, in welcher die zentralen<br />

Entscheidungen über das Leben der Kolonisierten<br />

durch eine kulturell verschiedene <strong>und</strong> nicht<br />

anpassungswillige Minderheit <strong>von</strong> Kolonialherren unter<br />

hauptsächlicher Bezugnahme auf externe Interessen<br />

beschlossen werden.“ 4<br />

Non-Profit-Organisation Non-Profit-Organisationen haben nicht das Ziel,<br />

Gewinn zu erzielen. Ihr Zweck ist es, den<br />

gemeinnützigen, sozialen, kulturellen oder<br />

wissenschaftlichen Interessen ihrer Mitglieder zu<br />

dienen.<br />

Pädophilie Das Wort kommt aus dem Griechischen <strong>und</strong> bedeutet<br />

übersetzt „Fre<strong>und</strong>schaft zum Kind“. Diese Übersetzung<br />

ist allerdings verwirrend. Der Begriff wird <strong>im</strong> Deutschen<br />

für <strong>sexuelle</strong> Neigungen Erwachsener zu Personen vor<br />

der Geschlechtsreife verwendet.<br />

TOI Tour Operators Initiative ist ein Zusammenschluss<br />

führender TO’s aus der ganzen Welt. Die TOI wird <strong>von</strong><br />

der WTO, der UNEP <strong>und</strong> <strong>von</strong> UNESCO unterstützt <strong>und</strong><br />

bezweckt die Förderung eines nachhaltigen <strong>Tourismus</strong><br />

in Berücksichtigung ökonomischer, ökologischer <strong>und</strong><br />

sozialer Aspekte.<br />

Tour Operator Englischer Begriff für Reiseveranstalter<br />

UNICEF Die UNICEF ist das Kinderhilfswerk der Vereinten<br />

4 http://de.wikipedia.org/wiki/Kolonialismus, 14.06.2007<br />

Nationen. Die Organisation wurde am 11. Dezember<br />

1946 in Folge des 2. Weltkriegs gegründet.<br />

Glossar VII


___________________________________________________________________________<br />

UN-Kinderrechtskonvention „Das Übereinkommen über die Rechte des Kindes,<br />

kurz Kinderrechtskonvention, wurde am 20. November<br />

1989 <strong>von</strong> der UN-Generalversammlung angenommen<br />

<strong>und</strong> trat am 2. September 1990, dreissig Tage nach<br />

der 20. Ratifizierung durch ein Mitgliedsland in Kraft.<br />

Be<strong>im</strong> Weltkindergipfel <strong>im</strong> selben Jahr verpflichteten<br />

sich die Regierungsvertreter aus der ganzen Welt zur<br />

Anerkennung der Konvention.“ 5<br />

5 http://de.wikipedia.org/wiki/UN-Kinderrechtskonvention, 14.06.2007<br />

Glossar VII


___________________________________________________________________________<br />

1. Teil – Einleitung in die Thematik<br />

Waren es <strong>im</strong> Jahre 1950 weltweit noch 25,3 Millionen einreisende Touristen, hat sich die<br />

Zahl bis ins Jahr 2006 auf unglaubliche 842 Millionen Personenankünfte weltweit<br />

gesteigert. 1 Die höchste durchschnittliche Zuwachsrate in den Jahren zwischen 1950<br />

<strong>und</strong> 2003 konnte die Region Asien <strong>und</strong> Pazifik generieren, gefolgt vom nahen Osten <strong>und</strong><br />

Afrika. Mit den touristischen Ankünften, nahmen auch die Einnahmen in der<br />

<strong>Tourismus</strong>branche zu. Damit gehört der <strong>Tourismus</strong> zu den weltweit grössten<br />

Wirtschaftszweigen. Zudem sagt die WTO-OMT bis zum Jahr 2020 weiteres Wachstum<br />

voraus.<br />

Da ist es nicht erstaunlich gilt der <strong>Tourismus</strong> in vielen Entwicklungsländern als<br />

Hoffnungsträger. Mit dem Wachstum der weltweiten Ankünfte, nehmen aber auch die<br />

Schattenseiten der touristischen Entwicklung zu. Kulturelle Zerstörung, Umweltschäden<br />

<strong>und</strong> die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> sind nur einige da<strong>von</strong>. Die<br />

Einnahmen aus dem <strong>Tourismus</strong> gehen oft in die Kassen der nordischen Länder oder in<br />

diejenigen einiger weniger Investoren. Auch die neuen Arbeitsplätze bleiben vorwiegend<br />

gut ausgebildeten Fachkräften vorbehalten. Vor allem Frauen <strong>und</strong> Kinder sind deshalb<br />

oft gezwungen sich eine Arbeitsstelle in der so genannten Schattenwirtschaft – also als<br />

Souvenirverkäufer, in der Gastronomie oder leider auch in der boomenden Sexindustrie<br />

– zu suchen. Längst haben Menschenhändler gemerkt, dass gerade in diesem Bereich<br />

viel Geld zu machen ist. 2<br />

Tagtäglich werden unzählige Kinder weltweit Opfer der Kinderprostitution. Vor allem in<br />

den weniger entwickelten Ländern dieser Welt, ist es für die Täter <strong>im</strong>mer noch einfach<br />

ihre Gräueltaten an den <strong>Kindern</strong> auszuüben, ohne dass jemand gross Notiz da<strong>von</strong><br />

n<strong>im</strong>mt. Seit einigen Jahren ist jedoch ein Wandel <strong>im</strong> Gange. Das Thema der<br />

kommerziellen <strong>sexuelle</strong>n <strong>Ausbeutung</strong> <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> wurde mittlerweile nicht nur <strong>von</strong><br />

verschiedenen Nichtregierungsorganisationen aufgenommen, sondern auch <strong>von</strong> vielen<br />

Regierungen. Diese setzen sich mit Information der Bevölkerung <strong>und</strong> einer strengeren<br />

Gesetzgebung vermehrt mit dem Thema auseinander.<br />

1<br />

Vgl. http://www.kinderschutz.ch/cms/files/International%20Human%20Rights%20Forum%20dt.pdf,<br />

13.06.2007<br />

2<br />

Vgl. http://www.bpb.de/files/81SS68.pdf, 05.06.2007<br />

Vgl. ECPAT Switzerland: „Engagement zum Schutz der Kinder vor <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong>“,<br />

Schulungsmaterialen für die Reisebranche, 2004, S. 18ff<br />

1. Teil – Einleitung in die Thematik 1 / 43


___________________________________________________________________________<br />

1.1. Definitionen<br />

Um Missverständnisse zu vermeiden, müssen vorgängig einige Begriffe betreffend der<br />

Thematik geklärt <strong>und</strong> definiert werden.<br />

1.1.1. Kind<br />

„Ein Kind kennzeichnet einen Menschen, der sich in der Lebensphase der Kindheit<br />

befindet. Laut Definition in der Kinderrechtskonvention der UNO sind dies Menschen, die<br />

das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.“ 3 Vor allem in Entwicklungsländern ist<br />

die Altersgrenze jedoch tiefer angesetzt. Dies beeinträchtigt den Schutz der Kinder <strong>und</strong><br />

deren Rechte erheblich.<br />

Wenn <strong>im</strong> Folgenden <strong>von</strong> Mädchen <strong>und</strong> Jungen die Rede ist, dann sind damit Kinder<br />

gemeint. Oft führt vor allem die Bezeichnung „Mädchen“ zu Verwirrung, denn z.B. in<br />

Thailand werden auch erwachsene Frauen häufig als „Thai-Mädchen“ bezeichnet.<br />

1.1.2. Kinderprostitution<br />

„Der Begriff Kinderprostitution beschreibt das Einbeziehen <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> gegen eine<br />

Vergütung in <strong>sexuelle</strong> Aktivitäten oder Handlungen.“ 4 Die Kinder werden dabei häufig<br />

<strong>von</strong> Zuhälterbanden für <strong>sexuelle</strong> Aktivitäten angeboten. Kinderprostitution gibt es nicht<br />

nur in den <strong>von</strong> Europa weit entfernten Ländern wie Thailand oder Brasilien, sondern<br />

auch in vielen europäischen Grossstädten.<br />

Auch hier ist die globale Definition auf Gr<strong>und</strong> der verschiedenen staatsbedingten<br />

Altersdefinitionen eines Kindes schwierig. Generell kann jedoch <strong>von</strong> Kinderprostitution<br />

gesprochen werden, wenn es sich um Kinder <strong>und</strong> Jugendliche unter 18 Jahren handelt.<br />

1.1.3. Kindersextourismus<br />

„Child sex tourism involves the commercial sexual exploitation of children. It takes<br />

various forms, but generally it is about adult men who, in the course of travelling away<br />

from home, pay in cash or kind for sex with children.“ 5 Der Begriff Kindersextourismus<br />

wird jedoch der Schwere des Problems nicht ganz gerecht. Es sollte nicht der Sex <strong>im</strong><br />

Vordergr<strong>und</strong> stehen, sondern die <strong>Ausbeutung</strong> des Kindes. Immer wie mehr spricht man<br />

3 http://kind.know-library.net, 28.05.2007<br />

4 http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderprostitution, 28.05.2007<br />

5 http://www.ecpat.net/eng/CSEC/definitions/Child_sex_tourism.htm, 28.05.2007<br />

1. Teil – Einleitung in die Thematik 2 / 43


___________________________________________________________________________<br />

deshalb heute <strong>von</strong> Prostitutionstourismus oder der kommerziellen <strong>sexuelle</strong>n <strong>Ausbeutung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Kindern</strong>. 6<br />

1.1.4. <strong>Kommerzielle</strong> <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong><br />

„<strong>Kommerzielle</strong> <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> beinhaltet diejenigen Handlungen, bei denen ein<br />

oder mehrere Erwachsene ein Kind sexuell missbrauchen <strong>und</strong> dadurch entweder für das<br />

Kind oder eine/mehrere Drittperson/en ein materieller oder <strong>im</strong>materieller Profit entsteht.“ 7<br />

Heutzutage wird oft der Begriff „<strong>Kommerzielle</strong> <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Tourismus</strong>“ anstelle des Wortes „Kindersextourismus“ verwendet, da es die gesamte<br />

Problematik <strong>und</strong> auch die Tragik besser zum Ausdruck bringt. Ausserdem soll deutlich<br />

werden, dass es sich dabei eindeutig um einen Missbrauch der betroffenen Kinder<br />

handelt.<br />

1.2. Bestandesaufnahme<br />

Es gestaltet sich äusserst schwierig das genaue Ausmass der kommerziellen <strong>sexuelle</strong>n<br />

<strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> in Zahlen zu fassen. UNICEF schätzt die Zahl<br />

der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen, welche weltweit <strong>im</strong> Sexgewerbe ausgebeutet werden, auf<br />

zwei Millionen. Ein bedeutender Teil <strong>von</strong> ihnen ist Opfer gewissenloser<br />

Menschenhändler. Oft werden die Kinder verschleppt, betrogen oder durch falsche<br />

Versprechungen dazu gebracht, den Schleppern zu folgen. 8<br />

Das Schätzen gestaltet sich deshalb so schwierig, weil es keine einheitliche Methode<br />

gibt. Auch sind in den verschiedenen Ländern die Definitionen des Kindes, des<br />

Missbrauchs, des Zwangs <strong>und</strong> der Prostitution unterschiedlich.<br />

Einige Aussagen lassen sich aber dennoch machen: 9<br />

� Es gibt <strong>im</strong>mer mehr Kinderprostituierte, das Durchschnittsalter der Ausgebeuteten<br />

sinkt dagegen. Die Mehrheit der sexuell ausgebeuteten Kinder befindet sich <strong>im</strong><br />

postpubertären Alter <strong>von</strong> 12 bis 18 Jahre.<br />

6<br />

Vgl. G. Wuttke, „Kinderprostitution, Kinderpornographie, <strong>Tourismus</strong>“, 1998, S. 19ff<br />

7<br />

Magazin der UNICEF Schweiz, „<strong>Kommerzielle</strong> <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong>“, Nr. 4/2001, S. 12<br />

8<br />

Vgl. http://www.unicef.de/3163.html, 29.05.2007<br />

9<br />

Vgl. S. Minninger: „Tränen heilen die W<strong>und</strong>en nicht.“, 2004, S. 16ff<br />

1. Teil – Einleitung in die Thematik 3 / 43


___________________________________________________________________________<br />

� Zwar werden die Kinder <strong>im</strong>mer noch überwiegend <strong>von</strong> Einhe<strong>im</strong>ischen missbraucht,<br />

aber die Zahl derjenigen Urlauber, welche in ihren Ferien Kinder sexuell ausbeuten,<br />

steigt stetig.<br />

� Trotz der strengeren Gesetzgebung (vgl. Kapitel 1.7) werden nur ein Bruchteil der<br />

Straftaten angezeigt.<br />

� „Die Kinderprostitution befindet sich am billigsten Ende, mit den furchtbarsten<br />

Bedingungen <strong>und</strong> dem höchsten Durchlauf an Klienten.“ 10 Die Kinder werden meist<br />

mit Naturalien <strong>und</strong> Sachgütern bezahlt <strong>und</strong> weniger mit Bargeld.<br />

1.3. Betroffene Länder<br />

Unzählige Länder sind vom Kinderprostitutionstourismus betroffen – entweder als<br />

touristische Destination oder als Sendeland. Auch ist zu erwähnen, dass sich das<br />

Problem auf <strong>im</strong>mer mehr Länder ausweitet. Generell reisen die Täter in die weniger<br />

entwickelten Länder Asiens (Philippinen, Thailand, Sri Lanka, Vietnam, Kambodscha <strong>und</strong><br />

Indien), Afrikas (Kenia <strong>und</strong> Südafrika), der Karibik (Dominikanische Republik <strong>und</strong> Kuba)<br />

<strong>und</strong> nach Brasilien. 11<br />

Auf Gr<strong>und</strong> der enorm grossen Dunkelziffer, ist es praktisch unmöglich genaue Zahlen<br />

der einzelnen Destinationen aufzuführen. Die meisten Kinderschutzorganisationen <strong>und</strong><br />

Länder können selbst nur Schätzungen abgeben.<br />

Folgend einige Zahlen für die oben genannten Länder. Sie zeigen auf, wie viele<br />

Kinderprostituierte es in den jeweiligen Ländern annähernd gibt.<br />

Philippinen 60'000 12<br />

Thailand 200'000 – 800’000 13<br />

Sri Lanka 30’000 12<br />

Vietnam 8'000 – 40’000 12<br />

Kambodscha 2’000 12<br />

10 Minninger, 2004, S. 17<br />

11 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderprostitution, 27.05.2007<br />

12 Terre des hommes: „Alles käuflich?“, 2. Auflage, 2002, S. 5<br />

13 http://www.missio-aachen.de/angebote-medien/pressedienst/archiv/2002/13_3044.asp,<br />

01.06.2007<br />

1. Teil – Einleitung in die Thematik 4 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Indien 400’000 14<br />

Kenia 30’000 15<br />

Südafrika 38’000 16<br />

Dominikanische Republik 25’000 17<br />

Kuba Keine Angaben<br />

Brasilien 250'000 - 500’000 18<br />

Immer häufiger sind auch osteuropäische Länder wie Tschechien <strong>von</strong> den Tätern<br />

gefragt. Die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> ist also schon lange kein Problem mehr,<br />

welches sich nur auf Thailand <strong>und</strong> Brasilien beschränkt. Auch ist festzustellen, dass<br />

Kinderprostitutionstouristen auf andere Länder ausweichen, sobald in einem best<strong>im</strong>mten<br />

Land die Gesetze verstärkt werden. Die Zusammensetzung der involvierten Länder<br />

ändert also stetig. 19<br />

Um einen besseren Einblick in die Entstehung des Kinderprostitutiontourismus zu<br />

erhalten, werden folgend drei Länder genauer vorgestellt. Es werden absichtlich nicht<br />

diejenigen Staaten vorgestellt, welche pr<strong>im</strong>är mit der Thematik assoziiert werden.<br />

1.3.1. Kambodscha<br />

Kambodscha liegt in Südostasien zwischen Laos, Thailand, Vietnam <strong>und</strong> dem Golf <strong>von</strong><br />

Thailand. Die Wirtschaft des Landes ist wenig entwickelt <strong>und</strong> deshalb vor allem agrarisch<br />

strukturiert. Die Bevölkerung lebt <strong>im</strong> Wesentlichen vom Anbau <strong>von</strong> Reisfeldern gefolgt<br />

vom Fischfang. Wie in vielen anderen ärmeren Ländern, hat sich der <strong>Tourismus</strong> auch in<br />

Kambodscha zu einer wichtigen Einnahmequelle entwickelt. Im Jahre 2006 betrug die<br />

Anzahl der Touristen 1,7 Millionen. Zu den meistbesuchten Orten in Kambodscha<br />

gehören das Weltkulturerbe Angkor, der Küstenort Sihanoukville <strong>und</strong> die Hauptstadt<br />

Phnom Penh. 20<br />

Die Zunahme der Kinderprostitution in Kambodscha hat vor allem geschichtliche<br />

Hintergründe. 1979 stürzten vietnamesische Truppen die Diktatur der kommunistischen<br />

Roten Khmer. Bis zum ersten Waffenstillstand <strong>und</strong> der Öffnung des Landes dauerte es<br />

14 http://www.tdh.de/content/themen/schwerpunkte/kinderprostitution/kinderprostitution.htm,<br />

09.05.2007<br />

15<br />

http://blog.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/archives/2007/03.html, 01.06.2007<br />

16<br />

Terre des hommes: „Ware Kind, Kinderhandel“, 1. Auflage 2002, S. 23<br />

17<br />

http://www.efriz.ch/cgi/sfc.pl?a=/sys/htm/menu.html&b=/archiv/013/t-5.html, 12.06.2007<br />

18<br />

Terre des hommes: „Alles käuflich?“, 2. Auflage, 2002, S. 5<br />

19<br />

Vgl. Minninger, 2004, S. 20ff<br />

20<br />

Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Kambodscha, 02.06.2007<br />

1. Teil – Einleitung in die Thematik 5 / 43


___________________________________________________________________________<br />

aber noch weitere 12 Jahre. Mit der Öffnung des Landes <strong>und</strong> der Stationierung <strong>von</strong><br />

22'000 UN-Soldaten Anfang der neunziger Jahre stieg auch die Kinderprostitution.<br />

Weitere Gründe für die Zunahme sind wachsende soziale Gegensätze, steigende<br />

<strong>Tourismus</strong>ankünfte, Korruption, aber auch mangelnde Perspektiven für die Kinder.<br />

Hauptregionen für die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> in Kambodscha<br />

sind die Hauptstadt Phnom Penh, Siem Riep, Sihanoukville <strong>und</strong> die Grenzprovinzen zu<br />

Thailand. Viele Mädchen <strong>und</strong> Jungen werden auch nach Thailand verschleppt. 21<br />

1.3.2. Dominikanische Republik<br />

Die Dominikanische Republik ist ein Inselstaat <strong>und</strong> liegt auf der Insel Hispaniola östlich<br />

<strong>von</strong> Haiti. In den letzten 40 Jahren hat sich die Wirtschaftsstruktur des Landes stark<br />

verändert. Zwar arbeiten heute <strong>im</strong>mer noch viele Dominikaner <strong>im</strong> Agrarsektor, jedoch hat<br />

dessen Bedeutung wegen des sprunghaft ansteigenden <strong>Tourismus</strong> stark abgenommen.<br />

Gr<strong>und</strong> dafür, war der Zusammenfall der Rohstoffpreise in den achtziger Jahren. Das<br />

Land sah sich gezwungen andere Deviseneinnahmen zu schaffen. Infolgedessen ist<br />

heute eine Vielzahl an Arbeitsplätzen direkt oder indirekt <strong>von</strong> der Reisebranche<br />

abhängig. Zudem strich die Regierung Subventionen <strong>und</strong> straffte den Markt. Folge dieser<br />

Massnahmen war eine massive Verteuerung der Nahrungsmittel, des Transports, der<br />

Schulen <strong>und</strong> der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung. Dazu herrscht eine sehr hohe Arbeitslosigkeit.<br />

Für viele Frauen <strong>und</strong> Mädchen ist die Prostitution deshalb die Haupteinnahmequelle<br />

geworden. 22<br />

1.3.3. Südafrika<br />

Die Republik Südafrika liegt an der Südspitze Afrikas. Im Norden grenzt das Land an<br />

Namibia, Botsuana <strong>und</strong> S<strong>im</strong>babwe, <strong>im</strong> Osten an Mosambik <strong>und</strong> Swasiland. Südlich bzw.<br />

südöstlich des Staates liegt der Indische, westlich der Atlantische Ozean.<br />

Südafrika hat eine bewegende Geschichte. Nach einer langen Zeit der Kolonialherrschaft<br />

<strong>und</strong> der Apartheid, fanden <strong>im</strong> Jahr 1994 erstmals freie Wahlen für alle Bewohner statt.<br />

Obwohl sich das Land in den letzten drei Jahrzehnten <strong>von</strong> einem Schwellen- zu einem<br />

Industrieland entwickelt hat <strong>und</strong> heute <strong>von</strong> UNO <strong>und</strong> EU zu den Erstwelt-Ländern gezählt<br />

wird, beträgt die Arbeitslosigkeit <strong>im</strong>mer noch r<strong>und</strong> 27% (Stand 2006) 23 . Vor allem die<br />

21 Vgl. http://www.unicef.de/155.html, 02.06.2007<br />

Vgl. http://www.unicef.de/index.php?id=3362, 02.06.2007<br />

22 Vgl. http://www.helvetas.ch/global/pdf/media/partnerschaft/pa_166_d.pdf, 02.06.2007<br />

Vgl. http://www.efriz.ch/cgi/sfc.pl?a=/sys/htm/menu.html&b=/archiv/013/t-5.html, 02.06.2007<br />

23 http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdafrika#Wirtschaft, 02.06.2007<br />

1. Teil – Einleitung in die Thematik 6 / 43


___________________________________________________________________________<br />

nicht-weisse Bevölkerung ist weiterhin benachteiligt <strong>und</strong> lebt oft in kümmerlichen<br />

Verhältnissen. Viele Kinder landen auf der Strasse, wo sie oft Opfer leerer<br />

Versprechungen skrupelloser Menschenhändler werden. Gerade sie bekommen die<br />

Schattenseiten der boomenden <strong>Tourismus</strong>industrie am härtesten zu spüren. Während in<br />

vielen asiatischen Ländern die Gesetze gestrafft wurden, gibt es seitens der<br />

Südafrikanischen Regierung bislang keine konkreten Regelungen. 24<br />

1.4. Faktoren, welche Kinderprostitution <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

fördern<br />

Alle vorgängig, <strong>im</strong> Zusammenhang mit Kinderprostitution <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> erwähnten<br />

