ein deutscher blick in die nordische literatur - Departamento de ...
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1.EINLEITUNG<br />
Bei m<strong>e<strong>in</strong></strong>er Abschlussarbeit habe ich mich dafür entschie<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n<br />
dänischen Schrifsteller Jens Peter Jacobsen (1847-1885) vorzustellen,<br />
sowohl s<strong>e<strong>in</strong></strong>e Biographie und s<strong>e<strong>in</strong></strong>en literarischen Stil als auch <strong>die</strong><br />
E<strong>in</strong>ordnung s<strong>e<strong>in</strong></strong>er Arbeiten als literarische Gattung. Ausser<strong>de</strong>m<br />
präsentiere ich <strong>die</strong> Version <strong>e<strong>in</strong></strong>er Übersetzung <strong>e<strong>in</strong></strong>es s<strong>e<strong>in</strong></strong>er Werke, <strong>die</strong><br />
Kurzgeschichte Pesten i Bergamo, <strong>in</strong>s brasilianische Portugiesisch.<br />
M<strong>e<strong>in</strong></strong> erster Kontakt mit Jens Peter Jacobsens Werke erfolgte<br />
durch <strong>de</strong>n österreichischen Dichter Ra<strong>in</strong>er Maria Rilke. In s<strong>e<strong>in</strong></strong>en Briefe<br />
an <strong>e<strong>in</strong></strong>en jungen Dichter schreibt Rilke (1929) zu Jacobsens Bücher:<br />
12<br />
E<strong>in</strong>e Welt wird über Sie kommen, das Glück, <strong>de</strong>r<br />
Reichtum, <strong>die</strong> unbegreifliche Größe <strong>e<strong>in</strong></strong>er Welt.<br />
Leben Sie <strong>e<strong>in</strong></strong>e Weile <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Büchern, lernen<br />
Sie davon, was Ihnen lernenswert sch<strong>e<strong>in</strong></strong>t, aber<br />
vor allem lieben Sie sie. Diese Liebe wird Ihnen<br />
tausend- und tausendmal vergolten wer<strong>de</strong>n, und<br />
wie Ihr Leben auch wer<strong>de</strong>n mag,—sie wird, ich<br />
b<strong>in</strong> <strong>de</strong>ssen gewiß, durch das Gewebe Ihres<br />
Wer<strong>de</strong>ns gehen als <strong>e<strong>in</strong></strong>er von <strong>de</strong>n wichtigsten<br />
Fä<strong>de</strong>n unter allen Fä<strong>de</strong>n Ihrer Erfahrungen,<br />
Enttäuschungen und Freu<strong>de</strong>n.<br />
Später, während <strong>e<strong>in</strong></strong>er Untersuchung s<strong>e<strong>in</strong></strong>er E<strong>in</strong>flüsse auf <strong>die</strong><br />
Werke Thomas Manns, habe ich ebenfalls bemerkt, dass <strong>die</strong> Be<strong>de</strong>utung<br />
Jacobsens <strong>de</strong>n Horizont s<strong>e<strong>in</strong></strong>er Epoche weit überschreitet.<br />
Unterschiedlichste Schriftsteller <strong>in</strong> verschie<strong>de</strong>nen Epochen wie z.B.<br />
Stefan Zweig, Thomas Mann, Ra<strong>in</strong>er Maria Rilke, Herman Hesse, Franz<br />
Kafka, Georg Trakl, Gottfried Benn, Sigmund Freud und Georg Lukács<br />
haben Jacobsens E<strong>in</strong>fluss auf ihre Werke zugegeben, nicht all<strong>e<strong>in</strong></strong> wegen<br />
Jacobsens Sprachstil son<strong>de</strong>rn auch aufgrund <strong>de</strong>r tiefen psychologischen<br />
Analyse, <strong>die</strong> im Allgem<strong>e<strong>in</strong></strong> s<strong>e<strong>in</strong></strong> Werk kennzeichnet.<br />
Es ist auch wichtig zu beachten, dass Jacobsen <strong>e<strong>in</strong></strong>e Revolution <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>r dänischen Sprache augelöst hat. Marie Herzfeld, <strong>in</strong> ihrer E<strong>in</strong>leitung<br />
zu Die skand<strong>in</strong>avische Litteratur und ihre Ten<strong>de</strong>nzen nebst an<strong>de</strong>ren<br />
Essays (1898) charakterisiert das Dänische vor Jacobsen als „<strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />
Sprache ohne bildliche Kraft, mit dürftigen, dünngeschliessenen<br />
Wendungen, gut für naive K<strong>in</strong><strong>de</strong>r und trockene Gelehrte“. Laut Herzfeld<br />
schliff er und fand selbst neue Ausdrücke: