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Echt intensiv.<br />

Qualitätsoptimierung als Meilenstein der<br />

touristischen Zukunft in Berggebieten<br />

am Beispiel von Saas-Grund<br />

Schriftliche Arbeit zur Erlangung des Diploms der<br />

Schweizerischen Tourismusfachschule Siders<br />

Eingereicht<br />

Siders, 12.Juni 2009<br />

Autorin: Referent: Co-Referent:<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> Jean-Marie Schmid Christoph Gysel<br />

Haus Sunshine Dozent STF Haus Touring<br />

3910 Saas-Grund Plain Bellevue 3910 Saas-Grund<br />

+41 78 843 54 68 3960 Siders


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Zusammenfassung<br />

Der Tourismus ist in Saas-Grund von grosser Bedeutung. Ohne den<br />

Tourismus hätte sich Saas-Grund nie zu dem entwickelt, was es heute ist.<br />

Ein Grossteil der Bevölkerung in Saas-Grund ist direkt oder indirekt vom<br />

Tourismus abhängig. Von der touristischen Infrastruktur profitieren nicht<br />

nur die Gäste, sondern auch die Einheimischen<br />

Die Entwicklung des Tourismus im Alpenraum ist stagnierend. Dies ist auf<br />

verschiedene Gründe zurückzuführen: Einerseits ist es die Globalisierung<br />

und die dadurch stete Veränderung der touristischen Nachfrage.<br />

Andererseits sind es die alternativen Tourismusformen, wie Städtereisen<br />

oder Fernreisen, die stark an Bedeutung gewonnen haben. Der Tourismus<br />

wird von vielen Faktoren beeinflusst: durch die Politik, die Wirtschaft, die<br />

Gesellschaft, Ökologie oder auch die Technologie. Die Frage ist nur, ob<br />

diese Veränderungen als Chance für den Tourismus gesehen werden und<br />

dadurch Vorteile bringen oder ob die Veränderungen als Gefahr gesehen<br />

werden. Langfristig ausgerichtete Strategien eines Tourismusortes werden<br />

in diesem Zusammenhang immer wichtiger. Ein Tourismusort wie Saas-<br />

Grund muss den Touristen etwas bieten und sich durch Einzigartigkeit und<br />

Professionalität auf dem hartumkämpften Tourismusmarkt profilieren.<br />

Der Destinationszusammenschluss Saas-Fee/Saastal im Jahr 2007 war<br />

ein grundlegender Meilenstein in der strategischen Ausrichtung von Saas-<br />

Grund. Der Weg bis hier hin war steinig und schwierig. Saas-Grund muss<br />

sich als Tourismusort weiterhin um Infrastruktur, Information und vor allem<br />

um die Erweiterung seines Angebotes kümmern und kann nicht die Hände<br />

in den Schoss legen. Für den Kunden ist das Produkt von Bedeutung und<br />

nicht die Hintergründe, wie es zur Entstehung des Produktes gekommen<br />

ist.<br />

Die vorliegende Diplomarbeit will präzisieren, was in Saas-Grund gemacht<br />

werden muss um den touristischen Anforderungen der heutigen Zeit<br />

gerecht zu werden und um tourismuspolitisch mithalten zu können.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> I


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Resumé<br />

Le tourisme à Saas-Grund à une grande importance. Sans lui, Saas-Grund<br />

n’aurais jamais évolué à ce que c’est aujourd’hui. Une grande partie de la<br />

population de Saas-Grund dépend directement ou indirectement du<br />

tourisme. De l’infrastructure touristique ne profitent pas seulement les<br />

hôtes, aussi les indigènes. Le développement du tourisme de la région<br />

alpine stagne. Ceci a des différents raisons. D’un coté dû à la globalisation<br />

et au permanant changement des demandes touristiques. De l’autre coté<br />

aussi à cause d’autres formes alternatives touristiques, comme par<br />

exemple des visites de villes ou des voyages lointain, lesquelles on gagné<br />

beaucoup plus d’importance sur le marché touristique. Le tourisme est<br />

influencé par différents facteurs: par la politique, l’économie, la société,<br />

l’écologie et de la technologie. La question qui se pose, est si ce<br />

changement représente une chance pour le tourisme et lui apporte des<br />

avantages ou si ces changements doivent être vus comme danger.<br />

Des stratégies à long terme pour un lieu touristique deviennent toujours<br />

plus importantes et sont liées au succès de celui-ci. Une destination<br />

touristique, tel que Saas-Grund, doit offrir quelque chose d’un caractère<br />

unique et brillé avec du professionnalisme pour se profiler sur le marché<br />

touristique. La fusion des destinations Saas-Fee et la vallée de Saas en<br />

2007 était essentiel à l’orientation stratégique de Saas-Grund. Le chemin<br />

pour y arriver était plein d’obstacles et pas facile. Saas-Grund, comme lieu<br />

touristique, doit continuellement prendre soin de l’infrastructure, des<br />

informations et surtout de l’élargissement des offres touristiques et ne se<br />

peux pas reposes sur ses lauriers. Le visiteur porte une grande importance<br />

au produit offert et pas à l’arrière-plan de la genèse du produit.<br />

Le présent travail de diplôme veut préciser, ce que doit être fait à Saas-<br />

Grund, pour répondre aux exigences touristiques actuel et de pouvoir<br />

concurrencer avec la politique touristique!<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> II


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

ZUSAMMENFASSUNG I<br />

RESUMÉ II<br />

INHALTSVERZEICHNIS III<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS V<br />

TABELLENVERZEICHNIS V<br />

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS VI<br />

1 EINLEITUNG 1<br />

1.1 Gründe für die Wahl des Themas und Zielsetzung 1<br />

1.2 Systematik und Arbeitsmethode 1<br />

1.3 Dank 2<br />

2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN 3<br />

2.1 Grundlagen der Systemtheorie 3<br />

2.1.1 Definition Tourismus 3<br />

2.1.2 Definition Destination 3<br />

2.1.3 Systemtheorie in der Tourismuslehre 4<br />

2.2 Erkenntnisse in Bezug auf das Tourismussystem 5<br />

2.2.1 Tourismussubjekt 5<br />

2.2.2 Tourismusobjekte 5<br />

2.3 Tourismusorganisation 6<br />

2.3.1 Allgemein 6<br />

2.3.2 Aufgaben 6<br />

2.4 Tourismusort 7<br />

2.5 Tourismusunternehmungen 7<br />

3 DIE DESTINATION SAAS-FEE/SAASTAL 8<br />

3.1 Daten und Fakten zur Destinationsbildung 8<br />

3.2 Destinationsstrategie 2006: Das Lösungsmodell im Überblick 9<br />

3.3 Zentrale Handlungsfelder für Saas-Fee/Saastal 2009-2012 10<br />

4 FALLBEISPIEL SAAS-GRUND 12<br />

4.1 Kurzporträt 12<br />

4.1.1 Touristische Meilensteine 12<br />

4.1.2 Allgemeine Fakten 13<br />

4.1.3 Logiernächteentwicklung von Saas-Grund (1994-2008) 14<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> III


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

4.2 Spezifität einer Bergdestination 15<br />

4.3 Situationsanalyse von Saas-Grund 17<br />

4.3.1 Ergebnisse der SWOT-Analyse 18<br />

4.3.2 Neue Rahmenbedingungen 18<br />

5 UMFRAGE BEI AKTEUREN DES TOURISMUS VON SAAS-GRUND 19<br />

5.1 Vorgehen 19<br />

5.2 Die Qualitative Umfrage 19<br />

5.3 Auswertung 20<br />

5.3.1 Was bedeutet Tourismus in Saas-Grund? 20<br />

5.3.2 Welches sind die Probleme von Saas-Grund als Tourismusort? 20<br />

5.3.3 Wo liegen die touristischen Herausforderungen für Saas-Grund? 21<br />

5.3.4 Wie ist das Stimmverhalten gegenüber dem Zusammenschluss? 21<br />

5.3.5 Wie ist das Tourismusbewusstsein der einheimischen Bevölkerung? 22<br />

5.3.6 Wo ist Potenzial für Zusammenarbeit vorhanden? 22<br />

5.3.7 Wie wird die touristische Zukunft von Saas-Grund in 10 Jahren gesehen? 23<br />

5.4 Fazit 23<br />

6 MEHR QUALITÄT IM TOURISMUS VON SAAS-GRUND 24<br />

6.1 Qualitätsoffensive von Wallis Tourismus 24<br />

6.2 Massnahmen zur Qualitätsverbesserung im Tourismus von Saas-<br />

Grund 24<br />

6.2.1 Hotelbranche 25<br />

6.2.2 Parahotellerie 27<br />

6.2.3 Sport- und Kulturbereich 29<br />

6.2.4 Gastronomie 32<br />

6.2.5 Bergbahnen Hohsaas AG 33<br />

6.2.6 Investitionsplanung Gemeinde Saas-Grund 35<br />

6.2.7 Tourismusbewusstsein 36<br />

6.3 Fazit: Neue Dienstleistungskette für Saas-Grund 38<br />

7 ZENTRALE HANDLUNGSFELDER FÜR SAAS-GRUND 40<br />

7.1 Empfehlungen an die Tourismusverantwortlichen von Saas-Grund 40<br />

7.2 Schlussfolgerung 43<br />

QUELLENVERZEICHNIS VII<br />

ANHANG: BEFRAGUNG VON EXPERTEN XI<br />

SELBSTSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG XXIX<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> IV


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

ABBILDUNG 1: TOURISMUSSYSTEM 4<br />

ABBILDUNG 2: DIENSTLEISTUNGSKETTE 7<br />

ABBILDUNG 3: KARTE DESTINATION SAAS-FEE/SAASTAL 8<br />

ABBILDUNG 4: NEUE DESTINATIONSSTRATEGIE 10<br />

ABBILDUNG 5: ZENTRALE HANDLUNGSFELDER DER DESTINATION 11<br />

ABBILDUNG 6: LABEL VALAIS EXCELLENCE 24<br />

ABBILDUNG 7: MASSNAHMEN FÜR DIE HOTELLERIE 26<br />

ABBILDUNG 8: LOGO QUALITÄTSGÜTESIEGEL SCHWEIZ 28<br />

ABBILDUNG 9: DIENSTLEISTUNGSKETTE FÜR FERIENWOHNUNGSBESITZER 28<br />

ABBILDUNG 10: KREATION KULTURGUIDE 31<br />

ABBILDUNG 11: AUSWERTUNG GÄSTEBEFRAGUNG WINTER 08/09 34<br />

ABBILDUNG 12: STANDORT BADESEE 35<br />

ABBILDUNG 13: TOURISMUSBEWUSSTSEIN DER EINHEIMISCHEN 36<br />

ABBILDUNG 14: SCHNUPPERN IN TOURISTISCHEN BETRIEBEN 37<br />

ABBILDUNG 15: NEUE DIENSTLEISTUNGSKETTE SAAS-GRUND 38<br />

ABBILDUNG 16: ANGEBOTSLEBENSZYKLUS 39<br />

ABBILDUNG 17: EIN LAND VON DESTINATIONEN 40<br />

Tabellenverzeichnis<br />

TABELLE 1: EINWOHNERENTWICKLUNG SAAS-GRUND (2000-2009) 14<br />

TABELLE 2: LOGIERNÄCHTEENTWICKLUNG VON SAAS-GRUND (1994-2008) 15<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> V


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

AG Aktiengesellschaft<br />

BAK Basel Economics AG<br />

BLS Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn<br />

CHF Schweizer Franken<br />

DA Diplomarbeit<br />

DE Deutschland<br />

d.h. das heisst<br />

EST/STF Schweizerische Tourismusfachschule<br />

etc. et cetera<br />

ff diese Seite und die folgenden<br />

FR Frankreich<br />

GB Grossbritannien<br />

HSG Universität St. Gallen<br />

Kt. Kanton<br />

m ü.M. meter über Meer<br />

NEAT Neue Eisenbahn-Alpentransversale<br />

QMS Qualitätsmanagement System<br />

RZ Rhone Zeitung<br />

SWOT Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats<br />

u.a. unter anderem<br />

UK United Kingdom<br />

vgl. vergleiche<br />

VR Verwaltungsrat<br />

WB Walliser Bote<br />

z.B. zum Beispiel<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> VI


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

1 Einleitung<br />

Die vorliegende Arbeit wurde zum Erlangen des Diploms an der<br />

Schweizerischen Tourismusfachschule STF in Siders verfasst. Die Arbeit<br />

verpflichtet weder die Schweizerische Tourismusfachschule in Sierre noch<br />

die Autorin, da sie grösstenteils persönliche Ansichten enthält. Zur<br />

Vereinfachung und Leserfreundlichkeit wird in der ganzen Arbeit nur die<br />

maskuline Form verwendet, welche die feminine Form stets mit<br />

einschliesst.<br />

1.1 Gründe für die Wahl des Themas und Zielsetzung<br />

Als motivierte, junge, angehende Tourismusfachfrau, geboren und<br />

aufgewachsen in Saas-Grund, liegen mir der Tourismus und die Zukunft<br />

von Saas-Grund sehr am Herzen. Da ich selber schon in verschiedenen<br />

Betrieben u.a. auch im Tourismusbüro in Saas-Fee gearbeitet habe, sind<br />

mir viele Tourismus-Probleme der Region bekannt. Die meisten Betriebe<br />

haben nur den eigenen Erfolg vor Augen und vergessen dabei, dass ein<br />

Tourist von einem kompletten Angebot profitieren will und nicht nur von<br />

einer einzelnen Leistung. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Stärken und<br />

Schwächen von Saas-Grund aufzuzeigen. Aufgrund der Problemanalyse<br />

sollen dann die Möglichkeiten zur Verbesserung sowie deren<br />

Realisierbarkeit aufgezeigt werden. Die zentrale Frage lautet: Wie kann die<br />

Qualität im Tourismus von Saas-Grund gesteigert werden?<br />

1.2 Systematik und Arbeitsmethode<br />

In der vorliegenden Arbeit wird nicht allgemein auf die<br />

Qualitätsoptimierung in Berggebieten eingegangen, sondern direkt auf das<br />

Beispiel von Saas-Grund, da die allgemeine Analyse und das Potential,<br />

das in jedem Berggebiet verschieden sein kann, den Rahmen meiner<br />

Diplomarbeit sprengen würde.<br />

In einem ersten Teil werden touristische Begriffe erklärt, die für diese<br />

Arbeit relevant sind. Sodann wird auf den Tourismusort Saas-Grund näher<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 1


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

eingegangen und auf die Destination Saas-Fee/Saastal sowie deren<br />

zentrale Handlungsfelder.<br />

In einem zweiten Teil werden durch eine qualitative Umfrage bei<br />

touristischen Leistungsträgern von Saas-Grund und die durch persönliche<br />

Gespräche erfassten Informationen zusammengefasst. Zum Schluss<br />

werden verschiedene Massnahmen zur Qualitätsverbesserung im<br />

Tourismus von Saas-Grund aufgezeigt.<br />

1.3 Dank<br />

An dieser Stelle bedanke ich mich bei Saas-Fee/Saastal Tourismus,<br />

welche mir das gewünschte Material zur Verfügung stellten. Auch möchte<br />

ich mich bei Georg Anthamatten, Präsident Bergbahnen Hohsaas,<br />

Christoph Anthamatten, Gemeinderat Saas-Grund, Arthur Anthamatten,<br />

Restaurant- und Sportgeschäftsbesitzer in Saas-Grund bedanken, welche<br />

an meinem Interview teilgenommen haben und mir durch ihre Inputs<br />

wichtige Meilensteine für meine Arbeit lieferten. Ein besonderer Dank gilt<br />

meinem Referenten, Jean-Marie Schmid, welcher mich stets tatkräftig<br />

unterstützt und durch die Arbeit begleitet hat sowie auch meinem Co-<br />

Referent, Christoph Gysel, Vizepräsident von Saas-Fee/Saastal<br />

Tourismus. Ein besonderer Dank gilt auch meiner Familie, die mich<br />

während der Ausbildung und in der Phase der Diplomarbeit unterstützt hat<br />

und all denjenigen, die mir auf sonstige Art und Weise behilflich waren.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 2


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

2 Theoretische Grundlagen<br />

Die touristische Analyse einer Region, einer Destination oder eines<br />

Tourismusortes setzt die Klärung einiger relevanter Begriffe voraus.<br />

2.1 Grundlagen der Systemtheorie<br />

Der Tourismus ist ein grosses Netzwerk von verschiedenen Systemen. Ein<br />

System ist die Grundlage zur Darstellung verschiedener Strukturen und<br />

Funktionen und zeigt die Abhängigkeit der einzelnen Systemteile von-<br />

einander.<br />

2.1.1 Definition Tourismus<br />

Der Tourismus als prägendes Massenphänomen durchdringt all unsere<br />

Lebensbereiche und verändert Umwelt und Landschaft. Der Tourismus ist<br />

heute die drittgrösste Exportindustrie der Schweiz und auch einer der<br />

grössten Arbeitgeber und ist so volkswirtschaftlich von grösster<br />

Bedeutung. Doch der Tourismus ist nicht nur ein Wirtschaftsbereich,<br />

sondern ein wichtiger Lebensbereich, da der moderne Mensch immer<br />

mehr Zeit ausserhalb seines gewohnten Lebensumfeldes verbringt. Heute<br />

besteht der Tourismus also nicht mehr nur aus „Reisen und Ferien“<br />

machen. Kaspar definiert den Tourismus wie folgt: „Tourismus umfasst die<br />

Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus dem<br />

Reisen und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der<br />

Aufenthaltsort weder hauptsächlicher und dauernder Wohn- und Arbeitsort<br />

ist.“ (Vgl. Kaspar, 1991, S.18; Bieger, 2005, S.1ff.)<br />

2.1.2 Definition Destination<br />

Als Destination bezeichnet man einen bestimmten Ort oder eine Region, in<br />

welcher dem Gast ein Leistungsbündel angeboten wird. Sucht der Tourist<br />

sich eine Region aus, vergleicht er die Regionen anhand seiner<br />

Leistungsbündel und wählt dann den Ort, der seine Bedürfnisse am<br />

besten befriedigen kann. Dieser Raum muss nicht zwingend nur ein Ort<br />

sein, sondern kann auch ein Ortsteil oder ein Feriencenter sein, eine<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 3


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

ganze Region oder auch ein Land, wo der Gast sich bewegt und<br />

Leistungen konsumiert. Die Destination ergibt sich also aus der Sicht des<br />

Abnehmers. Wichtig ist, dass der vom Gast ausgewählte geografische<br />

Raum einen ganzheitlichen Gästenutzen erbringt. Die Destinationsgrösse<br />

hängt somit mit dem Reisezweck des Reisenden zusammen und wird<br />

dadurch räumlich und zeitlich eingegrenzt. (Vgl. Bieger, 2005, S. 55ff.).<br />

Laut Kaspar ist die „Destination Ziel- und Mittelpunkt der Reisenden und<br />

massgebend für den touristischen Aufenthalt und für die Nachfrage von<br />

touristischen Leistungen.“ (Kaspar, 1991, S.68)<br />

2.1.3 Systemtheorie in der Tourismuslehre<br />

Es ist wichtig, die touristischen Probleme mehrdimensional anzugehen.<br />

Man darf nicht nur die ökonomische Umwelt betrachten, sondern auch die<br />

ökologische, soziale und technologische Umwelt müssen in die<br />

Betrachtung miteinbezogen werden. Das System gibt keine Auskunft über<br />

die Art und den Umfang der Beziehungen. Nachfolgend wird das System<br />

Tourismus in einem theoretischen Konzept dargestellt:<br />

Abbildung 1: Tourismussystem<br />

(in Anlehnung an Kaspar, 1991, S.14)<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 4


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Wir erkennen die vielfältigen Beziehungen des Tourismus zu seiner<br />

Umwelt, sowie die internen Beziehungen zu den Subsystemen. Das<br />

System Tourismus ist ein offenes System, da es von externen Faktoren<br />

der Umwelt beeinflusst wird, aber die Systeme ebenfalls selber auch<br />

mitprägt. (Vgl. Kaspar, 1991, S.13ff.)<br />

2.2 Erkenntnisse in Bezug auf das Tourismussystem<br />

Das von Kaspar 1991 erklärte Tourismussystem betrachtet die<br />

Wechselwirkungen der verschiedenen Elemente und umfasst auch die<br />

Systeme Tourismussubjekt und Tourismusobjekt.<br />

2.2.1 Tourismussubjekt<br />

Das Tourismussubjekt ist der Gast, der durch seinen Aufenthalt ausserhalb<br />

seines täglichen Wohn- und Arbeitsortes touristische Leistungen bezieht.<br />

Aber der Begriff „Subjekt“ soll nicht heissen, dass die Bedürfnisse<br />

einseitiger Natur sind. Die Motive sind sehr vielfältig. Dies erklärt auch den<br />

rasanten Wandel der Bedürfnisse, welche durch Modeabhängigkeit das<br />

Verhalten des Touristen beeinflussen. Ein Bedürfnis entsteht aus dem<br />

Gefühl eines Mangels und im Tourismus sind Erholung-, Heilung- und<br />

Reisebedürfnisse sowie das Bedürfnis nach Geselligkeit die Basis für die<br />

Selbstverwirklichung. (Vgl. Kaspar, 1991, S.39)<br />

Die Motivation zum Reisen wird, wie vieles andere auch, durch das soziale<br />

Umfeld mitgeprägt und durch die Notwendigkeit, neben der beruflichen<br />

Tätigkeit, einen Ausgleich durch Ferien zu finden. (Vgl. Kaspar, 1991, S.<br />

42f.)<br />

2.2.2 Tourismusobjekte<br />

Im System ist jedes Element dem Tourismusobjekt zuzuordnen, das<br />

mithilft die Bedürfnisse des Tourismussubjekts zu decken.<br />

Das Tourismusobjekt besteht aus folgenden Teilsystemen welche durch<br />

ihre Leistungen unterschieden werden:<br />

- Tourismusort<br />

- Tourismusbetriebe<br />

- Tourismusorganisation<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 5


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Diese Aufteilung macht auch Sinn, da das touristische Angebot in zwei<br />

Hauptgruppen unterteilt wird. Das ursprüngliche Angebot, welches keinen<br />

direkten Bezug hat, aber durch seine Anziehungskraft dem Tourismus eine<br />

Gestalt gibt und das abgeleitete Angebot, welches die Leistungen umfasst,<br />

die dem Gast zur Nutzung bereit stehen. (Vgl. Kaspar, 1991, S.63)<br />

2.3 Tourismusorganisation<br />

2.3.1 Allgemein<br />

Damit das Angebot den Anforderungen des Gastes genügt, müssen die<br />

einzelnen Angebotselemente zuerst geschaffen werden und gut organisiert<br />

und ausgebaut sein. Alle Aufgaben können nicht zufriedenstellend von<br />

einem Anbieter erbracht werden. Diese müssen daher durch besondere<br />

Organisationsstrukturen koordiniert werden. (Vgl. Kaspar, 1991, S.89)<br />

Der Begriff „Tourismusorganisation“ wird nicht einheitlich gebraucht. Er<br />

kann für die touristische Gesamtorganisation einer Destination stehen,<br />

kann übergreifende Aufgaben im Tourismus erfüllen oder für kooperative<br />

Tourismusunternehmen verwendet werden. Die Organisation ist also<br />

notwendig, um übergreifende Aufgaben zu erfüllen, damit die Destination<br />

als touristisches Produkt funktioniert. (Vgl. Bieger, 2005, S.71ff.)<br />

2.3.2 Aufgaben<br />

Ein besonderes Merkmal des touristischen Produktes ist, dass es ein<br />

Leistungsbündel umfasst. (Vgl. Dienstleistungskette in Abbildung 2).<br />

Transport, Beherbergung, Verpflegung, Freizeitbeschäftigung, etc.<br />

ergeben zusammen das, was der Gast als Produkt konsumiert. Die<br />

Tourismusorganisation hat eine öffentliche Funktion zu erfüllen, von der<br />

Gäste, Unternehmer und auch Einheimische profitieren. Damit das<br />

Produkt als Einheit beim Kunden wahrgenommen wird, ist eine gute<br />

Koordination von grosser Bedeutung. Die Tourismusorganisation muss<br />

demnach eine Strategie erarbeiten, die auf die gesamte Destination<br />

anwendbar ist. Daraus leiten sich die folgenden Hauptaufgaben ab:<br />

Interessenvertretung, Angebotsgestaltung und die Werbung für die<br />

Destination. (Vgl. Bieger, 2005, S. 64ff.)<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 6


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

2.4 Tourismusort<br />

Der Tourismusort ist der Attraktionspunkt des touristischen Geschehens.<br />

Durch seine Anziehungsfaktoren wird er zum Mittelpunkt des Tourismus.<br />

Der Ort ist massgebend für den Aufenthalt der Gäste und dadurch auch für<br />

die Nachfrage von Leistungen. Da jeder Tourist eine andere Motivation<br />

zum Reisen hat, werden Tourismusorte im engeren Sinne (Erholungsorte,<br />

Kurorte) und im weiteren Sinne (Verkehrszentren, Bildungszentren,<br />

Wirtschaftszentren etc.) unterschieden. (Vgl. Kaspar, 1991, S.68)<br />

2.5 Tourismusunternehmungen<br />

Abbildung 2: Dienstleistungskette<br />

(in Anlehnung an Bieger, 2005, S.59)<br />

Die Unternehmungen sind verantwortlich für die Bereitstellung von Sach-<br />

und Dienstleistungen im Tourismusort. Sie stellen somit die Beziehung<br />

zwischen dem Tourismussubjekt und dem Tourismusobjekt her. Die<br />

Tourismusbetriebe werden unterteilt in objektbezogene Betriebe, welche in<br />

enger Beziehung zum Tourismusort stehen (Beherbergungsbetriebe,<br />

Kurbetriebe, touristische Transportanlagen), subjektbezogene Betriebe<br />

(Werbebetriebe, Reiseversicherungsbetriebe, Reisefinanzierung) und die<br />

beziehungsbildenden Betriebe (Reisebüros). (Vgl. Kaspar, 1991, S.79ff.)<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 7


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

3 Die Destination Saas-Fee/Saastal<br />

Das Saastal ist ein vielseitiges Südtal im Wallis, bestehend aus vier<br />

Gemeinden: Saas-Balen, Saas-Grund, Saas-Almagell und Saas-Fee. 2007<br />

war es endlich soweit und die vier grundverschiedenen Tourismus-<br />

gemeinden gründeten nach einem harten und steinigen Weg die<br />

Destination Saas-Fee/Saastal.<br />

Abbildung 3: Karte Destination Saas-Fee/Saastal<br />

(in Anlehnung an Saas-Fee/Saastal Tourismus)<br />

3.1 Daten und Fakten zur Destinationsbildung<br />

Schon seit geraumer Zeit fordert die Tourismusforschung die Bildung von<br />

Destinationen und Kooperationen als Lösung für die Probleme der<br />

Tourismusbranche. Das Saastal hat 2002 einen grundlegenden<br />

Meilenstein in die richtige Richtung gelegt und mit der Auflösung der<br />

lokalen Tourismusvereine Saas-Grund, Saas-Almagell und Saas-Balen<br />

entstand Saastal Tourismus. Noch einen Schritt weiter ging der Gedanke<br />

mit der Bildung des Marketingpools Saas-Fee/Saastal. Der Pool vereint die<br />

Interessen und auch die Marketingbudgets von Saas-Fee Tourismus,<br />

Saas-Fee Bergbahnen AG und Saastal Tourismus. (Vgl. Saas-Fee/Saastal<br />

Tourismus, 2003, S. 3f.) Ein historischer Tag war der offizielle<br />

Zusammenschluss von Saas-Fee und Saastal Tourismus vom 8. Oktober<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 8


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

2007. Von nun an ist die Region eine Destination – eine Tourismus-<br />

organisation. Durch den Marketingpool waren die Tourismusakteure nach<br />

aussen bereits eine Einheit. Nach innen wurden die Aufgaben bis zur<br />

Fusion jedoch noch von zwei Tourismusorganisationen wahrgenommen.<br />

Somit waren die Produkte und Dienstleistungen nicht aufeinander<br />

abgestimmt und konkurrierten sich zum Teil sogar. Mit dem<br />

Zusammenschluss besteht nun das Angebot der Destination mit 13'000<br />

Betten, 100 Restaurants und 38 Bahnanlagen. Die Destination Saas-<br />

Fee/Saastal hat ein Budget von 5,35 Mio. Franken. (Vgl. Gletscherpost,<br />

2007/11, S.1):<br />

• 1990 Entstehung der Ferienregion Saas bestehend aus: Saas-<br />

Grund Tourismus, Verkehrsverein Saas-Almagell,<br />

Verkehrsverein Saas-Balen, Bergbahnen Hohsaas,<br />

Bergbahnen Saas-Almagell und die Skilift AG Saas-<br />

Balen.<br />

• 1997 Entstehung der Marketingkooperation bestehend aus:<br />

Ferienregion Saas, Saas-Fee Tourismus und Saas-Fee<br />

Bergbahnen.<br />

• 2002 Gründung Saastal Tourismus und Marketingpool<br />

Saas-Fee/Saastal.<br />

• 2007 Vereinigung Saastal Tourismus und Saas-Fee zur<br />

Destination Saas-Fee/Saastal.<br />

3.2 Destinationsstrategie 2006: Das Lösungsmodell im<br />

Überblick<br />

In Zusammenarbeit mit dem Institut für öffentliche Dienstleistungen und<br />

Tourismus der Universität St. Gallen hat der erweiterte Vorstand des<br />

Marketingpools 1 Saas-Fee/Saastal eine Destinationsstrategie von 2006-<br />

2010 entwickelt. Dies ist bereits die zweite Ausgabe der<br />

Destinationsstrategie und diese soll alle 5 Jahre mit den wichtigsten<br />

1 Der Marketingpool Saas-Fee/Saastal ist verantwortlich für die Kommunikation nach<br />

Aussen<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 9


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Leistungsträgern erarbeitet werden. Die Ziele dieser Destinationsstrategie<br />

sind: -eine umfangreiche IST-Analyse, -mittelfristige Verhaltensweisen<br />

darzustellen um die Wettbewerbsfähigkeit zu bewahren und konkrete Ziele<br />

und Projekte festzusetzen. Es wird weiter ermittelt, was das Saastal dem<br />

Kunden bieten kann. Aus dieser Analyse heraus ergeben sich dann die<br />

zukünftigen Handlungsfelder für die Destination. Zum Schluss werden die<br />

qualitativen und quantitativen Ziele festgelegt. Welche Märkte sollen<br />

bearbeitet werden und auf welche Zielgruppe soll sich die Destination<br />

konzentrieren?<br />

Auch werden Projekte festgehalten, welche bis 2010 realisiert werden<br />

sollen. Die Unternehmensstrategie wird auch an die Leistungsträger in der<br />

Destination zugestellt und soll diesen helfen, ihre eigene Unternehmung<br />

nach dieser Strategie auszurichten. (Vgl. Destinationsstrategie Saas-<br />

Fee/Saastal, 2002, S.16ff.)<br />

Abbildung 4: Neue Destinationsstrategie<br />

(in Anlehnung an die Destinationsstrategie Saas-Fee/Saastal 2002, S.16ff.)<br />

3.3 Zentrale Handlungsfelder für Saas-Fee/Saastal 2009-2012<br />

Die Region Saas-Fee/Saastal hat ihre Schwachpunkte erkannt. In der<br />

Abbildung 5 werden folgende Handlungsfelder beschrieben:<br />

Die Region versucht, Cross Selling zu betreiben. Dies hat zum Ziel, dass<br />

der Gast z.B. Tickets für die Bergbahnen auch im Hotel, bei der Skischule<br />

oder in den Geschäften buchen kann. Auch weitere Leistungen sollen<br />

einfacher zugänglich sein und an verschiedenen Stellen gebucht werden<br />

können. Das heisst, der Gast soll die Möglichkeit haben, alle Leistungen<br />

gleichzeitig in einem Warenkorb kaufen zu können. Einheimische und<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 10


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Mitarbeiter sollen für den Tourismus sensibilisiert werden. Durch den<br />

Tourismusunterricht an den Schulen und bei den Arbeitnehmern im<br />

Tourismus soll bewusst werden, was sie verkaufen. Weiter sollen die<br />

Marketinggelder vermehrt in den Aufbau der Zukunftsmärkte fliessen. Die<br />

Märkte Frankreich, Spanien, die Nordics 2 , UK & Irland, Japan, China,<br />

Südkorea und die arabischen Golfstaaten 3 stehen dabei im Vordergrund.<br />

Diese Märkte sind interessant, weil das Potential in diesen Märkten noch<br />

nicht ausgeschöpft ist und sie stetig wachsen und so der Wohlstand steigt.<br />

Das Indoor- und Outdoor-Angebot soll erweitert werden, um als<br />

Ganzjahresdestination wahrgenommen zu werden. Auch in der Preispolitik<br />

ist Handlungsbedarf dringend notwendig. Es muss eine einheitliche<br />

Preisstrategie entwickelt werden, um Transparenz zu erreichen. Zur<br />

Verbesserung der Hotellerie im Tal ist nicht primär mehr Effizienz<br />

notwendig, sondern neue Ertragsmöglichkeiten müssen gesucht werden,<br />

sei dies durch Investitionen, Kooperationen oder Anpassungen der<br />

Geschäftsmodelle. Durch die NEAT wurde die Anreise ins Saastal deutlich<br />

verkürzt und erleichtert. So hat auch die Post ihre Fahrzeiten ausgebaut.<br />

Aber auch hier bestehen noch Möglichkeiten der Verbesserung. (Vgl.<br />

Destinationsstrategie Saas-Fee/Saastal, 2006, S. 11ff.)<br />

Abbildung 5: Zentrale Handlungsfelder der Destination<br />

(Destinationsstrategie Saas-Fee/Saastal, 2006, S. 11)<br />

2<br />

Nordics: Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland<br />

3 Arabischen Golfstaaten: Saudi Arabien, Oman, Qatar, Kuwait, Bahrain, Vereinte<br />

Arabische Emirate<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 11


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in Berggebieten<br />

4 Fallbeispiel Saas-Grund<br />

Saas-Grund ist eine der vier Tourismusgemeinden der Destination Saas-<br />

Fee/Saastal, auf die nachfolgend näher eingegangen wird.<br />

4.1 Kurzporträt<br />

Der Tourismus ist die Schlüsselbranche für Saas-Grund. Er schafft<br />

Arbeitsplätze, generiert Wertschöpfung und bringt den Touristen, sowie<br />

den Einheimischen des Tales Nutzen. Nachfolgend wird Saas-Grund in<br />

Kürze charakterisiert.<br />

4.1.1 Touristische Meilensteine<br />

Ohne Vergangenheit<br />

hat die Gegenwart<br />

keine Zukunft (Heinz Piontek)<br />

Die touristische Entwicklung im Saastal begann anfangs des 19.<br />

Jahrhunderts. Pfarrer Johann Josef Imseng (1806-1869) war der Pionier.<br />

Er beherbergte Gäste im Pfarrhaus und führte sie als Bergführer auf die<br />

Berge. Auch forderte er die einheimische Bevölkerung auf, Hotels zu<br />

bauen. Es war jedoch schwierig, Gäste ins Tal zu bringen, da die Talachse<br />

damals noch sehr schwer zugänglich war. 1936 wurde die Strasse von<br />

Stalden nach Saas-Balen errichtet, dann 1938 erweitert bis nach Saas-<br />

Grund. 1948 entstand die Strasse nach Saas-Almagell und das letzte<br />

Stück von Saas-Grund nach Saas-Fee wurde 1951 eröffnet. Bis dahin<br />

regelten Maultiere den Verkehr ins Saastal. Die ersten Gäste waren vor<br />

allem Engländer. Das Saastal wurde durch die Erstbesteigungen der<br />

Berge in der Mischabelkette zunehmend berühmter und lockte immer mehr<br />

Bergsteiger ins Tal, aber auch Botaniker und Landschaftsmaler zeigten<br />

Interesse an der Vielfalt und Schönheit des Tales. Das erste Hotel in Saas-<br />

Grund war 1833 das Gasthaus zur Sonne. 1850 folgte das Hotel Monte<br />

Rosa und 1856 das Hotel Monte Moro. Nach der verkehrsmässigen<br />

Erschliessung des Saastal 1951 konnten auch sie sich am damaligen<br />

touristischen Aufschwung erfreuen. Es wurde schnell erkannt, dass sich<br />

der alpine Wintersport zum Massensport entwickelte. Zu erwähnen ist,<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 12