Zieldestinationen, weisen verschiedene Merkmale auf, welche die Entwicklung des<br />

Prostitutionsgeschäftes begünstigen. Will man das Problem verstehen <strong>und</strong> bekämpfen,<br />

muss man die Problematik in seiner gesamten Komplexität anschauen. 25<br />

1.4.1. Erfahrung der Kolonisation<br />

Viele betroffene Länder haben eine koloniale Vergangenheit. Sie sind <strong>von</strong> den<br />

Eroberungszügen aus dieser Zeit sowohl wirtschaftlich wie auch sozial geprägt. Ihre<br />

Politik <strong>und</strong> Wirtschaft ist, mit Ausnahme <strong>von</strong> Thailand, auf die Interessen dritter<br />

ausgerichtet. Fast könnte man sagen, dass die Prostitutionstouristen in die Fussstapfen<br />

der „Herrenmenschen“ <strong>im</strong> Kolonialismus treten. Ein Zitat <strong>von</strong> Martha Mamozai bringt dies<br />

deutlich zum Ausdruck: „Herr sein heisst: obenauf zu sein <strong>und</strong> auf Unterworfene<br />

herabzublicken; Herr sein heisst: Damen beschützen <strong>und</strong> Weiber zu gebrauchen; Herr<br />

sein heisst: dafür sorgen, dass der eigene Nutzen zum Gemeinwohl erklärt wird.“ 26<br />

1.4.2. Krieg/Militärstützpunkte<br />

In mehreren Ländern, in denen heute das Prostitutionsgeschäft floriert, befanden sich in<br />

Folge eines Krieges Militärstützpunkte. So waren während des Vietnam- <strong>und</strong><br />

Koreakrieges die wichtigsten U.S.-amerikanischen Militärstützpunkte in Thailand <strong>und</strong> auf<br />

den Philippinen. Auch in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh stieg auf<br />

24 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdafrika#Wirtschaft, 02.06.2007<br />

Vgl. Terre des hommes: „Ware Kind, Kinderhandel“, 1. Auflage 2002, S. 22ff<br />

25 Vgl. Wuttke, 1998, S. 46ff<br />

Vgl. http://www.ecpat.de/uploads/media/Dossier_CC.pdf, 02.06.2007<br />

Vgl. http://www.trouble-in-paradise.de/druck/p_text0304.html, 27.05.2007<br />

Vgl. C. Berker & H.-M. Grosse-Oetringhaus: „Getäuscht, verkauft, missbraucht“, 2003, S. 15ff<br />

26 Wuttke, 1998, S. 46ff<br />

1. Teil – Einleitung in die Thematik 7 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Gr<strong>und</strong> der Anwesenheit der UN-Soldaten <strong>im</strong> Jahre 1991 die Anzahl der Prostituierten<br />

<strong>von</strong> 6’000 auf über 20'000. Sind die Soldaten einmal weg, kommen die Touristen <strong>und</strong> mit<br />

ihnen auch die Prostitutionstouristen.<br />

1.4.3. Armut<br />

Die Armut ist sicherlich DAS Merkmal, wenn es um das Thema Kinderprostitution geht.<br />

In unserer globalisierten Welt gibt es einige Gewinner <strong>und</strong> viele Verlierer. Laut UNICEF<br />

sterben weltweit jährlich r<strong>und</strong> sechs Millionen Kinder an Unterernährung. Diese Kinder<br />

stammen meist aus wirtschaftlich ärmeren Ländern.<br />

Die grössten Verlierer sind Frauen <strong>und</strong> Kinder. Die wenigen Jobs sind den Männern<br />

vorbehalten. Wenn etwas Geld für eine Schulbildung vorhanden ist, wird dieses in die<br />

Jungen gesteckt. Wobei man an dieser Stelle sicherlich anmerken muss, dass gerade in<br />

Thailand <strong>und</strong> Sri Lanka auch viele Buben Opfer der kommerziellen <strong>sexuelle</strong>n<br />

<strong>Ausbeutung</strong> werden.<br />

Nicht selten ist die Prostitution für diese Kinder die einzige Möglichkeit das Überleben zu<br />

sichern. Häufig kommt es auch vor, dass Strassenkinder <strong>von</strong> Zuhältern verschleppt<br />

werden. Auch verkaufen manche Eltern aus reiner Verzweiflung eine ihrer Töchter an<br />

Schlepperbanden, um so das Überleben der Familie zu sichern. Nicht <strong>im</strong>mer wissen die<br />

Eltern, was mit ihren <strong>Kindern</strong> geschehen wird. Vielfach überzeugen die<br />

Menschenhändler die Familien auch durch falsche Jobaussichten.<br />

1.4.4. Kultureller Zusammenhang<br />

Der soziale Status der Mädchen ist in manchen Ländern auf Gr<strong>und</strong> der stark vom<br />

Patriarchat beeinflussten Kulturen gering. Auch Kinder ethnischer Minderheiten werden<br />

häufig schon <strong>von</strong> klein auf diskr<strong>im</strong>iniert. Sie haben wegen ihrer Herkunft meist keine<br />

Aussicht auf Bildung <strong>und</strong> Arbeit in ihrem Dorf. Umso mehr lassen sie sich dann <strong>von</strong><br />

Kinderhändlern durch unehrliche Versprechungen in die weit entfernten Metropolen<br />

locken.<br />

1.4.5. Konsumwünsche<br />

Die Einflüsse der westlichen Welt erwecken in den <strong>Kindern</strong> Konsumwünsche, welche sie<br />

sich durch mangelnde Bildung <strong>und</strong> Jobaussichten nicht erfüllen können. Manche Kinder,<br />

aber vor allem Jugendliche, geraten so ins Prostitutionsgeschäft. Sind sie einmal drin, ist<br />

es schwierig wieder auszusteigen.<br />

1. Teil – Einleitung in die Thematik 8 / 43


___________________________________________________________________________<br />

1.4.6. AIDS<br />

Eine Grosszahl der Männer sucht den <strong>sexuelle</strong>n Kontakt mit <strong>Kindern</strong> nicht, weil sie<br />

generell pädophile Neigungen haben. Vielmehr denken sie, das Risiko sich mit dem HI-<br />

Virus anzustecken sei niedriger als bei erwachsenen Prostituierten. Dies ist jedoch<br />

überhaupt nicht der Fall, denn Kinder sind wesentlich anfälliger für eine Ansteckung. In<br />

manchen Orten beträgt die HIV-Infektionsrate <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> mehr als 50 Prozent.<br />

1.4.7. Werbung<br />

Die Werbung zeigt teilweise ein sehr stereotypisches Bild der jeweiligen Destinationen<br />

auf. Die Kulturen aus der dritten Welt werden als exotisch <strong>und</strong> unterwürfig dargestellt<br />

<strong>und</strong> nach dem Prinzip „alles ist möglich“ vermarktet. Gerade diese Bilder nehmen viele<br />

Straftäter als Gr<strong>und</strong>, um in ihrem Urlaub alle Normen abzustreifen. Sie reden sich ein,<br />

<strong>sexuelle</strong> Beziehungen mit Minderjährigen seien in diesen Ländern akzeptabel. Manche<br />

sind sogar der Überzeugung, dass sie damit den <strong>Kindern</strong> helfen der Armut zu entfliehen.<br />

1.4.8. Steigende Mobilität<br />

Die steigende Mobilität führt dazu, dass <strong>im</strong>mer mehr Menschen reisen können. Mit der<br />

Zunahme der internationalen Ankünfte, nehmen auch die ungewünschten Nebeneffekte<br />

des <strong>Tourismus</strong> wie die Kinderprostitution zu. Ein weiterer Punkt ist die unglaubliche<br />

D<strong>im</strong>ension des Internets. Im Internet finden die Touristen schnell <strong>und</strong> anonym<br />

Informationen <strong>und</strong> können sich untereinander austauschen. Dies führt leider nicht nur zu<br />

Diskussionsforen über die schönen Strände einer Destination, sondern auch zu solchen<br />

über die illegalen Seiten des <strong>Tourismus</strong>.<br />

1.4.9. Gesetze<br />

Die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> Menschen ist nach dem Waffen- <strong>und</strong><br />

Drogenhandel die drittgrösste Einnahmequelle des organisierten Verbrechens. Dies<br />

führt dazu, dass das schmutzige Geschäft der Kinderprostitution floriert. Viel zu viele<br />

Menschen profitieren da<strong>von</strong> <strong>und</strong> schauen auf Gr<strong>und</strong> dessen nur zu gerne weg. Häufig<br />

sind es sogar Polizisten <strong>und</strong> Politiker, welche eigentlich dafür sorgen sollten, dass die<br />

Menschenrechte eingehalten werden. Obwohl in vielen Ländern, wie z.B. in Thailand, die<br />

Gesetze stark gestrafft wurden, ist die Strafverfolgung oft noch zu wenig strikt.<br />

Ausserdem weichen die Täter <strong>im</strong>mer mehr auf Länder aus, in welchen die<br />

Gesetzgebung weiterhin grosse Lücken aufweist.<br />

1. Teil – Einleitung in die Thematik 9 / 43


___________________________________________________________________________<br />

1.5. Die Opfer<br />

Kinderprostituierte befinden sich in der Hierarchie der Prostituierten zu unterst. Wollen<br />

die Männer erwachsene Prostituierte oft wieder treffen, behandeln diese während ihres<br />

Aufenthalts wie eine Partnerin oder „verlieben“ sich gar in diese, ist das bei <strong>Kindern</strong><br />

meist anders. Kinder werden sowohl <strong>von</strong> Vermittlern sowie auch <strong>von</strong> Freiern nicht selten<br />

komplett vergegenständlicht. Sie sind den schl<strong>im</strong>msten <strong>und</strong> brutalsten Bedingungen<br />

ausgesetzt <strong>und</strong> sehen, wenn überhaupt, nur wenig vom Geld der Freier. Vielfach werden<br />

sie durch Gewalt oder Einfluss <strong>von</strong> Drogen dazu gebracht, sich ruhig zu verhalten <strong>und</strong><br />

das zu tun, was <strong>von</strong> ihnen verlangt wird. Viele Kinder greifen auch selbst zu Drogen, um<br />

dem psychischen sowie auch physischen Schmerz zumindest etwas entfliehen zu<br />

können. Sie sind nicht nur der Gewalt der Zuhälter, sondern auch jener der Freier<br />

machtlos ausgesetzt. Dazu kommt, dass die Straftäter ihre Macht an den wehrlosen<br />

<strong>Kindern</strong> auf brutalste Weise demonstrieren. Auch werden manche Kinder dazu<br />

gezwungen, an einem Tag bis zu 15 Freier zu bedienen. Unzählige sich prostituierende<br />

Kinder weisen in Folge dessen schwere Verletzungen an den Geschlechtsteilen auf.<br />

Nicht zuletzt durch diese Verletzungen, sind sie auch anfälliger für<br />

Geschlechtskrankheiten. In Thailand ist mittlerweile jedes zweite Kind, das <strong>von</strong> einem<br />

Bordell befreit wird, mit dem HI-Virus infiziert. Die Lebenserwartung der<br />

Kinderprostituierten ist extrem tief. Wenn sie diese Folter überleben, tragen sie ein<br />

Leben lang tiefe seelische <strong>und</strong> körperliche W<strong>und</strong>en mit sich. 27<br />

1.6. Die Täter<br />

Noch <strong>im</strong>mer stellen die einhe<strong>im</strong>ischen Täter die grösste Gruppe dar, wenn es um die<br />

kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> geht. Das bedeutet jedoch noch lange<br />

nicht, dass Touristen, welche Kinder sexuell misshandeln dadurch entlastet werden. Im<br />

Folgenden geht es darum aufzuzeigen, wie der Reisende, welcher sich <strong>im</strong> Urlaub an<br />

<strong>Kindern</strong> vergreift, zu charakterisieren ist.<br />

Vor allem früher wurden die Prostitutionstouristen als dicke, alte, hässliche Männer<br />

dargestellt, welche in ihrem Herkunftsland keine Frau finden. Noch heute ist dieses Bild<br />

weit verbreitet. Zwar ist der Täter tatsächlich zu ca. 95 Prozent männlich, aber es sind<br />

durchaus auch viele Männer darunter, welche in ihrem He<strong>im</strong>atland erfolgreich <strong>im</strong><br />

27 Vgl. Minninger, 2004, S. 26ff<br />

Vgl. http://www.bpb.de/publikationen/1SRPEM,4,0,Vpm_Sextourismus_zur_Kinderpornografie.html<br />

1#art4, 31.01.2007<br />

1. Teil – Einleitung in die Thematik 10 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Berufsleben stehen <strong>und</strong> eine Familie haben. DEN Prostitutionstouristen gibt es also<br />

nicht. Vielmehr kann man heute <strong>von</strong> folgenden Tätertypen ausgehen: 28<br />

� Der fixierte Täter:<br />

Hier handelt es sich um den pädophilen Tätertyp. Er verspürt schon in jungen Jahren,<br />

dass ihn Kinder anziehen. Insgehe<strong>im</strong> weiss er aber, dass seine Neigungen<br />

gesellschaftlich nicht akzeptiert sind. Häufig hat er in seinem He<strong>im</strong>atland eine sozial<br />

anerkannte Arbeitsstelle. Er nutzt die Unterlegenheit des Kindes aus, um selbst keine<br />

Ohnmachtsgefühle erleben zu müssen. Er beutet Kinder <strong>im</strong> Ausland sexuell aus, weil<br />

er dort seine Phantasien relativ risikolos <strong>und</strong> billig ausleben kann. Dieser Tätertyp hat<br />

kaum Schuldgefühle <strong>und</strong> ist auch selten therapierbar.<br />

� Der regressive Täter:<br />

Dieser Tätertyp ist sexuell nicht pr<strong>im</strong>är auf Kinder gerichtet. Auf Gr<strong>und</strong> eines gewissen<br />

Vorkommnisses kommt er jedoch mit den Gleichaltrigen nicht mehr klar <strong>und</strong> entdeckt<br />

nun das Kind als Partner. Da er dem Kind überlegen ist, muss er keine Angst davor<br />

haben, zu versagen. Dieser Typ ist relativ gut therapierbar.<br />

� Der soziopathische Täter:<br />

Dieser Tätertyp ist brutal <strong>und</strong> <strong>von</strong> Macht besessen. Schuldgefühle sind für ihn ein<br />

Fremdwort. Er ist nicht fähig Mitgefühl oder Reue zu empfinden. Sobald das Kind in<br />

die Pubertät kommt, wird es für ihn jedoch uninteressant, da er ab diesem Zeitpunkt<br />

nicht mehr die Oberhand behalten kann. Meist ist er auch in anderen<br />

Lebenssituationen gewaltbereit.<br />

� Der Erlebnistäter:<br />

Dieser Tätertyp hat sexuell, <strong>von</strong> Sado-Maso über Bordelle bis hin zu Swinger-Clubs,<br />

schon fast alles ausprobiert. Sex mit einem Kind stellt für ihn etwas Neues dar, das er<br />

unbedingt auch noch erleben will.<br />

28 Vgl. ECPAT Switzerland: „Engagement zum Schutz der Kinder vor <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong>“,<br />

Schulungsmaterialen für die Reisebranche, 2004, S. 14ff<br />

Vgl. http://www.schulische-praevention.de/Taeterprofile.199.0.html, 04.06.2007<br />

1. Teil – Einleitung in die Thematik 11 / 43


___________________________________________________________________________<br />

� Der situationsmotivierte Täter:<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ziehen diesen Tätertyp Sexualpartner <strong>im</strong> Erwachsenenalter an. Im<br />

Urlaub n<strong>im</strong>mt er dann jedoch die günstige Gelegenheit wahr seine<br />

Exper<strong>im</strong>entierfreude innerhalb einer <strong>sexuelle</strong>n Handlung mit einem Kind auszuleben.<br />

Die beiden letztgenannten Täterprofile sind nicht zu unterschätzen, denn sie kommen<br />

weit häufiger vor als man denkt. Sie entschuldigen ihr Verhalten vor allem in dem sie es<br />

bagatellisieren <strong>und</strong> damit begründen, dass Sex mit <strong>Kindern</strong> in der Feriendestination<br />

„normal“ sei.<br />

1.7. Gesetzliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />

192 Staaten haben weltweit die Konvention der Vereinten Nationen über die Rechte des<br />

Kindes unterschrieben. Wichtig <strong>im</strong> Bezug auf die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Kindern</strong> ist vor allem Artikel 34, welcher lautet: „Die Vertragsstaaten verpflichten sich,<br />

Kinder <strong>von</strong> allen Formen <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong> <strong>und</strong> <strong>sexuelle</strong>n Missbrauchs zu schützen.<br />

Zu diesem Zweck treffen die Vertragsstaaten insbesondere alle geeigneten<br />

innerstaatlichen, bi- <strong>und</strong> multilateralen Massnahmen, um zu verhindern, dass Kinder a)<br />

zur Beteiligung an rechtswidrigen <strong>sexuelle</strong>n Handlungen verleitet oder gezwungen<br />

werden; b) für die Prostitution oder andere rechtswidrige <strong>sexuelle</strong> Praktiken ausgebeutet<br />

werden; c) für pornographische Darbietungen <strong>und</strong> Produkte ausgebeutet werden.“ 29<br />

Hieraus wird klar, dass die <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> in nahezu allen Ländern<br />

der Welt gr<strong>und</strong>sätzlich unter Strafe steht. Allerdings ist die Konvention nur ein<br />

völkerrechtliches Instrumentarium. Die jeweilige nationale Gesetzgebung kann also<br />

<strong>im</strong>mer noch selbst best<strong>im</strong>men ob <strong>und</strong> wie sie die Best<strong>im</strong>mungen konkret umsetzen will.<br />

Die dadurch entstehenden Differenzen erschweren die Strafverfolgung der Täter enorm.<br />

Zudem hat fast kein Land das <strong>von</strong> der UN-Kinderkonvention vorgeschlagenen<br />

Schutzalter <strong>von</strong> 18 Jahren übernommen.<br />

Seit ein paar Jahren ist jedoch ein Wandel <strong>im</strong> Gange. Lange Zeit war es nicht möglich<br />

einen Täter nach seiner Rückkehr in sein (meist westliches) He<strong>im</strong>atland für seine <strong>im</strong><br />

Ausland begangenen Straftaten zur Verantwortung zu ziehen. Dank diverser<br />

Gesetzesänderungen in den Sendeländern sowie auch in den Destinationen selbst,<br />

haben sich die juristischen Möglichkeiten verbessert. Vor allem in den südost-asiatischen<br />

Ländern wurden die Gesetze zum Schutz der Kinder in den letzten Jahren stark gestrafft.<br />

29 http://www.kinderrechte.net, 03.06.2007<br />

1. Teil – Einleitung in die Thematik 12 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Leider ist aber die Differenz zwischen der Strafandrohung <strong>und</strong> dem strikten Gebrauch<br />

der Gesetze in den Herkunfts- sowie auch in den Zielländern <strong>im</strong>mer noch riesengross.<br />

Die schwierige Beweisführung, aber auch eine weit verbreitete Korruption in den<br />

Zielländern sind Gründe dafür.<br />

Schlussendlich ist aber das Engagement jedes Einzelnen gefragt. Ob Reisender,<br />

Hotelangestellter oder Reiseleiter – ohne Hinweis kann auch keiner angeklagt werden. 30<br />

1.7.1. Gesetzgebung in der Schweiz<br />

In der Schweiz besteht bereits seit 1942 die Möglichkeit Schweizer Bürger, welche sich<br />

<strong>im</strong> Ausland der <strong>sexuelle</strong>n <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> schuldig machen, strafrechtlich zu<br />

verfolgen. Bis anhin konnte jedoch nur ermittelt werden, wenn die Tat auch <strong>im</strong> Zielland<br />

gesetzlich unter Strafe stand. Auch konnten die Behörden nichts unternehmen, wenn es<br />

sich um eine in der Schweiz wohnhafte Person mit anderer Staatszugehörigkeit<br />

handelte.<br />

Diese beiden Lücken wurden 2006 mit der Revision des allgemeinen Teils des<br />

Strafgesetzbuches (StGB) geschlossen. Artikel 5 StGB stellt sicher, dass für weltweit<br />

geächtete Straftaten auf das Prinzip der doppelten Strafbarkeit verzichtet werden kann.<br />

Für <strong>sexuelle</strong> Handlungen mit <strong>Kindern</strong> (Artikel 187 StGB) wurde best<strong>im</strong>mt, dass das<br />

Opfer weniger als 14 Jahre alt sein muss. Üblicherweise beträgt das Schutzalter in der<br />

Schweiz 16 Jahre. Diese Ausnahmeregelung soll verhindern, dass bei einer in einem<br />

Nachbarland unterhaltenen <strong>sexuelle</strong>n Beziehung z.B. zwischen einem achtzehnjährigen<br />

Schweizer <strong>und</strong> einer Fünfzehnjährigen Italienerin gefahndet werden muss.<br />

Weiter können nun auch Verdächtige verfolgt werden, welche nicht Schweizer<br />

Staatsbürger sind. Somit kann gegen alle verdächtigen Personen, welche nicht<br />

ausgeliefert werden müssen, ermittelt werden. Auch wird neu stets schweizerisches<br />

Recht angewendet. 31<br />

30 Vgl. ECPAT Switzerland: „Engagement zum Schutz der Kinder vor <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong>“,<br />

Schulungsmaterialen für die Reisebranche, 2004, S. 8ff<br />

31 Vgl. ECPAT Switzerland: „Engagement zum Schutz der Kinder vor <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong>“,<br />

Schulungsmaterialen für die Reisebranche, 2004, S. 13<br />

1. Teil – Einleitung in die Thematik 13 / 43


___________________________________________________________________________<br />

2. Teil – ECPAT <strong>und</strong> der Code of Conduct<br />

Es gibt weltweit einige Organisationen, welche sich dem Thema der kommerziellen<br />

<strong>sexuelle</strong>n <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> angenommen habe. Viele NRO’s wie zum Beispiel<br />

UNICEF oder Terre des hommes haben die Problematik neben anderen Themen, in ihre<br />

Agenda aufgenommen. Die führende Organisation in diesem Bereich ist allerdings die<br />

ECPAT (End Child Prostitution, Pornography and Trafficking of Children for Sexual<br />

Purposes), eine internationale Kinderrechtsorganisation mit Sitz in Bangkok (Thailand). 1<br />

Die ECPAT ist vor allem <strong>im</strong> Zusammenhang mit dem <strong>Tourismus</strong> sehr wichtig, da sie den<br />

