The Rocky hoRRoR Show - Stadtimpuls Krefeld
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WIRTSCHAFT<br />
50<br />
Die Brauerei Königshof setzt auf Lokalisierung statt auf Globalisierung.<br />
Im Urlaub auf Norderney kann Frank Tichelkamp durchaus ein norddeutsches<br />
Bier genießen oder in Füssen ein Allgäuer Weißbier. „Das Bier aus<br />
der Region, in der man gerade ist, schmeckt immer am besten“, sagt er<br />
voller Überzeugung – und nicht ohne Hintergedanken. Denn Tichelkamp<br />
ist Prokurist und Verkaufsleiter bei der Brauerei Königshof auf der Obergath<br />
und wünscht sich natürlich auch, dass die <strong>Krefeld</strong>er das <strong>Krefeld</strong>er<br />
Bier trinken. Er glaubt: „Bier braucht Heimat“ und meint: „Wir geben der<br />
Brauerei eine sichere Zukunft, wenn uns die <strong>Krefeld</strong>er dabei helfen.“<br />
In den Gebäuden, in denen seit sieben Jahren das jetzt 43-köpfi ge Team<br />
der Brauerei Königshof arbeitet, wurde bis 2001 Rhenania Alt gebraut<br />
und abgefüllt. Doch die Marken-, Brau- und Lieferrechte des Traditionsbieres<br />
wurden an Krombacher abgetreten. „Hätten damals mehr <strong>Krefeld</strong>er<br />
Rhenania, also ihr <strong>Krefeld</strong>er Bier getrunken, dann gäbe es heute<br />
die Brauerei Königshof nicht“, so Tichelkamp. Möglicherweise wurde<br />
bis 2001 versäumt, neben dem Alt auch noch andere Sorten anzubieten,<br />
möglicherweise hatte Rhenania auch ein Imageproblem.<br />
Eine Geschichte, die sich nur neun Jahre später so anhört, als spiele sie<br />
in einer völlig anderen Zeit. Denn längst qualmt es wieder aus dem hohen<br />
Schornstein, die Sudkessel sind im Einsatz und die LKW verlassen<br />
das Werkstor. „Wir ziehen die Kreise immer größer“, sagt der ehrgeizige<br />
Tichelkamp. „Unser Bier wird längst nicht mehr nur in <strong>Krefeld</strong>, dem Kreis<br />
Viersen, Düsseldorf, Mönchengladbach oder Duisburg getrunken.“ Gemeinsam<br />
mit einem Investor wurde die Brauerei 2003 mit einer ganz anderen<br />
Strategie neu eröffnet: Im Königshof wurde in den ersten Jahren<br />
nach dem Comeback zwar viel Bier gebraut – aber zunächst als Dienstleister<br />
für Dritte und ohne eigenen Markennamen. Bis heute wird am<br />
Obergath Gaffel Kölsch abgefüllt, Hannen und Gatzweiler Alt, Urfels sowie<br />
eine niederländische Marke gebraut, zudem hat die Holsten-Gruppe<br />
ein großes Logistiklager auf dem Firmengelände. Bis 2008 wurde Landfürst<br />
in <strong>Krefeld</strong> gebraut und abgefüllt, nach der Trennung von dieser<br />
Marke wird in <strong>Krefeld</strong> wieder eigenes Bier unter eigenem Namen gebraut:<br />
Das Original Königshofer (Alt und Pils) als Premiumprodukt wurde<br />
schon 2007 eingeführt, als „Niedrigpreisprodukt“ kamen 2008 die „Brauerei<br />
Königshof“-Biere in den Sorten Alt, Pils, Export, Weizen, Radler und<br />
Malzbier dazu.<br />
Es ist die Mischung aus der Eigenproduktion auf der einen Seite sowie<br />
der Arbeit als Dienstleister auf der anderen, die eines der Erfolgsrezepte<br />
für das Unternehmen ist. „Wer nur eine Marke im Programm hat, hat<br />
ein viel größeres Risiko“, sagt Tichelkamp, der die komplette Brauerei-<br />
Verwaltung nur mit Geschäftsführer Robert Ditz allein stemmt. „Unser<br />
Unternehmen steht auf mehreren Standbeinen, das ist ein großer Vorteil<br />
gegenüber unseren Mitbewerbern. So können wir eventuelle Krisen in<br />
einer Sparte besser ausgleichen.“ Das sowie der schlanke Verwaltungsapparat<br />
sowie der Verzicht auf große Sponsorings und teure Werbeaktionen<br />
führen dazu, dass das Bier günstiger ist als viele andere. Günstiger,<br />
nicht billiger – darauf legen sie hier großen Wert. „Wir können uns von<br />
der Qualität her mit jedem anderen deutschen Bier messen“, ist Tichelkamp<br />
überzeugt.<br />
Es wird mit viel Kreativität und guten Ideen versucht, das Bier noch bekannter<br />
zu machen. Dauerkarten-Inhaber der <strong>Krefeld</strong> Pinguine durften<br />
sich einen Gratis-Kasten Königshofer an der Brauerei abholen, im vergangenen<br />
Jahr wurden einen Tag vor Heiligabend 1.000 Kisten Bier an <strong>Krefeld</strong>er<br />
verschenkt, um „1.000 Mal Danke zu sagen“. Auch wurde 2010 in<br />
jedem Monat ein „Bier-Rentner“ gekürt, der sich bis zu seinem Lebensende<br />
monatlich über einen Kasten Freibier freuen darf – wenn er denn<br />
die beste Idee hat, seine Zuneigung zum Königshofer Bier in irgendeiner<br />
frei wählbaren Form auszudrücken. „Es macht uns großen Spaß, mit viel<br />
Kreativität immer neue Marketingideen zu entwickeln“, sagt der ehemalige<br />
Vollblut-Handballer.