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ein deutscher blick in die nordische literatur - Departamento de ...

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Laut Lukács liegt auf <strong>die</strong>ser Romanform „<strong>e<strong>in</strong></strong> fabelhaftes und<br />

gestaltetes Nach<strong>e<strong>in</strong></strong>an<strong>de</strong>r von Stimmungen und Reflexionen über<br />

Stimmungen“ (Ebd.,S.44).<br />

Diese Reflexionen über Stimmungen und <strong>die</strong> psychologische<br />

Analyse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Niels Lyhne, „<strong>de</strong>r <strong>die</strong> Trauer darüber, daß es so viel<br />

s<strong>in</strong>nlose F<strong>e<strong>in</strong></strong>heit <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Welt gibt“ durch wun<strong>de</strong>rvolle, lyrische Bil<strong>de</strong>rn<br />

zum Ausdruck gebracht. Wie schon erwähnt, ist Jacobsen <strong>e<strong>in</strong></strong>er <strong>de</strong>r<br />

gröβten Dichter <strong>die</strong>ser Unwirklichkeit, <strong>die</strong> <strong>die</strong> mo<strong>de</strong>rne Zeit zu prägen<br />

sch<strong>e<strong>in</strong></strong>t. Magris (JACOBSEN, 2000:S.7) beschreibt Niels Lyhne als <strong>die</strong><br />

Geschichte von <strong>de</strong>r Dämmerung <strong>de</strong>s Individuums, dass über s<strong>e<strong>in</strong></strong> Leben<br />

gedichtet hat, ohne jedoch sich am Fluss <strong>de</strong>s Lebens zu beteiligen:<br />

24<br />

Aus Niels Lyhne sollte ja <strong>e<strong>in</strong></strong> Dichter wer<strong>de</strong>n, und<br />

<strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong></strong>en äußeren Lebensbed<strong>in</strong>gungen war ja auch<br />

genug gewesen, was s<strong>e<strong>in</strong></strong>e Neigungen <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser<br />

Richtung leiten konnte, genug, was s<strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />

Fähigkeiten auf <strong>e<strong>in</strong></strong>e solche Aufgabe aufmerksam<br />

machen konnte; aber bis jetzt hatte er ja nicht viel<br />

mehr als s<strong>e<strong>in</strong></strong>e Träume gehabt, auf <strong>die</strong> h<strong>in</strong> er<br />

Dichter wer<strong>de</strong>n konnte, und nichts ist <strong>e<strong>in</strong></strong>förmiger,<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong>töniger als Phantasterei [...](NL,XVII) 1<br />

Barthol<strong>in</strong>e, Niels Mutter, war <strong>e<strong>in</strong></strong>e Seele, <strong>die</strong> im Universum <strong>de</strong>r<br />

Poesie lebte: „<strong>in</strong> Gedichten lebte sie, <strong>in</strong> Gedichten träumte sie, und an<br />

Gedichte glaubte sie b<strong>e<strong>in</strong></strong>ahe mehr als an alles an<strong>de</strong>re“(NL,I). Lyhne,<br />

<strong>de</strong>r Vater, war an<strong>de</strong>rerseits <strong>e<strong>in</strong></strong> praktisches Geschlecht und nahm das<br />

Leben so, wie es war. Niels erbt s<strong>e<strong>in</strong></strong>er Mutters Eigenschaft und auch<br />

ihre Unzufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>r Banalität <strong>de</strong>r Existenz, „aber schon als<br />

ganz kl<strong>e<strong>in</strong></strong>es K<strong>in</strong>d zeigte er, daß für ihn <strong>e<strong>in</strong></strong> be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Unterschied<br />

bestand zwischen <strong>de</strong>r Fabelwelt, <strong>die</strong> <strong>de</strong>r Mutter Worte schuf und <strong>de</strong>r, <strong>die</strong><br />

wirklich war“ (NL, II). So kämpften Niels Vater und Mutter, ohne es zu<br />

wissen, um s<strong>e<strong>in</strong></strong>e junge Seele. Und je älter Niels wird, <strong>de</strong>sto gröβer wird<br />

s<strong>e<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong>nerer Kampf zwischen <strong>de</strong>n ehrgeizigen Träumen s<strong>e<strong>in</strong></strong>er Mutter<br />

und <strong>de</strong>n niedrigen Wünschen s<strong>e<strong>in</strong></strong>es Vaters. Gespalten <strong>in</strong> Gröβe und<br />

1 Alle Stücke wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Onl<strong>in</strong>e-Verlag Niels Lyhnes entfernen. Als gibt<br />

es k<strong>e<strong>in</strong></strong>e Pag<strong>in</strong>ierung habe ich mich entschie<strong>de</strong>n nur <strong>de</strong>n Kapitel auszuzeichnen.<br />

Quelle:<br />

http://gutenberg.spiegel.<strong>de</strong>/<strong>in</strong><strong>de</strong>x.php?id=19&autorid=303&autor_vorname=+Je<br />

ns+Peter&autor_nachname=Jacobsen&cHash=b31bbae2c6

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