Code of Conduct, einen internationalen Verhaltenskodex für die Reisebranche entwickelt<br />

hat.<br />

2.1. ECPAT International<br />

“ECPAT is a network of organisations and individuals working together to el<strong>im</strong>inate the<br />

commercial sexual exploitation of children.” 2 Die Organisation kämpft dafür, dass die<br />

Gr<strong>und</strong>rechte jedes Kindes weltweit eingehalten werden <strong>und</strong> sie vor jeglicher <strong>sexuelle</strong>n<br />

<strong>Ausbeutung</strong> beschützt werden. Sie ist die einzige weltweit anerkannte Organisation,<br />

welche sich ausschliesslich mit diesem Themenfeld befasst.<br />

Momentan gehören 73 Mitgliederorganisationen in 67 Ländern zum Netzwerk der<br />

ECPAT. 3<br />

2.1.1. Die Geschichte der ECPAT<br />

Im Frühling 1990 kam eine Studie heraus, aus welcher hervorging, dass die<br />

Kinderprostitution vor allem <strong>im</strong> asiatischen Raum stark angestiegen war. Viele NRO’s<br />

wurden dadurch auf die Thematik aufmerksam <strong>und</strong> beriefen ein Meeting in der<br />

thailändischen Hauptstadt Bangkok ein. Ziel des Treffens war es, eine internationale<br />

Kampagne zu starten – der Name der Kampagne war End Child Prostitution in Asian<br />

Tourism, kurz ECPAT. Man legte die Kampagne auf einen Zeitraum <strong>von</strong> drei Jahren,<br />

also bis 1993, fest. Zuerst richtete man ein Büro in Bangkok ein. Schon bald darauf<br />

folgten weitere in Sri Lanka, auf den Philippinen <strong>und</strong> in Taiwan. Bereits Ende des ersten<br />

Jahres umfasste die ECPAT Gruppen in zehn weiteren Ländern, darunter auch in der<br />

1 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/ECPAT, 05.06.2007<br />

2 http://www.kinderschutz.ch/cms/de/node/43, 05.06.2007<br />

3 http://www.ecpat.net/eng/Ecpat_network/history.asp, 05.06.2007<br />

2. Teil – ECPAT <strong>und</strong> der Code of Conduct 14 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Schweiz <strong>und</strong> den USA. Nach der dreijährigen Kampagne realisierte man, dass die Zeit<br />

bei weitem nicht genügte, um das Problem der Kinderprostitution in den Griff zu<br />

bekommen. Nach einer Verlängerung <strong>von</strong> weiteren drei Jahren merkte man, dass sich<br />

die Problematik nun auch auf Lateinamerika, Osteuropa <strong>und</strong> Afrika ausbreitete. Am Ende<br />

dieser zweiten Periode gab es bereits ECPAT-Gruppen in 27 Staaten <strong>und</strong> viele andere<br />

Netzwerken, welche die Ziele der ECPAT verfolgten. Man entschied sich erneut fünf<br />

Jahre dranzuhängen <strong>und</strong> machte aus der einstigen Kampagne eine offizielle<br />

Nichtregierungsorganisation. Ab diesem Zeitpunkt musste man die Mitgliederkriterien<br />

erfüllen, um den Namen ECPAT tragen zu dürfen. Ausserdem weitete sich das<br />

Wirkungsfeld der ECPAT aus <strong>und</strong> der Name bekam eine andere Bedeutung, nämlich<br />

End Child Prostitution, Child Pornography and Trafficking in Children for sexual<br />

Purposes. 4<br />

2.1.2. 1. Weltkongress in Stockholm 1996<br />

Auf Initiative <strong>von</strong> ECPAT International fand 1996 der erste Weltkongress gegen die<br />

kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> in Stockholm statt. Gr<strong>und</strong> für die<br />

Ortswahl der Konferenz war ein Kinderpornoskandal in Schweden, welcher den<br />

Menschen die Dringlichkeit, international aktiv zu werden, aufzeigte. An der Konferenz<br />

nahmen Delegierte <strong>von</strong> Regierungen <strong>und</strong> NRO’s aus 122 Ländern teil. 5<br />

Neben einigen anderen Initiativen, war das wichtigste Ergebnis des damaligen<br />

Weltkongress die Agenda for Action. Dieser Aktionsplan wurde <strong>von</strong> allen 122 beteiligten<br />

Staaten sowie kurze Zeit später auch <strong>von</strong> Tonga <strong>und</strong> Barbados unterzeichnet.<br />

Die konkretere Agenda for Action enthält zusammengefasst fünf Schwerpunkte, welche<br />

als Ziele wie folgt formuliert wurden: 6<br />

1. „Bis zum Jahre 2000 nationale Aktionspläne <strong>und</strong> Indikatoren zur Messung des<br />

Fortschritts entwickeln;“<br />

2. „bis 2000 auf nationaler <strong>und</strong> lokaler Ebene „focal points“ zu identifizieren <strong>und</strong> zu<br />

etablieren, möglichst auch Datenbanken über CSEC einzurichten;“<br />

4<br />

Vgl. M. T<strong>im</strong>mermann & T. Pfeiffer: „Im Kampf gegen Kinderhandel <strong>und</strong> Kinderprostitution“,<br />

2004, S. 12<br />

5<br />

Vgl. T<strong>im</strong>mermann & Pfeiffer, 2004, S. 13ff<br />

Vgl. http://www.ecpat.de/index.php?id=9, 05.06.2007<br />

6<br />

T<strong>im</strong>mermann & Pfeiffer, 2004, S. 14<br />

Anmerkung: die ausführliche Agenda of Action kann auf der Webseite der ECPAT heruntergeladen<br />

werden (http://www.ecpat.net/eng/Ecpat_inter/projects/monitoring/agenda_for_action.pdf,<br />

05.06.2007)<br />

2. Teil – ECPAT <strong>und</strong> der Code of Conduct 15 / 43


___________________________________________________________________________<br />

3. „zielorientiert die Bereiche Prävention, Protektion, Genesung <strong>und</strong> Reintegration<br />

anzugehen;“<br />

4. „Kinder <strong>und</strong> Jugendliche explizit einzubinden;“<br />

5. „<strong>und</strong> die Kooperationen <strong>und</strong> Koordinationen der Akteure <strong>und</strong> ihrer Aktivitäten<br />

verstärkt voranzutreiben.“<br />

2.1.3. ECPAT - Jugendkongress in Manila 2000<br />

Seit der Neu-Definition der ECPAT steht die weltweite Durchsetzung der Rechte des<br />

Kindes <strong>im</strong> Hinblick auf die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong>. Das<br />

Engagement soll nicht nur global gelten, sondern auch bei allen Bevölkerungsgruppen<br />

zum Nachdenken <strong>und</strong> Mithelfen an<strong>im</strong>ieren. Da sind natürlich auch Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche gemeint. Sie sind nicht nur Opfer, sie können auch wichtige Akteure <strong>und</strong><br />

Experten sein, wenn es um das Thema Kinderprostitution geht. Um dem gerecht zu<br />

werden, hat ECPAT 2000 be<strong>im</strong> Jugendkongress in Manila gefordert, die Anliegen der<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen ernst zu nehmen <strong>und</strong> diese <strong>im</strong> Kampf gegen die kommerzielle<br />

<strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> mit einzubeziehen. 7<br />

2.1.4. 2. Weltkongress in Yokohama 2001<br />

Die 2. Weltkonferenz gegen die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> fand <strong>im</strong><br />

Jahr 2001 in Yokohoma, Japan statt. ECPAT International, UNICEF, das japanische<br />

Ministerium für auswärtige Angelegenheiten <strong>und</strong> die NRO der UN-<br />

Kinderrechtskonvention waren die Veranstalter der Konferenz. Während des Kongresses<br />

fanden drei <strong>von</strong> den NRO’s organisierte Panels, über 70 Workshops sowie verschiedene<br />

Veranstaltungen für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche statt. Es ging darum, eine gezielte<br />

Bestandesaufnahme zu machen <strong>und</strong> zu überprüfen, ob seit dem letzten Kongress in<br />

Stockholm Fortschritte gemacht wurden. Weiter hatte die Konferenz zum Ziel,<br />

Erfahrungen auszutauschen <strong>und</strong> die Lücken <strong>im</strong> Kampf gegen die kommerzielle <strong>sexuelle</strong><br />

<strong>Ausbeutung</strong> zu erkennen <strong>und</strong> Vorschläge zur Verbesserung zu eruieren.<br />

Das wichtigste Dokument dieses Kongresses war das Yokohama Global Commitment<br />

2001 8 . In diesem Abkommen intensivierten <strong>und</strong> bestätigten die Teilnehmenden die in<br />

7 Vgl. http://www.ecpat.de/index.php?id=9, 05.06.2007<br />

8 Anmerkung: das ausführlich Dokument kann auf der Webseite der ECPAT heruntergeladen werden<br />

(http://www.ecpat.net/eng/csec/worldcongress/index.asp, 05.06.2007)<br />

2. Teil – ECPAT <strong>und</strong> der Code of Conduct 16 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Stockholm eingegangenen Verpflichtungen. Nebst denjenigen Ländern, welche bereits<br />

die Agenda for Action unterschrieben hatten, kamen 35 Staaten hinzu. Damit erhöhte<br />

sich die Zahl der beteiligten Staaten auf 159. Im Dokument wird die Notwendigkeit,<br />

gegen Armut, Diskr<strong>im</strong>inierung <strong>und</strong> Gewalt anzugehen erneut betont. Ausserdem wird<br />

angemerkt, dass man sich in Zukunft mehr auf die Nachfrageseite konzentrieren muss. 9<br />

2.2. ECPAT Switzerland<br />

ECPAT Switzerland vertritt als nationale Fachstelle gegen die kommerzielle <strong>sexuelle</strong><br />

<strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen ECPAT International in der Schweiz. Die<br />

Organisation wird durch Gelder der öffentlichen Hand, Hilfswerken <strong>und</strong> Kirchen sowie<br />

durch spenden finanziert. Die thematischen Schwerpunkte <strong>von</strong> ECPAT Switzerland sind:<br />

die Kinderprostitution <strong>im</strong> In- <strong>und</strong> Ausland, Sextourismus, Kinderpornografie,<br />

Kinderhandel, die extraterritoriale Gesetzgebung sowie Kinder <strong>und</strong> Jugendliche in<br />

besonderen Lebenslagen. 10<br />

2.3. Der Code of Conduct (Verhaltenskodex)<br />

In den letzten Jahren ist man sich der Schattenseiten des <strong>Tourismus</strong> bewusster<br />

geworden. Man will sich auch seitens der Reisebranche engagieren: Sei es mit der<br />

Initiative my cl<strong>im</strong>ate, welche sich für den Kl<strong>im</strong>aschutz einsetzt oder eben mit dem Code<br />

of Conduct gegen Kinderprostitution <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong>. Solche Initiativen sind wichtig. Sie<br />

können zwar die Probleme nicht komplett verschwinden lassen, sie aber dennoch etwas<br />

eindämmen. 11<br />

Der Code of Co<strong>und</strong>uct für die Reisebranche wird bereits in den skandinavischen<br />

Ländern, den Niederlanden, in Italien, Grossbritannien, Österreich, in der Schweiz, in<br />

Brasilien, den USA <strong>und</strong> in Japan umgesetzt. Zudem wird die Einführung des Kodex in<br />

weiteren Ländern weltweit angestrebt. Er ist ein wichtiger Bestandteil ethisch korrekter<br />

<strong>Tourismus</strong>entwicklung. 12<br />

9 Vgl. http://www.unicef.org/events/yokohama, 05.06.2007<br />

10 http://www.kinderschutz.ch/cms/de/node/39, 05.06.2007<br />

11 Vgl. http://www.bpb.de/files/81SS68.pdf, 05.06.2007<br />

Vgl. ECPAT Deutschland: „Engagement zum Schutz der Kinder vor <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong>“,<br />

Schulungsmaterialen für die Reisebranche, 2004, S. 18ff<br />

12 Vgl. http://www.ecpat.de/index.php?id=88, 31.01.2007<br />

2. Teil – ECPAT <strong>und</strong> der Code of Conduct 17 / 43


___________________________________________________________________________<br />

2.3.1. Entstehung des Code of Conduct<br />

Mitte der neunziger Jahre fand das Thema der Kinderprostitution vermehrt auch ein<br />

Gehör in der <strong>Tourismus</strong>branche - man war bereit Verantwortung zu übernehmen. Es<br />

entstanden weltweit diverse Richtlinien <strong>und</strong> Erklärungen: 1994 die Child and Travel<br />

Agent’s Charter diverser Verbände der <strong>Tourismus</strong>industrie, das Statement on the<br />

Prevention of Organized Sex Tourism 1995 <strong>und</strong> der Global Code of Ethics for Tourism<br />

1999 der Welttourismusorganisation WTO-OMT. All diese Erklärungen hatten jedoch<br />

einen schwerwiegenden Fehler: Sie kommunizierten lediglich Richtlinien, verpflichteten<br />

aber nicht zu konkreten Massnahmen.<br />

Nachdem diverse internationale Organisationen <strong>und</strong> Verbände wie UFTAA oder die<br />

WTO zunehmend an der Übernahme konkreter Schritte arbeiteten, wurde 1998 auf<br />

Initiative <strong>von</strong> ECPAT Schweden <strong>und</strong> der WTO schliesslich der Code of Conduct zum<br />

Schutz <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> vor <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong> <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> ausgearbeitet. Der Kodex<br />

basiert auf der UN-Menschenrechtskonvention <strong>und</strong> der UN-Kinderrechtskonvention. Er<br />

ist ein Beitrag der <strong>Tourismus</strong>industrie, Teil der be<strong>im</strong> 1. Weltkongress verabschiedeten<br />

Agenda for Action <strong>und</strong> ein Schritt zur gezielten Umsetzung des Global Code of Ethics for<br />

Tourism 13 .<br />

Von 1997 bis 2004 wurde der Verhaltenskodex als Projekt <strong>von</strong> nationalen ECPAT-<br />

Gruppen eingeführt, hatte einen internationalen Lenkungsausschuss <strong>und</strong> wurde finanziell<br />

unterstützt durch ECPAT Schweden <strong>und</strong> Mitarbeit auf freiwilliger Basis. Im Jahre 2004,<br />

kurz nach der erfolgreichen Einführung des Codes in Nordamerika, wurde aus dem<br />

Kodex eine Non-Profit-Organisation mit Namen The Code, eingetragen in Schweden <strong>und</strong><br />

mit Sitz des Lenkungsausschuss-Sekretariats bei ECPAT USA in New York. Alle Code of<br />

Conduct-Unterzeichner wurden automatisch Mitglied der neuen Organisation. Der<br />

Lenkungsausschuss (Steering Committee) hat die Aufgabe die Aktivitäten betreffend des<br />

Code of Conduct weltweit zu überwachen. Er stellt sich zusammen aus Unabhängigen<br />

<strong>und</strong> Freiwilligen, welche sich dazu verpflichtet haben, sich für die internationale<br />

Einführung des Kodex gegen die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> zu<br />

engagieren. Aus dem Lenkungsausschuss hat die Jahresversammlung ausserdem ein<br />

Fünfköpfiges Leitungsgremium (Executive Committee) gewählt, welches die Ziele <strong>von</strong><br />

The Code systematisch umsetzt <strong>und</strong> die Interessen gegenüber dritter vertritt.<br />

Der Code of Conduct wurde mittlerweile <strong>von</strong> über 50 Reiseunternehmen,<br />

Touristikverbänden sowie deren Dachorganisationen, Gewerkschaften <strong>und</strong> Hotelketten<br />

in r<strong>und</strong> 20 Staaten eingeführt <strong>und</strong> insgesamt <strong>von</strong> 241 Einzelunternehmen<br />

13 Anmerkung: das ausführliche Dokument kann auf der Webseite der UN-WTO heruntergeladen<br />

werden (http://www.unwto.org/code_ethics/pdf/languages/Codigo%20Etico%20Ing.pdf, 12.06.2007)<br />

2. Teil – ECPAT <strong>und</strong> der Code of Conduct 18 / 43


___________________________________________________________________________<br />

unterzeichnet (Stand 2005). Weiter geht ECPAT International da<strong>von</strong> aus, dass der<br />

Kodex jährlich r<strong>und</strong> 30 Millionen Touristinnen <strong>und</strong> Touristen erreicht. 14<br />

2.3.2. Massnahmen des Verhaltenskodex<br />

Der Code of Conduct gegen die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Tourismus</strong> zielt darauf ab, sich als Unternehmen <strong>von</strong> Leistungsträgern zu distanzieren,<br />

welche den Missbrauch <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> dulden oder gar fördern.<br />

Konkret enthält der Verhaltenskodex folgende sechs Punkte: 15<br />

1. „Einführung einer Firmenphilosophie (Leitbild), welche sich eindeutig gegen die<br />

kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> ausspricht.“<br />

2. „Sensibilisierung <strong>und</strong> Ausbildung <strong>von</strong> Mitarbeitenden <strong>im</strong> Herkunftsland <strong>und</strong> <strong>im</strong><br />

Zielland.“<br />

3. „Aufnahme <strong>von</strong> Klauseln in den Verträgen mit Leistungsträgern, welche die<br />

gemeinsame Ablehnung <strong>von</strong> kommerzieller <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong><br />

deutlich machen.“<br />

4. „Informationsvermittlung an die K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en betreffend die kommerzielle<br />

<strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> mit Infoflyern oder anderen geeigneten Mitteln.“<br />

5. „Zusammenarbeit (Informationsvermittlung) mit den Destinationen.“<br />

6. „Jährliche Berichterstattung über die durchgeführten Massnahmen.“<br />

14<br />

CODE OF CONDUCT: Handout, Mai 2005, Fachstelle ECPAT Switzerland, S. 4<br />

Vgl. Minninger, 2004, S. 48ff<br />

Vgl. http://www.thecode.org, 05.06.2007<br />

Vgl. http://www.schau-hin.ch/deutsch/pages/SE/SE_KhCtTn.shtml, 05.06.2007<br />

15<br />

ECPAT Deutschland: „Engagement zum Schutz der Kinder vor <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong>“,<br />

Schulungsmaterialen für die Reisebranche, 2004, S. 25<br />

2. Teil – ECPAT <strong>und</strong> der Code of Conduct 19 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Die Verankerung des Code of Conduct in ein Unternehmen läuft in der Regel in fünf<br />

Phasen ab: 16<br />

1. „Das Unternehmen erklärt gegenüber der ECPAT International oder einer lokalen<br />

ECPAT-Stelle den Willen, den Code einzuführen <strong>und</strong> unterzeichnet die hierfür<br />

entwickelte Vereinbarung.“<br />

2. „ Vorbereitung der Code-Massnahmen <strong>im</strong> Unternehmen.<br />

- Erarbeitung einer Unternehmensstrategie gegen kommerzielle <strong>sexuelle</strong><br />

<strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong><br />

- Vorbereitung <strong>von</strong> Schulungsprogrammen in Kooperation mit ECPAT<br />

- Informationsvermittlung an Schlüsselpersonen <strong>im</strong> Unternehmen“<br />

3. „Implementierung des Sechs-Punkte-Massnahmenkataloges <strong>im</strong> Unternehmen.“<br />

4. „Interne <strong>und</strong> externe Kontrolle: z.B. Monitoring durch ECPAT sowie interne<br />

Qualifizierung durch konstante Schulungen <strong>und</strong> Informationsvermittlung sowie<br />

Entwicklungs-Reporting.<br />

5. „Follow-up: Mittel- <strong>und</strong> langfristige Strategieentwicklung für weitere Aktivitäten zum<br />

Thema.“<br />

2.3.3. Zukunft des Code of Conduct<br />

Die nationalen ECPAT-Gruppen vertreten The Code <strong>im</strong> jeweiligen Land. ECPAT<br />

Switzerland ist ein solcher Vertreter. Die Aufgabe dieser ist es, sowohl die<br />

Unternehmungen sowie auch die Touristen national zu sensibilisieren. Ausserdem<br />

unterstützt <strong>und</strong> begleitet die nationale ECPAT-Stelle diejenigen Unternehmen, welche<br />

den Kodex unterzeichnen, <strong>von</strong> der Unterzeichung bis hin zum Monitoring-Bericht. Zwar<br />

waren das früher auch schon die Aufgaben der nationalen Gruppen, neu liegt aber die<br />

definitive Entscheidung für die Aufnahme nicht mehr bei ECPAT, sondern bei The Code<br />

<strong>und</strong> dessen Executive Committee.<br />

Für jede Phase (also <strong>von</strong> der Implementierung bis hin zum Monitoring-Bericht) gibt es<br />

seit 2006 ein internationales Standardprozedere. Jeder Unterzeichner muss also die<br />

gleichen Prozesse durchlaufen. Dies ist vor allem für die Glaubwürdigkeit des<br />

Verhaltenskodex sehr wichtig. So muss das Unternehmen z.B. jährlich ein Formular<br />

betreffend ausgeführter Aktivitäten ausfüllen <strong>und</strong> darüber berichten, was gut <strong>und</strong> was<br />

16 ECPAT Switzerland, „Monitoring-Bericht zur Umsetzung des „Code of Conduct“ bei der<br />

Hotelplan AG“, 2005, S. 3ff<br />

2. Teil – ECPAT <strong>und</strong> der Code of Conduct 20 / 43


___________________________________________________________________________<br />

weniger gut gemacht wurde. Danach führt die nationale ECPAT-Stelle mit dem<br />

Unternehmen ein Gespräch, in welchem es um konstruktive Kritik <strong>und</strong> Hilfestellung geht.<br />

Anschliessend werden das Standardformular sowie eine Einschätzung seitens der<br />

ECPAT an das The Code-Sekretariat.<br />

An der letzten Jahresversammlung <strong>von</strong> The Code <strong>im</strong> Frühling 2007 in Berlin wurde eine<br />

neue Strategie verabschiedet, welche bis 2009 <strong>im</strong>plementiert werden soll. Neu wird es<br />

verschiedene Verhaltenskodexe für verschiedene touristische Unternehmungen geben –<br />

für Kreuzfahrtschiffe, kleinere Reisebüros, Fähren, Busunternehmungen etc. Damit<br />

können ab jetzt auch Reiseunternehmen ohne grosses Budget <strong>im</strong> Rahmen ihrer<br />

Möglichkeiten unterschreiben. 17<br />

17 Gespräch mit Karolina Fischkopf, ECPAT Switzerland<br />

2. Teil – ECPAT <strong>und</strong> der Code of Conduct 21 / 43


___________________________________________________________________________<br />

3. Teil – Der Code of Conduct in der<br />

Schweizer Reisebranche<br />

Nachdem der Code of Conduct bereits in verschiedenen anderen europäischen Staaten<br />

unterzeichnet wurde, geschah dies <strong>im</strong> November 2003 erstmals in der Schweiz. Der<br />

Tour Operator Hotelplan entschied sich damals für die Unterzeichnung.<br />

Ungefähr drei Jahre später, <strong>im</strong> Herbst 2006, entschied sich dann auch der Reisekonzern<br />

Kuoni für die Annahme des Code of Conduct in seinem Unternehmen. Der dritte grosse<br />

Konzern in der Schweiz TUI Suisse hat den Kodex bis anhin zwar noch nicht selbst<br />

unterschrieben, engagiert sich aber <strong>im</strong> Rahmen der World of TUI auch für die<br />

Umsetzung <strong>von</strong> aktiven Massnahmen zum Schutz der Kinder.<br />

Das Engagement der Schweizer Reisebranche ist bitter nötig. Gerade Ende 2006 kam<br />

ein Bericht der UNICEF über die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> in<br />

Kenia heraus. Aus dem Report geht hervor, dass die Schweizer dort mit 12% die<br />

viertgrösste Gruppe ist, wenn es um den Missbrauch <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> geht. Diese Zahl ist<br />

erschreckend, vor allem wenn man bedenkt, dass die Schweiz nicht die viertgrösste<br />

Anzahl an Reisenden generell nach Kenia generiert. Die Information an die<br />

Leistungsträger (z.B. Hotels) ist enorm wichtig, denn noch <strong>im</strong>mer hält ein grosser Teil der<br />

kenianischen Bevölkerung diese Zustände für „normal“ oder zumindest „tolerierbar“. 1<br />

3.1. Das Steuergremium der Schweiz<br />

Im Rahmen des Pilotprojektes <strong>von</strong> Hotelplan wurde in der Schweiz ein „R<strong>und</strong>er Tisch“<br />

initiiert. Ziel war es, das Engagement zum Schutz der Kinder <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> gezielt zu<br />

stärken. ECPAT Switzerland <strong>und</strong> Deutschland, der Arbeitskreis für <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong><br />

Entwicklung akte <strong>und</strong> Vertreter <strong>von</strong> Hotelplan gehörten dazu. Man hoffte noch weitere<br />

Vertreter <strong>und</strong> Vertreterinnen aus <strong>Tourismus</strong>wirtschaft, <strong>Tourismus</strong>verbänden,<br />

Fachausbildung, B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Kantonen, NRO’s <strong>und</strong> Strafverfolgungsbehörden an den<br />

r<strong>und</strong>en Tisch zu holen.<br />

Mittlerweile hat es „Kinderschutz Schweiz“ geschafft ein hochkarätiges Steuergremium<br />

mit Vertretern <strong>und</strong> Vertreterinnen aus Gesellschaft, Wirtschaft <strong>und</strong> Politik zu gründen.<br />

Ziel <strong>und</strong> Zweck dieses Ausschusses ist, die Problematik in einen gesellschaftspolitischen<br />

1 http://www.swissinfo.org/ger/suche/detail/Kinderprostitution_in_Kenia_mit_vielen_Schweizer<br />

_Freiern.html?siteSect=881&sid=7366631&cKey=1166608115000, 05.06.2007<br />

3. Teil – Der Code of Conduct in der Schweizer Reisebranche 22 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Kontext zu stellen <strong>und</strong> strategische Ziele zu definieren. Die Mitglieder des<br />

Steuergremiums sollen die Anliegen des Code of Conduct zum einen gegen Aussen,<br />

aber auch in ihrem eigenen beruflichen Wirkungsfeld vertreten. 2<br />

3.2. Hotelplan<br />

Die Hotelplan AG wurde 1935 als Tochtergesellschaft des Migros-Genossenschafts-<br />

B<strong>und</strong>es gegründet. Zur Hotelplan-Gruppe gehören verschiedene Produkte wie ESCO<br />

Reisen, M-Travel <strong>und</strong> Royal Tours. Auch die Ferienfluglinie Belair gehört zur Gruppe.<br />

Neben der Schweiz gehören ausserdem diverse Auslandgesellschaften in England <strong>und</strong><br />

Italien sowie der internationale Ferienwohnungsvermittler Interhome, Travelhouse <strong>und</strong><br />

die Travelwindow AG dazu. 3<br />

3.2.1. Unterzeichung<br />

Im November 2003 entschied sich Hotelplan Schweiz die Vereinbarung zur Einführung<br />

des Code of Conduct zu unterschreiben. Damit auferlegte man sich <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Sechs-Punkte-Massnahmenkataloges aktiv gegen die kommerzielle <strong>sexuelle</strong><br />

<strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> vorzugehen. Ausschlaggebend war die<br />

Vereinigung TOI (Tour Operators Initiative). Hotelplan ist als einziger TO in der Schweiz<br />

Mitglied bei dieser Vereinigung. TOI führte mittlerweile die Unterzeichnung des Kodex<br />

als Aufnahmekriterium ein.<br />

Hotelplan wurde bei der Implementierung des Code of Conduct stark <strong>von</strong> der nationalen<br />

Fachstelle ECPAT Switzerland <strong>im</strong> Kinderschutz Schweiz sowie dem Arbeitskreis akte<br />

unterstützt. Der Reiseveranstalter startete damit ein Pilotprojekt für die Einführung des<br />

Verhaltenskodex bei Schweizer Reiseunternehmen.<br />

Innerhalb <strong>von</strong> Hotelplan Schweiz stehen alle Untermarken wie ESCO <strong>und</strong> M-Travel unter<br />

dem Verhalteskodex. Mittlerweile hat aber auch Hotelplan Italien den Code unterzeichnet<br />

<strong>und</strong> kann sicherlich <strong>von</strong> den Erfahrungen aus der Schweiz profitieren. Inghams Travel<br />

(so heisst Hotelplan in England) hat den Kodex bis anhin noch nicht unterschrieben. Dies<br />

hat sicherlich auch damit zu tun, dass Inghams Travel vor allem Ferien in den Alpenraum<br />

2 Vgl. http://www.fairunterwegs.org/themen/thema/article/der-r<strong>und</strong>e-tisch-forum-zum-schutz-derkinder-vor-<strong>sexuelle</strong>r-ausbeutung-<strong>im</strong>-tourismus-hand-in-hand-fuer.html?cHash=6344eb0c66,<br />

05.06.2007<br />

Vgl. http://www.kinderschutz.ch/cms/de/node/102, 05.06.2007<br />

3 Vgl. http://www.hotelplan.ch, 06.06.2007<br />

3. Teil – Der Code of Conduct in der Schweizer Reisebranche 23 / 43


___________________________________________________________________________<br />

vermittelt <strong>und</strong> die Länder des Alpenraums nicht so stark <strong>von</strong> der Problematik betroffen<br />

sind. 4<br />

3.2.2. Was wird anhand der sechs Massnahmen konkret gemacht<br />

Anhand des Sechs-Punkte-Massnahmekataloges kann konkret aufgezeigt werden, was<br />

Hotelplan seit der Einführung des Verhaltenskodex, in den einzelnen Bereichen<br />

umgesetzt hat: 5<br />

1. „Einführung einer Firmenphilosphie (Leitbild), welche sich eindeutig gegen die<br />

kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> stellt."<br />

Die Einbauung des Code of Conduct in das Unternehmensleitbild wurde intern vom<br />

Marketingleiter in Zusammenarbeit mit der Umweltabteilung erarbeitet. Das Engagement<br />

zum Schutz der Kinder n<strong>im</strong>mt vor allem unter dem Punkt „Mensch <strong>und</strong> Umwelt“ einen<br />

grossen Platz ein. Sowohl bei der internen wie auch bei der externen Kommunikation ist<br />

das neue Leitbild <strong>von</strong> grosser Wichtigkeit.<br />

2. „Sensibilisierung <strong>und</strong> Ausbildung <strong>von</strong> Mitarbeitenden <strong>im</strong> Herkunftsland <strong>und</strong> <strong>im</strong><br />

Zielland.“<br />

Die Schulung der Mitarbeiter ist ein sehr bedeutsamer Bestandteil des Verhaltenskodex.<br />

Angefangen hat Hotelplan bei den Product Managers. Diese stehen in regelmässigem<br />

Kontakt mit den Hoteliers in den betroffenen Destinationen <strong>und</strong> sind deshalb besonders<br />

wichtig. Weiter ist auch die Schulung der Reiseleiter <strong>von</strong> grosser Bedeutung. Sie<br />

informieren die Gäste meist be<strong>im</strong> Willkommens-Cocktail in der Destination selbst über<br />

die Thematik <strong>und</strong> sind bei Beobachtungen seitens der K<strong>und</strong>en die ersten<br />

Ansprechpartner. Auch können sie sich vor Ort ein Bild der jeweiligen Vertragshotels<br />

machen <strong>und</strong> Verstösse umgehend melden.<br />

Wichtig ist jedoch die laufende Schulung aller Mitarbeiter sicherzustellen. Denn das<br />

Thema wird <strong>im</strong> Alltag oft <strong>von</strong> anderen Sachen in den Hintergr<strong>und</strong> gedrängt. Durch<br />

kontinuierliche Information an die Mitarbeiter kann aber eine dauerhafte Sensibilisierung<br />

erreicht werden.<br />

4 Vgl. Interview mit Claudia Meury <strong>von</strong> Hotelplan, 24.05.2007<br />

Vgl. ECPAT Switzerland, „Monitoring-Bericht zur Umsetzung des „Code of Conduct“ bei der<br />

Hotelplan AG“, 2005, S. 3ff<br />

5 Vgl. Interview mit Claudia Meury <strong>von</strong> Hotelplan, 24.05.2007<br />

Vgl. ECPAT Switzerland, „Monitoring-Bericht zur Umsetzung des „Code of Conduct“ bei der<br />

Hotelplan AG“, 2005, S. 8ff<br />

Vgl. 1 st Short Standard Report Form of Hotelplan AG<br />

3. Teil – Der Code of Conduct in der Schweizer Reisebranche 24 / 43


___________________________________________________________________________<br />

3. „Aufnahme <strong>von</strong> Klauseln in den Verträgen mit Leistungsträgern, welche die<br />

gemeinsame Ablehnung <strong>von</strong> kommerzieller <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong><br />

deutlich machen.“<br />

Alle Verträge zwischen Hotelplan <strong>und</strong> den Leistungsträgern enthalten unter den<br />

Allgemeinen Vertragsbedingungen, Punkt 14 folgende Klausel:<br />

„Hotelplan ist Unterzeichner des „„Code of Conduct” for the Protection of Children from<br />

Sexual Exploitation in Travel and Tourism” <strong>von</strong> ECPAT <strong>und</strong> verlangt vom Hotel, dass<br />

dieses keine Formen <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> Minderjährigen (Kinderprostitution,<br />

Kinderpornographie usw.) in seinen Anlagen duldet. Jede Beobachtung solcher<br />

Vorkommnisse ist unverzüglich der lokalen Polizei <strong>und</strong> Hotelplan zu melden. Bei<br />

Tolerieren <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> Minderjährigen <strong>im</strong> Hotel ist Hotelplan berechtigt,<br />

den vorstehenden Vertrag sofort zu lösen.“ 6<br />

Hotelplan hat 2005 erstmals einen Vertrag mit einem Hotel in Kenia nicht verlängert.<br />

Stammgästen war aufgefallen, dass in diesem Hotel mehrmals Europäer mit<br />

kenianischen <strong>Kindern</strong> zu sehen waren. Auch nach mehreren Gesprächen seitens der<br />

Hotelplan AG mit dem Hotelier, hat sich die Situation dort nicht verbessert <strong>und</strong> man sah<br />

sich gezwungen diesen Vertrag nicht weiter zu verlängern.<br />

Die Stammk<strong>und</strong>en sahen die Situation jahrelang als „normal“ an <strong>und</strong> haben erst durch<br />

das Engagement <strong>von</strong> ECPAT <strong>und</strong> Hotelplan den Mut aufgebracht diese Missstände zu<br />

melden.<br />

4. „Informationsvermittlung an die K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en betreffend die kommerzielle<br />

<strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> mit Infoflyern oder anderen geeigneten Mitteln.“<br />

Gemeinsam mit ECPAT Switzerland hat die Hotelplan AG einen Flyer erstellt. In kurzen<br />

aber prägnanten Abschnitten wird über den Kodex, die Problematik <strong>und</strong> die gesetzliche<br />

Lage informiert. Ausserdem wird zur Zivilcourage aufgerufen – man soll Beobachtungen<br />

melden. Damit die K<strong>und</strong>en auch gleich den richtigen Ansprechpartner finden, sind die<br />

Kontaktdaten <strong>von</strong> ECPAT Switzerland, Hotelplan <strong>und</strong> Fedpol auch auf dem Faltblatt zu<br />

finden. Die Daten des Fedpol sind besonders wichtig, da man dadurch demonstriert,<br />

dass man mit seriösen Partnern zusammenarbeitet. Symbol des Flyers ist der rote Schal<br />

des Kindes, welcher für das Engagement zum Schutz der Kinder steht (vgl. Anhang 2,X).<br />

Dieser Flyer wird <strong>im</strong> Rahmen der Reiseunterlagen an jeden K<strong>und</strong>en verteilt. Auch liegt er<br />

in den Filialen der Hotelplan AG auf.<br />

6 ECPAT Switzerland, „Monitoring-Bericht zur Umsetzung des „Code of Conduct“ bei der<br />

Hotelplan AG“, 2005, S. 9<br />

3. Teil – Der Code of Conduct in der Schweizer Reisebranche 25 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Weiter hat man die K<strong>und</strong>en wie folgt informiert <strong>und</strong> sensibilisiert:<br />

� In allen Katalogen der Hotelplan AG gibt es einen Hinweis auf das Engagement.<br />

� Auf der Internetseite des Unternehmens wurden Informationen sowie weiterführende<br />

Links aufgeschaltet.<br />

� Auf allen Rechnungen ist oberhalb des Einzahlungsscheins ein Hinweis auf den Code<br />

of Conduct <strong>und</strong> die Verurteilung des Missbrauchs <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> zu finden.<br />

Die Information an die K<strong>und</strong>en erfolgt meist auf schriftlichem Wege. In besonders<br />

betroffenen Ländern, sensibilisiert aber auch die Reiseleiterin die Gäste. Die Reaktionen<br />

seitens der Gäste auf das Engagement waren bis anhin durchwegs positiv.<br />

5. „Zusammenarbeit (Informationsvermittlung) mit den Destinationen.“<br />

Hotelplan hat für die Hoteliers in den Zielländern einen Flyer in den Sprachen Deutsch,<br />

Französisch <strong>und</strong> Englisch erstellt. Dieser wurde allen Vertragshotels zugestellt.<br />

Ausserdem hat man in Zusammenarbeit mit akte ein Pilotprojekt in Kenia gestartet. Mit<br />

vorgängig ausgearbeitetem Schulungsmaterial hat man dort Trainers ausgebildet. Diese<br />

haben dann vor Ort vom Manager bis hin zum Tellerwäscher das gesamte Personal<br />

ausgebildet <strong>und</strong> für die Problematik sensibilisiert. Die Ausbildungen wurden auch vom<br />

kenianischen Ministerium für <strong>Tourismus</strong> unterstützt.<br />

Dies war gemäss Aussagen seitens Hotelplan, der schwierigste Teil bei der Umsetzung<br />

des Kodex. Zwar ist in vielen betroffenen Ländern ein Umdenken <strong>im</strong> Gange, aber für den<br />

Leistungsträger vor Ort bedeutet es dennoch, unter Umständen Gäste zu verlieren.<br />

Die ECPAT hat mittlerweile realisiert, dass es wenig Sinn macht, wenn jedes<br />

Unternehmen einzeln Schulungen in der Destination durchführt. Zum einen ist der Zeit-<br />

<strong>und</strong> Arbeitsaufwand für ein einzelnes Unternehmen massiv <strong>und</strong> zum anderen, kann man<br />

auf diese Weise nur die eigenen Vertragshotels erreichen. Deshalb wird die ECPAT in<br />

Zukunft wohl jedes Jahr ein Land auswählen <strong>und</strong> alle Unterzeichnenden in der Schweiz<br />

werden dieses dann gemeinsam bearbeiten.<br />

6. „Jährliche Berichterstattung über die durchgeführten Massnahmen.“<br />

Der erste Monitoring- <strong>und</strong> Reporting-Bericht der Hotelplan AG kam <strong>im</strong> Februar 2005<br />

heraus. Er wurde damals <strong>von</strong> ECPAT Switzerland <strong>im</strong> Rahmen des Pilotprojekts<br />

übernommen. Es ging vor allem darum, die Aktivitäten zu evaluieren <strong>und</strong> allenfalls<br />

Verbesserungsvorschläge anzubringen sowie eine Basis zu schaffen, welche auch<br />

3. Teil – Der Code of Conduct in der Schweizer Reisebranche 26 / 43


___________________________________________________________________________<br />

andere Reiseveranstalter motivieren sollte, den Verhaltenskodex <strong>im</strong> Unternehmen<br />

einzuführen.<br />

Mittlerweile hat die The Code-Organisation ein Standard-Berichtsformular erstellt,<br />

welches jeder Unterzeichner weltweit ausfüllen muss. Dieses hat in diesem Jahr zum<br />

ersten Mal auch die Hotelplan AG genutzt. Innerhalb des Formulars wurde die Zeit <strong>von</strong><br />

Januar 2005 bis November 2006 evaluiert.<br />

Das standardisierte Formular soll den Erfahrungsaustausch ermöglichen <strong>und</strong> andere<br />

touristische Unternehmungen dazu motivieren, den Kodex ebenfalls zu <strong>im</strong>plementieren.<br />

Auch soll es dem Führungsgremium <strong>von</strong> The Code ermöglichen, Verbesserungen <strong>und</strong><br />

Aktivitäten zu verfolgen <strong>und</strong> mehr Transparenz zu schaffen.<br />

3.2.3. Schwierigkeiten bei der Umsetzung<br />

Die Implementierung <strong>und</strong> Umsetzung des Verhaltenskodex verlangt den Einsatz <strong>von</strong><br />

nicht zu unterschätzenden personellen <strong>und</strong> auch finanziellen Ressourcen. Es war<br />

deshalb für die Hotelplan AG gerade in der zweiten Periode, angesichts diverser<br />

Umstrukturierungen innerhalb der Unternehmung, nicht einfach die Massnahmen<br />

kontinuierlich umzusetzen. Dies vor allem, weil man die Aktivitäten gewissenhaft<br />

ausführen will.<br />

Auch die Sensibilisierung der Mitarbeiter bringt zum Teil einige Probleme mit sich. Die<br />

Mitarbeiter finden zwar das Engagement generell sehr wichtig, werden jedoch nach einer<br />

Schulung oft <strong>von</strong> einer gewissen Machtlosigkeit übermannt.<br />

Generell ist die Kontrolle, vor allem in den Zielländern, sehr schwierig. Fast jeder Hotelier<br />

sagt, dass er die Massnahmen gut findet, ob er dann aber <strong>im</strong> Ernstfall tatsächlich einen<br />

Gast seiner Hotelanlage verweisen würde, ist oft fraglich.<br />

3.2.4. Was bringt der Code Hotelplan<br />

Die Hotelplan AG konnte sich als einziger Unterzeichner während drei Jahren durchaus<br />

profilieren <strong>und</strong> <strong>von</strong> einem Imagegewinn profitieren. Vielen K<strong>und</strong>en ist es wichtig, dass<br />

sich eine Firma in ethischen Fragen engagiert. Allerdings muss man den Einfluss auf das<br />

Buchungsverhalten dennoch realistisch sehen, denn „es gibt sicherlich Ausnahmen,<br />

welche sich anschauen, was machen die TO’s, wo engagieren sie sich <strong>im</strong> Bereich der<br />

Nachhaltigkeit <strong>und</strong> sich erst dann entscheiden, wo sie buchen. Aber …, dass ist bei den<br />

3. Teil – Der Code of Conduct in der Schweizer Reisebranche 27 / 43


___________________________________________________________________________<br />

gesamten Entscheidungskriterien wahrscheinlich ein Punkt, welcher relativ weit unten in<br />

der Entscheidungsfindung kommt.“ 7<br />

3.2.5. Zukunftsaussichten<br />

Bis zum nächsten Reporting 2008 will die Hotelplan AG weitere Schulungen <strong>und</strong><br />

Workshops mit ihren Angestellten durchführen. Die Mitarbeiter sollen kontinuierlich<br />

informiert <strong>und</strong> sensibilisiert werden. Ausserdem sollen in den Zieldestinationen<br />

Workshops <strong>und</strong> Kampagnen durchgeführt werden. Die Zusammenarbeit mit anderen<br />

Unterzeichnern soll besonders in diesem Bereich noch verstärkt werden.<br />

3.2.6. Weitere Projekte zum Schutz der Kinder<br />

Nicht nur der Kampf gegen die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Tourismus</strong> ist wichtig, man sollte den <strong>Kindern</strong> auch andere Perspektiven aufzeigen. Auch<br />

in diesem Bereich setzt sich die Hotelplan AG ein. Dies tut sie mit so genannten<br />

Mitarbeiterwochen. 2005 hat man eine solche Woche in der dominikanischen Republik<br />

durchgeführt. Einige Mitarbeiter <strong>von</strong> Hotelplan haben dort eine Schule renoviert <strong>und</strong><br />

gleichzeitig einen Betrag für den Ausbau dieser gesprochen. Der Bau <strong>von</strong> Schulen soll<br />

verhindern, dass die Kinder gezwungen sind, früh das zu Hause zu verlassen <strong>und</strong> somit<br />

in die Ballungsgebiete abzuwandern, wo sie meist auf der Strasse landen.<br />

Weitere Projekte dieser Art, werden regelmässig <strong>von</strong> Hotelplan initiiert <strong>und</strong> durchgeführt.<br />

3.3. Kuoni<br />

Die Kuoni Travel Holding Ltd., <strong>im</strong> Folgenden auch genannt Kuoni oder Kuoni-Gruppe, ist<br />

der grösste Reiseveranstalter in der Schweiz. Das Unternehmen wurde <strong>im</strong> Jahr 1906 in<br />

Zürich gegründet. Vorwiegend ist man in den Bereichen Ferienreisen <strong>und</strong> Incoming-<br />

Services tätig. Zum Konzern gehören zudem diverse ausländische<br />

Tochtergesellschaften sowie die Charterfluggesellschaften Edelweiss Air <strong>und</strong> Novair. 8<br />

3.3.1. Unterzeichung<br />

Am 7. November 2006 unterschrieb die Kuoni-Gruppe anlässlich des World Travel<br />

Markets (WTM) in London, <strong>im</strong> Rahmen einer kleinen Konferenz mit der The Code-<br />

7<br />

Zitat <strong>von</strong> C. Meury, Stv. Leiterin Unternehmenskommunikation & Medien Hotelplan<br />

8<br />

Vgl. http://www.kuoni.ch, 06.06.2007<br />

Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Kuoni, 06.06.2007<br />

3. Teil – Der Code of Conduct in der Schweizer Reisebranche 28 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Organisation <strong>und</strong> Kinderschutz Schweiz, den Code of Conduct. Damit setzt sie sich<br />

innerhalb der Corporate Responsibility-Strategie nun auch für den Schutz <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Tourismus</strong> ein. Da der Vertrag <strong>von</strong> der Gruppe unterzeichnet wurde, gilt er für alle Kuoni-<br />

Gesellschaften, einschliesslich der Auslandsgesellschaften. 9<br />

3.3.2. Was wird anhand der sechs Massnahmen konkret gemacht<br />

Anhand des Sechs-Punkte-Massnahmekataloges kann konkret aufgezeigt werden, was<br />

Kuoni seit der Einführung des Verhaltenskodex <strong>im</strong> Herbst 2006 in den einzelnen<br />

Bereichen umgesetzt hat: 10<br />

1. „Einführung einer Firmenphilosphie (Leitbild), welche sich eindeutig gegen die<br />

kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> stellt."<br />

Die Thematik wurde <strong>im</strong> Rahmen der Corporate Responsibility der Kuoni-Gruppe in die<br />

Firmenphilosphie aufgenommen. Für Kuoni ist der Code of Conduct nebst anderen<br />

Engagements, wie beispielsweise <strong>im</strong> Bereich Umwelt, ein wichtiger Teil eines<br />

Gesamtpackets, wenn es darum geht Verantwortung wahrzunehmen.<br />

2. „Sensibilisierung <strong>und</strong> Ausbildung <strong>von</strong> Mitarbeitenden <strong>im</strong> Herkunftsland <strong>und</strong> <strong>im</strong><br />

Zielland.“<br />

Schulungen <strong>und</strong> Workshop betreffend der Thematik gehören bei Kuoni mittlerweile<br />

bereits zum Alltag. Man sieht diesen Punkt als einer der Wichtigsten an, wenn es um den<br />

Kampf gegen Kinderprostitution <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> geht. Das Engagement kommt bei den<br />

Angestellten sehr gut an. Man ist stolz für einen Arbeitgeber zu arbeiten, welcher sich in<br />

diesem Bereich einsetzt.<br />

3. „Aufnahme <strong>von</strong> Klauseln in den Verträgen mit Leistungsträgern, welche die<br />

gemeinsame Ablehnung <strong>von</strong> kommerzieller <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong><br />

deutlich machen.“<br />

Die Klauseln wurden bei jeglichen Verträgen übernommen.<br />

9 Vgl. http://www.kinderschutz.ch/cms/de/node/91, 06.06.2007<br />

Vgl. Interview mit Matthias Leisinger <strong>von</strong> Kuoni, 05.06.2007<br />

10 Vgl. Interview mit Matthias Leisinger <strong>von</strong> Kuoni, 05.06.2007<br />

3. Teil – Der Code of Conduct in der Schweizer Reisebranche 29 / 43


___________________________________________________________________________<br />

4. „Informationsvermittlung an die K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en betreffend die kommerzielle<br />

<strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> mit Infoflyern oder anderen geeigneten Mitteln.“<br />

Kuoni benutzt ganz unterschiedliche Kanäle, wenn es um die Informationsvermittlung an<br />

die K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en geht. So informierte man in einen Bericht <strong>im</strong> Bordmagazin<br />

der Edelweiss über die Thematik, schaltete Inflight-Videos auf diversen Flügen <strong>und</strong><br />

erstellte ein Faltblatt, welches ab Sommer sämtlichen Reiseunterlagen beigelegt werden<br />

soll. Auch gibt es neu eine Informationsbox über den Verhaltenskodex in allen Katalogen<br />

der Kuoni-Gruppe. Selbstverständlich wird auch das Internet als Informationsplattform<br />

genutzt.<br />

5. „Zusammenarbeit (Informationsvermittlung) mit den Destinationen.“<br />

Bis anhin hat Kuoni bereits einen Workshop in Thailand durchgeführt. Dort hat man<br />

insgesamt ungefähr 150 Hotels erreichen können. Generell war die Bereitschaft der<br />

Leute sich zu engagieren gross. Geholfen hat gemäss Matthias Leisinger <strong>von</strong> Kuoni<br />

auch, dass mittlerweile mehrere grosse Hotelketten, wie Accor-Hotels, den Kodex selbst<br />

unterzeichnet <strong>und</strong> bereits Massnahmen ihrerseits ergriffen haben.<br />

6. „Jährliche Berichterstattung über die durchgeführten Massnahmen.“<br />

Da die Kuoni-Gruppe den Verhaltenskodex erst <strong>im</strong> November 2006 unterschrieben hat,<br />

wurde bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Reporting an die The Code-Organisation<br />

verfasst. Dieser Bericht geht erst Ende Jahr hinaus. Intern überprüft <strong>und</strong> rapportiert man<br />

die Aktivitäten jedoch laufend.<br />

3.3.3. Schwierigkeiten bei der Umsetzung<br />

Kuoni zögerte lange mit der Unterzeichung, weil die Umsetzung des Massnahmeplans<br />

doch ziemlich viele Ressourcen benötigt. Dies ist gemäss Aussagen <strong>von</strong> Kuoni nach wie<br />

vor die grösste Herausforderung bei der Umsetzung des Verhaltenskodex.<br />

3.3.4. Was bringt der Code Kuoni<br />

Mit der Unterzeichnung des Code of Conduct hat Kuoni den ersten Meilenstein in der<br />

Umsetzung der konzernweiten Corporate Responsibility gesetzt. Das Engagement zum<br />

Schutz der Kinder bringt dabei sicherlich einen Imagegewinn mit sich, vor allem weil die<br />

Thematik einen breiten Teil der Bevölkerung anspricht.<br />

3. Teil – Der Code of Conduct in der Schweizer Reisebranche 30 / 43


___________________________________________________________________________<br />

3.3.5. Zukunftsaussichten<br />

Es sind bereits Workshops in der dominikanischen Republik geplant. Auch in Kenia<br />

sollen noch <strong>im</strong> Jahr 2007 Schulungen stattfinden. Ebenfalls will man die kontinuierliche<br />

Ausbildung firmeninterner Mitarbeiter sicherstellen. Zukünftig ist es das Ziel, in diesem<br />

Bereich auch mit anderen TO’s zusammenzuarbeiten.<br />

3.3.6. Weitere Projekte zu Schutz der Kinder<br />

Kuoni unterstützt verschiedene Ausbildungsprojekte in der dominikanischen Republik, in<br />

Kenia <strong>und</strong> Burma finanziell. Ziel dieser Projekte ist, denn Jugendlichen Perspektiven zu<br />

bieten <strong>und</strong> somit präventativ zu agieren.<br />

3.4. TUI Suisse<br />

Die TUI AG mit Hauptsitz in Hannover ist das grösste Touristikunternehmen Europas.<br />

Die AG vereint unter sich etwa 200 verschiedene Touristik-Marken sowie Gesellschaften<br />

in ganz Europa. Die TUI Suisse ist eine Tochtergesellschaft der TUI AG. Zu den Marken<br />

<strong>von</strong> TUI Suisse gehören unter anderen Vögele Reisen <strong>und</strong> 1, 2 Fly. TUI Suisse selbst<br />

hat den Code of Conduct zum Schutz der Kinder zwar noch nicht unterschrieben,<br />

beschäftigt sich aber <strong>im</strong> Rahmen der World of TUI bereits seit 2000 mit der Thematik.<br />

Die World of TUI steht innerhalb des Deutschen Reisebüro <strong>und</strong> Reiseveranstalter<br />

Verband (DRV) unter dem Kodex. 11<br />

3.4.1. Aus welchen Gründen hat man den Kodex (noch) nicht<br />

selbst unterzeichnet?<br />

TUI Suisse hat in diesem Bereich bereits Massnahmen ergriffen bevor der Code of<br />

Conduct in der Schweiz erstmals eingeführt wurde. Man sieht deshalb den Kodex als für<br />

die Zielerreichung nicht zwingend notwendig. Eine mögliche Unterzeichnung seitens TUI<br />

Suisse ist also noch offen. 12<br />

3.4.2. Was untern<strong>im</strong>mt TUI Suisse zum Schutz der Kinder<br />

Obwohl TUI Suisse den Verhaltenskodex gegen die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> nicht selbst unterzeichnet hat, werden einige Aktivitäten nach dem Sechs-<br />

11 Vgl. http://www.tui-suisse.com , 07.06.2007<br />

Vgl. http://www.tui-group.com, 07.06.2007<br />

12 Vgl. Fragebogen an TUI Suisse, beantwortet <strong>von</strong> Roland Schmid, 30.05.2007<br />

3. Teil – Der Code of Conduct in der Schweizer Reisebranche 31 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Punkte-Massnahmekataloges des Code of Conduct unternommen. Deshalb kann <strong>im</strong><br />

Folgenden in die sechs Punkte des Kataloges unterteilt werden. 13<br />

1. „Einführung einer Firmenphilosphie (Leitbild), welche sich eindeutig gegen die<br />

kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> stellt."<br />

Das gesellschaftliche Engagement stellt für TUI Suisse ein integraler Bestandteil der<br />

Unternehmungsstrategie dar. Obwohl dieser nicht explizit genannt wird, gehört dazu<br />

auch der Schutz <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong>.<br />

2. „Sensibilisierung <strong>und</strong> Ausbildung <strong>von</strong> Mitarbeitenden <strong>im</strong> Herkunftsland <strong>und</strong> <strong>im</strong><br />

Zielland.“<br />

Die Information an die Mitarbeiter erfolgt mittels einer Schulungsbroschüre aus<br />

Deutschland. Da TUI Suisse keine eigenen Reiseleiter anstellt, geschieht die Ausbildung<br />

<strong>und</strong> Sensibilisierung dieser <strong>im</strong> Rahmen der World of TUI. Die Reiseleiter werden bereits<br />

seit 2001 zur Thematik ausgebildet.<br />

3. „Aufnahme <strong>von</strong> Klauseln in den Verträgen mit Leistungsträgern, welche die<br />

gemeinsame Ablehnung <strong>von</strong> kommerzieller <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong><br />

deutlich machen.“<br />

Die Klauseln werden seit dem Jahr 2003 in den Verträgen mit den Hoteliers sowie in den<br />

Vertrags- <strong>und</strong> Reisebedingungen der K<strong>und</strong>en umgesetzt.<br />

4. „Informationsvermittlung an die K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en betreffend die kommerzielle<br />

<strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> mit Infoflyern oder anderen geeigneten Mitteln.“<br />

Auf der Webseite <strong>von</strong> TUI Suisse wird über die Problematik aufgeklärt. Ausserdem sind<br />

weiterführende Links auf die ECPAT sowie die Möglichkeit zum Download verschiedener<br />

Broschüren <strong>und</strong> Factsheets vorhanden. Weiter wird in Katalogen, Preislisten <strong>und</strong> den<br />

Reiseunterlagen auf die ECPAT <strong>und</strong> deren Zielsetzungen hingewiesen.<br />

5. „Zusammenarbeit (Informationsvermittlung) mit den Destinationen.“<br />

TUI Suisse arbeitet kontinuierlich mit den Vertragspartnern in den Destinationen<br />

zusammen. So kann ein laufender Informationsaustausch stattfinden. Bei der Auswahl<br />

der Leistungspartner <strong>und</strong> Hotels wird grossen Wert auf Seriosität gelegt.<br />

13 Vgl. Fragebogen an TUI Suisse, beantwortet <strong>von</strong> Roland Schmid, 30.05.2007<br />

3. Teil – Der Code of Conduct in der Schweizer Reisebranche 32 / 43


___________________________________________________________________________<br />

6. „Jährliche Berichterstattung über die durchgeführten Massnahmen.“<br />

Da man den Kodex nicht unterschrieben hat, rapportiert man nicht an die The Code-<br />

Organisation, sondern lediglich intern. Diese Berichte werden jedoch in regelmässigen<br />

Abschnitten gemacht.<br />

Weiter engagiert man sich innerhalb der World TUI World auch dafür, dass in den<br />

konzerneigenen Hotels lokale Mitarbeiter angestellt werden. An einigen Orten können<br />

diese sowie deren Kinder zum Teil auch die unternehmerische Infrastruktur mitbenutzen.<br />

3.5. Schlussfolgerungen<br />

Die drei grössten Reiseveranstalter der Schweiz engagieren sich gegen die<br />

kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> – die Hotelplan AG <strong>und</strong> die Kuoni Travel<br />

Holding Ltd. als Unterzeichner des Code of Conduct <strong>und</strong> TUI Suisse unter der World of<br />

TUI. Allerdings könnte die Zusammenarbeit der einzelnen Unternehmen noch intensiviert<br />

werden. Gerade <strong>im</strong> Bereich <strong>von</strong> Schulungen <strong>im</strong> In- <strong>und</strong> Ausland könnten auf diese<br />

Weise mehr Leistungsträger auf einmal erreicht werden. Zudem würde man in den<br />

jeweiligen Destinationen demonstrieren, dass der Schutz der Kinder vor <strong>sexuelle</strong>m<br />

Missbrauch der gesamten Schweizer Reisebranche wichtig ist <strong>und</strong> nicht einfach die Idee<br />

eines einzelnen Reiseveranstalters darstellt.<br />

Auch haben bis anhin lediglich zwei TO’s in der Schweiz unterzeichnet, was zukünftig<br />

noch erweitert werden sollte. Die Unterzeichung <strong>und</strong> vor allem die gewissenhafte<br />

Umsetzung der Aktivitäten, waren für kleine Unternehmungen wegen fehlendem Budget<br />

<strong>und</strong> Mangel an Personal bisher praktisch unmöglich. Mit der neuen Strategie <strong>von</strong> The<br />

Code <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>en Erarbeitung verschiedener Verhaltenskodexe, wird dies<br />

aber in Zukunft anders sein – jeder kann sich <strong>von</strong> nun an mit der Unterzeichung eines<br />

Codes innerhalb seiner Verhältnisse, für den Schutz der Kinder einsetzten. Ausserdem<br />

bietet ECPAT Switzerland Hilfestellung <strong>und</strong> Beratung für motivierte<br />

Touristikunternehmen.<br />

Sicherlich sind in diesem Zusammenhang auch die K<strong>und</strong>en selbst ein wichtiger<br />

Bestandteil. Die Nachfrage dieser entscheidet nicht selten für oder gegen ein<br />

Engagement einer Unternehmung. Deshalb ist die Informations- <strong>und</strong><br />

Sensibilisierungsarbeit diverser NRO’s sehr wichtig.<br />

Ebenfalls setzt sich ECPAT dafür ein, dass die Thematik vermehrt auch in<br />

<strong>Tourismus</strong>fachschulen <strong>und</strong> anderen Ausbildungsstätten mit Beziehung zur<br />

<strong>Tourismus</strong>branche behandelt wird. Die Abgänger dieser Schulen, sind die zukünftigen<br />

3. Teil – Der Code of Conduct in der Schweizer Reisebranche 33 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Fachleute <strong>und</strong> Entscheidungsträger der Schweizer Reisebranche. Wenn diese ihren<br />

künftigen Arbeitgebern demonstrieren, dass ihnen soziales Engagement seitens ihres<br />

Arbeitsbetriebs wichtig ist, kann dies zu weiteren Unterzeichnungen führen.<br />

3. Teil – Der Code of Conduct in der Schweizer Reisebranche 34 / 43


___________________________________________________________________________<br />

4. Teil – Aufklärungsstand der Reisenden<br />

Im Zusammenhang mit der Einführung des Code of Conduct gegen die kommerzielle<br />

<strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> in der Reisebranche, stellt sich auch die Frage nach<br />

dem Urteil der Reisenden über das Engagement. In der Schweiz wurde noch keine<br />

solche Studie durchgeführt. Die Gründe dafür liegen darin, dass der Verhaltenskodex<br />

gemäss Einschätzungen seitens EPCAT Switzerland, in der Schweiz noch zu wenig<br />

bekannt ist. Deshalb wir in dieser Arbeit auf eine deutsche Studie zurückgegriffen.<br />

4.1. Der Code of Conduct in Deutschland<br />

Anders als in der Schweiz wurde der Verhaltenskodex in Deutschland nicht mit den<br />

einzelnen Reiseveranstaltern vereinbart, sondern zwischen ECPAT Deutschland <strong>und</strong><br />

dem Deutschen Reisebüro <strong>und</strong> Reiseveranstalter Verband (DRV). Mit der<br />

Unterzeichnung des Verhaltenskodex seitens des DRV haben sich <strong>im</strong> Januar 2001 alle<br />

5114 Mitglieder zur Umsetzung der Massnahmen des Kodex verpflichtet. Allerdings<br />

können nicht alle Mitglieder die Massnahmen in gleichem Masse umsetzten, da die<br />

Ressourcen äusserst unterschiedlich vorhanden sind. Bei der Erstellung eines Faltblatts,<br />

einer Schulungsbroschüre <strong>und</strong> anderen Aktivitäten zur Umsetzung des Kodex, haben<br />

besonders die Reiseveranstalter <strong>und</strong> Mitglieder des DRV TUI Hannover, LTU<br />

Düsseldorf, C&N Oberursel, IST Köln <strong>und</strong> Studiosus München mitgeholfen.<br />

Sabine Minninger kommt in ihrer Untersuchung über die Umsetzung des<br />

Verhaltenskodex in Deutschland zum Schluss, dass es bei der Implementierung <strong>und</strong><br />

Umsetzung noch hapert. So wurde zwar eine Schulungsbroschüre erstellt, diese kommt<br />

aber nur selten zur Anwendung <strong>und</strong> wenn, dann pr<strong>im</strong>är bei den Reiseleitern oder<br />

Aussendienstmitarbeitenden. Auch das erstellte Faltblatt wird nicht an alle K<strong>und</strong>en<br />

abgegeben, sondern oft nur auf Anfrage. Weiter wird in den Katalogen der<br />

Reiseveranstalter noch zu wenig auf die Thematik eingegangen. Da die Studie <strong>im</strong> Jahr<br />

2004 gemacht wurde, ist allerdings anzunehmen, dass seither die Aktivitäten <strong>und</strong> die<br />

gezielte Umsetzung zugenommen haben. 1<br />

Weiter ist anzumerken, dass mit der neuen Strategie <strong>von</strong> The Code solche<br />

Verbandslösungen zukünftig nicht mehr möglich sein werden. Ab 2009 wird es so sein,<br />

dass der DRV als Verband zwar weiterhin Unterzeichner ist, seine Mitglieder jedoch<br />

einzeln unterschreiben bzw. einen Antrag auf Aufnahme bei The Code stellen müssen.<br />

1 Vgl. Minninger, 2004, S. 49ff<br />

4. Teil – Aufklärungsstand der Reisenden 35 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Dadurch wird die Überwachung seitens The Code einfacher, denn <strong>im</strong> Moment rapportiert<br />

lediglich der Verband für alle seine Mitglieder.<br />

4.2. Studie zum Aufklärungstand deutscher Touristen<br />

Die folgenden Daten sind aus einer empirischen Untersuchung <strong>und</strong> stellen den<br />

Aufklärungstand der deutschen Touristen <strong>im</strong> Jahr 2004 dar. Sabine Minniger hat diese<br />

Studie <strong>im</strong> Rahmen ihrer Diplomarbeit an der Universität Trier erstellt. 2<br />

Die schriftlichen Fragebögen wurden während 24 St<strong>und</strong>en am Flughafen Frankfurt <strong>im</strong><br />

Transitbereich ausgeteilt. Dies schien der geeignete Ort für die Umfrage zu sein. Zum<br />

einen haben die Touristen dort meist wenig zu tun <strong>und</strong> zum anderen unterstreicht die<br />

Lokalität auch die Seriosität der Umfrage, da nicht jeder Zugang zu in diesem Bereich<br />

bekommt. Vorwiegend wurden Reisenden nach Südostasien, Südafrika, in die Karibik<br />

<strong>und</strong> nach Brasilien interviewt. Befragt wurden lediglich deutsche Touristen, welche die<br />

Volljährigkeit bereits erreicht haben.<br />

Gesamthaft konnten 215 Fragebögen generiert werden – 174 <strong>im</strong> Transitbereich <strong>und</strong><br />

weitere 41 Fragbögen einen Tag darauf <strong>im</strong> öffentlichen Bereich. Die Männer waren mit<br />

51%, die Frauen mit 41% vertreten, 8% machten keine Angaben betreffend Geschlecht.<br />

Das Durchschnittsalter der Personen lag bei 40 Jahren. Mit 63% verreisten die meisten<br />

Befragten mit einem Reiseveranstalter, 30% gaben an die Reise selbst organisiert zu<br />

haben.<br />

Da es sich um ein heikles Thema handelt, musste besonders darauf Acht gegeben<br />

werden, klar ersichtlich darzustellen, dass alle Angaben anonym ausgewertet werden.<br />

Obgleich es sich um ein gesellschaftlich oft tabuisiertes Thema handelte, zeigten sich die<br />

Befragten sehr interessiert. Häufig wurde sogar nachgefragt, wo man sich über die<br />

Problematik informieren kann <strong>und</strong> welche Reiseveranstalter sich in diesem Bereich<br />

besonders engagieren.<br />

2 Vgl. Minninger, 2004, S. 68ff<br />

4. Teil – Aufklärungsstand der Reisenden 36 / 43


___________________________________________________________________________<br />

4.2.1. Ergebnisse der Studie<br />

Folgende Aussagen können aufgr<strong>und</strong> der Ergebnisse aus der Umfrage gemacht<br />

werden: 3<br />

Bewusstsein <strong>und</strong> Wissensstand der Thematik<br />

� 93% gaben an, dass Ihnen die Problematik der kommerziellen <strong>sexuelle</strong>n <strong>Ausbeutung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> bekannt ist. Lediglich 7% hatten vorher noch die etwas<br />

darüber gehört.<br />

� 62% der Befragten gaben an, dass sie durch die Medien über das Thema informiert<br />

wurden. Lediglich 5% nannten die Reiseveranstalter als Informationsquelle (Abb.1).<br />

Abbildung 1: Informationsquellen über die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> 4<br />