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in Berggebieten<br />

dass Johann Josef Imseng auch der erste Skifahrer im Saastal war. Dank<br />

des Tourismus konnte erstmals die Abwanderung der Bevölkerung<br />

gestoppt werden, da der Tourismus Einkommen und Arbeit brachte. (Vgl.<br />

Saaser Chronik, 1988, S.126ff.)<br />

4.1.2 Allgemeine Fakten<br />

Saas-Grund liegt auf 1500 m ü.M. und verfügt über 4000 Gästebetten. Die<br />

moderne Achtergondelbahn nach Kreuzboden (2400 m ü.M.) und Hohsaas<br />

(3100 m ü.M.) bietet einen Ausblick auf 18 Viertausender. Auf dem<br />

gleichen Breitengrad liegend wie Ascona herrscht in Saas-Grund ein<br />

aussergewöhnlich mildes und südliches Klima.<br />

Saas-Grund in Kürze:<br />

Hotels: 16<br />

Ferienwohnungen: 207<br />

Gruppenhäuser: 27<br />

Betriebe im 1. Sektor 4 19 (Stand 2005)<br />

Betriebe im 2. Sektor 5 14 (Stand 2005)<br />

Betriebe im 3. Sektor 6 61 (Stand 2005)<br />

Restaurants im Dorf: 15<br />

Bergrestaurants: 3<br />

Bars, Pubs: 4<br />

(Vgl. Bundesamt für Statistik 2005, Saas-Fee/Saastal Tourismus)<br />

Aus diesen Zahlen ist ersichtlich, dass Saas-Grund ein typischer<br />

Tourismusort ist. Die Einwohnerzahl nimmt jährlich ab, was auf die<br />

Abwanderung im Tal hinweist. Auf der nächsten Seite finden Sie eine<br />

Statistik, welche die Einwohnerentwicklung von 2000 bis 2008 aufzeigt:<br />

4 1. Sektor = Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei<br />

5 2. Sektor = industrielle Sektor (Energie-/Wasserversorgung, Handwerk, Baugewerbe<br />

etc.).<br />

6 3. Sektor = Dienstleistungssektor.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 13


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in Berggebieten<br />

4.1.3 Logiernächteentwicklung von Saas-Grund (1994-2008)<br />

Die Logiernächtestatistik von Saas-Grund sieht auf den ersten Blick besser<br />

aus. als man erwartet. Analysiert man aber die Entwicklung genauer (Vgl.<br />

Tabelle 2, nachfolgende Seite), kann folgendes festgestellt werden: Über<br />

die Jahre hat sich das Angebot in Saas-Grund stets ausgeweitet und<br />

verbessert. Häuser wurden gebaut, Hotels wurden in Gruppenhäuser<br />

umgebaut und so stieg das Angebot an Ferienwohnungen stetig, was zu<br />

einer Steigerung der Bettenzahl führte. Laut Statistiken werden in den<br />

Gruppenhäuser am meisten Logiernächte generiert. Trotz dieser<br />

Entwicklung, haben sich die Logiernächte nicht im gleichen Masse erhöht,<br />

wie das Angebot. Hinzu kommt, dass die Wertschöpfung ständig sinkt. Mit<br />

einem tiefen Preisniveau werden auch nicht mehr Logiernächte generiert,<br />

denn ein tiefer Preis wirkt sich auch negativ auf der Nachfrageseite aus.<br />

Der Preis steht beim Kunden für Vertrauen, Komfort, soziale Sicherheit,<br />

etc. Die Gäste sind bereit, für gute Qualität mehr zu bezahlen. Durch die<br />

tiefen Preise werden Gäste angezogen, die auch vor Ort sparsam sind und<br />

damit die Wertschöpfung verschlechtern. Laut einer Studie der Universität<br />

St. Gallen (vgl. Workshop HSG, P. Beritelli, 2007) bestehen zu grosse<br />

Unterschiede im Preisniveau der Beherbergung und anderen<br />

Dienstleistungen.<br />

Tabelle 1: Einwohnerentwicklung Saas-Grund (2000-2009)<br />

(Vgl. Statistisches Jahrbuch des Kt. Wallis 2008)<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 14


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in Berggebieten<br />

Tabelle 2: Logiernächteentwicklung von Saas-Grund (1994-2008)<br />

(Vgl. Geschäftsberichte Saas-Grund Tourismus, Ferienregion Saas und Saas-Fee/Saastal,<br />

1994-2008)<br />

4.2 Spezifität einer Bergdestination<br />

Im Winter hängt der Erfolgsfaktor einer Bergdestination ganz klar von der<br />

Attraktivität der Skigebiete ab. Von Bedeutung ist hier die Höhe des<br />

Skigebietes, da sie ein Indikator für die Schneesicherheit der Destination<br />

ist. Auch die Angebotsvielfalt ist von zentraler Bedeutung. Die<br />

Erfolgsfaktoren im Sommer sind schwieriger zu definieren, da im Sommer<br />

ein multioptionaleres 7 Nachfrageverhalten existiert, womit eine Vielzahl<br />

von Faktoren zum Erfolg einer Bergdestination beitragen können. Einer der<br />

wichtigsten Erfolgsfaktoren ist auch hier die Angebotsvielfalt, weil der<br />

Tourist ein standardisiertes Angebot fordert. Er will aus einer breiten<br />

Palette von Angeboten wählen können. Gelingt es also einer Destination<br />

diese Bedürfnisse besser zu erfüllen als andere, kann sie sich von der<br />

Konkurrenz differenzieren und sich Wettbewerbsvorteile schaffen. Für eine<br />

Bergdestination ist es im Sommer jedoch schwierig, sich eindeutig zu<br />

positionieren. Alternative Reisesegmente wie Badeferien und Städtereisen<br />

7 Multioptional: eine grössere Auswahl an Wahlmöglichkeiten<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 15


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in Berggebieten<br />

stellen im Sommer eine grössere Konkurrenz dar, als im Winter. (Vgl. BAK,<br />

Erfolgsfaktoren im alpinen Tourismus, 2005, S.31ff.) Einen wichtigen<br />

Einfluss auf die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit einer<br />

Bergdestination im Sommer sind Angebote aus den Bereichen Sport- und<br />

Adventure 8 , Wandern, Erlebnis und Familie sowie natürlich Wellness und<br />

Genuss. (Vgl. BAK, Erfolg und Wettbewerbsfähigkeit im alpinen<br />

Tourismus, 2008, S.46)<br />

Saas-Grund ist durch seine Höhenlage im Winter schneesicher und kann<br />

sich dadurch von tiefer gelegenen Bergdestinationen differenzieren. Auch<br />

der Zusammenschluss der Region Saas-Fee/Saastal bringt für den<br />

Kunden eine grosse Angebotspalette mit sich. Die vier Orte der Destination<br />

Saas-Fee/Saastal könnten nicht unterschiedlicher sein, bieten sie doch<br />

von Familien- und Kulturtourismus bis zu Sport- und Adventure Tourismus<br />

Angebote für jeden Touristen. Wellness wird für den Tourismus immer<br />

wichtiger. In diesem Bereich weist Saas-Grund einen grossen Mangel im<br />

Angebot auf und muss handeln.<br />

8 Adventure = Abenteuer<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 16


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in Berggebieten<br />

4.3 Situationsanalyse von Saas-Grund<br />

Die nachfolgende SWOT-Analyse 9 zeigt die Stärken und Schwächen,<br />

sowie die Chancen und Gefahren von Saas-Grund auf: (Vgl.<br />

Destinationsstrategie Saas-Fee/Saastal, 2006, S.4ff.)<br />

Stärken Schwächen<br />

• Natur und Landschaft<br />

• Höhe und Klima<br />

• Kultur und Tradition<br />

• Vielfältiges und Attraktives<br />

Angebot<br />

• Hoher<br />

Internationalisierungsgrad<br />

• Attraktives Angebot der<br />

Bergbahnen<br />

• Familiäre Betreuung<br />

• Destinationsgedanke<br />

• Zuwenig Ganzjahresprodukte<br />

• Finanzielle Ressourcen<br />

• Fehlende Preistransparenz<br />

• Hohe Qualitätsunterschiede in<br />

der Beherbergung und<br />

Gastronomie<br />

• Interne Konkurrenz im Hotel-<br />

und Restaurationsbereich<br />

• Teils nur minimaler Standard<br />

der Ferienwohnungen<br />

• Schwache Wertschöpfung<br />

• Schlechte Verkehrsanbindung<br />

Chancen Gefahren<br />

• Trend zur Multioptionalität<br />

• Veränderung der Reisedauer<br />

• Erhöhte Nachfrage nach<br />

Ferienwohnungen<br />

• Mehr Senioren<br />

• Internet als wichtigste<br />

Informationsquelle<br />

• Klima: mild und sonnig<br />

• Höhenlage / Schneegarantie<br />

• Luftqualität / Natur / Landschaft<br />

• Neat BLS Tunnel<br />

• Zunehmende Zeitknappheit<br />

• „Überangebot „ Konkurrenz<br />

• Weltweite Wirtschaftskrise<br />

• Wirtschaftliche Stagnation in<br />

den Stammmärkten (DE.FR,GB,<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 17<br />

etc.)<br />

• Teurer Schweizer Franken<br />

• Uneinigkeit zwischen den<br />

Anspruchsgruppen<br />

• Abwanderung zukünftiger<br />

Generationen<br />

• Naturgefahren<br />

• Kosten der Mobilität<br />

9 SWOT-Analyse: Strenghts (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities<br />

(Chancen), Threats (Gefahren).


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

4.3.1 Ergebnisse der SWOT-Analyse<br />

Die SWOT-Analyse zeigt deutlich, dass ein grosses Potential zur<br />

optimalen Befriedigung der heutigen Gästebedürfnisse vorhanden ist. Sie<br />

zeigt aber auch, dass Schwächen vorhanden sind, an denen gearbeitet<br />

werden muss und dass auch Gefahren bestehen. Es ist wichtig, dass die<br />

Chancen richtig genutzt werden und die Stärken noch gestärkt werden. So<br />

z.B. ist der NEAT BLS Tunnel eine Chance und bringt mehr Gäste in die<br />

Region. Dies kann aber auch eine Schwäche sein, da die NEAT vorab<br />

Tagesgäste ins Saastal bringt und dadurch der Region nicht viel<br />

Einkommen bringen. Verbesserungspotential ist immer vorhanden und die<br />

Destination muss versuchen, der Konkurrenz immer einen Schritt voraus<br />

zu sein. Qualitative Leistungen sollen stets verbessert und das Angebot<br />

stets erweitert werden um multioptional zu sein. Das Spannende an Saas-<br />

Grund ist, dass es als Teil der Region Saas-Fee/Saastal auch Teil einer<br />

Grossdestination ist, welche die unterschiedlichsten Gästebedürfnisse<br />

abzudecken vermag.<br />

4.3.2 Neue Rahmenbedingungen<br />

Der Tourismus hat eine hohe Wachstumsrate und eine grosse Bedeutung<br />

für viele Destinationen in aller Welt. Darum ist es wichtig, Trends im<br />

Voraus zu erkennen und nutzbringend umzusetzen. Da das System<br />

Tourismus sehr komplex ist, sollten Trends als Ganzes gesehen werden<br />

und man darf sich nicht nur auf einzelne Trends konzentrieren. Die globale<br />

Wirtschaft unterliegt einem stetigen Wandel und verlangt hohe Flexibilität<br />

und Anpassungsfähigkeit. Durch die stets wandelnden Konsumtrends<br />

ergeben sich neue Rahmenbedingungen für die Region und stellen hohe<br />

Anforderungen an die touristischen Betriebe. Der heutige Gast ist<br />

multioptional und möchte zwischen vielen verschiedenen Möglichkeiten<br />

wählen können. Der durchschnittliche Aufenthalt wird kürzer, dafür aber<br />

zahlreicher. Auch der Informationsfluss stellt neue Anforderungen. Die<br />

moderne Zeit bringt viele neue Technologien mit sich und eine Destination<br />

ist gefordert, sich stets anzupassen und zu investieren um den heutigen<br />

Anforderungen informationstechnisch gerecht zu werden.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 18


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in Berggebieten<br />

5 Umfrage bei Akteuren des Tourismus von Saas-<br />

Grund<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine qualitative Umfrage durchgeführt um<br />

die Meinung verschiedener Tourismusakteure von Saas-Grund zu<br />

analysieren.<br />

5.1 Vorgehen<br />

Um die Probleme, welche teilweise schon aus dem Kapitel 4 hervorgehen,<br />

genauer zu ergründen, wurde ein qualitatives Interview durchgeführt. Die<br />

vier Interviewpartner sind folgende: seitens der Bergbahnen Georg<br />

Anthamatten, VR-Präsident der Bergbahnen Hohsaas AG, von der<br />

Gemeinde Christoph Anthamatten, Gemeinderat, als Bergrestaurant- und<br />

Sportgeschäftsbesitzer Arthur Anthamatten sowie Christoph Gysel,<br />

Vizepräsident und Mitgründer von Saas-Fee/Saastal Tourismus.<br />

5.2 Die Qualitative Umfrage<br />

Aus den persönlichen Interviews mit den tourismusaktiven Interviewpartner<br />

sollen im Wesentlichen folgende Fragen beantwortet werden:<br />

• Was bedeutet Tourismus in Saas-Grund?<br />

• Welches sind die Probleme von Saas-Grund als Tourismusort?<br />

• Wo liegen die touristischen Herausforderungen für Saas-Grund?<br />

• Wie ist das Stimmverhalten gegenüber dem Zusammenschluss von<br />

Saas-Fee/Saastal?<br />

• Wie ist das Tourismusbewusstsein der einheimischen Bevölkerung?<br />

• Wo ist Potenzial für Zusammenarbeit vorhanden?<br />

• Wie wird die touristische Zukunft von Saas-Grund in 10 Jahren<br />

gesehen?<br />

Aus den Antworten der Interviewpartner werden im Kapitel 6 Massnahmen<br />

und Richtungen erarbeitet, die Saas-Grund für einen verbesserten<br />

Qualitätstourismus einschlagen muss.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 19


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in Berggebieten<br />

5.3 Auswertung<br />

Um die verschiedenen Fragen zu beantworten, werden die Meinungen der<br />

vier Interviewpartner zusammenfassend dargestellt.<br />

5.3.1 Was bedeutet Tourismus in Saas-Grund?<br />

Der Tourismus hat der früheren, aber auch der Generation heute einen<br />

sichtbaren Wohlstand gebracht und es war durch den Tourismus möglich,<br />

sich eine Existenz im Tal aufzubauen. Tourismus in Saas-Grund bedeutet<br />

Ferien, nicht nur für die Gäste, auch für die Einheimischen. Der Tourismus<br />

bringt somit Lebensqualität mit sich. Tourismus bedeutet auch die<br />

Auseinandersetzung mit der Region und neue Anforderungen, wechselnde<br />

Konsumtrends, etc. zu erkennen und wahrzunehmen.<br />

5.3.2 Welches sind die Probleme von Saas-Grund als Tourismusort?<br />

Bei den Problembereichen, die Saas-Grund als Tourismusstation hat, sind<br />

sich die vier Experten einig. Das grösste Problem ist die Preisstruktur,<br />

welche viele Folgen mit sich bringt. Die Preise für Übernachtungen sind zu<br />

tief, verglichen zu anderen Regionen. Dies wirkt sich auf die<br />

Wertschöpfung aus und bedeutet, dass kein Geld für Investitionen<br />

vorhanden ist. Investitionen zur Verbesserung der Infrastruktur sind aber<br />

dringend notwendig. Die Strukturen in der Hotelerie sind ein weiteres<br />

Problem. Es hat zu viele 2*-Sterne- und 3*-Sterne Hotels, die nicht<br />

genügend Rendite abwerfen, weil sie zu klein sind. Die Nachfolge ist in<br />

den meisten Hotels nicht geregelt und zum Teil werden die Betriebe zu<br />

wenig professionell geführt. Die Ferienwohnungen sind infrastruktur-<br />

mässig nicht auf dem neusten Stand und es fehlt mehrheitlich am Willen<br />

zur Kooperation und zum Schaffen von Synergien. Dies auch, weil der<br />

Wichtigkeit des Tourismus zu wenig Beachtung geschenkt wird und das<br />

notwendige Tourismusbewusstsein oft noch fehlt. Ein weiteres Problem ist<br />

die Abwanderung der jüngeren Generation in die nahegelegenen<br />

Agglomerationen.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 20


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in Berggebieten<br />

5.3.3 Wo liegen die touristischen Herausforderungen für Saas-Grund?<br />

Die touristischen Herausforderungen liegen in der Verbesserung und<br />

Bewältigung der im vorigen Kapitel genannten Probleme. Auch hier ist klar,<br />

Wünsche gibt es viele, aber ob diese auch realisierbar sind? Wichtig ist,<br />

dass alle gefordert sind und erkennen müssen, dass sie letztlich vom<br />

Tourismus leben. Hotel- und Ferienwohnungsbesitzer müssen ihre<br />

Angebote verbessern und vermehrt die Zusammenarbeit suchen.<br />

Investitionen müssen getätigt werden um qualitativ weiterhin mithalten zu<br />

können. Die Gemeinde ist gefordert, die verkehrsbedingten<br />

Rahmenbedingungen zu verbessern und die Bergbahnen müssen ihr<br />

Angebot laufend erweitern. Der Abwanderung muss entgegengewirkt<br />

werden, denn das Dorf soll nicht nur Touristen beheimaten. Es braucht<br />

alle, um die kulturelle Vielfalt im Dorf zu erhalten. Eine grosse<br />

Herausforderung besteht auch bei der Preispolitik, hier sind sich die<br />

Experten einig. Denn tiefe Preise bringen keine Wertschöpfung und<br />

Investitionen bleiben aus.<br />

5.3.4 Wie ist das Stimmverhalten gegenüber dem Zusammenschluss<br />

von Saas-Fee/Saastal?<br />

Der touristische Zusammenschluss war notwendig, diesbezüglich ist man<br />

sich einig. Saas-Grund als alleiniger Tourismusort könnte auf dem<br />

heutigen Markt kaum bestehen, denn schon Saas-Fee/Saastal hat genug<br />

zu tun, um auf dem Markt attraktiv aufzutreten. Doch sind auch Ängste<br />

vorhanden. Die Angst unter der Marke Saas-Fee unterzugehen und an<br />

Eigenständigkeit zu verlieren. Aller Anfang ist schwer und die Leute<br />

müssen von der Notwendigkeit des Zusammenschlusses überzeugt<br />

werden. Denn trotz allem ist dem Zusammenschluss klar zugestimmt<br />

worden. Der Gast sieht nicht die einzelnen Ortschaften, sondern sieht das<br />

Saastal als Ganzes. Die ortsspezifischen Interessen werden durch den<br />

Tourismusrat, der pro Gemeinde besteht, weiterhin gewahrt, was ein guter<br />

Ansatz ist, auch die Interessen der kleineren Gemeinden zu wahren.<br />

Durch den Zusammenschluss sind auch bereits die wichtigsten<br />

Voraussetzungen gegeben, um den Anforderungen, durch Bildung von<br />

Destinationen im Kanton Wallis bezüglich des neuen Tourismusgesetztes,<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 21


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in Berggebieten<br />

gerecht zu werden. Durch den Zusammenschluss ist das dafür notwendige<br />

Budget vorhanden und die Anzahl generierter Logiernächte auch.<br />

5.3.5 Wie ist das Tourismusbewusstsein der einheimischen<br />

Bevölkerung?<br />

Auch hier sind sich die Interviewpartner einig. Das Tourismusbewusstsein<br />

ist noch nicht überall vorhanden. Es ist vermehrtes Bewusstsein bei den<br />

Leistungsträgern zu spüren, so Christoph Anthamatten, aber die<br />

Strukturen der Betriebe sind zu klein, um in Saas-Grund im Tourismus ein<br />

Bein zu fassen. Auch sehen die Jungen die Nachteile des Tourismus, die<br />

allen bestens bekannt sind und bleiben daher nicht im Tal. Für Christoph<br />

Gysel ist der Fall klar, den Einheimischen ist noch zu wenig bewusst, dass<br />

sie vom Tourismus leben. Er hofft, dass die momentane schwierige<br />

Situation durch die Wirtschaftskrise sie motiviert, vorwärts zu schauen und<br />

sich für den Tourismus einzusetzen. Georg Anthamatten ist der Meinung,<br />

dass sich das Bewusstsein in den letzten Jahren schon um einiges<br />

verbessert hat und immer mehr Leute sich im Tourismus ausbilden, was es<br />

früher nicht gegeben hat.<br />

5.3.6 Wo ist Potenzial für Zusammenarbeit vorhanden?<br />

Laut Arthur Anthamatten geht es dem einzelnen nur gut, wenn es allen gut<br />

geht und sieht daher sehr viel Potenzial für die Zusammenarbeit. Wichtig<br />

ist vor allem, wenn schon nicht ganze Betriebe zusammengelegt werden<br />

können, dass wenigstens gemeinsame Angebote kreiert werden. Gute<br />

Beispiele dafür sind, dass die Hotels ein gemeinsames Wellnessangebot<br />

schaffen und die Ferienwohnungsbesitzer jeweils am Anreisetag ein<br />

Willkommens-Apéro für die Gäste organisieren. Auch für Georg<br />

Anthamatten, VR-Präsident der Bergbahnen Hohsaas AG, ist klar, solange<br />

die Bergbahn selber keine Betten besitzt, keine Skivermietung betreibt<br />

oder ein Bergrestaurant übernimmt, müssen Angebote gemeinsam kreiert<br />

werden. Vor allem um in den schwachen Zeiten Leute in die Region zu<br />

bringen.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 22


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in Berggebieten<br />

5.3.7 Wie wird die touristische Zukunft von Saas-Grund in 10 Jahren<br />

gesehen?<br />

Der Zukunft wird positiv entgegengeblickt. Visionen und Ideen sind<br />

vorhanden. Diese umfassen u.a. eine regionale Eventhalle, eine<br />

Umfahrungsstrasse zur Verminderung des Verkehrs durch Saas-Grund<br />

und dadurch zur Attraktivitätssteigerung für Familien, Erweiterung des<br />

Skigebiets von Hohsaas zum Lagginjoch auf 3500 m ü.M. sowie die<br />

Beleuchtung der Winterwanderwege in der Nacht. Doch vorerst soll der<br />

Weg in die richtige Richtung in kleinen Schritten getan werden. Traum<br />

wäre einen Investor à la Sawiri / Andermatt zu finden und dadurch einen<br />

grossen Schritt zu machen. Vom Angebot her stehen die Chancen für<br />

Saas-Grund gut, sich in der Marke Saas-Fee/Saastal zu profilieren und<br />

somit auch der künftigen Generation durch den Tourismus ein Einkommen<br />

zu sichern.<br />

5.4 Fazit<br />

Wie auf den letzten Seiten aufgezeigt, war die touristische Fusion für die<br />

Region ein wichtiger und grosser Schritt. Die Probleme sind erkannt,<br />

wichtig ist jetzt nur, diese auch anzupacken. Die Region hat strukturelle<br />

Probleme bezüglich des Preisniveaus, wie auch der Auslastung.<br />

Professionalität ist zu schaffen und vor allem innovativ muss Saas-Grund<br />

werden. Die Leistungsträger sind gefordert, die Konkurrenz nicht im<br />

eigenen Tal zu suchen, sondern sich an renommierten Topstationen wie<br />

z.B. Sölden zu messen. Die Beziehungen zwischen den Orten müssen<br />

intensiviert werden um gemeinsam Projekte in Angriff zu nehmen. (Vgl.<br />

Gletscherpost, 2008/4, S.14f.).<br />

Die zentralen Handlungsfelder, die in der Destinationsstrategie Saas-<br />

Fee/Saastal ausgearbeitet worden sind, sind auch die zentralen<br />

Handlungsfelder für jeden einzelnen Ort der Destination und somit auch für<br />

Saas-Grund. 10<br />

10 Vgl. Anhang: Befragung von Experten<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 23


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in Berggebieten<br />

6 Mehr Qualität im Tourismus von Saas-Grund<br />

Nach den in den Interviews aufgezeigten Problemen sollen nun in diesem<br />

Teil der Arbeit Massnahmen und Lösungen erarbeitet werden. Diese sollen<br />

Saas-Grund helfen, sich als Tourismusort in der Destination Saas-<br />

Fee/Saastal zu profilieren und durch mehr Qualität der Zukunft mit Freude<br />

entgegenblicken zu können.<br />

6.1 Qualitätsoffensive von Wallis Tourismus<br />

Qualität im Wallis ist durch das Label Valais excellence gekennzeichnet.<br />

Das Label soll als Instrument zur Entwicklung neuer Kenntnisse und<br />

Kompetenzen dienen. Es vermittelt Visionen und Dynamik als Rahmen für<br />

die wirtschaftliche und kulturelle Identität mit der Region Wallis.<br />

Ein Unternehmen kann nur erfolgreich sein, wenn die angebotenen<br />

Abbildung 6: Label<br />

Valais excellence<br />

Leistungen Qualität und Professionalität aufweisen. Das<br />

Label „Valais excellence“, welches Saas-Fee/Saastal<br />

Tourismus besitzt, setzt sich dafür ein, in den Bereichen<br />

Umwelt, Qualität, Sicherheit, Human Ressources und<br />

Soziales, Unternehmungen zu fördern und damit den<br />

Anforderungen der heutigen Kunden zu entsprechen.<br />

(Vgl. Markenhandbuch Wallis und Valais excellence,<br />

2008, http://www.valais-excellence.ch/manixa/regions/vs_de/ ,04.06.09)<br />

6.2 Massnahmen zur Qualitätsverbesserung im Tourismus<br />

von Saas-Grund<br />

Wie aus den Interviews im Kapitel 5 hervorgeht, gibt es einige<br />

Problemfelder, die Saas-Grund aufweist. Hier einige Massnahmen, die in<br />

den einzelnen Leistungsbereichen getroffen werden können.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 24


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in Berggebieten<br />

6.2.1 Hotelbranche<br />

Die Hotelbranche bekundet in Saas-Grund grosse Mühe. Zumal das<br />

Angebot nur aus 2*-Sterne und 3*-Sterne Hotels besteht und das grösste<br />

Hotel 30 Zimmer hat. Diesen Betrieben fehlen die nötigen finanziellen<br />

Mittel, da sie nicht genügend Erträge erwirtschaften um zu investieren und<br />

um sich effektvoll positionieren zu können. Doch neben strukturellen<br />

Problemen mangelt es teils auch an Professionalität und Qualität. Die<br />

Hotels in Saas-Grund können den Kunden nicht den Standard bieten, den<br />

sie erwarten. Die Hotellerie musste sich in den vergangenen Jahrzenten<br />

den Bedürfnissen der Gäste anpassen, was in Saas-Grund nicht<br />

geschehen ist.<br />

Bis Ende der 80er Jahre seit Ende 90er Jahre<br />

Hotellerie im Luxussegment<br />

• Gute 4- und 5-Sterne<br />

• Min. 40-50 Zimmer<br />

• Eigene Freizeitanlagen<br />

• Internationale Gäste<br />

traditionelle mittelständige Hotels<br />

• max. 30 Zimmer<br />

• Zimmer und Frühstück<br />

• 1 Restaurant<br />

• Gäste: Schweizer mittelständige<br />

Familie, Winterurlaub<br />

Trend nach<br />

Angebotsvielfalt<br />

und integrierten<br />

Angeboten<br />

Geringe Ertragskraft<br />

mittelgrosser Hotels<br />

geringe<br />

Erneuerungsfähigkeit<br />

(Vgl. Workshop HSG, Beritelli, 2007)<br />

Hotellerie im Luxussegment<br />

• Ausweitung des Angebots in<br />

aktuelle Bedürfnisse<br />

(Wellness, Golf, etc.)<br />

traditionelle mittelständige Hotels<br />

• finanzieller Druck<br />

• Nachfolgeprobleme<br />

• Hotelschliessung<br />

Anhand der oben aufgeführten Darstellung aus einer Studie der HSG ist<br />

gut erkennbar, wo sich die Hotellerie in Saas-Grund heute befindet. Wie<br />

aus einer Wertschöpfungsstudie des Kantons Wallis vom Jahr 2001<br />

herausgeht, gibt der Hotelgast im Winter täglich CHF 200.- aus. Dies ist<br />

doppelt soviel, verglichen zum Gast in der Parahotellerie. Gute Hotels<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 25


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

bedeutet also auch bessere Wertschöpfung für den ganzen Tourismusort,<br />

für die Geschäfte, Gastronomie etc. Hotels bringen Arbeitsplätze in<br />

verschiedenen Bereichen und da Hotels ganzheitliche Angebote bieten,<br />

sind sie auch für die Zulieferindustrie wichtig. Auch lässt die Begeisterung<br />

nach, Gastgeber zu sein und bereits ziehen mehrere Hotels in Saas-Grund<br />

eine Schliessung in Erwägung. Massnahmen müssen getroffen werden.<br />

Neue Ertragsmöglichkeiten müssen gesucht werden. Vor allem muss die<br />

Preispolitik angepasst werden, denn der Preis steuert die Nachfrage,<br />

sichert den Ertrag und ist verantwortlich für die Positionierung eines<br />

Hotels. Preise müssen untereinander abgesprochen werden, um zu<br />

verhindern, dass die Unterschiede im Preisniveau zwischen Hotellerie und<br />

Bergbahnen nicht zu hoch sind. Die Preispolitik muss aber nicht nur mit<br />

den Bergbahnen festgelegt werden, auch mit der Restauration und der<br />

Parahotellerie. Die Preisdifferenzierung muss klarer sein. Nach welchen<br />

Kriterien wird der Preis bestimmt und wie hoch darf der Preis sein, bis die<br />

Zahlungsbereitschaft abgeschöpft ist. Wichtig ist auch, sich an die Preise<br />

zu halten, die in der Unterkunftsliste aufgeführt sind und nicht tiefere<br />

Preise anzubieten. Weitere Massnahmen um den Ertrag zu steigern<br />

können folgende sein:<br />

Abbildung 7: Massnahmen für die Hotellerie<br />

(Eigene Darstellung)<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 26


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

6.2.2 Parahotellerie<br />

Auch in der Parahotellerie muss einiges unternommen werden. Es gibt zu<br />

viele Vermieter, die nur vereinzelt Wohnungen vermieten und dies<br />

nebenamtlich machen. Dadurch werden die Wohnungen, aber auch die<br />

Gästebetreuung vernachlässigt. Das Problem an kalten Betten ist, wie in<br />

anderen Bergdestinationen, auch im Saastal vorhanden. Weil die Zweit-<br />

wohnungsbesitzer denken, der Aufwand zur Vermietung sei zu gross,<br />

bleiben die Wohnungen leer. Mehr Auslastung, mehr Leute, würde Saas-<br />

Grund beleben, die Attraktivität steigern und Investitionen zur<br />

Verbesserung der Infrastruktur würden getätigt werden. Auch in der<br />

Parahotellerie ist die Preispolitik ein grosses Problem. Die Vermieter<br />

haben Angst, ihre Preise zu steigern und dadurch Gäste zu verlieren,<br />

ziehen aber durch die tiefen Preise einen „schlechten“ Gast in die Region.<br />

Hier sind die Preise auch nur minimal kontrollierbar, da die Besitzer die<br />

Preise selber festlegen können und teils auch noch verhandeln, damit die<br />

Wohnungen vermietet werden können. Es bestehen verschiedene<br />

Möglichkeiten zur Verbesserung. Ein grosser Schritt wäre, wenn die<br />

Ferienwohnungsbesitzer die Zusammenarbeit suchen. Der Appartement<br />

Verein Saas-Grund hat gute Ansätze und Projekte in Planung, wie die<br />

Gestaltung eines Flyers zur Info bezüglich Robidog 11 Standorten in Saas-<br />

Grund um dem Problem des Hundekots entgegen zu wirken, sowie die<br />

Errichtung von Sitzbänken im Ort. Es gibt auch ein Appartement Verein in<br />

Saas-Fee. Doch hier findet noch keine Zusammenarbeit statt, was schade<br />

ist, da solche Projekte dann in allen Orten gemeinsam verwirklicht werden<br />

könnten. Weiter könnte man gemeinsam Anlässe für die Gäste<br />

organisieren und auch die Begrüssung gemeinsam durchführen um somit<br />

den Gast rundum zu betreuen. Die Gründung einer Unternehmung, oder<br />

eines Vereins, der die Vermietung der Ferienwohnungen für die Leute<br />

übernimmt, wäre ideal. Der Vorteil ist, es wird professioneller gemacht,<br />

einheitlich und da es vollamtlich geschieht, ist Zeit zur Betreuung des<br />

Gastes und zur Intakthaltung der Wohnungen da. Laut der Unterkunftsliste<br />

11 Robidog: Spezielle Abfallbehälter zum Entsorgen des Hundekots<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 27


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

von Saas-Fee/Saastal besitzen in Saas-Grund nur wenige das Label des<br />

Q-Clubs 12 . Q bedeutet Qualität und ist im Tourismus sehr wichtig, denn<br />

Qualität steht auch für Sicherheit und die Kunden entscheiden immer mehr<br />

nach dem Kriterium der Qualität. Aber Qualität ist nicht nur für die eigene<br />

Dienstleistung von Bedeutung, sondern für den ganzen Tourismusort. Das<br />

Label soll gefördert werden, Informationsveranstaltungen durchgeführt<br />

werden und einmal erhalten, muss es gepflegt und weitergeführt werden.<br />

Das Label ist auf 3 Stufen erhältlich:<br />

Stufe I: Servicequalität<br />

Stufe II: Führungsqualität<br />

Stufe III: Umfassendes QMS 13<br />

Jeder einzelne Vermieter kann Schritte unternehmen, um die Qualität und<br />

Effizienz seiner Leistung zu erhöhen. Nachfolgend eine<br />

Dienstleistungskette, die für jeden Vermieter eine wichtige Grundlage sein<br />

soll:<br />

1.Reservation<br />

Reservationen entgegennehmen, Kunden genau informieren,<br />

Sonderwünsche notieren, Weg beschreiben und Kundendaten genau<br />

aufnehmen.<br />

2.Vorbereitung vor Anreise<br />

Reinigung, Checkliste durchgehen, Infomappe mit allen wichtigen Angaben<br />

bereitstellen und evtl. kleines Willkommenspräsent.<br />

12 Q-Club: Qualitätsprogramm des Schweizer Tourismus<br />

13 QMS: Qualitätsmanagement System<br />

Abbildung 8: Logo<br />

Qualitätsgütesiegel Schweiz<br />

Abbildung 9: Dienstleistungskette für Ferienwohnungsbesitzer<br />

(in Anlehnung an Workshop HSG, Beritelli, 2007)<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 28


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in Berggebieten<br />

3.Check-in<br />

Freundlicher Empfang, Erklärungen zum Ort geben, Hausregeln falls es<br />

welche gibt, Wünsche nachfragen, Feedback-Formular, Hilfe bei<br />

Problemen anbieten, Besuch vereinbaren und abklären bezüglich des<br />

Check-outs.<br />

4.Aufenthalt<br />

Den Gast während seines Aufenthalts besuchen und bereits<br />

Vorbereitungen treffen für den nächsten Gast.<br />

5.Check-out<br />

Nachfragen wie die Ferien waren, Verbesserungsvorschläge<br />

entgegennehmen, Abrechnung erledigen und evtl. bereits die Buchung für<br />

das nächste Jahr vornehmen.<br />

6.Nachbearbeitung<br />

Eine kleine Dankespostkarte eine Woche nach dem Aufenthalt des Gastes<br />

als persönlichen „Touch“. 14<br />

6.2.3 Sport- und Kulturbereich<br />

Saas-Grund hat viele Gruppenhäuser und generiert neben den<br />

Logiernächten in den Ferienwohnungen am zweitmeisten Logiernächte in<br />

Gruppenhäusern. Gruppen erwarten ein grosses Angebot an Sport- und<br />

Freizeitmöglichkeiten. Im Winter ist dies durch das Skigebiet Saas-Grund<br />

und auch durch die umliegenden Gebiete garantiert. Aber im Sommer ist<br />

es notwendig, die Infrastruktur zu erweitern und Bestehendes zu erneuern,<br />

wie z.B. den Sportplatz etc. Leider ist die Finanzierung, wie in den meisten<br />

Orten, das Problem. Doch die Initiative muss nicht immer nur von der<br />

Gemeinde aus gehen. Auch Organisationen und Vereine sind gefragt, sich<br />

für den Ort einzusetzen. Wie Arthur Anthamatten in seinem Interview<br />

gesagt hat, fehlt es vor allem auch am ökologischen Bewusstsein. Damit<br />

ist das Dorfbild gemeint, die Baudepots und Holzlager etc., die das positive<br />

Dorfbild beeinträchtigen. Ein Projekt besteht, einen Boulder Keller zu<br />

14 In Anlehnung an den Lösungsvorschlag des Workshop Parahotellerie Saas-<br />

Fee/Saastal von der HSG am 20.03.2007<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 29


