Edgar Hofschen - Zeit Kunstverlag

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Künstler Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst erscheint viermal jährlich mit insgesamt 28 Künstlermonografien auf über 500 Text- und Bild-Seiten und kostet im Jahresabonnement einschl. Sammelordner und Schuber € 148,–, im Ausland € 158,–, frei Haus. www.weltkunst.de Postanschrift für Verlag und Redaktion Zeitverlag Beteiligungs GmbH & Co. KG Nymphenburger Straße 84 D-80636 München Telefon 0 89/12 69 90-0 Telefax 0 89/12 69 90-11 Bankkonto: Commerzbank Stuttgart Konto-Nr. 525 55 34, BLZ 600 400 71 ›Künstler‹ erscheint in der Zeitverlag Beteiligungs GmbH & Co. KG Geschäftsführer Thomas Brackvogel, Dr. Rainer Esser Verlagsleiter Boris Kühnle Herausgeber Dr. Detlef Bluemler/Prof. Lothar Romain † Redaktion Dr. Detlef Bluemler (v. i. S. d. P.) Dokumentation Andreas Gröner Ständiger Redaktionsbeirat Dr. Eduard Beaucamp, Frankfurt/Main Dr. Christoph Brockhaus, Duisburg Prof. Dr. Johannes Cladders, Krefeld Prof. Rolf-Gunter Dienst, Baden-Baden Prof. Dr. Helmut Friedel, München Rainer Haarmann, Neuwittenbek/Kiel Prof. Dr. Wulf Herzogenrath, Bremen Prof. Klaus Honnef, Bonn Prof. Dr. Max Imdahl † Prof. Dr. Georg Jappe, Köln/Hamburg Prof. Dr. Jens Chr. Jensen, Hamburg Dr. Petra Kipphoff, Hamburg Dr. Ralph Köhnen, Bochum Prof. Kasper König, Köln Dr. Jochen Poetter, Köln Prof. Karl Ruhrberg, Oberstdorf Prof. Dr. Wieland Schmied, A-Vorchdorf Prof. Dr. Manfred Schneckenburger, Köln Prof. Dr. Uwe M. Schneede, Hamburg Dr. Pamela C. Scorzin, I-Mailand Dr. Dierk Stemmler, Mönchengladbach Prof. Dr. Karin Stempel, Kassel Prof. Dr. Eduard Trier, Bonn Dr. Rolf Wedewer, Leverkusen Dr. Christoph Zuschlag, Heidelberg/Berlin Prof. Dr. Armin Zweite, Düsseldorf Grafik Michael Müller Abonnement und Leserservice Zeitverlag Beteiligungs GmbH & Co. KG Nymphenburger Straße 84 Postfach 19 09 18 D-80609 München Telefon 0 89/12 69 90-0 ›Künstler‹ ist auch über den Buchhandel erhältlich Prepress Franzis print & media GmbH, München Druck Aumüller Druck KG, Regensburg Die Publikation und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Zeitverlag Beteiligungs GmbH & Co. KG, München 2006 Cover Modifikation G 16, 1980 Ölfarbe auf Leinwand, Papier 200 x 165 cm Sammlung Fiege, Münster/Deutschland ISSN 0934-1730 mich öffnend kehrt sich mir zu was mich umgibt gefordert finde ich das Mögliche zu tun E. H. 1972 Foto: Privatarchiv
Klaus Honnef über Edgar Hofschen Am 9. Oktober 1308 versicherte der berühmte Maler Duccio in einem Vertrag über die Herstellung eines Hochaltars der Sieneser Domopera, er werde, so gut er könne und es verstehe und Gott ihm beistehe, die Tafel »malen und machen«.1 Wenn Edgar Hofschen, mehr als 600 Jahre und viele ikonologische2 Häutungen später geboren (1941 im ostpreußischen Tapiau) sowie ein Zeitalter entfernt vom Selbstverständnis des Malers auf der Schnittstelle zwischen spätem Mittelalter und früher Neuzeit, über seine Arbeit spricht, zieht er das Verb ›machen‹ der Aussage ›malen‹ vor. Dabei gehört sein Werk gar nicht zur Kategorie der Ende des 20. Jahrhunderts verbreiteten Verkoppelungs- Künste von der Art der Montage, Assemblage oder Installation, kurzum des Hantierens mit heterogenen und zuvor kunstfremden Materialien. Schlicht Maler Hofschen ist Maler; in dem Sinne, daß als Maler schlechthin ihn zu charakterisieren nicht verfehlt ist. Auf das an- und abschwellende Gerede vom Tode der Malerei hat er nie etwas gegeben. Gleichwohl bekundet sich in seinen Bildern eine ungewohnte und bis zum Auftritt seiner Gemälde unbekannte Praxis des Metiers. Sie gründet in der künstlerischen Resonanz auf eine heteronome Moderne. In seiner Malerei verwendet der Künstler viele traditioneller Auffassung von Malerei nicht konforme Mittel, Materialien und Techniken. So bilden Zeltplanen neben der Leinwand ein Basiselement seiner Kunst und statt Pinsel auch spezifische Werkzeuge zum Auftragen und Abschleifen der Farbe. Doch die Zeltplanen liefern nicht wie die Leinwand allein den Träger seiner Gemälde. Sie verkörpern als Fundstücke zudem einen wichtigen Teil ihrer Bedeutung. Da sie häufig schon in Gebrauch waren und dessen Spuren verraten, haben sie als Bühne des sichtbaren