� Bedenklich ist auch der Wissenstand der Befragten: 58% gibt an, wenig bis sehr<br />

wenig über die Problematik zu wissen (Abb.2).<br />

Abbildung 2: Eigener Informationsstand 5<br />

3 Vgl. Minninger, 2004, S. 71ff<br />

4 Minninger, 2004, S. 71<br />

5 Minninger, 2004, S. 72<br />

n=215<br />

4. Teil – Aufklärungsstand der Reisenden 37 / 43


___________________________________________________________________________<br />

� Obwohl gerade die Regierung Thailands sich sehr für den Schutz der Kinder<br />

engagiert, verbinden <strong>im</strong>mer noch 40% Thailand als erstes mit Kinderprostitution. An<br />

zweiter Stelle werden mit 9% die Philippinen genannt. Danach wird mit 5% auch<br />

Indien <strong>und</strong> mit je 4% Brasilien <strong>und</strong> die dominikanische Republik mit der Thematik in<br />

Verbindung gebracht. Insgesamt wurden noch 45 weitere Staaten angegeben.<br />

� Obschon 63% der Befragten angaben mit einem TO zu verreisen, erhielten nur<br />

gerade 13 Personen, also r<strong>und</strong> 6%, bei der Buchung, durch Kataloge,<br />

Reiseunterlagen <strong>und</strong> Reisebüros Informationen über die kommerzielle <strong>sexuelle</strong><br />

<strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong>.<br />

� Der Code of Conduct ist auch 2 Jahre nach der Einführung in Deutschland 92% der<br />

Befragten unbekannt. 98% hatten das dem Fragebogen beigelegte Informationsblatt<br />

noch nie zuvor gesehen. Eigentlich sollte der Flyer <strong>von</strong> jedem Reiseveranstalter bei<br />

einer Buchung an den K<strong>und</strong>en abgegeben werden.<br />

Verantwortung der Reisebranche<br />

� Wenn es um die Frage geht, wer Massnahmen zum Schutz der Kinder ergreifen<br />

sollte, weisen die Befragten die höchste Verantwortung der Regierung bzw. Politik zu.<br />

An zweiter Stelle wurden die Medien genannt, gefolgt <strong>von</strong> der Reisebranche mit 13%.<br />

� 96% wünschen sich vor allem <strong>von</strong> den Reiseleitern sowie dem Hotelpersonal über die<br />

Thematik informiert zu werden. Weiter finden es 88% der Befragten wichtig bis sehr<br />

wichtig, dass die Reisebranche Massnahmen gegen die kommerzielle <strong>sexuelle</strong><br />

<strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> ergreift (Abb.3).<br />

Abbildung 3: Wie wichtig finden Sie es, dass die Reisebranche Massnahmen ergreift? 6<br />

6 Minninger, 2004, S. 74<br />

n=215<br />

4. Teil – Aufklärungsstand der Reisenden 38 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Einfluss auf das persönliche Buchungs- <strong>und</strong> Reiseverhalten<br />

� R<strong>und</strong> drei Viertel der Befragten (73%) gaben an, sie würden bei einer Buchung einen<br />

TO, welcher sich für Kinder engagiert, vorziehen. Lediglich 1% schreiben, ihnen seien<br />

solche Bemühungen egal. Die restlichen Interviewten meinten, dass das Engagement<br />

kein pr<strong>im</strong>äres Entscheidungskriterium darstelle. Bei der Hotelwahl würden 77% ein<br />

Hotel, welches sich gegen den <strong>sexuelle</strong>n Missbrauch <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> einsetzt,<br />

bevorzugen.<br />

� Fragt man die Reisenden betreffend des Code of Conduct, wünschen sich 19%<br />

Klauseln in den Hotelverträgen. An zweiter Stelle folgt der Wunsch nach Schulungen<br />

der Mitarbeiter am Urlaubsort. Am wenigsten wichtig ist den Befragten die<br />

Verankerung der sozialen Verantwortung in der Firmenpolitik (Abb.4).<br />

Abbildung 4: Welche Massnahmen soll der RV zum Schutz der Kinder <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> ergreifen? 7<br />

Persönliches Engagement<br />

� Auf die Frage, was man <strong>im</strong> Falle einer konkreten Beobachtung hinsichtlich des<br />

Missbrauchs <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> machen würde, antworteten 46% der Befragten, dass sie<br />

aktiv vorgehen würden. Von diesen 46% würden 28% das Hotelpersonal <strong>und</strong> 23% die<br />

Reiseleitung informieren. Gerade mal 5% würden sich an die deutsche Polizei<br />

wenden (Abb.5).<br />

7 Minninger, 2004, S. 75<br />

n=541<br />

4. Teil – Aufklärungsstand der Reisenden 39 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Abbildung 5: Was würden sie <strong>im</strong> Falle einer Beobachtung aktiv unternehmen? 8<br />

� Nur 3% würden nichts unternehmen, weil sie ihren Urlaub geniessen möchten. Weiter<br />

denken 16% der Befragten, dass die Problematik Polizei <strong>und</strong> Behörden überlassen<br />

werden sollten. Die restlichen Befragten sind unsicher darüber, was sie in einer<br />

solchen Situation tun würden.<br />

4.2.2. Schlussfolgerungen aus der Studie<br />

Viele Reisende kennen die Problematik hauptsächlich durch die Medien. Die meisten<br />

<strong>von</strong> ihnen wissen nur sehr oberflächlich über das Thema Bescheid. Thailand wird <strong>im</strong>mer<br />

noch weitaus am ersten genannt, wenn es um die Assoziation <strong>von</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong><br />

Prostitution geht. Dies obwohl das Thema längst nicht mehr nur auf Südostasien<br />

bezogen werden kann. Auch weiss nur ein min<strong>im</strong>er Teil der Befragten, dass ein<br />

Verhaltenskodex gegen den <strong>sexuelle</strong>n Missbrauch <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> in der Reisebranche<br />

überhaupt existiert. Daraus lässt sich schliessen, dass die touristischen Unternehmen in<br />

Deutschland noch zu wenig getan haben, um die K<strong>und</strong>en für die Thematik zu<br />

sensibilisieren. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass sich ein Grossteil<br />

der Touristen wünscht, darüber informiert zu werden. Bei vielen spielt das Engagement<br />

des Reiseveranstalters bei der Entscheidungsfindung wo gebucht wird zwar nicht eine<br />

pr<strong>im</strong>äre Rolle, kann aber bei gleichem Preis-Leistungsverhältnis dennoch entscheidend<br />

sein.<br />

Erfreulich ist auch zu bewerten, dass viele der Reisenden <strong>im</strong> Falle einer Beobachtung<br />

aktiv vorgehen würden.<br />

8 Minninger, 2004, S. 76<br />

4. Teil – Aufklärungsstand der Reisenden 40 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Allerdings muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass solche Befragungen <strong>im</strong>mer mit<br />

einer gewissen Vorsicht angeschaut werden sollten. Oft sind die Interviewten bei solchen<br />

Themen nicht ganz ehrlich, denn nur sehr wenige würden wohl zugeben, dass Ihnen<br />

diese Thematik eigentlich egal ist. Obwohl die Befragung schriftlich durchgeführt wurde,<br />

musste man den Fragebogen an eine anwesende Person abgeben, was mit Sicherheit<br />

zu einer Verminderung des Anonymitätsgefühls geführt hat.<br />

Nichts desto trotz ist die Studie ein guter Anhaltspunkt für die Reisebranche. Sie zeigt<br />

den Reiseveranstaltern auf, dass Engagement belohnt wird <strong>und</strong> viele K<strong>und</strong>en offen für<br />

Informationen über das Thema sind.<br />

4.3. Schlussfolgerungen für die Schweiz<br />

Es ist schwierig einzuschätzen, welche Ergebnisse eine ähnliche Umfrage in der<br />

Schweiz liefern würde. In der Schweiz haben bis anhin lediglich zwei Reiseveranstalter<br />

den Kodex zum Schutz der Kinder vor <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong> <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> unterzeichnet<br />

- der eine da<strong>von</strong> vor ca. acht Monaten. Deshalb kann angenommen werden, dass der<br />

Verhaltenskodex auch bei den Schweizer Touristen zurzeit noch wenig bekannt ist.<br />

Weiter kann man da<strong>von</strong> ausgehen, dass auch in der Schweiz eine Mehrheit der<br />

Reisenden zwar die Problematik kennt, jedoch wenig tiefgründigeres Wissen darüber<br />

hat. Wenn man das St<strong>im</strong>mungsbild in der Gesellschaft anschaut, wird jedoch deutlich,<br />

dass eine Mehrheit der K<strong>und</strong>en, das Engagement der Reisebranche wohl als positiv<br />

bewerten würde.<br />

4. Teil – Aufklärungsstand der Reisenden 41 / 43


___________________________________________________________________________<br />

5. Teil – Fazit<br />

Die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> breitet sich weiter aus.<br />

Die steigende Armut <strong>und</strong> unsichere Verhältnisse in vielen Drittweltländern tragen dazu<br />

bei, dass unzählige Kinder <strong>und</strong> Familien den einzigen Weg aus der Misere in der<br />

Prostitution sehen. Auch ist in diesen Staaten die Problematik noch zu wenig <strong>im</strong><br />

Bewusstsein der Bevölkerung verankert <strong>und</strong> auch die Gesetze weisen häufig grosse<br />

Lücken auf. Umso wichtiger ist es deshalb, die Touristen selbst zu bearbeiten. Es muss<br />

noch stärker kommuniziert werden, dass <strong>sexuelle</strong> Handlungen mit einem Kind in ALLEN<br />

Ländern dieser Welt ein zu verurteilendes Delikt ist. Damit das geschieht, müssen aber<br />

die Reisenden vorgängig informiert <strong>und</strong> sensibilisiert werden. Diese Aufgabe sollte auch<br />

die <strong>Tourismus</strong>branche übernehmen. Sie ist zwar nicht pr<strong>im</strong>är verantwortlich für das<br />

Problem als solches, wird aber durch die Förderung eines verantwortungsvolleren <strong>und</strong><br />

ethischen Reiseverhaltens zu einem starken Partner <strong>im</strong> Kampf gegen die <strong>sexuelle</strong><br />

<strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> weltweit. Es ist wichtig, dass gerade die Einnahmenbringenden<br />

Touristen gegenüber einem Hotel <strong>und</strong> anderen Leistungsträgern einer Destination<br />

aufzeigen, dass sie die Kinderprostitution verurteilen. Auf diese Weise motiviert man<br />

Behörden sowie touristische Leistungsträger vor Ort aktiv gegen die kommerzielle<br />

<strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> vorzugehen <strong>und</strong> die Gesetze zu straffen bzw. strikter<br />

auszuführen.<br />

Die Freier reisen ins Ausland, weil sie dort relativ ungestört <strong>und</strong> meist risikolos ihre<br />

Fantasien ausleben können. Würde seitens anderer Touristen vermehrt mit dem Finger<br />

auf solche Menschen gezeigt werden, würde das sicherlich auch zu einer Eindämmung<br />

der Kinderprostitution führen.<br />

Mit der Implementierung eines Verhaltenskodes für die Reisebranche wurde sicherlich<br />

ein grosser Schritt in die richtige Richtung getan. Erfreulich ist auch, dass die<br />

Unterzeichner in der Schweiz den Verhaltenskodex wirklich ernst nehmen <strong>und</strong><br />

gewissenhaft alle Massnahmen, so gut es personelle <strong>und</strong> finanzielle Ressourcen<br />

zulassen, umzusetzen.<br />

Schlussendlich müssen aber wir alle – ob Reisender, Student, Familienvater, NRO oder<br />

Regierung – uns dafür einsetzen, dass die soziale Schere sich nicht noch weiter öffnet.<br />

Die Kinderprostitution sowie viele andere soziale Probleme können nur gelöst werden,<br />

wenn den Menschen in den betroffenen Ländern Perspektiven geboten werden. Dafür<br />

braucht es für alle zugängliche Schulen <strong>und</strong> Arbeitsplätze mit gerechten<br />

5. Teil – Fazit 42 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Arbeitsbedingungen. Das mag vielleicht utopisch klingen, aber mit dem Engagement<br />

eines jeden einzelnen wird ein Schritt in die richtige Richtung getan.<br />

5. Teil – Fazit 43 / 43


___________________________________________________________________________<br />

Quellenverzeichnis<br />

Literatur<br />

Sabine Minninger:<br />

„Tränen heilen die W<strong>und</strong>en nicht – Kinderprostitution <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong>“<br />

Evangelischer Entwicklungsdienst e.V. (EED), Oktober 2004<br />

Martina T<strong>im</strong>mermann <strong>und</strong> Tina Pfeiffer:<br />

„Im Kampf gegen Kinderhandel <strong>und</strong> Kinderprostitution“<br />

Deutsches Übersee-Institut, Übersee-Dokumentation, Hamburg, 2004<br />

Claudia Berker <strong>und</strong> Hans-Martin Grosse-Oetringhaus:<br />

„Getäuscht, verkauft, missbrauch – Reportagen <strong>und</strong> Hintergründe zum weltweiten<br />

Kinderhandel“<br />

Rotpunktverlag, Zürich, 1. Auflage 2003<br />

Jeremy Seabrook:<br />

„Keine mildernden Umstände – Sexuelle <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> die internationale<br />

Strafverfolgung der Täter, 16 Fallgeschichten“<br />

L<strong>im</strong>mat Verlag Zürich, 2002<br />

Gisela Wuttke:<br />

„Kinderprostitution, Kinderpornographie, <strong>Tourismus</strong> – Eine Bestandesaufnahme“<br />

Lamuv Verlag GmbH, Göttingen, 1. Auflage 1998<br />

Diverse Unterlagen<br />

ECPAT DEUTSCHLAND: R<strong>und</strong>brief, 01 / 2007<br />

KUONI: Nachhaltigkeitsbericht 2006,<br />

ECPAT SWITZERLAND: Diverse Medieninformationen<br />

ECPAT SWITZERLAND: „Engagement zum Schutz der Kinder vor <strong>sexuelle</strong>r<br />

<strong>Ausbeutung</strong>“, Schulungsmaterialen für die Reisebranche, 2004<br />

ECPAT SWITZERLAND: „Monitoring-Bericht zur Umsetzung des „Code of Conduct“ bei<br />

der Hotelplan AG“, 2005<br />

JOURNAL: Nr. 4/06 Dezember 2006, Seiten 6 <strong>und</strong> 20<br />

Quellenverzeichnis VIII


___________________________________________________________________________<br />

TERRE DES HOMMES: „Ware Kind, Kinderhandel“, 1. Auflage 2002<br />

TERRE DES HOMMES: „Alles käuflich?“, 2. Auflage, 2002<br />

UNICEF: Magazin der UNICEF Schweiz, „<strong>Kommerzielle</strong> <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Kindern</strong>“, Nr. 4/2001<br />

CODE OF CONDUCT: Handout, Mai 2005, Fachstelle ECPAT Switzerland<br />

Unveröffentlichte Quellen<br />

Therese Wullschleger: „Kinderprostitution <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> der Verhaltenskodex<br />

gegen die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong>“, Diplomarbeit an der<br />

Schweizerischen <strong>Tourismus</strong>fachschule, 2003<br />

Hotelplan AG: 1 st Short Standard Report Form of Hotelplan AG<br />

Internet<br />

http://www.kinderschutz.ch<br />

http://www.ecpat.de<br />

http://www.ecpat.net<br />

http://www.childwise.net<br />

http://www.thecode.org<br />

http://www.fairunterwegs.org<br />

http://www.akte.ch<br />

http://www.unicef.ch<br />

http://www.unicef.de<br />

http://www.bpb.de<br />

http://www.tourism-watch.de<br />

http://www.tdh.de<br />

http://www.world-tourism.org<br />

http://www.helvetas.ch<br />

http://www.child-good.com<br />

http://www.trouble-in-paradise.de<br />

http://www.missio-aachen.de<br />

http://www.schau-hin.ch<br />

http://marktcheck.greenpeace.at<br />

http://kind.know-library.net<br />

http://www.socialinfo.ch<br />

http://www.usdoj.gov<br />

Quellenverzeichnis VIII


___________________________________________________________________________<br />

http://www.vol.at<br />

http://blog.aktiv-gegen-kinderarbeit.de<br />

http://www.kinderrechte.net<br />

http://www.schulische-praevention.de<br />

http://www.swissinfo.org<br />

http://www.efriz.ch<br />

http://de.wikipedia.org<br />

http://www.planet-wissen.de<br />

http://www.tui-suisse.com<br />

http://www.tui-group.com<br />

http://www.hotelplan.ch<br />

http://www.kuoni.ch<br />

Verwendete Bilder<br />

http://www.phf.uni-rostock.de/institut/ipp/personal/bild_cornelissen.html, Stand 03.6.2007<br />

http://www.kinderpraxis-goldschmitt-wuttge.de, Stand 03.6.2007<br />

http://www.kindernothilfe.de/HIV__Aids_auch_Jahresthema_2007.html, Stand 03.6.2007<br />

Persönliche Kontakte<br />

Hotelplan AG: Frau Claudia Meury<br />

Kuoni Travel Ltd.: Herr Matthias Leisinger<br />

TUI Suisse: Herr Roland Schmid<br />

ECPAT Switzerland: Frau Karolina Frischkopf<br />

Quellenverzeichnis VIII


___________________________________________________________________________<br />

Anhang 1: Interview Hotelplan AG<br />

Geführt <strong>von</strong> Sandra Marti mit<br />

Claudia Meury, Stv. Leiterin Unternehmenskommunikation & Medien, Hotelplan AG<br />

24. Mai 2007, 16.30 Uhr, Hauptsitz Hotelplan AG, Glattbrugg<br />

SM: Sandra Marti HP: Hotelplan<br />

CM: Claudia Meury CoC: Code of Conduct<br />

SM:<br />

TO: Tour Operator<br />

Aus welchem Gründen hat sich Hotelplan dazu entschieden den Code of Conduct zu<br />

unterschreiben bzw. <strong>von</strong> wem kam die Initiative? Hat sich HP selbst dazu entschieden<br />

oder ist man seitens Kinderschutz Schweiz oder anderen Organisationen auf Sie<br />

zugekommen?<br />

CM:<br />

Es war nicht kinderschutz.ch, sondern die <strong>Tourismus</strong> Vereinigung TOI (Tour Operators<br />

Initiative), welche sich als Organisation bereits dazu entschieden hatte den CoC zu<br />

unterstützen. HP ist der einzige TO in der Schweiz der dort Mitglied ist. Auf Gr<strong>und</strong> dieser<br />

Initiative hat sich HP die Sache genauer angeschaut <strong>und</strong> entschieden, dass das ein<br />

Bereich ist, wo sich HP engagieren will. Deshalb hat HP als erster TO in der Schweiz<br />

den CoC unterschrieben.<br />

SM:<br />

Wird der CoC auch <strong>von</strong> Ihren Auslandgesellschaften in Italien <strong>und</strong> England umgesetzt<br />

oder wurden/werden die Massnahmen rein in den Schweizerischen Produkten<br />

eingeführt?<br />

CM:<br />

Die HP-Gruppe ist so organisiert, dass die einzelnen Ländergesellschaften unabhängig<br />

<strong>von</strong>einander sind. Bis anhin haben HP-Schweiz <strong>und</strong> mittlerweile auch HP-Italien<br />

unterzeichnet - HP-Italien aber für sich. Italien greift jedoch auf die Erfahrungen <strong>von</strong><br />

Anhang IX


___________________________________________________________________________<br />

HP-Schweiz zurück. Man kann unterstützen, weil man bereits weiss, was in der<br />

Einführung einfach ist <strong>und</strong> was schwieriger. HP-Italien kann auch <strong>von</strong> den verschiedenen<br />

Dokumenten <strong>und</strong> Informationen <strong>von</strong> HP-Schweiz profitieren. HP-England hat bis anhin<br />

noch nicht unterzeichnet. Dies hängt aber wahrscheinlich damit zusammen, dass HP-<br />

England (genannt Inghams Travels) vor allem Ferien in die Schweiz, nach Österreich<br />

<strong>und</strong> Frankreich, also in den Alpenraum bzw. in die Berge, anbietet. Ich würde zwar nicht<br />

sagen, dass in diesen Ländern das Problem überhaupt nicht existiert, es sind aber nicht<br />

die vordringlichen Destinationen.<br />

SM:<br />

Aber in der Schweiz ist jedes Produkt <strong>von</strong> HP (M-Travel, ESCO etc.) unter dem CoC?<br />

CM:<br />

Das ist egal. Denn dies sind <strong>im</strong> Prinzip Marken <strong>von</strong> der Firma HP-Schweiz <strong>und</strong> als<br />

solches sind alle Produkte abgedeckt.<br />

SM:<br />

Man hat ja denn CoC bereits ins Leitbild aufgenommen. Er wird vor allem <strong>im</strong> Teil<br />

„Mensch <strong>und</strong> Umwelt“ kommuniziert. Heisst dass, dieser Teil wird auch <strong>im</strong>mer<br />

kommuniziert, wenn das Leitbild herausgegeben wird?<br />

CM:<br />

Das Leitbild ist mit allen seinen Bereichen auf unserer Webseite vorhanden. Wenn<br />

jemand danach fragt, verweisen wir auf die Webseite. Wir verschicken es aber nicht<br />

physisch.<br />

SM:<br />

Bezogen auf den Monitoring Bericht 2004: Damals waren noch nicht alle Mitarbeiter<br />

geschult, hat man das jetzt nachgeholt?<br />

CM:<br />

Ich kann Ihnen nachher noch den neuen Monitoring Bericht geben, welcher erst gerade<br />

abgegeben wurde. Bezogen auf die Mitarbeiter-Schulungen: Dies ist ein laufender<br />

Prozess. Auch die geschulten Mitarbeiter erhalten Fresh-Ups. Wenn man in einem Kurs<br />

ist – egal ob man ihn gibt oder die Informationen konsumiert – ist man nachher ziemlich<br />

Anhang IX


___________________________________________________________________________<br />

nachdenklich gest<strong>im</strong>mt, denn es ist ein extrem aufwühlendes Thema. Ich merke das<br />

selbst, wenn ich mich auf einen Kurs vorbereite. Man kann es fast nicht an einem Stück<br />

machen, weil man eine Wut kriegt <strong>und</strong> einen Aktionswillen - man will sofort die Welt<br />

verändern. Bei den Produktmitarbeitern oder überhaupt bei den Mitarbeitern ist das<br />

Thema nach einer solchen Schulung extrem präsent. Leider wird es aber <strong>im</strong> Alltag <strong>im</strong>mer<br />

wieder mit den aktuellen Sachen zugeschüttet. Wir probieren dann <strong>im</strong>mer wieder zu<br />

reminden <strong>und</strong> zu sagen „vergesst nicht, wenn ihr be<strong>im</strong> Hotelier seit, wenn ihr an Kursen<br />

seit… Agiert, macht“ etc. Das Problem soll <strong>im</strong>mer wieder in Erinnerung gerufen werden.<br />