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in Berggebieten<br />

realisieren. Hierfür wird ein Stall von ein paar jungen, initiativen<br />

Einheimischen zu einem kleinen Kletterbereich umgebaut. Auch die<br />

Tourismusorganisation beteiligt sich finanziell am Projekt. Das zeigt, dass<br />

das Tourismusbewusstsein teilweise vorhanden ist. Auch der<br />

Tourismusverein bemüht sich, Kurtaxengelder zu Gunsten des Gastes zu<br />

investieren. Ein gutes Beispiel sind die Bergbahnen, die alljährlich Teile<br />

ihres Ertrags in Projekte investieren und dadurch das Angebot stets<br />

erweitern.<br />

Im Bereich Kultur hätte Saas-Grund grosses Potential. Kultur kann durch<br />

Verschiedenes zum Ausdruck gebracht werden, sei es durch spezielle<br />

Bauten, Brauchtümer, Feste etc. Die speziellen Bauten und Stadel<br />

kommen im alten Dorfteil von Saas-Grund gut zur Geltung, doch niemand<br />

macht etwas und alles verfällt. Saas-Grund besitzt eine alte Mühle mit<br />

geschichtlichem Hintergrund, doch viele wissen nicht einmal, dass sie<br />

existiert. Die Geschichte ist lehrreich und hat Potential, diese den Gästen<br />

auf besondere Art und Weise zu übermitteln. Auch kirchliche Festtage wie<br />

Fronleichnam 15 , mit einem speziellen Umzug durch das Dorf und den<br />

verschiedenen schön gestalteten Altären, die sich überall im Dorf befinden,<br />

sind ein einmaliges Erlebnis für den Gast. Es muss mehr Werbung für<br />

solche Anlässe gemacht werden. Ein gutes Beispiel ist auch die 1. August<br />

Feier. Folklore, Tradition, Kultur und Brauchtum sind an diesem Tag<br />

Trumpf und wiederspiegeln die jahrhundertalte Tradition von Saas-Grund.<br />

Solche einmaligen Ereignisse und Traditionen müssen aufgewertet<br />

werden. Laut Bieger ist Kultur eine wichtige Quelle der eigenen Identität<br />

und die Reisenden möchten durch das Reisen in fremde Länder und Orte<br />

die Kontraste und Ähnlichkeiten der verschiedenen Kulturen erleben und<br />

vergleichen. (Vgl. Bieger, 2006, S.243ff).<br />

Dies sollte als Chance gesehen werden, den Leuten die einmalige Kultur<br />

des Saastals näher zu bringen. Der jährliche Alpaufzug und die<br />

Ringkuhkämpfe sowie das Käsen auf offenem Feuer auf der Triftalp<br />

oberhalb Saas-Grund sind ein Spektakel für die Touristen und sollte nicht<br />

15 Fronleichnam: Offizielles Hochfest des Leibes und Blutes Christi<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 30


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

nur für die Einheimischen sein, auch dies zeigt Tradition und Kultur. Ein<br />

Kulturguide für Saas-Grund oder die ganze Destination könnte erstellt<br />

werden und bei jeder Buchung beigelegt werden, so dass bei den Gästen,<br />

die im Winter kommen, Interesse geweckt werden kann, das Saastal auch<br />

im Sommer einmal zu erleben.<br />

Des Weiteren muss der bestehende Sportplatz in Saas-Grund verbessert<br />

werden. Das Angebot bestehend aus Fussball und Basketball bedarf<br />

dringender Erneuerung. Der neu erstellte Beachvolleyball Platz neben dem<br />

Sportplatz, der letztes Jahr errichtet worden ist, war ein guter Ansatz in<br />

diese Richtung. Nun soll das sportliche Angebot weiter ausgebaut werden<br />

z.B. ein eigenes Hallenbad in Saas-Grund.<br />

Abbildung 10: Kreation Kulturguide<br />

(Eigene Darstellung)<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 31


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in Berggebieten<br />

6.2.4 Gastronomie<br />

Die Gastronomie in Saas-Grund ist qualitätsmässig sehr durchschnittlich<br />

und es fehlt auch hier an innovativen Ideen. Stattdessen werden Ideen<br />

kopiert und es gibt in Saas-Grund schon vier Pizzerias. Auch die<br />

Öffnungszeiten lassen zu wünschen übrig, besonders in der<br />

Zwischensaison, wo es schwierig ist, ein offenes Restaurant zu finden.<br />

Dieses Problem ist im ganzen Tal gleichermassen vorhanden. Es gibt auch<br />

keine Spezialitäten-Restaurants in Saas-Grund und z.B. Walliser<br />

Spezialitäten werden nur auf die einfachste Art und Weise angeboten.<br />

Auch hier wird gespart, sei es bei guten Köchen oder neuen Ideen.<br />

Eine kulinarische und abwechslungsreiche Küche fehlt, sodass die Leute<br />

selber einkaufen und kochen und dadurch auch die Wertschöpfung leidet.<br />

Neue Ideen sind auch hier notwendig. Warum nicht etwas ganz anderes<br />

machen, z.B. ein indisches Restaurant anstelle einer Pizzeria. Gut ist,<br />

dass die Gäste schnell in Saas-Fee sind und hier das kulinarische Angebot<br />

sehr breit und vielseitig ist. Sei es von traditioneller Küche bis hin zur<br />

Gourmetküche findet man in Saas-Fee für jeden Geschmack das<br />

passende Restaurant.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 32


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in Berggebieten<br />

6.2.5 Bergbahnen Hohsaas AG<br />

Die Bergbahnen Hohsaas AG ist allen Betrieben in Saas-Grund einen<br />

Schritt voraus und floriert. Traum wäre, wenn alle Betriebe in Saas-Grund<br />

mit demselben Elan arbeiten würden. Qualität ist den Bergbahnen sehr<br />

wichtig. So haben sie letztes Jahr den 3. Rang beim Internationalen<br />

Skiarea Test belegt. Dieser Test ist in den letzten Jahren zu einem fixen<br />

Gradmesser für die Seilbahnwirtschaft im Alpenraum geworden, wo die<br />

Unternehmungen anhand von Kriterien bewertet werden. Die Bedürfnisse<br />

der Kinder wurden hier immer mehr in den Mittelpunkt gerückt und die<br />

Bergbahnen Hohsaas haben ihr Angebot in den letzten Jahren stets<br />

ausgebaut. So gibt es mittlerweile drei verschiedene Themenwanderwege<br />

– die Alpenblumenpromenade, der Hohsi-Rundweg, der im Sommer 2009<br />

noch erweitert wird und der Themenrundweg „18 Viertausender“ auf<br />

Hohsaas. (Vgl. WB 12. Februar 2009, S.10). Es wird also nicht nur auf den<br />

Winter gesetzt, auch der Sommertourismus ist wichtig. Wie aus dem<br />

Gespräch mit VR-Präsident Georg Anthamatten herausgeht, versucht die<br />

Bergbahn ihr Angebot durch vertikale Kooperationen zu verbessern. Im<br />

Plan wäre die Übernahme eines Bergrestaurants oder die Integration der<br />

Skischule. Leider ist dies bis heute noch nicht zu Stande gekommen. Auch<br />

will die Bergbahn in die Vermietung von Ferienwohnungen einsteigen.<br />

Erste Ansätze hierzu wurden bereits unternommen. 2-Wohnungsbesitzer,<br />

welche auf Grund des Aufwandes ihre Ferienwohnung nicht vermieten<br />

wollen, bietet man die Übernahme der Vermietung an. Das heisst es wird<br />

alles organisiert, von der Reservation bis zur Schlüsselübergabe und auch<br />

die Abrechnung. Leider wird dieser Dienst noch zu wenig genutzt und bis<br />

jetzt profitieren erst Zweitwohnungsbesitzer von diesem Angebot. Wichtig<br />

ist, mehr zu werben für dieses Angebot. Bis jetzt ist das Angebot auf der<br />

Homepage ersichtlich. Möglich wäre, durch Erhebung der Daten der<br />

Zweitwohnungsbesitzer ein Mailing an diese zu schicken um diese über<br />

das bestehende Angebot zu informieren. Um die Zufriedenheit der Gäste<br />

stets zu erhöhen und attraktiv zu bleiben, führt die Bergbahn auch<br />

während des ganzen Winters Gästeumfragen durch, die dann ausgewertet<br />

werden. Hier ein Beispiel einer Statistik, die zeigt, dass die Gäste mit dem<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 33


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Angebot der Bergbahnen durchaus zu frieden sind. Im Bereich Fun-<br />

/Snowpark erreichte man die schlechteste Bewertung. Zu beachten ist,<br />

dass der neue Fun- und Juniorpark im Skigebiet erst im Verlauf des<br />

Winters eröffnet worden ist. Diese Auswertungen zeigen, wo Mängel sind<br />

und was die Gäste heute erwarten und anhand dieser Auswertung kann<br />

das Angebot wo möglich verbessert werden.<br />

Abbildung 11: Auswertung Gästebefragung Winter 08/09<br />

(Bergbahnen Hohsaas AG, Auswertung durch Mountain Quality Check)<br />

Die Bergbahnen Hohsaas AG ist eine innovative und zukunftsträchtige<br />

Unternehmung. Jedes Jahr werden neue Projekte aufgegleist. Sie ist das<br />

wichtigste Angebot für die Gäste von Saas-Grund, das heisst<br />

Leistungsträger und Unternehmen sollten vermehrt die Kooperation mit der<br />

Bahn suchen. Aber auch hier ist das Potenzial längst nicht ausgeschöpft.<br />

Das Skigebiet hat noch viele Möglichkeiten zur Erweiterung. Sei es durch<br />

Pistenerweiterungen, neuen Anlagen oder Erweiterung der<br />

Beschneiungsanlagen.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 34


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in Berggebieten<br />

6.2.6 Investitionsplanung Gemeinde Saas-Grund<br />

Einen Investitionsplan der Gemeinde für die nächsten Jahre gibt es leider<br />

nicht. Geplant sind nur Strassensanierungen und Investitionen in die<br />

Abwasserentsorgung. Das einzige geplante Projekt für die nähere Zukunft<br />

ist ein Naherholungsgebiet mit See. Im Moment sind noch<br />

Bodenenteignungen und die Projekteingabe im Gange, doch läuft alles gut,<br />

sollen im Frühjahr 2010 die Bauarbeiten beginnen. Dieses Projekt wird von<br />

der Gemeinde, von Saas-Fee/Saastal Tourismus und teils auch vom<br />

Abbildung 12: Standort Badesee<br />

(RZ, 20.März 2009, S.3)<br />

Kanton unterstützt. Mit<br />

dem Projekt soll einerseits<br />

die Attraktivität für die<br />

Touristen im Sommer<br />

gesteigert werden, aber<br />

auch für die Einheimischen<br />

soll der Badesee ein Ort<br />

zur Erholung werden. (RZ,<br />

20.März 2009, S.3)<br />

Es gäbe noch viele Projekte, die die Gemeinde realisieren könnte. Sei es<br />

denn Bau einer Eventhalle oder die Realisierung einer Umfahrungsstrasse<br />

um den Verkehr durch das Dorf zu minimieren und so Saas-Grund<br />

attraktiver zu machen. Dies sind grosse Projekte. Kleinere Projekte wären<br />

die Sanierung der Sportanlagen in Saas-Grund, was schon längst<br />

überfällig ist. Aber auch hier fehlen die finanziellen Mittel, solche<br />

Investitionen durchzuführen. Auch vom Staat erwartet man Unterstützung<br />

um Investitionen zu tätigen. Er gibt zwar Geld für Sanierungen, verlangt<br />

aber andererseits, dass unrentable Anlagen geschlossen werden und<br />

nimmt somit den Einheimischen und Tourismusaktiven die letzte Hoffnung.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 35


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in Berggebieten<br />

6.2.7 Tourismusbewusstsein<br />

Das Tourismusbewusstsein ist bei den Einheimischen in Saas-Grund noch<br />

zu wenig vorhanden. Die Bewusstseinsbildung muss schon in der<br />

Primarschule anfangen und von da aus weiterentwickelt werden. Die<br />

Grafik zeigt, wie sich das Tourismusbewusstsein der Einheimischen<br />

idealerweise Schritt um Schritt gesteigert werden müsste.<br />

Abbildung 13: Tourismusbewusstsein der Einheimischen<br />

(in Anlehnung an Tourismusplattform Graubünden, 1993, S.28)<br />

In der Primarschule von Saas-Grund ist bereits angefangen worden, den<br />

Tourismus den Schüler näher zu bringen. Es werden Vorträge gehalten<br />

und auch eine Projektwoche wurde eingeführt. In dieser Woche befasst<br />

sich jede Klasse mit einem Thema und gestaltet ein Atelier. Am Schluss<br />

werden die verschiedenen Ateliers (Was ist Tourismus, Hotelbesichtigung,<br />

Kommunikation, etc.) an einem Infoabend allen vorgestellt. Auch die<br />

Kinder müssen sich der Wichtigkeit des Tourismus bewusst sein, da auch<br />

sie durch ihr Verhalten und durch die Kommunikation mit den Gästen<br />

einen Eindruck hinterlassen können. Die Kinder müssen begeistert werden<br />

und für den Tourismus motiviert werden, damit auch die Abwanderung im<br />

Tal gestoppt werden kann. In der Orientierungsschule bestehen solche<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 36


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in Berggebieten<br />

Projekte noch nicht. Es wäre wichtig, dass die Projekte, die in der<br />

Primarschule angefangen worden sind, in der Orientierungsschule vertieft<br />

fortgesetzt werden. In der Primarschule in Saas-Fee wird dies noch besser<br />

durchgeführt. Von der 1. Klasse bis zur 6. Klasse besteht jedes Jahr die<br />

Möglichkeit, einen anderen touristisch wichtigen Betrieb zu besichtigen.<br />

Folgende Betriebe werden besichtigt: eine Bäckerei, ein Hotel, die<br />

Bergbahnen Saas-Fee, die Tourismusorganisation sowie die<br />

Gemeindeverwaltung. Am Ende der Primarschule hat jeder Schüler jeden<br />

Betrieb kennengelernt. Auch werden verschiedene Referate während des<br />

Jahres gehalten. Im Umweltunterricht wird zusätzlich während 2-3 Wochen<br />

das Thema „Enjoy Switzerland“ behandelt. (Vgl. Unterlagen Primarschule<br />

Saas-Fee, Konstantin Bumann, 2009). Dieses Projekt sollte im gleichen<br />

Rahmen in allen vier Gemeinden des Tales durchgeführt werden. Wenn<br />

schon alles als eine Destination gilt, sollten auch solche Projekte<br />

ortsübergreifend sein. Der Arbeitsaufwand wäre einmalig und es würde in<br />

jedem Ort gleichermassen wert auf den Tourismusunterricht an Schulen<br />

gelegt werden. Auch wäre das Wissen über den Tourismus einheitlich und<br />

der Unterricht könnte dann in der Orientierungsschule, wo die Schüler aller<br />

Gemeinden in Saas-Grund zusammentreffen, weitergeführt werden. Nicht<br />

nur in den Schulen, auch den Erwachsenen muss bewusst werden, wie<br />

wichtig der Tourismus ist. Was anhand der oben abgebildeten Pyramide<br />

gut erkennbar ist. Tourismus ist nicht nur für die Leute, die in touristischen<br />

Betrieben tätig sind, wichtig. Die Einheimischen müssen sich der eigenen<br />

Verantwortung für den Tourismus bewusst sein. Denn das Bild, das die<br />

Einheimischen bei den Gästen hinterlassen, prägt auch stark das Image<br />

des Ortes. So sollten auch bei den Erwachsenen Kurse und Infotage<br />

durchgeführt werden, um sie auf die<br />

Wichtigkeit des Tourismus für Saas-<br />

Grund aufmerksam zu machen.<br />

Abbildung 14: Schnuppern in touristischen Betrieben<br />

(Primarschule Saas-Fee)<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 37


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in Berggebieten<br />

6.3 Fazit: Neue Dienstleistungskette für Saas-Grund<br />

Wie aus den verschiedenen Massnahmen hervorgeht, ist das<br />

Zusammenspiel der verschiedenen Leistungsträger von grosser<br />

Bedeutung. Das heisst, ein Gast kann mit dem Service der<br />

Buchungszentrale zufrieden sein, doch was nützt dies, wenn bei der<br />

Anreise niemand von seiner Buchung weiss. Die Dienstleistungskette vor<br />

Ort muss demzufolge optimal funktionieren, von der Information, zur<br />

Anreise bis zur Abreise des Gastes. Folgende Abbildung zeigt, wie die<br />

Dienstleistungskette von Saas-Grund aussehen sollte:<br />

Abbildung 15: Neue Dienstleistungskette Saas-Grund<br />

(in Anlehnung an Taurer, 2007, Mehr Erfolg durch optimierte Dienstleistungsketten)<br />

Kooperiert ein Partner nicht oder macht einen schlechten Eindruck auf den<br />

Gast, kann er die Kette zum Reissen bringen. Somit sind alle voneinander<br />

abhängig. Doch da jeder auf seinen eigenen Erfolg und auf seinen Gewinn<br />

fixiert ist, funktioniert dies in Saas-Grund noch nicht. Hinzu kommt, dass<br />

viele Betriebe Familienbetriebe sind und seit eh und je auf sich selber<br />

gestellt waren. Diese Betriebe haben noch nicht verstanden, dass ein<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 38


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in Berggebieten<br />

Tourismusort nur noch durch Kooperationen funktionieren kann.<br />

Kooperationen sind notwendig um attraktive Angebote zu gestalten.<br />

Weshalb sind attraktive und stets neue Angebote wichtig:<br />

Der Lebenszyklus einer Tourismusorganisation durchläuft verschiedene<br />

Phasen, wird aber nicht zu Ende geführt, weil die Nachfrage nach Reisen<br />

und touristischen Angeboten einen dauerhaften Bestand hat.<br />

Anders sieht es aus mit dem Lebenszyklus des Angebots, wie die folgende<br />

Abbildung zeigt:<br />

Abbildung 16: Angebotslebenszyklus<br />

(in Anlehnung an Bär, 2006, S.129)<br />

Der Lebenszyklus eines touristischen Angebots ist für den Lebenszyklus<br />

einer touristischen Region von grosser Bedeutung. Die Abbildung zeigt,<br />

dass der Zyklus sehr kurzfristig ist, und die Angebote stets durch<br />

marktfähige Innovationen ersetzt werden müssen. (vgl. Bär, 2006, S.129).<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 39


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in Berggebieten<br />

7 Zentrale Handlungsfelder für Saas-Grund<br />

7.1 Empfehlungen an die Tourismusverantwortlichen von<br />

Saas-Grund<br />

Die Destinationsbildung in der Schweiz kommt nur schwer voran, aber es<br />

gibt auch Erfolgsbeispiele. Die Region Saas-Fee/Saastal gehört zu<br />

letzteren. Die Abbildung, welche in der Hotel- und Tourismusrevue<br />

erschienen ist, zeigt dies. Aber das war ein erster Schritt. Die Bildung allein<br />

reicht nicht, die Umsetzung der Ziele und des Destinationsdenkens muss<br />

jetzt ausgeführt und gelebt werden.<br />

Die zentralen Handlungsfelder für Saas-Grund richten sich nach den in<br />

Abbildung 5 dargestellten Handlungsfeldern der Region Saas-Fee/Saastal:<br />

• Kooperationen/Zusammenhalt<br />

Abbildung 17: Ein Land von Destinationen<br />

(HTR Nr. 8, Februar 2009, Grafik Regula Wolf)<br />

Die Leistungsträger in Saas-Grund müssen die Zusammenarbeit suchen.<br />

Kooperationen können auf verschiedene Art und Weise geschehen. Sei es<br />

durch die Bildung von Vereinen, Informationsaustausch über verschiedene<br />

Kanäle oder durch vertragliche Regelungen. Wichtig ist, dass gemeinsam<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 40


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Angebote kreiert werden. So können dem Gast Pauschalangebote, welche<br />

bereits alle Leistungen enthalten, angeboten werden, wie im Beispiel<br />

Graubünden, wo immer mehr Orte sich dem „All inclusive“ Angebot<br />

anschliessen. Das heisst, bei der Buchung einer Übernachtung im<br />

Sommer können die Bergbahnen gratis genutzt werden. Zusammenarbeit<br />

soll auch der Schliessung von Unternehmen entgegenwirken, die durch die<br />

Zusammenarbeit und die Erweiterung des Angebots wieder rentabler<br />

werden.<br />

• Tourismusbewusstsein/Berufe im Tourismus<br />

Der Tourismusunterricht an Schulen muss erweitert werden und in allen<br />

vier Gemeinden einheitlich sein. Zudem muss auch bei den Erwachsenen<br />

eine Sensibilisierung für den Tourismus erreicht werden. Ein guter Ansatz<br />

hierfür wäre die Einführung eines Tourismustages. Einmal im Jahr soll<br />

durch Workshops, Vorträge und durch gemeinsame Gespräche, über die<br />

aktuelle touristische Situation informiert und diskutiert werden.<br />

• Inszenierung von Attraktionspunkten<br />

Für die Zukunft ist wichtig, dass ein Attraktionspunkt gebildet wird. Dieser<br />

soll eine hohe Anziehungskraft auf die Gäste ausüben. Im Sommer kann<br />

das der Bergsee auf Kreuzboden sein mit der herrlichen Aussicht auf die<br />

18 Viertausender der Region.<br />

• Erweiterung des Ganzjahresangebots<br />

Eine bessere Auslastung der Nebensaison ist wichtig, denn eine<br />

Destination ist nur erfolgreich, wenn sie auch neben der Hauptsaison gut<br />

ausgelastet ist. Im Sommer ist es wichtig, das Angebot nach den für Saas-<br />

Grund wichtigen Zielgruppen auszurichten. Dies sind im Sommer die<br />

Senioren und Familien sowie Gruppen. Das heisst, das kulturelle Angebot<br />

muss durch Veranstaltungen wie Konzerte, Theater oder Dorfführungen<br />

erweitert werden. Für Gruppen kann man einen Sporttag organisieren, bei<br />

welchem die verschiedenen Gruppen, die sich gerade in der Region<br />

befinden, gegeneinander antreten können, sei es im Fussball, im<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 41


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Beachvolleyball oder beim Tennisspiel. In den schlecht ausgelasteten<br />

Monaten im Winter ist es notwendig, durch attraktive Pauschalangebote,<br />

Gäste zu uns zu bringen. Ein Sprichwort besagt:<br />

„Zukünftig wird es nicht mehr darauf ankommen, dass wir überall hinfahren<br />

können, sondern ob es sich lohnt, dort anzukommen!“ (Hermann Löns,<br />

Schriftsteller, 1866-1914)<br />

• Diversifizierung der geografischen Märkte<br />

Da das Saastal eine Ganzjahresdestination ist, muss es neue geografische<br />

Märkte mit unterschiedlichen Urlaubszeiten ansprechen. Das heisst auch,<br />

dass ein Angebot für das ganze Jahr vorhanden sein muss. Auch sollte<br />

durch das Verhalten der Gäste festgestellt werden, welche Zielgruppe<br />

eigentlich angesprochen werden muss. (Vgl. Destinationsstrategie Saas-<br />

Fee/Saastal, 2006, S.19)<br />

• Koordination der Preispolitik<br />

Hier ist grosses Verbesserungspotential vorhanden. Die Preise müssen<br />

angepasst werden, sei es in der Hotellerie, Parahotellerie oder auch bei<br />

den Bergbahnen. Die Preise müssen miteinander abgesprochen werden<br />

und man muss versuchen, vom Image des „Billig-Preis-Ortes“ weg zu<br />

kommen, um die Wertschöpfung vor Ort wieder zu verbessern.<br />

• Stärkung der Hotellerie<br />

Die Hotellerie ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren der Wettbewerbs-<br />

fähigkeit einer Destination. Orte, die Hotels in den Erstklass- und Luxus-<br />

segmenten anbieten, können ihre Kapazitäten besser auslasten und<br />

tragen stark zur Angebotsentwicklung einer Destination bei. Dadurch<br />

werden auch zahlungskräftigere Kunden angezogen. (Vgl. BAK, Erfolg und<br />

Wettbewerbsfähigkeit im alpinen Tourismus, 2008, S.47)<br />

Eine starke Hotellerie fehlt in Saas-Grund. Immer mehr Hotels wollen<br />

schliessen, weil sie nicht mehr rentabel sind und kein Geld zum Investieren<br />

vorhanden ist. Gerade hier muss kooperiert werden, um finanzielle Mittel<br />

zusammenlegen zu können. Auch muss an der Preispolitik gearbeitet<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 42


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

werden. Hierfür könnten jährliche Workshops betreffend Preispolitik helfen.<br />

Schliessungen von Hotels sind fatal für Saas-Grund. Neue Ertrags-<br />

möglichkeiten müssen gesucht werden.<br />

• Anreisekonzept (Verkehrssystem)<br />

Saas-Grund als familienfreundlicher Tourismusort muss sich unbedingt für<br />

eine Umfahrungsstrasse einsetzen. Momentan führt der motorisierte<br />

Verkehr durch das Dorf hindurch und an verkehrsreichen Tagen kann dies<br />

für eine Familie mit Kindern sehr mühsam sein. Eine Umfahrungsstrasse<br />

wäre ideal, um den Verkehr durch das Dorf zu mindern und dadurch den<br />

Gästen mehr Sicherheit und Komfort auf den Strassen von Saas-Grund<br />

bieten zu können. Damit würde man die Attraktivität steigern und die Leute<br />

motivieren, auch abends noch gemütlich durchs Dorf zu flanieren.<br />

7.2 Schlussfolgerung<br />

Durch die momentane finanzielle Krise wird auch der Tourismus stark<br />

herausgefordert. Diese Herausforderung muss als Chance gesehen<br />

werden. Die wichtigsten drei Buchstaben sind:<br />

T U N!<br />

Es ist nicht nur wichtig Mut zu machen, es braucht auch aktive Mitmacher,<br />

engagierte Personen, die bereit sind, sich für das Tal einzusetzen. In<br />

solchen Zeiten orientiert man sich gerne an starken Vorbildern. Einer<br />

davon soll für die Leute im Saastal Johann Josef Imseng sein, der durch<br />

sein Wirken die Entwicklung des Tales zu einem Tourismusort gefördert<br />

hat und dadurch Einkommen und Arbeitsplätze für die Leute im Tal<br />

geschaffen hat. (Vgl. Gletscherpost 2009, Ausgabe 2 und 4, S.3)<br />

Ich bin überzeugt, dass Saas-Grund sich in die richtige Richtung bewegen<br />

wird und Zukunft hat. Wichtig sind die drei Buchstaben „TUN“. Denn eine<br />

Region muss etwas bieten können, damit sich Investieren lohnt und diese<br />

Voraussetzungen sind in Saas-Grund definitiv gegeben.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> 43


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Quellenverzeichnis<br />

Monografien<br />

• Bär, Sören (2006): Ganzheitliches Tourismus-Marketing: Die<br />

Gestaltung regionaler Kooperationsbeziehungen. Wiesbaden:<br />

Deutscher Universitäts-Verlag, 1. Auflage.<br />

• Bieger, Thomas (2005): Management von Destinationen. München:<br />

Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, 6. Auflage.<br />

• Bieger, Thomas (2006): Tourismuslehre – ein Grundriss. Bern: Haupt<br />

Verlag, 2. Auflage.<br />

• Kaspar, Claude (1991): Die Tourismuslehre im Grundriss.<br />

Bern/Stuttgart: Haupt Verlag, 4. Auflage.<br />

• Supersaxo, Otto (1994): Im Saastal zu Hause. Visp: Rotten Verlag.<br />

Sammelbände<br />

• Ruppen, Peter Joseph / Imseng, Gustav / Imseng, Werner (1988):<br />

Saaser Chronik. Saas-Fee: Verkehrsverein Saas-Fee, 3. Auflage.<br />

Berichte & Präsentationen<br />

• BAK Basel Economics (2008): Erfolg und Wettbewerbsfähigkeit im<br />

alpinen Tourismus. Bern: Staatssekretariat für Wirtschaft.<br />

• BAK Basel Economics: Erfolgsfaktoren im alpinen Tourismus. Bern:<br />

Staatssekretariat für Wirtschaft.<br />

• Beritelli, Pietro (2007): Workshop Hotellerie Saas-Fee/Saastal: Ertrag<br />

steigernde Faktoren und Preissysteme im Tourismus und in der<br />

Hotellerie. St.Gallen: Universität St. Gallen – Institut für Öffentliche<br />

Dienstleistungen und Tourismus.<br />

• Beritelli, Pietro (2007): Workshop Parahotellerie Saas-Fee/Saastal:<br />

Ferienwohnungen in touristischen Destinationen – Herausforderungen<br />

und Lösungsansätze. St.Gallen: Universität St. Gallen – Institut für<br />

Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> VII


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

• Marketingpool Saas-Fee/Saastal (2002): Destinationsstrategie Saas-<br />

Fee/Saastal 2002-2006.<br />

• Marketingpool Saas-Fee/Saastal (2006): Destinationsstrategie Saas-<br />

Fee/Saastal 2006-2010.<br />

• Rütter + Partner (2001): Der Tourismus im Wallis,<br />

Wertschöpfungsstudie. Wallis: Finanz- und<br />

Volkswirtschaftsdepartement des Kanton Wallis.<br />

• Taurer, Werner (2007): Mehr Erfolg durch optimierte<br />

Dienstleistungsketten. Online Präsentation. Kohl & Partner.<br />

Zeitungsartikel<br />

• Escher, Rahel (2009): Saas-Grunder gehen im nächsten Jahr baden.<br />

In: Rhone Zeitung. 20.03.2009.<br />

• Gletscherpost (2007): Saas-Fee/Saastal, Nr. 11. Visp: Mengis.<br />

• Gletscherpost (2008): Saas-Fee/Saastal, Nr. 3. Visp: Mengis.<br />

• Gletscherpost (2008): Saas-Fee/Saastal, Nr. 4. Visp: Mengis.<br />

• Gletscherpost (2009): Saas-Fee/Saastal, Nr. 2. Visp: Mengis.<br />

• Gletscherpost (2009): Saas-Fee/Saastal, Nr. 4. Visp: Mengis.<br />

• Lagler, Theres (2009): Ein Land von Destinationen. In: Hotel- und<br />

Tourismus Revue. 19.02.2009.<br />

• (o.A.) (2009): Auszeichnung für Bergbahnen Hohsaas. In: Walliser<br />

Andere<br />

Bote. 12.02.2009.<br />

• Saas-Grund Tourismus, Ferienregion Saas und Saas-Fee/Saastal<br />

Tourismus (1994-2008): Geschäftsberichte 1994-2008.<br />

• Primarschule Saas-Fee (2009): Material Tourismusunterricht in der<br />

Schule.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> VIII


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Internetquellen<br />

• Bergbahnen Hohsaas AG<br />

http://www.hohsaas.info/index.php?option=com_content&task=view&i<br />

d=239&Itemid=422 (29.05.09)<br />

http://www.hohsaas.info/index.php?option=com_wrapper&Itemid=450<br />

(29.05.09)<br />

http://mqc.hyvelive.de/online/results/start.php (29.05.09)<br />

• Bundesamt für Statistik – Gemeindesuche<br />

http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/regionen/regionalportraets/<br />

gemeindesuche.html (25.05.09)<br />

• Gemeinde Saas-Grund – Einwohnerstatistik<br />

http://www.3910.ch/Bevoelkerungsstatistik.html (29.05.2009)<br />

• Qualitätsprogramm des Schweizer Tourismus<br />

http://www.quality-our-passion.ch/index.cfm?parents_id=306<br />

(27.05.09)<br />

• Label Valais excellence<br />

http://www.sqs.ch/en/hvalex.jpg (01.06.09)<br />

http://www.valais-excellence.ch/manixa/regions/vs_de/ (04.06.09)<br />

• Logo Saas-Fee /Saastal<br />

http://www.saas-fee-apartments.ch/Mietvertrag/SF_ST_8bit.jpg<br />

(19.05.09)<br />

• Lycos<br />

http://iq.lycos.de/qa/show/551669/Was-bedeutet-multioptional/<br />

(29.05.08)<br />

• Rentable Ferienhotels<br />

http://www.wellness-roessli.ch/home/nzz-250306-rentabilitaet.<strong>pdf</strong><br />

(29.05.09)<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> IX


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in Berggebieten<br />

• Saas-Fee/Saastal Tourismus<br />

http://www.saas-fee.ch/de/page.cfm?category=RegionSF&subcat=<br />

DestSG&id=17 (19.05.09)<br />

http://www.saas-fee.ch/de/gastronomy.cfm (02.06.09)<br />

• Wikipedia<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/SWOT-Analyse (29.05.09)<br />

http://en.wikipedia.org/wiki/Nordic_countries (29.05.09)<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Golf-Kooperationsrat (29.05.09<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Fronleichnam (29.05.09)<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> X


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Anhang: Befragung von Experten<br />

Die Meinungen und Ideen von Experten sind sehr hilfreich. Schnell fanden<br />

sich Freiwillige, die sich bestens mit dem Tourismus von Saas-Grund<br />

auskennen und diesen teils auch selber beeinflussen.<br />

Interview mit Arthur Anthamatten<br />

Funktion: Besitzer Sportgeschäft und Bergrestaurant<br />

Kontakt: arthur.anthamatten@valesia.ch<br />

Datum: 06.05.2009<br />

Was fällt Ihnen spontan ein, wenn wir über den Tourismus in Saas-<br />

Grund sprechen?<br />

Tourismus in Saas-Grund: Dann denke ich an Ferien allgemein. Ferien für<br />

uns selber aber noch mehr Ferien für unsere Gäste. Tourismus in Saas-<br />

Grund ist eine schöne und wichtige Aufgabe. Es gilt für unsere Gäste, ihre<br />

schönste Zeit des Jahres mitzugestalten. Tourismus in Saas-Grund<br />

beinhaltet aber auch Lebens- und Erwerbsgrundlage, sowie Lebensqualität<br />

für uns und die Gäste. Tourismus in Saas-Grund bedeutet leider auch eine<br />

Monokultur. In der heutigen Ausgangslage muss sich jeder im Saastal mit<br />

seinem Betrieb und der Destination auseinandersetzen. Die Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise, die globale Wirtschaft, wechselnde Konsumtrends, neue<br />

Rahmenbedingungen in der Region führen zu neuen Anforderungen für die<br />

touristischen Betriebe. Es gilt die Stärken und Schwächen sowie die<br />

Chancen und Gefahren zu analysieren und mögliche Strategien zu<br />

entwickeln.<br />

Wie bewerten Sie die momentane touristische Situation von Saas-<br />

Grund?<br />

Im Winter ist die Besetzung in der Station recht gut. Das Hauptproblem in<br />

jeder Beherbergungs-Kategorie liegt in der Wertschöpfung. Es erfolgt ein<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XI


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

kontinuierlicher Substanzverlust der Logiernacht. Die hohe Kostenstruktur<br />

der Schweiz ist bekannt. In der Rezession sinkt die Ausgabefreudigkeit; es<br />

erfolgen weniger Spontaneinkäufe. Der Sommer ist rückläufig. Der<br />

Bergsommer kämpft insgesamt mit Problemen. Die globale Wirtschaft<br />

erfordert hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Der Gast ist<br />

multioptional und will eine hohe Erlebnisdichte. Diese Erlebnisferien<br />

können wir nur bedingt anbieten. Negativ wirkt sich auch das vermehrt<br />

unstabile Sommerwetter aus. Entscheidende Faktoren sind immer wieder<br />

auch die Flugpreise für Fernreisen, Krankheiten, Wasserqualität etc.<br />

Welches sind Ihrer Ansicht nach die touristischen Stärken von Saas-<br />

Grund?<br />

Eine recht hohe Vielfalt im Angebot, schöne Landschaft, einmalige<br />

Bergwelt, Kultur und Tradition, Bergbahnen bieten attraktive Angebote an,<br />

gute Information und Animation, intakte Dörfer, viele Stammgäste dank<br />

familiärer Betreuung.<br />

Welches sind die Problembereiche des Tourismus von Saas-Grund?<br />

Die Schwachstellen in der Beherbergung liegen in der Bettenstruktur. In<br />

der Hotelerie haben wir zu viele 2*-Sterne- und 3*-Sternehotels. Uns<br />

fehlen 4*-Sterne- und 5*-Sternehotels. Innerhalb der Hotelerie und den<br />

Restaurants besteht ein interner Konkurrenzkampf. Zu dem haben wir viele<br />

Kleinbetriebe die nicht genügend Rendite abwerfen. Bei den<br />

Ferienwohnungen ist teilweise ein minimaler Standort vorhanden. Bei<br />

unserem Gruppentourismus fällt das massive Auftreten in den<br />

Fasnachtswochen sehr negativ ins Gewicht. Die ganze Station weist eine<br />

schwache Wertschöpfung auf. Das Tourismusbewusstsein ist leider nicht<br />

durchgreifend. Die Bedeutung des Tourismus wird nicht genügend<br />

beachtet. Viele Einheimische kennen unsere Produkte, unsere Station und<br />

das Saastal nur ungenügend. Ein weiteres Problem ist die Abwanderung<br />

vieler Einheimischer.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XII


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Was müsste Ihrer Meinung nach zur Verbesserung des Tourismus<br />

getan werden?<br />

Ich hätte viele Wünsche, leider lassen sich nur wenige realisieren. Im<br />

Voraus: Ich bin trotzdem optimistisch auf dem Weg der kleinen und<br />

möglichen Schritte. Es sind indessen alle Einheimischen gefordert. Die<br />

Privaten müssen ihre Angebote verbessern (Hotelinfrastruktur,<br />

Ferienwohnungsstandarte erhöhen). Ich wünsche mir einen<br />

Investitionsschub für die ganze Station (Wettbewerb à la Pertisau, wo ein<br />

neues 5*-Sternehotel einen solchen Schub für den ganzen Ort ausgelöst<br />

hat). Für die Gemeinde gilt es die Rahmenbedingungen zu verbessern<br />

(Verkehrsberuhigung, Umfahrung, Fussgängerzone). Die Abwanderung<br />

muss gestoppt werden. Insbesondere ist der Steuerkoeffizient zu senken.<br />

Unser Staat Wallis verhält sich paradox: Er gibt Geld für die Sanierung,<br />

anderseits tötet er den Lebensnerv des Dorfes, indem er verlangt<br />

unrentable Anlagen zu schliessen. Damit wird die Lebensqualität noch<br />

verringert. Die logische Folge ist die Abwanderung unserer Jugend und der<br />

Lonzianer. Es genügt nicht, wenn nur noch Tourismusleute hier wohnen.<br />

Alle sind nötig für die kulturelle Vielfalt im Dorf. Für die Bahn gilt es eine<br />

stete Erweiterung der Skipisten anzupeilen. Nötig wäre eine Sesselbahn<br />

zur Weissmieshütte und Fortsetzung auf Hohsaas. Ein weiteres Ziel muss<br />

die Erschliessung des Lagginjochs sein. Vorteile für den Gast würde ein<br />

einziger Skipass Saas mit Busverbindung bringen.<br />

Sollte sich der Tourismus von Saas-Grund in Richtung Familien-<br />

tourismus, Luxustourismus, Sporttourismus etc. bewegen um<br />

qualitativ mithalten zu können und konkurrenzfähig zu bleiben?<br />

Ein Nachteil für den Familientourismus ist der starke Verkehr in unserem<br />

Dorf. Für den Luxustourismus fehlt uns die nötige Infrastruktur. Der<br />

Sporttourismus ist unser Segment für den Winter. Im Sommer sehe ich<br />

einen Mix: Familien, Jugend und Sport sowie Senioren. Infrastrukturmässig<br />

muss man dazu eine Verkehrsberuhigung erwirken und die Attraktionen /<br />

Events im Dorf und am Berg müssen noch erhöht werden. Ich sehe eine<br />

überregionale Eventhalle für das ganze Saastal als dringend nötig.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XIII


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Was ist Ihre Meinung zum Zusammenschluss der Destination Saas-<br />

Fee/Saastal vom Oktober 2007<br />

Ich war Mitbegründer der damaligen TG-Saas. Leider damals ohne Saas-<br />

Fee. Somit finde ich den Zusammenschluss der Destination Saas-Fee<br />

Saastal als sehr wichtig, insbesondere für die Werbung und die<br />

Infrastruktur. Saas-Fee (Saastal) mit nur einem Tourismusverein birgt auch<br />

Gefahren. Der einzelne Ort hat seine Eigenständigkeit verloren. Die<br />

Identifikation mit Saas-Fee (Saastal) hat noch nicht überall stattgefunden.<br />

Es fehlt noch der Funke zwischen dem Vorstand und den Dorfbewohnern.<br />

Gefahren birgt auch die totale Transparenz (Prospekte / Internet) der vier<br />

Orte. Kurzfristig verlieren die kleinen Orte Gäste an Saas-Fee.<br />

Was sind Ihrer Meinung nach Vor- und Nachteile dieses<br />

Zusammenschlusses für Saas-Grund?<br />

Vorteile sehe ich beim Marketing (Grössere Erreichbarkeit) und der<br />

Infrastruktur (gemeinsame Projekte). Ein Nachteil dieses<br />

Zusammenschlusses ist das Risiko der kleinen Orte, indem alles<br />

notgedrungen fokussiert ist auf die Marke Saas-Fee. Die Ortsnamen der<br />

drei kleinen Gemeinden Saas-Almagell, Saas-Balen und Saas-Grund<br />

erscheinen nur noch bei den Destinationsprodukten. Es muss ein<br />

Schriftzug für die einzelnen Orte geschaffen werden, als Submarken zu<br />

Saas-Fee (Saastal). Wie bereits gesagt, geht den kleinen Orten die<br />

Eigenständigkeit verloren. Ich vermisse das frühere Herzblut, die<br />

Eigeninitiativen (man hat viel Arbeit delegiert und damit auch zum Teil<br />

auch den Erfolg). Die Animationsprogramme brauchen lokale Betreuung.<br />

Einen guten Ansatz sehe ich im neu geschaffenen Tourismusrat pro<br />

Gemeinde. Dies ist der wichtigste Ansatz um die ortspezifischen<br />

Interessen zu wahren (Projekte, Anlässe, Animation). Ungenügend finde<br />

ich auch noch den Gästeaustausch innerhalb des Saastals. Hier gilt es die<br />

Infos und die Rahmenbedingungen (Bus, Skipass Saas) zu verbessern.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XIV


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Wie beurteilen Sie das Tourismusbewusstsein der einheimischen<br />

Bevölkerung/Jugend von Saas-Grund?<br />

Leider ist das Tourismusbewusstsein noch nicht überall vorhanden. Viele<br />

Leute in der Tourismuskette sind nicht 100% Profis und das wirkt sich aus.<br />

Entscheidend für den Gast ist bekanntlich das Gesamterlebnis und da<br />

genügt manchmal eine einzige negative Reaktion um dieses Ergebnis<br />

negativ zu beeinflussen. Positiv finde ich, dass nun der Tourismus im<br />

Schulunterricht Platz gefunden hat. Der Tourismus ist oft leider nur<br />

Nebenverdienst und die Wertschöpfung zu gering um davon leben zu<br />

können. Insbesondere im ökologischen Bereich ist das<br />

Tourismusbewusstsein noch zu gering (Dorfbild, Baudepots, Holzlager,<br />

etc.). Eine intakte Natur ist und bleibt unsere Chance. Die zu geringe<br />

Wertschöpfung und die bekannten Nachteile des Tourismus führen dazu,<br />

dass unsere Jugend oft einen anderen Weg wählt (die Abwanderung).<br />

Tourismus heisst leider auch dienen und wer dient schon gerne. Negative<br />

Faktoren des Tourismus sind auch die langen Saisonarbeitszeiten und die<br />

7-Tage-Woche. Fazit: Das Tourismusbewusstsein ist noch stark<br />

verbesserungsfähig.<br />

Was tragen Sie persönlich zur Förderung des Tourismus in Saas-<br />

Grund bei?<br />

Ich war und bin eng verbunden mit dem Tourismus. Viele Jahre war ich im<br />

Vorstand des Verkehrsvereins und während Jahren Präsident der TG-<br />

Saas. Heute habe ich zwar kein Amt mehr inne, stehe aber in täglichem<br />

Kontakt mit den Gästen und Beherbergern. Im Beruf (Hoteliers,<br />

Ferienwohnungen, ausländische Hauseigentümer), im Sportgeschäft, in<br />

der Weissmieshütte (Sommer- und Winterbetrieb; durch die Neueröffnung<br />

des Winterbetriebs habe ich zu einer Angebotserweiterung in unserem<br />

Skigebiet beigetragen), EHC-Saastal (Aufrechterhaltung der Eisbahn, ich<br />

hege den Traum von der Erstellung einer Mehrzweckhalle), als<br />

Hundebesitzer (Tourismusbewusstsein zeigt sich auch hier).<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XV


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Wo sehen Sie Potenzial für das Zusammenarbeiten unter den<br />

verschiedenen Leistungsträgern von Saas-Grund?<br />

Nur wenn es allen gut geht, geht es den einzelnen gut. Meiner Meinung<br />

nach liegt sehr viel Potenzial brach. Mit dem Abbau von Neid und<br />

Missgunst liesse sich viel realisieren. Potenzial für das Zusammenarbeiten<br />

unter den Leistungsträgern sehe ich: Politik muss Arbeit zum Wohl der<br />

Bevölkerung machen, Traditionen und Brauchtum sind zu bewahren (Alpe<br />

Trift), der Umwelt ist Sorge zu tragen, die Ferienwohnungen müssen sich<br />

im ganzen Saastal organisieren, die Vereine sind einzubinden in die<br />

Destination beziehungsweise den Tourismusrat, die alten Dorfteile sind zu<br />

erhalten.<br />

Wo sehen Sie in 10 Jahren Saas-Grund als Tourismusort?<br />

Saas-Grund im Jahr 2019: In Saas-Grund stehen 4*-Sternehotel und ein<br />

5*-Sternehotel. Wir haben eine regionale Eventhalle, ein Sportzentrum<br />

sowie einen Vergnügungspark. Das Skigebiet Hohsaas führt auf den<br />

Drehaussichtspunkt Lagginjoch (3500m). Eine Sesselbahn geht nach<br />

Kreuzboden – Weissmieshütte – Hohsaas. Winterwanderwege sind rund<br />

ums Saastal beleuchtet. Schneeschuhwanderungen sind Tag und Nacht<br />

möglich. Verkauft werden nur noch Erlebnisferien im Package.<br />

Familienferien sind in seit die Umfahrungsstrasse von Saas-Grund existiert<br />

und mehrere Fussgängerzonen vorhanden sind. Traum oder Wirklichkeit?<br />

Wohl eher Traum und Wunsch als Wirklichkeit. Es sei denn wir fänden<br />

einen Investor à la Sawiri. Dann wäre ein Quantensprung auch bei uns<br />

möglich. Sonst gehen wir den Weg der kleinen Schritte. Die Bahn floriert;<br />

Lagginjoch, Sesselbahn Hohsaas und Pistenerweiterung sind möglich. Der<br />

Skipass ist Realität. Für die Gemeinde hoffe ich, dass ein Pionier an die<br />

Spitze kommt, der alle Rahmenbedingungen erfüllt (Umfahrungsstrasse,<br />

Eventhalle, Fussgängerzone). Für die Privaten hoffe ich, dass der<br />

Investitionsschub eintreten wird und wir über eine Gästestruktur mit<br />

höherer Wertschöpfung verfügen. Das alles liegt indessen nicht in unserer<br />

Macht. Entscheidend werden die globale Entwicklung, die Wirtschaftlage<br />

und das Konsumverhalten sein. Ferien sind ein Existenzbedürfnis. Doch<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XVI


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

dieses muss finanziert werden können. Die Destination Saas-Fee (Saastal)<br />

hat Zukunft. Die natürlichen Voraussetzungen sind da. Die Infrastrukturen<br />

können wir bereitstellen und Leute mit Freude am Tourismus und Mut zu<br />

neuen Investitionen in Angebot und Infrastruktur gibt es auch noch in 10<br />

Jahren.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XVII


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Interview mit Christoph Anthamatten<br />

Funktion: Vize-Präsident Gemeine Saas-Grund,<br />

Kontakt: anthafrohsinn@rhone.ch<br />

Datum: 21.04.2009<br />

Was fällt Ihnen spontan ein, wenn wir über den Tourismus in Saas-<br />

Grund sprechen?<br />

Der Tourismus hat zum Teil unseren Eltern und jetzt ganz sicher meiner<br />

Generation einen gewissen Wohlstand gebracht und es war dadurch<br />

möglich, sich hier im Tal eine Existenz aufzubauen.<br />

Wie bewerten Sie die momentane touristische Situation von Saas-<br />

Grund?<br />

Saas-Grund hat zwar Potenzial, aber es fehlt im Moment an der<br />

Initialzündung. Zu viele verharren in der Igelstellung und beklagen sich<br />

über die falsche Preispolitik der anderen. Der Ertragswert vieler Betriebe<br />

ist wohl auch eher schwach.<br />

Welches sind Ihrer Ansicht nach die touristischen Stärken von Saas-<br />

Grund?<br />

Eine unserer Stärken liegt sich im Winter. Wir verfügen über ein<br />

attraktives, sonniges und familiäres Skigebiet mit einer fantastischen<br />

Aussicht auf die Viertausender des Saastales. Im Sommer ist es auch so –<br />

Wir leben inmitten einer atemberaubenden Natur und bieten somit dem<br />

Geniesser, dem Wanderer und dem Bergsteiger alles, was das Herz<br />

begehrt.<br />

Welches sind die Problembereiche des Tourismus von Saas-Grund?<br />

Saas-Grund verfügt über sehr viele Familienbetriebe sei es in der<br />

Gastronomie oder in der Vermietung. Die sind alle sicher sympathisch,<br />

aber es fehlt zum Teil an der Professionalität und am Willen miteinander<br />

Synergien zu schaffen und somit auch die Rentabilität zu steigern.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XVIII


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Überspitzt gesagt verfügen wir über 8000 Fremdenbetten und genau so<br />

viele Vermieter!<br />

Was müsste Ihrer Meinung nach zur Verbesserung des Tourismus<br />

getan werden?<br />

Die einzelnen Leistungsträger sollten vermehrt zusammenarbeiten und<br />

professioneller werden. Einfach weg vom Kirchturmdenken und Synergien<br />

schaffen, auch wenn dieses Wort vielleicht zum Teil überstrapaziert wird.<br />

Sollte sich der Tourismus von Saas-Grund in Richtung Familien-<br />

tourismus, Luxustourismus, Sporttourismus etc. bewegen um<br />

qualitativ mithalten zu können und konkurrenzfähig zu bleiben?<br />

Luxustourismus können und sollen wir unserem Nachbarn Saas-Fee<br />

überlassen. In Saas-Grund fehlt schlichtweg die Infrastruktur im Bereich<br />

Hotels etc. für diesen Gast. Saas-Grund gehört in die Sparte Familien- und<br />

Sporttourismus, wo Jugendliche Skifahrer ihre ersten Sporen abverdienen.<br />

Das heisst das jetzige Gästesegment aufbauen und stärken.<br />

Was ist Ihre Meinung zum Zusammenschluss der Destination Saas-<br />

Fee/Saastal vom Oktober 2007?<br />

Die Fusion ging in die richtige Richtung und ist ganz klar zu befürworten.<br />

Sicher schwebt über dem ganzen immer die Angst, dass die Kleinen unter<br />

die Räder kommen. Aber der Gast selber denkt in anderen Dimensionen<br />

und schaut die Leistungserbringung in der ganzen Region an. Meiner<br />

Meinung nach sieht er nicht Grund / Balen / Fee, sondern das Saastal.<br />

Was sind Ihrer Meinung nach Vor- und Nachteile dieses<br />

Zusammenschlusses für Saas-Grund?<br />

Ich persönlich sehe keine Nachteile für Saas-Grund. Es macht zum<br />

Beispiel beim Marketing wenig Sinn, wenn Saas-Grund nach aussen hin<br />

mit einem mickrigen Budget auftretet. Dies kann und soll die Destination<br />

mit Ihren grösseren Mitteln erledigen.<br />

Wie beurteilen Sie das Tourismusbewusstsein der einheimischen<br />

Bevölkerung/Jugend von Saas-Grund?<br />

Von den Leistungsträgern ist ein vermehrtes Bewusstsein betreffend der<br />

Wichtigkeit des Tourismus zu spüren und es wird nicht mehr überall als<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XIX


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

selbstverständlich angenommen, dass der Gast zu uns in die Ferien<br />

kommt. Bei den Jugendlichen stellt sich wiederum die Problematik, dass<br />

die Strukturen der Betriebe zu klein sind und sich bei einer höheren<br />

Ausbildung im Tourismus hier in Saas-Grund keine Jobangebote finden<br />

lassen.<br />

Was tragen Sie persönlich zur Förderung des Tourismus in Saas-<br />

Grund bei?<br />

Ich habe von den Eltern ein Gruppenhaus übernommen und in diesem<br />

Zusammenhang habe ich öfters Kontakt mit Gästen. Überhaupt glaube ich,<br />

dass der Gast den persönlichen Kontakt mit den Einheimischen sehr<br />

wichtig findet und dies die beste Gratiswerbung für unser Tal ist.<br />

Wo sehen Sie Potenzial für das Zusammenarbeiten unter den<br />

verschiedenen Leistungsträgern von Saas-Grund?<br />

Es gibt diverse Bereiche, wo eine Zusammenarbeit wichtig wäre. Zum<br />

Beispiel könnten die Ferienwohnungsvermieter ein gemeinsames<br />

Begrüssungsapéro organisieren, wo sich der Gast über die Angebote im<br />

Saastal orientieren kann. Die Hotels überlegen sich vielleicht ein<br />

gemeinsames Wellnessangebot. Anstatt dass jeder in eine Ecke<br />

halbherzig eine Sauna hinstellt, um eine im Angebot zu haben.<br />

Wo sehen Sie in 10 Jahren Saas-Grund als Tourismusort?<br />

Wenn wir aus einer gewissen Lethargie erwachen und unsere Strukturen<br />

anpassen, wenn wir mit demselben Elan wie die Bergbahnen Hohsaas AG<br />

ans Werk gehen, dann sehe ich eine Chance für uns im hartumkämpften<br />

Tourismusmarkt zu überleben. Dann wird auch die nächste Generation in<br />

diesem Tal ihr Einkommen durch den Tourismus verdienen.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XX


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Interview mit Georg Anthamatten<br />

