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Edgar Hofschen - Zeit Kunstverlag

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eckigen, nahezu quadratisch abgesteckten Feldern (Kompartimenten)<br />

auf die Leinwand auf und reibt sie mit Hilfe speziell angefertigter<br />

Hölzer, seinen Malinstrumenten, in die Leinwand ein.<br />

Die untersten Schichten würden nicht haften, nicht mit der Leinwand<br />

amalgamieren, wenn er groß- statt kleinflächige Felder<br />

schaffen würde. Aus den jeweiligen Bildzellen erwächst in<br />

langsamem Verlauf eine flächendeckende Farbschicht. Sobald<br />

die Farbe verankert ist, wiederholt sich das Ganze, bis am Ende<br />

20, 30, 40 oder auch mitunter mehr Lagen miteinander und der<br />

Leinwand verschmolzen sind, und der Künstler seine Arbeit ausgeführt<br />

hat. »Die arbeitsnotwendig sich ergebenden Feldergrenzen<br />

der Teilflächen dieser Tafeln verleihen ihnen ein dem offenen<br />

Auge eingängiges Gerüst. Der Betrachter assoziiert ein<br />

Skelett mit rückgratähnlichem Mittelstamm und rippenartigen<br />

Seitenzweigen. Diese ›Corda dorsalis‹ [...] ist ein lebendig gewachsenes<br />

Organ – nicht im mindesten tauglich zur Metapher<br />

der Fragilität, sondern vielmehr der Stabilität.«26<br />

In solchen Gemälden wird der Körper der Malerei, die vibrierende<br />

Energie der somatischen Bewegung, sicht- und spürbar im<br />

subkutanen Pulsieren der Farbmaterie – Ereignis. <strong>Edgar</strong> <strong>Hofschen</strong><br />

gelangt zu einer Malerei ›in nuce‹, die weder reduktionistisch<br />

noch repräsentational ist, zu einer Malerei diesseits grauer<br />

Theorie.<br />

Der Autor war bis 2000 Ausstellungschef im Rheinischen Landesmuseum<br />

Bonn und lebt nun als freier Kunstpublizist und Kurator in<br />

Bonn. Er gehört dem Beirat von ›Künstler – Kritisches Lexikon der<br />

Gegenwartskunst‹ an.<br />

Anmerkungen<br />

1 Zitiert nach Hans Belting. Bild und Kult. Eine Geschichte<br />

des Bildes vor dem <strong>Zeit</strong>alter der Kunst,<br />

München 1990, S. 456<br />

2 Den Begriff verwende ich nach der Definition von<br />

Max Imdahl: Giotto. Zur Frage der ikonischen<br />

Sinnstruktur (1979), in: Max Imdahl. Reflexion.<br />

Theorie. Methode. Gesammelte Schriften Bd. 3,<br />

hrsg. von Gottfried Boehm, Frankfurt am Main<br />

1996, S. 424 - 463<br />

3 Vgl. Anne Baldassari. Picasso und die Photographie.<br />

Der schwarze Spiegel, München/Paris/London<br />

1997<br />

4 Ralf Kulschewskij: Die Farbe ist das Bild. Gedanken<br />

zum Werk des Malers <strong>Edgar</strong> <strong>Hofschen</strong>, in:<br />

Sonderdruck der Galerie Rabus, Bremen 2004<br />

5 Emma Dexter, erwähnt nach: Hilarie M. Sheets:<br />

The Big draw, in: ARTnews, New York, NY, January<br />

2006, S. 100<br />

6 Hans Belting (wie Anm. 1), S. 524<br />

7 Clement Greenberg, zitiert nach: Thomas McEvilley.<br />

Kunst und Unbehagen. Theorie am Ende<br />

des 20. Jahrhunderts. Aus dem Amerikanischen<br />

von Jörg Trobitius, München/Paris/London<br />

1993, S. 32 f.<br />

8 Hierzu ausführlich: Klaus Honnef. Pop Art. Hrsg.<br />

Uta Grosenick, Köln 2004<br />

<strong>Edgar</strong><br />

<strong>Hofschen</strong><br />

9 Johannes Meinhardt: Die Papierarbeiten von <strong>Edgar</strong><br />

<strong>Hofschen</strong>, in: <strong>Edgar</strong> <strong>Hofschen</strong>, Hrsg. Galerie<br />

Hartl, Ammerbuch-Reusten, Grafisches Zentrum<br />

Drucktechnik, Ditzingen/Gotha 2000, S. 7<br />

10 Christian Kellerer: Objet trouvé und Surrealismus,<br />

Hamburg 1968, S. 8 u. 7<br />

11 Roland Barthes: Das Neutrum. Vorlesung am<br />

Collège de France 1977_1978. Hrsg. von Eric<br />

Marty, Texterstellung, Anmerkungen und Vorwort<br />

von Thomas Clerc, übersetzt von Horst<br />

Brühmann, Frankfurt am Main 2005, S. 48<br />

12 Norman Bryson: Das Sehen und die Malerei. Die<br />

Logik des Blicks, aus dem Englischen von Heinz<br />

Jatho, München 2001, S. 162<br />

13 Zitiert nach: Ralf Kulschewskij: Ausblicke ins<br />

Universum der Farbe. Zum Werk des Malers <strong>Edgar</strong><br />

<strong>Hofschen</strong>, in: <strong>Edgar</strong> <strong>Hofschen</strong>, Hrsg. Ute<br />

Mronz, Köln, u. Galerie Hartl, Ammerbuch-Reusten,<br />

Grafisches Zentrum Drucktechnik, Ditzingen<br />

2000, o. S.<br />

14 Johannes Meinhardt (wie Anm. 9)<br />

15 Ralf Kulschewskij (wie Anm. 13)<br />

16 <strong>Edgar</strong> <strong>Hofschen</strong>, in: <strong>Edgar</strong> <strong>Hofschen</strong> (wie Anm.<br />

13 in der Biografie), o. S.<br />

17 Klaus Honnef, Catherine Millet. Analytische Malerei.<br />

Mit Texten von Klaus Honnef u. Catherine<br />

Millet, Edizione Masnata, La<br />

Bertesca/Genova/Milano/Düsseldorf 1975<br />

18 Johannes Meinhardt (wie Anmerkung 9), o. S.<br />

19 Lothar Romain: Über <strong>Edgar</strong> <strong>Hofschen</strong>, in: <strong>Edgar</strong><br />

<strong>Hofschen</strong>, Galerie Hennemann, Bonn 1978<br />

20 <strong>Edgar</strong> <strong>Hofschen</strong> in: <strong>Edgar</strong> <strong>Hofschen</strong> (wie Anm.<br />

13), in der Biografie (1969), o. S.<br />

21 Johannes Meinhardt (wie Anm. 9), o. S.<br />

22 Ralf Kulschewskij (wie Anm. 13), o. S.<br />

23 Egar <strong>Hofschen</strong> in einem Mitte der 1990er Jahre<br />

geführten Gespräch mit dem Verfasser; u. a. erschienen<br />

in: <strong>Edgar</strong> <strong>Hofschen</strong>. Ein Dossier zur<br />

Ausstellung, Galerie Hartl, Stuttgart 1996. Von<br />

hier folgt der Text in modifizierter Form (!) diesem<br />

Beitrag. Vgl. auch Johannes Meinhardt (wie<br />

Anm. 9) und Ralf Kulschewskij (wie Anm. 13)<br />

24 Ralf Kulschewskij (wie Anm. 13), o. S.<br />

25 Klaus Honnef (wie Anm. 23), o. S.<br />

26 Ralf Kulschewskij (wie Anm. 13), o. S.<br />

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