Die Schulung der sonstigen Mitarbeiter ist, wie gesagt, ein laufender Prozess. Wir haben<br />

am Anfang einen Einführungstag organisiert, an welchem sämtliche Mitarbeiter am<br />

Hauptsitz über das was wir hier machen informiert wurden. In einem ersten Teil sind<br />

dann alle Product Managers geschult worden. Das sind die Personen, welche mit den<br />

Hoteliers Verträge verhandeln <strong>und</strong> in diesem Sinne, neben den Reisleitern, die<br />

wichtigsten sind. Sie sind vor Ort in den Destinationen <strong>und</strong> können dort unsere<br />

Bedingungen auch klar durchboxen. Als Zweites waren es dann die Reiseleiter. Da diese<br />

aber nicht 10-20 Jahre bleiben, sondern den Job vielleicht 2-3 Jahre ausführen, muss<br />

man schon allein aus diesem Gr<strong>und</strong> <strong>im</strong>mer am Ball bleiben. Die Reiseleiter sind<br />

diejenigen, welche vielleicht direkt am Ort kontaktiert werden oder welche selber etwas<br />

sehen. Deshalb werden auch sie laufend geschult.<br />

SM:<br />

Im Monitoring Bericht 2004 steht, dass die Mitarbeiter die Bekämpfung des Problems<br />

zwar als sehr wichtig empfinden. Sie haben aber trotzdem das Gefühl, dass andere<br />

Faktoren (z.B. Politik <strong>und</strong> Wirtschaft in den betroffenen Destinationen) einen grösseren<br />

Einfluss nehmen können. Hat sich dieser Punkt mittlerweile gewandelt? Sieht man jetzt<br />

vermehrt ein, dass man selbst auch etwas zum Schutz der Kinder beitragen kann?<br />

CM:<br />

Ich denke, dass am Anfang auch eine gewisse Unsicherheit mitgespielt hat. Man hat sich<br />

die Frage gestellt, ob man jetzt dem K<strong>und</strong>en auf die Finger schlagen muss. So nach dem<br />

Motto „Ist es denn unsere Aufgabe?“ Es ist an <strong>und</strong> für sich eine sehr riskante Sache, vor<br />

allem direkt vor Ort etwas zu machen. Ich denke aber, dass die Akzeptanz gestiegen ist,<br />

sie aber schon früher gross war. Es klingt ein bisschen ernüchternd in dem Reporting. Es<br />

spielt sicherlich auch die Ernüchterung mit, dass man ein kleiner Teil der<br />

Anhang IX


___________________________________________________________________________<br />

Problembekämpfung ist. Es ist wichtig, dass man mit Polizei, <strong>Tourismus</strong>behörden <strong>und</strong><br />

Hoteliersvereinigungen etc. zusammenarbeitet.<br />

SM:<br />

Die Sensibilisierung der Mitarbeiter für dieses Problem ist also heute allgegenwärtig?<br />

CM:<br />

Absolut. Ich denke, dass man auch sagen kann, dass es weiter geht. Auch unsere<br />

Gäste/K<strong>und</strong>en werden laufend darauf aufmerksam gemacht <strong>und</strong> auch dort merkt man,<br />

dass gewisse Sachen in Gang kommen, dass man auch darüber reden kann. Das Ziel ist<br />

ja schliesslich - ich meine es wäre schön, wenn wir die ganzen Organisationen<br />

auslöschen könnten, aber das ist ein sehr hochgestecktes Ziel - dass man darüber<br />

spricht. Denn jemand der in ein Land reist <strong>und</strong> Prostitution mit <strong>Kindern</strong> sucht, will in<br />

erster Linie <strong>von</strong> niemandem beobachtet werden <strong>und</strong> alles unter dem Teppich der<br />

Verschwiegenheit verschwinden lassen. Es ist unser Ziel, dass wir wirklich symbolisch<br />

mit dem roten Schal zeigen können, dass wir hinschauen.<br />

SM:<br />

Ich habe gelesen, dass auf allen Rechnungen <strong>von</strong> HP ein Hinweis betreffend der<br />

kommerziellen <strong>sexuelle</strong>n <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> vorhanden ist. Auch <strong>im</strong><br />

Katalog wird das Problem angesprochen. Gibt es noch andere Arten, wie Sie das<br />

Engagement kommunizieren? Kommunizieren Sie auch mündlich <strong>im</strong> direkten Gespräch<br />

mit den K<strong>und</strong>en, z.B. wenn jemand eine Thailandreise bucht?<br />

CM:<br />

Es ist in erster Linie die schriftliche Kommunikation. Jeder K<strong>und</strong>e <strong>von</strong> uns erhält mit den<br />

Reisedokumenten eine Broschüre, welche informiert, die Facts wiedergibt <strong>und</strong> auch<br />

kommuniziert, dass es sich hierbei um ein klares Delikt, um eine illegale Machenschaft<br />

handelt. Auch dass es strafbar ist <strong>und</strong> wie man vorgehen kann, wenn man <strong>im</strong> Ausland<br />

etwas beobachtet, wird darin kommuniziert. Zudem stehen die entsprechenden<br />

Kontaktadressen <strong>im</strong> Falle einer Beobachtung drin. Diese Broschüre erhält wirklich jeder<br />

K<strong>und</strong>e.<br />

Anhang IX


___________________________________________________________________________<br />

SM:<br />

Wie sind die Reaktionen der K<strong>und</strong>en?<br />

CM:<br />

Es gibt wenig Reaktionen. Bei den Reiseleitern positive Feedbacks, man findet es toll,<br />

dass wir uns in diesem Bereich engagieren. Ich denke, es ist nicht wahrscheinlich, dass<br />

jemand öffentlich zugibt, dass er das Engagement schlecht findet. Aber grosse<br />

Feedbacks seitens der K<strong>und</strong>en haben wir eigentlich nicht.<br />

SM:<br />

Gibt es eine Umfrage diesbezüglich?<br />

CM:<br />

Das ist <strong>im</strong> Moment in Ausarbeitung. Man will den Reiseleitern während der Saison einen<br />

Fragebogen schicken, damit diese 1:1 berichten können, was für Feedbacks sie erhalten<br />

<strong>und</strong> damit auch angehalten werden, dass Thema anzusprechen <strong>und</strong>. in ihren<br />

Begrüssungscocktail einzubauen.<br />

SM:<br />

Im Monitoring-Bericht 2004 steht, dass die Massnahme betreffend Zusammenarbeit mit<br />

den Zieldestinationen noch nicht umgesetzt wurde. Hat man seitdem in diesem Punkt<br />

etwas unternommen?<br />

CM::<br />

Ja, was wir bald darauf schon gemacht haben, war ein Flyer in Deutsch, Französisch<br />

<strong>und</strong> Englisch für Hoteliers. Darin informieren wir darüber was wir machen. Seit dem<br />

letzten Code-Reporting haben wir auch ein Pilotprojekt in Kenia gemacht. Kenia ist eine<br />

der Destinationen, welche sicherlich dem Ganzen etwas exponierter ist. Ich habe letzthin<br />

in einer Vorabinformation aus einem UNESCO-Bericht gelesen - etwas für mich ziemlich<br />

schockierendes - dass in Kenia die drittgrösste Nationalität bei Tätern die Schweizer<br />

sind. An erster Stelle sind die Kenianer, an zweiter Stelle die Italiener <strong>und</strong> an dritter<br />

Stelle kommen bereits die Schweizer. Das ist eigentlich erstaunlich, denn wenn man es<br />

über den <strong>Tourismus</strong> bricht, sind wir nicht wirklich die zweitgrösste keniareisende Nation<br />

sind. Wir haben in Kenia ein Projekt mit akte lanciert. Vor Ort haben wir Schulungen für<br />

alle Hoteliers <strong>und</strong> Hotel-Mitarbeiter an der Küste gemacht. Man hat Schulungsmaterial<br />

Anhang IX


___________________________________________________________________________<br />

erstellt <strong>und</strong> aufgebaut. Zuerst hat man Trainer ausgebildet. Diese haben in den Hotels<br />

vom Tellerwäscher bis zum Manager alle ausgebildet <strong>und</strong> sensibilisiert. Das Ganze in<br />

Zusammenarbeit mit dem Ministerium für <strong>Tourismus</strong> in Kenia. Das ist der schwierigste<br />

Teil des CoC. Man muss sich vorstellen, dass jemand der nach Kenia oder Brasilien reist<br />

um der Prostitution mit <strong>Kindern</strong> zu frönen, nicht nur einmal <strong>im</strong> Jahr geht, sondern drei bis<br />

vier Mal pro Jahr. Ich als Hotelier habe also hier einen Stammk<strong>und</strong>en, welcher mir drei<br />

bis vier Mal <strong>im</strong> Jahr ein oder zwei Wochen Ferien bezahlt <strong>und</strong> dem muss ich jetzt auf die<br />

Füsse trampeln <strong>und</strong> verliere die vier Mal Z<strong>im</strong>merbelegung. Das ist das Dilemma, womit<br />

die Hoteliers zum Teil konfrontiert sind. Nichts desto trotz ist man auf gutem Wege.<br />

ECPAT hat nun realisiert, dass es zwar die Aufgabe <strong>von</strong> jedem einzelnen<br />

Unterzeichnenden ist hier Schritte zu ergreifen, dass es aber einfach keinen Sinn macht,<br />

wenn HP in diesem Jahr Kenia macht, Kuoni ein Projekt in Thailand etc. Das ist<br />

gegenüber den lokalen Leistungsträgern nicht glaubwürdig. Der sagt sich: „ja gut, HP hat<br />

wieder irgendeinen Ecken ab <strong>und</strong> wir müssen hier Kurse machen“. Dann kommt <strong>im</strong><br />

nächsten Jahr plötzlich TUI <strong>und</strong> dann z.B. Thomas Cook etc. Dies wird in Zukunft<br />

koordiniert. ECPAT legt fest, 2008 kümmern wir uns beispielsweise. um ein Projekt in<br />

Brasilien. Dann setzen alle Unterzeichnenden zusammen in diesem Land ihre Energie<br />

ein/investieren ihre Arbeit. Und an hand <strong>von</strong> dem kann man jetzt Thailand, Brasilien,<br />

Kenia, Philippinen etc. bearbeiten. Das war auch die Erfahrung in Kenia. Die Arbeit war<br />

zum einen erfolgreich, vor allem mit den Hotels, mit welchen wir schon gut<br />

zusammenarbeiten. Es war aber auch sehr schwierig <strong>und</strong> zeitintensiv, weil man halt<br />

dann wirklich nur unsere Vertragshotels wirklich kontaktieren <strong>und</strong> Druck ausüben konnte.<br />

Wenn man diesen Aufwand schon betreibt, wäre es sinnvoller, man könnte wirklich<br />

flächendeckend arbeiten.<br />

SM:<br />

Wie sind die Reaktionen aus diesen Ländern?<br />

CM:<br />

Sehr positiv. Das ist ein wichtiger Punkt. Klar ist das die drittgrösste Einnahmequelle des<br />

organisierten Verbrechens nach Drogen- <strong>und</strong> Waffenhandel, aber die Leute vor Ort<br />

haben die Nase voll. Es gibt da ein w<strong>und</strong>erschönes Beispiel aus Kambodscha. Dort<br />

haben sich die Taxifahrer zusammengeschlossen/organisiert <strong>und</strong> haben einen Kleber<br />

kreiert, welchen sie auf ihr Taxt kleben. Mit diesem Kleber zeigen sie ganz klar, dass sie<br />

Anhang IX


___________________________________________________________________________<br />

nicht dafür zu haben sind, die Ausländer zu ihren <strong>Kindern</strong> zu fahren, damit sie diese<br />

missbrauchen.<br />

Da sind also auch Initiativen in den Ländern selbst. Wenn ich frage mit welcher<br />

Destination Sie Kindermissbrauch assoziieren, kommt <strong>im</strong>mer Thailand. Aber gerade<br />

Thailand ist sehr engagiert. Dort hat man gemerkt, dass das sehr kontraproduktiv ist <strong>und</strong><br />

schwere soziale Folgen für die Struktur <strong>im</strong> jeweiligen Land hat.<br />

SM:<br />

Unterstützen Sie noch andere Sachen/Projekte in den betroffenen Ländern, welche<br />

vielleicht Alternativen für die Kinder bilden?<br />

CM:<br />

Nein, weniger.<br />

SM:<br />

Wie sieht es aus mit den Klauseln in den Verträgen mit ihren Partnern?<br />

CM:<br />

Die Klausel sagt aus, dass wir uns ganz klar <strong>von</strong> der Kinderprostitution distanzieren <strong>und</strong><br />

dass wir uns das Recht vorbehalten vom Vertrag zurück zu treten, wenn etwas vorfällt.<br />

Weil ich ja nicht sagen kann „du musst damit ich nicht“, aber <strong>im</strong> Prinzip schon „du musst,<br />

weil ich sonst den Vertrag künde“.<br />

SM:<br />

Und das wurde generell auch gut aufgenommen?<br />

CM:<br />

Das gibt zum Teil schon Diskussionen. Wobei auch hier würde sich wohl kein Hotelier<br />

hinstellen <strong>und</strong> sagen, dass man bei ihm machen darf, was man will. Es ist <strong>im</strong>mer sehr<br />

schwierig. Darum ist auch die Zusammenarbeit sehr wichtig. Vorne durch sagt jeder,<br />

dass er nichts damit zu tun haben will. Aber dann wirklich hinstehen <strong>und</strong> sagen, dass ein<br />

K<strong>und</strong>e ausziehen muss, dass ist dann ein grosser Schritt.<br />

Anhang IX


___________________________________________________________________________<br />

SM:<br />

Was ich mir in diesem Zusammenhang sehr schwierig vorstelle ist die Kontrolle. Ist diese<br />

überhaupt möglich?<br />

CM:<br />

Das ist richtig, es ist schwierig. Auch wenn jemand etwas beobachtet. Die Schwierigkeit<br />

die überhaupt in dieser ganzen Bewegung existiert, ist die Beweislage.<br />

SM:<br />

In diesem Zusammenhang habe ich aber gelesen, dass Sie ein Vertrag mit einem<br />

kenianischen Hotel nicht weiter verlängert haben. Was hat hier den Ausschlag gegeben?<br />

CM:<br />

Dank den Informationen an die K<strong>und</strong>en. Das war ein kleines Hotel, welches sehr viele<br />

Stammk<strong>und</strong>en hatte. In diesem Fall haben Stammk<strong>und</strong>en dann gesagt, dass ihnen<br />

schon seit Jahren aufgefallen ist, dass <strong>im</strong> Hotel <strong>im</strong>mer wieder junge Mädchen <strong>und</strong><br />

Knaben mit Europäern zu sehen sind. Bis anhin hatten sie das Gefühl, dass sei normal.<br />

Aber anhand der Information <strong>von</strong> HP, stellen sie das nun in Frage. Anhand der Häufung<br />

solcher Hinweise, haben wir dann mit dem Hotelier gesprochen <strong>und</strong> ihm auch die<br />

Möglichkeit gegeben, dies zu ändern. Es ist aber wieder vorgekommen <strong>und</strong> so haben wir<br />

uns dazu entschieden, auf diese Zusammenarbeit zu verzichten.<br />

SM:<br />

Rein <strong>von</strong> der Seite der K<strong>und</strong>en: gibt es viele, welche einen Vorfall oder eine<br />

Beobachtung melden? An wen wenden sich diese meistens? An den Hotelier, an HP?<br />

CM:<br />

Unsere Info an die K<strong>und</strong>en ist, dass sie sich entweder an uns, an ECPAT oder direkt an<br />

die B<strong>und</strong>espolizei (nach der Rückkehr in die Schweiz) wenden sollen. Denn vor Ort, lokal<br />

jemandem zu berichten ist gefährlich. Es ist auch gefährlich zur Polizei zu gehen, denn<br />

in vielen dieser Länder ist die Polizei relativ korrupt. Ich weiss einfach nie, ob ich dem <strong>im</strong><br />

Moment Wache habenden Polizisten genau ins Messer laufe. Klar wäre es manchmal<br />

besser direkt vor Ort zu reagieren, aber der K<strong>und</strong>e oder auch der Reiseleiter muss sich<br />

in so einer Situation auch zuerst selber schützen. Darum lieber sagen, ich gehe über HP,<br />

ECPAT oder direkt über die Fedpol.. Ich kann ihnen auch nicht sagen, ich habe pro<br />

Anhang IX


___________________________________________________________________________<br />

Woche 7 Anrufe, so ist es nicht. Und wir werden auch <strong>von</strong> der B<strong>und</strong>espolizei nicht<br />

informiert, wenn sich ein K<strong>und</strong>e <strong>von</strong> uns bei ihnen meldet. Aber ich persönlich habe<br />

schon das Gefühl, dass in den letzten Jahren - vor allem auch wenn man die Medien<br />

beobachtet - viel mehr über dieses Thema berichtet wird, viel öfter auch jemand<br />

verhaftet wird, wenn man es ihm nachweisen kann. Hängt auch damit zusammen, dass<br />

man die Gesetze stark gestrafft hat. Früher konnte man in der Schweiz nur Schweizer<br />

Bürger verfolgen <strong>und</strong> das Delikt musste auch in dem Land, wo es passiert ist, strafbar<br />

sein. Heute ist es egal welche Nationalität er ist. Wenn er in der Schweiz lebt, egal wo er<br />

das Verbrechen begangen hat, kann er strafrechtlich verfolgt werden.<br />

SM:<br />

Im Monitoring-Bericht 2004 steht, dass viele Mitarbeiter nicht das Gefühl haben, dass der<br />

Code HP einen Imagegewinn bringt. Wie sehen Sie das?<br />

CM:<br />

Ich denke, dass hat sich auch gewandelt. Als ich die Schulungen gemacht habe, habe<br />

ich eigentlich sehr positive Feedbacks der Mitarbeiter erhalten. Sie sagen, dass sie es<br />

super finden, dass sich ihr Arbeitsgeber für dieses Thema einsetzt. Die Mitarbeiter sind,<br />

sowie ich auch, betroffen da<strong>von</strong> wie gross dieses Phänomen ist <strong>und</strong> wie gut die<br />

organisiert sind <strong>und</strong> dass es eben nicht nur Thailand <strong>und</strong> Brasilien sind. Von dem her ist<br />

mein Eindruck, dass der Rückhalt bei den Mitarbeitenden stark zugenommen hat.<br />

SM:<br />

Und seitens der K<strong>und</strong>en: denken Sie, dass solche ethischen Fragen - sei es eben die<br />

Problematik des Kindersextourismus aber auch umwelttechnische Fragen - wichtiger<br />

sind als früher? Das sie bei der Wahl des Veranstalters mehr darauf Acht geben?<br />

CM:<br />

Das wäre ein frommer Wunsch. Es gibt einige Fragebögen, welche solche Fragen wie<br />

„ist es ihnen wichtig, dass sich der TO sozial engagiert“beinhalten. Wichtig ist es denn<br />

meisten schon, jedoch sind sie nicht bereit, mehr dafür zu bezahlen. Das muss man<br />

realistisch sehen. Durch das, dass wir ein relativ grosser TO sind <strong>und</strong> das Glück haben,<br />

dass die Geschäftsleitung voll <strong>und</strong> ganz dahinter steht, haben wir die Möglichkeit uns in<br />

diesem Bereich zu engagieren. Wir machen was in diesem Rahmen möglich ist. Es ist<br />

Anhang IX


___________________________________________________________________________<br />

aber wirklich ein frommer Wunsch, wenn man denkt, dass es den Ausschlag gibt, ob der<br />

K<strong>und</strong>e bei x oder y bucht.<br />

Es gibt sicherlich Ausnahmen, welche sich anschauen, was machen die TO’s, wo<br />

engagieren sie sich <strong>im</strong> Bereich der Nachhaltigkeit <strong>und</strong> sich dann erst entscheiden wo sie<br />

buchen. Aber ich denke, dass ist bei den gesamten Entscheidungskriterien<br />

wahrscheinlich ein Punkt, welcher relativ weit unten in der Entscheidungsfindung kommt.<br />

SM:<br />

Kann man den Aufwand irgendwie in Zahlen fassen?<br />

CM:<br />

Das ist relativ schwierig, vor allem weil ich mich jetzt erst seit eineinhalb Jahren intensiv<br />

um dieses Thema kümmere. Vorher war es ein Arbeitskollege, welcher jetzt nicht mehr<br />

bei uns ist. Ich kann Ihnen deshalb leider keine Ziffer geben. Früher, also bis vor zwei<br />

Jahren, hatten wir eine Vollzeitstelle für Nachhaltigkeit. Die wurde dann reduziert auf<br />

50% <strong>und</strong> ist nun wieder ein bisschen ausgebaut worden. Immer ein wenig schwankend,<br />

mindestens 50 Stellenprozent kümmern sich bei uns aber <strong>im</strong>mer um Nachhaltigkeit.<br />

SM:<br />

Wie sieht die Zusammenarbeit mit beispielsweise Kuoni oder auch ausländischen<br />

Unternehmen, welche den Code unterschrieben haben, aus?<br />

CM:<br />

Das ist ein sehr schwieriges Thema. Es gibt verschiedene Zusammenarbeiten. Im<br />

Bereich Nachhaltigkeit gibt es den Ausschuss des Schweizerischen Reiseverbands, wo<br />

sowohl Kuoni als auch HP dabei sind. Dort kümmert man sich <strong>von</strong> Verbandsseite um<br />

das Thema der Nachhaltigkeit. Im Zusammenhang des CoC gibt es noch keine konkrete<br />

Zusammenarbeit. Kuoni hat ja vor einem halben Jahr erst unterschrieben, was ich super<br />

finde <strong>und</strong> auch hoffe, dass TUI Suisse unterzeichnen wird. Es ist eine schwierige Sache.<br />

Ich habe mit der Dame <strong>von</strong> ECPAT Schweiz gesprochen <strong>und</strong> sie sagt, sie verstehe<br />

auch, dass man Konkurrent ist <strong>und</strong> sich irgendwo auch abgrenzen will. Wir haben uns<br />

jetzt drei Jahre wirklich profilieren können. Es war auch ein Imagegewinn für uns. Also<br />

gleist Kuoni nun andere Projekte auf <strong>und</strong> wir sind dafür am kämpfen, dass man gerade<br />

wenn es um Zusammenarbeit mit den Destinationen geht, mehr zusammenarbeitet. Wir<br />

haben das angeregt be<strong>im</strong> Monitoring-Bericht. Da gibt es nun eine Code-Sitzung <strong>und</strong> da<br />