Funktion: Verwaltungsratspräsident Bergbahnen<br />

Hohsaas, Präsident der Walliser Bergbahnen<br />

Kontakt: georg.anthamatten@valesia.ch<br />

Datum: 16.04.2009<br />

Was fällt Ihnen spontan ein, wenn wir über den Tourismus in Saas-<br />

Grund sprechen?<br />

Saas-Grund hat einen langen, steinigen Weg hinter sich. Es dauerte 10-12<br />

Jahre bis es letztes Jahr endlich zum Zusammenschluss Saas-Fee/Saastal<br />

kam. In den ersten Jahren war nur der Zusammenschluss unten im Tal<br />

möglich – bis dann endlich der sinnvolle Zusammenschluss über das<br />

ganze Tal geklappt hat. Es brauchte sehr viel Überzeugungsarbeit und<br />

noch einiges mehr. Es war also eine schwierige Phase.<br />

Wie bewerten Sie die momentane touristische Situation von Saas-<br />

Grund?<br />

Schwierig, aber trotzdem ist Potenzial vorhanden. Das Problem ist die<br />

relativ schwache Auslastung vor allem in der Parahotellerie, aber auch in<br />

gewissen Hotels. Zudem weisst die Hotellerie strukturelle Probleme auf,<br />

dass heisst zu kleine Betriebe und grösstenteils ohne Nachfolgeregelung.<br />

Dies kann dazu führen, dass in den nächsten Jahren einige Betriebe<br />

geschlossen werden oder umgebaut werden in Wohnungen.<br />

Dies ist für jeden Tourismusort schmerzvoll wenn Hotelbetten wegfallen.<br />

Welches sind Ihrer Ansicht nach die touristischen Stärken von Saas-<br />

Grund?<br />

Eine Stärke ist sicherlich das breite Angebot im Winter durch die<br />

Bergbahn, Eisbahn, Langlaufloipen und Winterwanderwege. Auch im<br />

Sommer sind wir attraktiv, zumal wir uns klimamässig auf dem gleichen<br />

Breitengrad wie Ascona befinden, also südlich gelegen sind und daher ein<br />

sehr mildes Klima haben.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XXI


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Welches sind die Problembereiche des Tourismus von Saas-Grund?<br />

Wie bereits erwähnt ist ein Problem sicher die Strukturen in der Hotellerie.<br />

Zu klein, keine Nachfolgeregelung und zum Teil auch zu wenig<br />

professionell geführt. Eines der Hauptprobleme, das wir festgestellt haben<br />

auf Grund von Studien mit der Uni St. Gallen sind, dass wir verglichen zu<br />

anderen Regionen mit unserem Angebot zu tiefe Preise aufweisen. Dort<br />

fangen dann die Probleme an: zu tiefe Preise heisst dann auch kein Geld<br />

zum Investieren. Hier müssten also Massnahmen in Erwägung gezogen<br />

werden.<br />

Was müsste Ihrer Meinung nach zur Verbesserung des Tourismus<br />

getan werden?<br />

Versuchen die Probleme zu lösen, durch Verbesserung der Strukturen in<br />

der Hotellerie. Dies könnte durch Zusammenschlüsse erreicht werden. Die<br />

Hotels müssen besser zusammenarbeiten und gemeinsam ein Angebote<br />

gestalten. Auch wurde bereits einiges unternommen, dass die<br />

verschiedenen Organisationen wie die Parahotellerie und die Hotellerie<br />

zusammen versuchen, die Preise anzuheben. Es macht ja keinen Sinn,<br />

wenn die Preise in der Hochsaison gleich sind wie in der Nebensaison.<br />

Jeder kann von einer Preiserhöhung profitieren, weil bei tiefen Preisen die<br />

Wertschöpfung im Tourismus zu klein ist und somit auch keine<br />

Investitionen getätigt werden. Dadurch wird man natürlich auch im Angebot<br />

immer schlechter. Die Frage ist auch, ob man bei so tiefen Preisen die<br />

Gäste sogar abschreckt zu uns zu kommen, da diese denken, dass da<br />

doch etwas nicht stimmen kann.<br />

Sollte sich der Tourismus von Saas-Grund in Richtung Familien-<br />

tourismus, Luxustourismus, Sporttourismus etc. bewegen um<br />

qualitativ mithalten zu können und konkurrenzfähig zu bleiben?<br />

Sicher nicht in die Richtung des Luxustourismus, dafür ist unser Angebot<br />

nicht vorhanden. Doch auch in die Gegenrichtung zum Billigtourismus<br />

sollten wir nicht gehen. Ich sehe uns als attraktiven Familienort, als Ort für<br />

Sportbegeisterte und kleinere Gruppen, dafür ist auch unsere Infrastruktur<br />

gut geeignet.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XXII


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Was ist Ihre Meinung zum Zusammenschluss der Destination Saas-<br />

Fee/Saastal vom Oktober 2007?<br />

Es war das einzig Richtige, dass dieser Zusammenschluss noch<br />

rechtzeitig gemacht wurde. Die Kräfte werden dadurch gebündelt, wir<br />

treten als eine Region auf. Der Kanton Wallis ist auch dran, das Wallis in<br />

Destinationen aufzuteilen und hat dazu gewisse Vorstellungen. Durch den<br />

Zusammenschluss können wir diesen Voraussetzungen gerecht werden,<br />

sei es bezüglich Logiernächte oder Budget etc um als Destination<br />

auftreten. Jedem der im Tourismus tätig ist, ist auch klar, dass es keinen<br />

Sinn macht, mit Saas-Grund alleine Werbung zu machen. Wir haben mit<br />

Saas-Fee/Saastal schon genug zu tun, auf dem Markt attraktiv aufzutreten.<br />

Was sind Ihrer Meinung nach Vor- und Nachteile dieses<br />

Zusammenschlusses für Saas-Grund?<br />

Ein Nachteil ist sicher, dass der Ort dann sofort das Gefühl hatte, wir sind<br />

jetzt benachteiligt und man redet nur noch von Saas-Fee/Saastal. Das ist<br />

ja klar, am Anfang braucht es einfach viel Überzeugungsarbeit, bis die<br />

Leute einsehen, dass so ein Zusammenschluss notwendig ist. Der Kunde<br />

der zu uns kommt, kommt ins Saastal in den Urlaub, wo er dann<br />

schlussendlich ist, spielt keine Rolle. Das ist dasselbe, wenn wir nach<br />

Österreich z.B. ins Tirol gehen, erwähnen wir auch nicht das kleine<br />

Örtchen, wo wir schlussendlich unsere Ferien verbringen. Die Leute<br />

müssen einfach noch von der Gesamtheit überzeugt werden. Nicht dass<br />

wenn es in Saas-Grund z.B. einen Kinderhort gibt, Saas-Almagell meint,<br />

wir müssen auch einen haben. Sondern das Angebot als Gesamtes sieht.<br />

Somit versucht dann jede Ortschaft seine Stärken hervorzuheben. Die<br />

Vorteile sind sicher, dass uns mehr Mittel zur Verfügung stehen, dass wir<br />

professioneller arbeiten können und Kosten einsparen können. Ich sehe da<br />

also nur Vorteile.<br />

Wie beurteilen Sie das Tourismusbewusstsein der einheimischen<br />

Bevölkerung/Jugend von Saas-Grund?<br />

Dies hat sich sicherlich sehr stark verbessert. Wenn ich dies vergleiche zur<br />

Talebene, wie z.B. Visp, Brig etc. wo dieses Tourismusbewusstsein noch<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XXIII


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

viel kleiner ist. Bei uns sieht man, jetzt auch auf die Bergbahn bezogen,<br />

wenn wir gewisse Aktionen gemacht haben und Unterstützung gesucht<br />

haben, die Leute haben mitgeholfen und merken auch, dass sie vom<br />

Tourismus abhängig sind. Auch in den Schulen wurde angefangen, dieses<br />

Fach ein wenig aufzuwerten und den Schülern zu vermitteln, dass der<br />

Tourismus wichtig ist. Zum Beispiel wurden Schnupperangebote auf OS<br />

Stufe angeboten, dass die Schüler die Möglichkeit hatten, einen Einblick in<br />

die Betriebe zu erhalten. Man merkt auch, dass mehr Leute in Richtung<br />

Tourismus gehen. Früher hatte man ja keine ausgebildeten Leute im<br />

Tourismus und heute auch durch die Tourismusfachschule lassen sich<br />

junge Leute aus dem Saastal ausbilden. Man merkt also, dass das<br />

Bewusstsein schon da ist und die Leute motiviert sind zurück in die<br />

Betriebe arbeiten zu kommen. Dies ist natürlich eine riesige Chance für<br />

uns, wenn man vergleicht, vor 20 Jahren wollte noch niemand im<br />

Tourismus arbeiten und jetzt kommt das langsam und es werden auch<br />

gute Jobs in diesem Sektor angeboten, sei es im Tourismusbüro,<br />

Bergbahnen oder in den Hotels.<br />

Was tragen Sie persönlich zur Förderung des Tourismus in Saas-<br />

Grund bei?<br />

Auf Seiten der Bergbahn versuchen wir natürlich unser Angebot stetig zu<br />

verbessern, im Sommer wie im Winter und können dadurch auch unsere<br />

Umsätze steigern. Durch das Verbessern des Angebots hoffen wir<br />

natürlich auf mehr Gäste. Wir versuchen auch die Möglichkeit der<br />

vertikalen Integration. Das heisst, wir wollen selber in die Vermietung<br />

einsteigen, in die Skischule, in Sportgeschäfte etc. so das dem Gast ein<br />

Angebot bereit steht, das überall die gleiche Qualität hat. Wir nehmen auch<br />

Einfluss auf die Berggastronomie. Auch versuchen wir, warme Betten zu<br />

schaffen und gegen kalte Betten etwas zu unternehmen. Das heisst, wir<br />

bieten Zweitwohnungsbesitzern an, in den Wochen, in denen sie ihre<br />

Ferienwohnung nicht nutzen, die Vermietung und Verwaltung der<br />

Ferienwohnung für sie zu übernehmen. Viele machen dies ja nicht, weil<br />

ihnen der Aufwand dafür zu gross ist. Wir machen auch die Werbung,<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XXIV


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

nehmen den Gast in Empfang, sind für die Schlüsselübergabe zuständig<br />

und schlussendlich erledigen wir auch die Abrechnung.<br />

Wo sehen Sie Potenzial für das Zusammenarbeiten unter den<br />

verschiedenen Leistungsträgern von Saas-Grund?<br />

Dass gemeinsame Angebote geschaffen werden, um vor allem in den<br />

schwachen Zeiten Leute in die Region zu bringen. Es bringt nicht viel,<br />

wenn der Hotelier mit den Preisen runter geht in der Zwischensaison, die<br />

Bahnen aber gleich bleiben mit den Preisen. Solange wir selber keine<br />

Betten besitzen, Skivermietung betreiben etc. müssen halt gemeinsame<br />

Angebote geschaffen werden um mehr Leute ins Tal zu bringen. Andere<br />

Stationen schaffen dies auch. Eine Destination ist dann erfolgreich, wenn<br />

die Auslastung auch in der Zwischensaison gut ist und genau das ist unser<br />

Problem.<br />

Wo sehen Sie in 10 Jahren Saas-Grund als Tourismusort?<br />

Saas-Grund als Tourismusort sehe ich gar nicht mehr. Ich sehe nur noch<br />

Saas-Fee/Saastal. Weil wenn sogar Saas-Fee gemäss Umfragen Mühe<br />

bezeugt, wie will sich dann Saas-Grund auf dem Mark profilieren. Das<br />

wäre viel zu teuer.<br />

Aber rein vom Angebot her haben wir gute Chancen. Wir sind<br />

schneesicher, befinden uns in der Nähe von Saas-Fee etc. Von daher<br />

sehe ich unsere Zukunft positiv, einfach nicht als einzelner Ort.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XXV


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Interview mit Christoph Gysel<br />

Funktion: Vize-Präsident Saas-Fee/Saastal Tourismus<br />

Kontakt: info@ferienerlebnis-saastal.ch<br />

Datum: 20.04.2009<br />

Was fällt Ihnen spontan ein, wenn wir über den Tourismus in Saas-<br />

Grund sprechen?<br />

Leider ist der Tourismus in Saas-Grund nicht so, wie er sein sollte oder<br />

könnte. Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft. Die Bahnen stehen in<br />

einem guten Licht, aber bei den Übernachtungen und bei gewissen<br />

Infrastrukturen fehlt es noch an Qualität und vor allem stimmen auch die<br />

Preise hier nicht.<br />

Wie bewerten Sie die momentane touristische Situation von Saas-<br />

Grund?<br />

Die touristische Situation ist im Moment ziemlich prekär. Viele betreiben<br />

Tourismus nur im Nebenamt und haben dabei ihre Immobilien sehr<br />

vernachlässigt und sind nicht à jour was Gästebetreuung/Gästeanimation<br />

anbelangt.<br />

Welches sind Ihrer Ansicht nach die touristischen Stärken von Saas-<br />

Grund?<br />

Eine Stärke ist sicher die einmalige Landschaft, die gut erhaltenen<br />

Dorfteile, Kultur und Brauchtum und vor allem die einzigartigen<br />

Viertausender, die unser Tal umgeben.<br />

Welches sind die Problembereiche des Tourismus von Saas-Grund?<br />

Ein Problembereich ist sicher der Preis. Die Übernachtungen sind zu<br />

günstig, dadurch haben wir einen „schlechten Gast“, der nicht viel Geld<br />

ausgibt. Dies hat zur Folge, dass keine Investitionen getätigt werden.<br />

Anderseits wären auch einige Infrastrukturen notwendig, wie die<br />

Aufbesserung des Sportplatzes, ein Schwimmbad etc.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XXVI


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Was müsste Ihrer Meinung nach zur Verbesserung des Tourismus<br />

getan werden?<br />

Bewusstseinsbildung. Die Leute müssen erkennen, dass sie vom<br />

Tourismus leben. Sie müssten sich schulen lassen um richtig mit den<br />

Gästen umgehen zu können. Man müsste den Leuten Mut machen zur<br />

Vermietung. Ein gutes Hotel oder Ferienwohnungsvermietung gebündelt<br />

und professionell anbieten.<br />

Sollte sich der Tourismus von Saas-Grund in Richtung Familien-<br />

tourismus, Luxustourismus, Sporttourismus etc. bewegen um<br />

qualitativ mithalten zu können und konkurrenzfähig zu bleiben?<br />

Sicherlich Familien- und Sporttourismus. Anderseits wäre auch Kultur-<br />

tourismus für den Herbst als Angebot für ältere Leute sehr interessant, da<br />

wir über viel Kulturelles verfügen, wovon nicht mal die Einheimischen<br />

Bescheid wissen, wie z.B. die Alpkäserei auf der Triftalp. Luxustourismus<br />

ist in Saas-Grund sicher nicht möglich.<br />

Was ist Ihre Meinung zum Zusammenschluss der Destination Saas-<br />

Fee/Saastal vom Oktober 2007?<br />

Den Zusammenschluss habe ich mit verbrochen (lacht). Der<br />

Zusammenschluss war sicherlich überfällig. Die einzige Möglichkeit, dass<br />

das Tal touristisch gesehen überhaupt überlebt. Gut, damit wir<br />

Marketingmässig einigermassen à jour sind. Innerhalb Saas-Fee/Saastal<br />

Tourismus hat Saas-Grund sicher einen besonderen Platz.<br />

Was sind Ihrer Meinung nach Vor- und Nachteile dieses<br />

Zusammenschlusses für Saas-Grund?<br />

Ich sehe eigentlich fast nur Vorteile. Vorteile sind sicherlich die Möglichkeit<br />

eines grösseren Auftrittes, marketing- und geldmässig. Man profitiert, hat<br />

weniger Doppelspurigkeiten, ist effizienter und professioneller in jeder<br />

Hinsicht. Nachteil ist vielleicht, dass sich der einzelne Vermieter noch<br />

weiter aus der Verantwortung zieht, weil er den Eindruck hat, dass es ihn<br />

nicht angeht.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XXVII


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

Wie beurteilen Sie das Tourismusbewusstsein der einheimischen<br />

Bevölkerung/Jugend von Saas-Grund?<br />

Das Tourismusbewusstsein als solches ist im Dorf für mich kaum<br />

feststellbar, weder bei der älteren Generation, noch bei den Jungen. Die<br />

meisten merken nicht, dass sie davon leben. Sie sind unzufrieden, wenn<br />

das Tourismusbüro ihnen keine Übernachtungen zuführt. Aber ich denke<br />

die momentane schwere Situation wird motivieren, entweder vorwärts zu<br />

machen und sich mehr um den Tourismus zu kümmern oder die Sache<br />

bleiben zu lassen. Es wird zu einem „entweder- oder“ kommen.<br />

Was tragen Sie persönlich zur Förderung des Tourismus in Saas-<br />

Grund bei?<br />

Meine ganze Freizeit (lacht). Bin in verschiedenen Gremien tätig von Saas-<br />

Fee/Saastal Tourismus wie Vize-Präsident von Saas-Fee/Saastal<br />

Tourismus, Mitglied der Marketing Kommission Saas-Fee/Saastal und<br />

Chef vom Tourismusrat Saas-Grund. Biete verschiedene kulturelle<br />

Animationsprogramme an und bin auch in der Vermietung tätig.<br />

Wo sehen Sie Potenzial für das Zusammenarbeiten unter den<br />

verschiedenen Leistungsträgern von Saas-Grund?<br />

Wir haben das mittlerweile relativ gut aufgegleist und treffen uns<br />

regelmässig als Leistungsträger im sogenannten Tourismusrat. Hier<br />

können wir Probleme ausdiskutieren und miteinander Lösungsvorschläge<br />

machen. Projekte für touristische Infrastruktur können vorgeschlagen<br />

werden und diese können zum Teil durch Kurtaxengelder auch verwirklicht<br />

werden. In die Hotellerie müsste neuer Schwung rein kommen und auch in<br />

der Parahotellerie erhoffe ich mir durch die neue Präsidentin neuen<br />

Schwung und Elan.<br />

Wo sehen Sie in 10 Jahren Saas-Grund als Tourismusort?<br />

Saas-Grund wird sich innerhalb von Saas-Fee/Saastal Tourismus weiter<br />

profilieren. Wir werden vorwärts gehen und man wird auch Saas-Grund<br />

innerhalb der Marke Saas-Fee/Saastal kennen. Ich hoffe auch, dass<br />

verschiedene Leute vom Tourismus weiterleben können und dadurch die<br />

Abwanderung aus dem Tal, aus Saas-Grund, gestoppt werden kann.<br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XXVIII


STF Diplomarbeit 2009 Qualitätsoptimierung<br />

in Berggebieten<br />

8 Selbstständigkeitserklärung<br />

„Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit, zur Erlangung des<br />

Diploms als Tourismusfachfrau, selbstständig verfasst und keine andern<br />

als die angegebenen Quellen benutzt habe.“<br />

Sierre, 12.Juni 2009<br />

Ort, Datum <strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong><br />

<strong>Fabienne</strong> <strong>Geiser</strong> XXIX

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