Geschehens zwar die gleiche Funktion wie die noch unbehandelte Leinwand. Aber durch ihre außer-künstlerische Vornutzung verschiebt sich in phänomenologischer Hinsicht hier das Problem vom Gemachten zum Gewordenen. Die Einflüsse der Witterung und die Male infolge ständiger Inanspruchnahme wären darunter zu begreifen. Daß der Maler auch zielgerichtet fotografiert und seinen Ausstellungen gelegentlich fotografische Bilder zugesellt hat, spielt eine untergeordnete Rolle. Obwohl die Fotografien im Zusammenhang der Bildfindung nicht unwesentlich sind, treten sie hinter den Gouachen als Experimentierfeld zurück.3 Nichts desto weniger weist die Bezeichnung ›Modifikationen‹, die der Künstler seit dem Jahr 1971 für seine Gemälde wählt, auf den Aspekt des Machens hin. Die Frage, in welcher Weise Hofschen den Begriff in Stellung bringt, erregte das Interesse der Kunstkritik. Übereinstimmung herrschte, daß er eine Abwandlung, eine Veränderung im Vergleich zu einem bestimmten Modifikationen in der Malerei Modus (oder einem Modul gemäß der Informatik oder auch einem Modell) im Auge hatte. Subkutan könnte er auch die biologische Definition der Modifikation mitbedacht haben: Sie umschreibt die Veränderung eines Erscheinungsbildes kraft äußerer Faktoren, ohne daß die Kernsubstanz (im konkreten Fall die Gene) beeinflußt werden. Die Kernsubstanz wäre im Lichte der Kunst die Essenz der Malerei; in philosophischer Hinsicht die Malerei ›an sich‹, in künstlerisch-pragmatischer die materielle Seite. Die äußeren Faktoren würden in den Einwirkungen des Künstlers bestehen. Was den Maler tatsächlich zur Wahl des Begriffs der Modifikation bewogen hat, ist letztlich unerheblich. Wahrscheinlich ist ihm als gebildetem und hinreichend neugierigem Kopf die Vielfalt der Konnotationen bei gleichzeitiger perspektivischer Zuspitzung nicht entgangen. Ehe er ein Studium der Malerei an der Kunstakademie in Düsseldorf (1972-1975) anfing, hatte er in Wuppertal Pädagogik (1961-1964) und in Köln Kunstgeschichte sowie Philosophie (1965-1971) studiert und sich einen umfangreichen Fundus an Wissen rund um die Kunst angeeignet. Er wird die Wahl für die zentrale Bezeichnung seiner Malerei erst nach sorgfältigen Überlegungen getroffen haben; ebenso wie die Entscheidung, sich trotz verlockender Angebote von anderwärts als einfacher Hauptschullehrer im Bergischen Land, wo er aufgewachsen ist, in Radevormwald zu engagieren. Werkgruppen Seine Malerei treibt Edgar Hofschen in einzelnen Werkgruppen voran. Sie ordnet er unter dem Oberbegriff der Modifikation in der Reihenfolge des Alphabets. Mit dem Buchstaben A beginnend ist er Anno 2005 bei dem Buchstaben V angelangt. Die Ziffern hinter den Buchstaben in den Bildtiteln markieren die Position des jeweiligen Gemäldes innerhalb der Jahreszählung. Die Bezeichnung der Bilderfolge als Modifikation signalisiert, daß der Maler sein Werk a priori als einen sich vollziehenden Prozeß, tendentiell unabschließbar, angesehen hat. Darüber hinaus spiegelt sich darin auch die entschiedene Absage an die Vorstellung eines Fortschreitens in Richtung einer wie auch immer gearteten Vervollkommnung, eines ›work in progess‹ mit teleologischer Bestimmung. »Bereits im Dyptichon ›Modifikation 0 1‹ wird der Betrachter mit der Engführung divergierender künstlerischer Mittel in einem (wenn auch zweiteiligen Werk) konfrontiert. Aus der linken Tafel erhebt sich allmählich deutlich sichtbar aus der Bildfläche ein Binnenfeld schwarz in schwarz, zusätzlich akzentuiert lediglich durch eine als Naht vorgegebene mittlere Vertikale – ein asketisches Bild anscheinend, jedenfalls solange man nicht genau hinschaut. Dagegen ist das hellgraue Feld der rechten Tafel mit rosafarbenen Senkrechtbalken bestückt und ebensolchen Kreiselementen durchsetzt, die Lein- 3
Seite 1: Ausgabe 74 Heft 11 2. Quartal 2006
Seite 5 und 6: 2 Modifikation E 23, 1977 Ölfarbe
Seite 7 und 8: Damit ist der Akt der Arbeit, das M
Seite 9 und 10: 5 Modifikation M 26, 1989 Ölfarbe
Seite 11 und 12: eckigen, nahezu quadratisch abgeste
Seite 13 und 14: 9 Modifikation P 71, 1995 Ölfarbe
Seite 15 und 16: fließendes Licht formender Fluss Z

Edgar Hofschen - Zeit Kunstverlag

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?