Anhang IX


___________________________________________________________________________<br />

hat uns ECPAT Schweiz versichert, dass <strong>von</strong> der ECPAT aus die Destinationen<br />

festgelegt werden <strong>und</strong> dass dann automatisch eine grössere Vernetzung stattfindet.<br />

SM:<br />

Kuoni, TUI Suisse <strong>und</strong> HP sind ja die grössten TO’s in der Schweiz. Es gäbe ja noch<br />

einige kleinere, warum denken Sie, dass diese noch nicht unterschrieben haben?<br />

CM:<br />

Der Aufwand für die Kleinen ist einfach zu gross. Das Unterschreiben des Kodex ist<br />

eines, aber man muss dann wirklich einiges dafür tun. Bei den ersten war das natürlich<br />

auch ein riesiges Projekt, bei welchen auch ECPAT viel mithelfen musste. Am Anfang<br />

war es ja noch ECPAT selbst <strong>und</strong> nun ist es ja The Code, welche die Firma betreut bzw.<br />

führt. Es werden jetzt auch <strong>im</strong>mer wie strengere Kriterien verlangt. Die<br />

Unterzeichnungswilligen müssen nun quasi schon das Projekt präsentieren mit all ihren<br />

Massnahmen <strong>und</strong> dann heisst es „jawohl, ihr dürft unterschreiben“. Danach werden sie<br />

ein Jahr begleitet um zu schauen was man wie umsetzt. Also das ist <strong>von</strong> dem her für<br />

einen kleinen Veranstalter sehr schwierig, wenn überhaupt möglich, das effektiv<br />

ernsthaft zu machen. Und ohne eigentliche Klischees zu unterstützen, sind wir vielleicht<br />

hier bei uns so korrekt, dass wenn wir es unterschreiben, wir auch wirklich etwas dafür<br />

tun wollen. In einer andere Mentalität sagt man vielleicht eher „jaja unterschreiben wir<br />

mal, irgendwie können wir die Massnahmen dann schon umsetzen“. Obwohl, dass wird<br />

in Zukunft eh nicht mehr möglich sein, aber das war sicher ein Hemmschuh.<br />

Ich möchte doch noch kurz etwas anfügen. Sie haben vorher gefragt, ob wir auch noch<br />

andere Projekte unterstützen. Ich habe da kategorisch nein gesagt <strong>und</strong> dann ist mir doch<br />

noch was eingefallen. Wir haben <strong>im</strong> Zusammenhang mit unserem Engagement <strong>im</strong>mer<br />

wieder Mitarbeiterwochen, wo wir mit Mitarbeitern in einer Destination ein<br />

Nachhaltigkeitsprojekt verfolgen. Vor zwei Jahren waren wir in der dominikanischen<br />

Republik <strong>und</strong> haben dort eine Schule renoviert <strong>und</strong> gleichzeitig haben wir auch einen<br />

namhaften Betrag gesprochen, damit die Schule ausgebaut werden konnte. Das ist <strong>im</strong><br />

Prinzip auch in der Absicht geschehen, dass die Kinder möglichst lange zu Hause<br />

bleiben, in der Region in die Schule gehen können <strong>und</strong> so nicht in die Ballungsgebiete<br />

kommen <strong>und</strong> irgendwann auf der Strasse landen.<br />

Anhang IX


___________________________________________________________________________<br />

Das war ein Projekt. Die Projekte, welche wir unterstützen sind Sachen wo wir direkten<br />

Einfluss nehmen können. Wir sprechen also nicht einfach irgendwo 100000.- Franken<br />

<strong>und</strong> das war es dann.<br />

SM:<br />

Herzlichen Dank für die ausführlichen <strong>und</strong> sehr informativen Informationen!<br />

Anhang IX


___________________________________________________________________________<br />

Anhang 2: Faltblatt<br />

Anhang X


___________________________________________________________________________<br />

Anhang X


___________________________________________________________________________<br />

Anhang 3: Telefonisches Interview<br />

Kuoni Travel Ltd.<br />

Geführt <strong>von</strong> Sandra Marti mit<br />

Matthias Leisinger, Project Manager, Corporate Responsibility, Kuoni Travel Ltd.<br />

05. Juni 2007, 14.00 Uhr<br />

SM: Sandra Marti CoC: Code of Conduct<br />

ML: Matthias Leisinger TO: Tour Operator<br />

SM:<br />

Aus welchen Gründen hat sich Kuoni <strong>im</strong> Herbst 2006 dazu entschieden den CoC zu<br />

unterschreiben?<br />

ML:<br />

Das Thema war schon lange in Diskussion. Wir haben schon vorher Projekte <strong>im</strong> Bereich<br />

Kinderschutz gehabt, einfach ohne explizit den Kodex unterschrieben zu haben. Wir haben<br />

dann Anfang 2006 <strong>im</strong> Bereich Corporate Responsibility eine neue Strategie definiert. Dort<br />

wurde dann auch explizit auf den CoC eingegangen. Es war ein vielfacher Wunsch <strong>von</strong><br />

mehreren Seiten, dass wir hier aktiv mit dabei sind <strong>und</strong> wir haben uns dann entschieden<br />

mitzumachen.<br />

SM:<br />

Dann ist es schlussendlich auf Initiative <strong>von</strong> Kuoni zur Unterzeichnung gekommen?<br />

ML:<br />

Ja. Kinderschutz Schweiz ist schon viel früher auf uns zugekommen. Damals kam die<br />

Unterzeichnung für uns aber noch nicht in Frage. K<strong>und</strong>eninformationen haben wir aber<br />

schon vorher gemacht. Die Meinung war, dass wir auch verschiedene Projekte machen<br />

können, ohne den Kodex unterzeichnet zu haben. Wir hatten auch etwas Bedenken<br />

betreffend der Umsetzung des Sechs-Punkte-Massnahmeplans, weil es doch einiges an<br />

Kapazität braucht, wenn man es seriös umsetzen will. Dies ist auch jetzt noch die grosse<br />

Herausforderung.<br />

Anhang XI


___________________________________________________________________________<br />

SM:<br />

Stehen bei Kuoni alle Produkte unter dem CoC?<br />

ML:<br />

Ja, denn der Kodex wurde <strong>von</strong> der Kuoni Gruppe, also vom Konzern unterzeichnet. Dass<br />

heisst, dass auch Kuoni Grossbritannien, Kuoni Frankreich etc. dabei sind. Manche<br />

Ländereinheiten hatten den Kodex sogar schon vorher unterzeichnet, z.B. Apollo in<br />

Skandinavien oder auch Kuoni Frankreich. Auch aus dem heraus haben wir entschieden mit<br />

dem ganzen Konzern den Kodex zu unterzeichnen. Jetzt sind alle Tochtergesellschaften<br />

miteinbezogen.<br />

SM:<br />

Was haben Sie anhand des Massnahmenkataloges bereits umgesetzt <strong>und</strong> wie wurden die<br />

Punkte umgesetzt?<br />

ML:<br />

Wir arbeiten relativ intensiv mit Inhouse-Informationen <strong>und</strong> – Schulungen. Dann haben wir<br />

auch einen Flyer erstellt, welcher noch nicht ganz fertig ist. Wir hoffen aber, dass dieser ab<br />

Sommer in sämtlichen Reiseunterlagen beigelegt werden kann. Dann wird das Engagement<br />

neu auch in den verschiedenen Katalogen, mittels einer Katalogbox zum Thema,<br />

kommuniziert. Auch haben wir einen Workshop in Thailand gemacht, wo wir ca. 150 Hotels<br />

erreicht haben. Bald machen wir auch einen in der dominikanischen Republik <strong>und</strong> <strong>im</strong><br />

Oktober dann wahrscheinlich noch einmal einen in Kenia.<br />

SM:<br />

Sind diese Workshops vor allem für die Leistungsträger vor Ort?<br />

ML:<br />

Ja genau. Für Hotels, Agenten vor Ort <strong>und</strong> Reiseleitung.<br />

SM:<br />

Wie sind die Reaktionen darauf?<br />

ML:<br />

Es handelt sich natürlich um ein schwieriges Thema. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist man vielleicht in<br />

manchen Ländern der Thematik noch nicht so bewusst. Generell kann man aber sagen,<br />

dass die Bereitschaft gross ist. Gerade in grösseren Hotelketten wie Accor-Hotels, welche ja<br />

Anhang XI


___________________________________________________________________________<br />

den Kodex auch selbst unterzeichnet haben ist das Engagement gross. Es gibt mittlerweile<br />

viele Hotelketten, welche den CoC unterschrieben haben <strong>und</strong> selbst auch Massnahmen<br />

ergreifen.<br />

SM:<br />

Wie reagieren die Mitarbeiter auf das Engagement?<br />

ML:<br />

Sehr positiv.<br />

SM:<br />

Wurden die Klauseln in den Verträgen bereits eingeführt?<br />

ML:<br />

Ja, dass wurde durchgehend gemacht.<br />

SM:<br />

Durch welche Kanäle informiert Kuoni die K<strong>und</strong>en?<br />

ML:<br />

Durch das Internet, Kataloge, Flyers für die Reiseunterlagen, Broschüren in den Filialen,<br />

Inflight-Videos bei Edelweiss, <strong>im</strong> Bordmagazin etc.<br />

Es gibt verschiedenste Medien, welche wir <strong>im</strong>mer wieder nutzen können.<br />

SM:<br />

Gibt es konkrete Rückmeldungen seitens der K<strong>und</strong>e?<br />

CM:<br />

Bis jetzt noch nicht.<br />

Anhang XI


___________________________________________________________________________<br />

SM:<br />

Ein Monitoring-Bericht gegenüber der The Code-Organisation wurde wahrscheinlich noch<br />

nicht verfasst?<br />

ML:<br />

Intern gibt es natürlich laufend Reports z.B. über die Workshops. Wir rapportieren auch <strong>im</strong><br />

Geschäftsbericht, aber der Bericht ans Code-Sekretariat geht erst Ende Jahr raus. Wir<br />

haben ja erst letzten November unterzeichnet.<br />

SM:<br />

Wie sieht die Zusammenarbeit mit anderen Unterzeichnern wie z.B. Hotelplan aus?<br />

ML:<br />

Die Zusammenarbeit läuft gut. Wir laden jetzt bei unseren Workshops auch Leute <strong>von</strong> ihnen<br />

ein <strong>und</strong> es ist früher oder später auch das Ziel, dass dies auch umgekehrt geschieht.<br />

SM:<br />

Denken Sie, dass das Engagement den K<strong>und</strong>en bekannt ist? Bedeutet die Unterzeichnung<br />

für Kuoni ein Imagegewinn?<br />

ML:<br />

Der Kodex ist bei uns natürlich ein Teil der gesamten Corporate Responsibility. Der Schutz<br />

der Kinder spricht einen breiten Teil der Bevölkerung an. Man darf es jedoch nicht<br />

überhöhen, da es ein Programm <strong>von</strong> vielen bei uns ist.<br />

SM:<br />

Denken Sie, dass die Sensibilität der K<strong>und</strong>en betreffend sozialen <strong>und</strong> umwelttechnischen<br />

Fragen zugenommen hat?<br />

ML:<br />

Ich denke schon, dass sich ein K<strong>und</strong>e eher für ein Unternehmen entscheidet, welches sich in<br />

diesen Bereichen engagiert. Das kann man auch belegen. Auch die gesamte<br />

Kl<strong>im</strong>awandeldebatte ist ein grosses Thema. Da gibt es natürlich schon Leute, welche<br />

sensibel auf diese Sachen sind.<br />

Anhang XI


___________________________________________________________________________<br />

SM:<br />

Gibt es vielleicht noch andere Projekte in den Ländern selbst, welche Sie unterstützen?<br />

ML:<br />

Wir unterstützen verschiedenste Projekte finanziell. So z.B. Ausbildungsprojekte in der<br />

dominikanischen Republik, Kenia <strong>und</strong> Burma. Man versucht so den Jugendlichen<br />

Perspektiven <strong>im</strong> Alltag zu geben, also präventativ zu handeln, damit das Problem der<br />

Kinderprostitution gar nicht erst aufkommt.<br />

SM:<br />

Herzlichen Dank für das aufschlussreiche Interview <strong>und</strong> die Informationen.<br />

Anhang XI


___________________________________________________________________________<br />

Anhang 4: Fragebogen zum Code of<br />

Conduct - TUI Suisse<br />

Diverse Gesellschaften der TUI Aktiengesellschaft haben den Code of Conduct direkt<br />

unterzeichnet – dies sind TUI Nordic, TUI NL <strong>und</strong> TUI UK.<br />

TUI Deutschland <strong>und</strong> TUI Austria unterliegen als Verbandsmitglieder be<strong>im</strong> deutschen<br />

bzw. österreichischen Reiseverband, sowie die belgische Jetair als Mitlied bei der<br />

Association of Belgian Tour Operators, ebenfalls den Stauten des Kodex.<br />

TUI Suisse unterstützt zwar die Ziele der ECPAT, hat aber den Code nicht direkt<br />

unterzeichnet.<br />

1. ALLGEMEINE FRAGEN ZUM KODEX<br />

1.1 Aus welchen Gründen hat TUI Suisse den Code of Conduct (noch) nicht<br />

direkt unterzeichnet?<br />

Mit dem Schutz der Kinder vor <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong> beschäftigen wir uns <strong>im</strong> Rahmen<br />

der World of TUI seit 2000. Bereits <strong>im</strong> Jahr 2001 haben wir unsere Reiseleiter zur<br />

Thematik ausgebildet. Ab 2001/2002 klären wir unsere K<strong>und</strong>e über den Missbrauch auf.<br />

Wir haben Massnahmen (z.B. Ausbildung, Information, Anpassung der Verträge)<br />

umgesetzt als sich in der Schweiz noch niemand (weder Kinderschutz Schweiz noch<br />

andere Veranstalter) mit der Problematik befasst haben. Die Unterzeichnung des Code<br />

of Conduct ist zur Zielerreichung für uns nicht zwingend notwendig.<br />

Im Übrigen ist die Unterzeichnung des Code of Conduct weltweit nicht einheitlich<br />

geregelt. Sie erwähnen dies in Ihrem Einleitungstext auch.<br />

1.2 Ist die Unterzeichnung seitens TUI Suisse in den nächsten zwei Jahren in<br />

Offen<br />

Planung?<br />

Anhang XII


___________________________________________________________________________<br />

Der Code of Conduct besteht aus sechs Massnahmen, welche die Unterzeichner erfüllen<br />

müssen. Obwohl TUI Schweiz den Kodex nicht unterzeichnet hat, unterstützt man die<br />

Ziele der ECPAT.<br />

Könnten Sie kurz erläutern inwiefern <strong>und</strong> in welchem Ausmass TUI Suisse die Ziele der<br />

ECPAT basierend auf dem Kodex unterstützt?<br />

2. DER CODE OF CONDUCT<br />

2.1 Einführung einer Firmenphilosophie (Leitbild), welche sich eindeutig gegen<br />

die kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> ausspricht.<br />

Die Unternehmensgr<strong>und</strong>sätze der World of TUI fassen in gr<strong>und</strong>sätzlicher Form unsere<br />

Werte, Denkhaltung <strong>und</strong> Einstellung zusammen. Der Schutz <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> ist nicht explizit<br />

enthalten, so wenig wir den Schutz <strong>von</strong> bedrohten Pflanzen <strong>und</strong> Tieren oder<br />

Landschaften oder das generelle Verhalten <strong>im</strong> Umgang mit fremden Kulturen aufführen.<br />

Das gesellschaftliche Engagement stellt für uns keine äussere Verpflichtung dar,<br />

sondern ist seit vielen Jahren integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie zur<br />

Sicherung der Zukunftsfähigkeit der TUI.<br />

Die Details finden Sie auf den entsprechenden Internetseiten:<br />

www.tui-suisse.com/tuisuisse/company_gs.htm<br />

www.tui-group.com/de/nachhaltigkeit/gesellschaftliches_engagement/<br />

Den Hinweis auf ECPAT geben wir unter<br />

www.tui-suisse.com/tuisuisse/umwelt_ecpat.htm<br />

2.2 Sensibilisierung <strong>und</strong> Ausbildung der Mitarbeitenden <strong>im</strong> Herkunftsland <strong>und</strong><br />

<strong>im</strong> Zielland.<br />

Information der Mitarbeitenden mit der Schulungsbroschüre aus Deutschland<br />

Ausbildung <strong>und</strong> Sensibilisierung der Reiseleiter <strong>im</strong> internationalen Verb<strong>und</strong> (TUI Suisse<br />

verfügt über keine eigene Reiseleiter-Organisation. Die Reiseleiter in einem best<strong>im</strong>mten<br />

Hotel betreuen Gäste aus allen Herkunftsländern.)<br />

Anhang XII


___________________________________________________________________________<br />

2.3 Aufnahme <strong>von</strong> Klauseln in den Verträgen mit Leistungsträgern, welche die<br />

gemeinsame Ablehnung <strong>von</strong> kommerzieller <strong>sexuelle</strong>r <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Kindern</strong> deutlich machen.<br />

In den Hotelverträgen (Vertrag mit den Hoteliers) <strong>und</strong> in den Allgemeinen Vertrags- <strong>und</strong><br />

Reisebedingungen (AVRB als Basis des Reisevertrages mit den K<strong>und</strong>en) haben wir seit<br />

2003 entsprechende Klauseln umgesetzt.<br />

2.4 Informationsvermittlung an die K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en betreffend die<br />

kommerzielle <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> mit Infoflyern oder anderen<br />

geeigneten Mitteln.<br />

• Im Internet www.tui-suisse.com/tuisuisse/umwelt_ecpat.htm<br />

• In den Katalogen respektive Preislisten<br />

• In den Reiseunterlagen, welche die K<strong>und</strong>en mit den Flugbilletten <strong>und</strong><br />

Hotelgutscheinen, erhalten, weisen wir auf ECPAT <strong>und</strong> deren Zielsetzungen hin.<br />

2.5 Zusammenarbeit (Informationsvermittlung) mit den Destinationen.<br />

Wir arbeiten über unsere Reiseleitung <strong>und</strong> die Vertragspartner laufend zusammen. Es<br />

folgt ein ständiger Informationsaustausch statt.<br />

2.6 Jährliche Berichterstattung über die durchgeführten Massnahmen.<br />

Wir rapportieren <strong>im</strong> internen Rahmen über die entsprechenden Massnahmen <strong>und</strong><br />

Verbesserungen.<br />

Anhang XII


___________________________________________________________________________<br />

3. SONSTIGES<br />

3.1 Unterstützt TUI Suisse andere Projekte welche gegen den<br />

Kindersextourismus vorgehen bzw. Projekte, welche den Kinder in den<br />

betroffenen Ländern andere Möglichkeiten bieten (Bildung etc.)?<br />

Im der World of TUI beschäftigen wir in den Feriengebieten weltweit fast 15'000<br />

Mitarbeitende in den konzerneigenen Hotels, den Zielgebietsagenturen, als Reiseleiter<br />

usw. Viele dieser Mitarbeitenden sind lokal verankert. Ihnen <strong>und</strong> Ihren Familien bieten<br />

wir die Möglichkeit für eine Beschäftigung <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong>. An einigen Orten können die<br />

Mitarbeitenden die unternehmerische Infrastruktur für ihre Familie zum Teil mitbenützen<br />

(z.B. für die Entsorgung <strong>von</strong> Abfall). Gleichzeitige werden<br />

Siehe unter<br />

www.tui-<br />

group.com/de/nachhaltigkeit/gesellschaftliches_engagement/soziale_projekte/projekt_beispi<br />

ele/index.html<br />

3.2 Wie beurteilen Sie ganz allgemein die Sensibilisierung der Reisenden auf<br />

ethische Fragen <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong>?<br />

Die K<strong>und</strong>en sind für Fragen r<strong>und</strong> ums Reisen gr<strong>und</strong>sätzlich offen. Durch die Vielfalt der<br />

Gebote oder Verbote, die den Reisenden auf die eine oder andere Art jedoch<br />

mitgegeben werden oder mitgegeben werden wollen, sind sie jedoch oft auch<br />

überfordert. Zum Beispiel:<br />

Man sollte<br />

kl<strong>im</strong>aneutral fliegen,<br />

die öffentlichen Verkehrsmittel benützen,<br />

alle möglichen Tiere (Wale, Delphine, Schildkröten, etc.) <strong>und</strong> Pflanzen schützen,<br />

die Kulturgüter schützen,<br />

keine Souvenirs <strong>von</strong> geschützten Tieren einkaufen,<br />

möglichst wenig Abfall produzieren <strong>und</strong> diesen ordnungsgemäss entsorgen,<br />

Energie sparen,<br />

Anhang XII


___________________________________________________________________________<br />

mit fremden Kulturen respektvoll umgehen,<br />

etc.<br />

Das Übermass an gutgemeinter Information führt in vielen Fällen zu einer Abstumpfung.<br />

Einzelne Inhalte werden in der Vielfalt nicht mehr wahrgenommen.<br />

Eine nützliche Webseite ist demzufolge www.fairunterwegs.org<br />

Über diesen Link werden die Informationen gebündelt.<br />

3.3 Was Sie betreffend des Themas sonst noch gerne sagen würden:<br />

Der <strong>Tourismus</strong> in die Länder, in denen die <strong>sexuelle</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> der<br />

Missbrauch <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> tendenziell möglich sind, läuft sehr häufig nicht über die<br />

Veranstalter. Reisen werden häufig individuell <strong>und</strong> in der heutigen Zeit über Internet<br />

direkt an den Ferienorten gebucht.<br />

Zudem legen wir bereits bei der Auswahl unserer Leistungspartner <strong>und</strong> unserer Hotels<br />

einen grossen Wert auf Seriosität <strong>und</strong> die Einhaltung der Standards. Ueber die<br />

entsprechenden Vertragsklauseln <strong>und</strong> die Androhung <strong>von</strong> Sanktionen steuern wir die<br />

Selektion der Unterkunft an den Ferienorten.<br />

Informationen zu Ihrer Person:<br />

Roland Schmid<br />

Vorname/Nachname:<br />

Unterschrift:<br />

Abteilung:<br />

Funktion:<br />

E-Mail Adresse:<br />

TUI Suisse Ltd, Management Support<br />

Corporate Communications Officer<br />

roland.schmid@tui.ch<br />

Anhang XII


___________________________________________________________________________<br />

Eidesstattliche Erklärung<br />

Hiermit bestätige ich, dass ich die vorliegende Diplomarbeit alleine recherchiert <strong>und</strong><br />

geschrieben habe <strong>und</strong> dass ich ausschliesslich die erwähnten Quellen benutzt habe.<br />

Ort <strong>und</strong> Datum Unterschrift<br />

_____________________ _____________________<br />

Eidesstattliche Erklärung XIII

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