ST. GALLER ORGELFREUNDE OFSG
ST. GALLER ORGELFREUNDE OFSG
ST. GALLER ORGELFREUNDE OFSG
- TAGS
- galler
- orgelfreunde
- ofsg
- ofsg.org
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Barock und französischer Romantik preisgeben müssen und damit, aus<br />
Kostengründen, auch noch die grosse Vielfalt von 45 Registern. Von Anfang an stand<br />
jedoch fest, dass die Verantwortlichen der Kirchgemeinde Goldach im Prinzip an der<br />
bestehenden Orgel und ihrem Klangentwurf festhalten wollten. Dies führte uns dann<br />
zielgerichtet auf eine Erneuerung.<br />
Unsere Lösung besteht nun aus der Wiederverwendung von 7 der 9 gut gebauten<br />
Windladen von 1962 und von 36 der 45 Register, somit 80 % des Klangbestandes. Da<br />
sämtliche vier offerierenden Firmen eine neue Traktur (Verbindung von Taste zu<br />
Spielventil) forderten, haben wir im gleichen Zug, aus klimatischen und akustischen<br />
Gründen, eine Neuordnung der Windladen vorgenommen: Das Hauptwerk wurde<br />
zusammengeschoben, aussen haben wir zu beiden Seiten die früher ganz hinten und<br />
unsichtbar platzierten Pedalladen aufgestellt. Das viel zu hochgestellte sogenannte<br />
Kronpositiv ganz oben an der Kirchendecke wich in der Stimmung während der doch<br />
längeren Heizperiode jeweils so stark von den übrigen Pfeifen ab, dass es nicht mit<br />
jenen zusammen gespielt werden konnte. Es liegt neu um ca. 130 cm tiefer. Hinter<br />
diesem und dem Hauptwerk hat Orgelbau Späth eine neue Schwellwerkslade samt<br />
einem schalldichten Gehäuse mit beweglichen Schwelljalousien erstellt. Die ganze<br />
Orgel ist heute um 120 cm weniger tief, was sowohl einem günstigen Zirkulationsgang<br />
als auch dem Klima der Westwand zugute kommt.<br />
Bereits 10 Jahre nach der Einweihung hatte Firma Mathis, d.h. deren Konstrukteur<br />
Andreas Heinzle, einen neuen Prospektentwurf für eine raumkonforme Ansicht der<br />
Orgel vorgeschlagen, da die sehr eigenwillige Orgelansicht Adolph Gaudys<br />
Raumvision zu stark kontrastierte. Vor allem wurde der unschöne Klangschacht über<br />
dem Spieltisch bemängelt. Im Zuge der Erneuerung hat nun derselbe Andreas<br />
Heinzle, seit vielen Jahren schon bei Orgelbau Späth tätig, einen völlig neuen<br />
Prospekt gezeichnet, der die Ruhe des bestehenden Raumes aufnimmt und in<br />
Gaudyscher Sprache der Westansicht der geräumigen Kirche ein freundliches und<br />
helles Gesicht verleiht. Die Stattlichkeit von 45 Registern ist in diesem "Gesicht"<br />
sinnvoll repräsentiert. Allein schon die Ansicht des Orgelgesichtes wirkt klingend!<br />
In der erneuerten Disposition haben wir zunächst darauf geachtet, dass die 36 gut<br />
gearbeiteten alten Register gesünder ansprechen, dass sie besser und schneller in<br />
den Grundton finden. Dafür bürgt die Intonationskunst von Hans Späth, die letztlich<br />
auf einer Besichtigungstour im Herbst 2006 in Schmerikon SG den Ausschlag für<br />
seine Firma gab. Hans Späth versteht sich, auch von seiner persönlichen Biografie<br />
her, besonders gut auf die Hildenbrand'schen Klangwünsche, hatte er doch in den<br />
70er Jahren für jenen unzählige Orgeln intoniert. Und wir haben einige der zu vielen<br />
spitzen "Spielklänge" gegen rundere Grundstimmen ausgetauscht. Als einziges<br />
Zusatzregister erhielt das Pedal den neuen "Infrabass", genannt Untersatz 32', um den<br />
"unterirdischen" Wurzelbereich des Klanglichen, dank einer besonderen Gravität<br />
besser im Boden zu verankern. Etliche Register haben durch massvolle<br />
Detailveränderungen eine neue musikalische Aufgabe bekommen.<br />
Ziel war, die Klänge denjenigen ausgesprochen gelungener Instrumente in der<br />
Schweiz um 1960 anzunähern (Münster Schaffhausen, Metzler / ref Kirche Heiligkreuz<br />
St.Gallen, Mathis / Ref. Kirche Elgg, Kuhn oder kath. Kirche Schmerikon SG, Späth).<br />
Von einer Modernisierung in Richtung der gegenwärtig bevorzugten, grundtönigen<br />
Neuromantik haben wir absichtlich abgesehen.<br />
Was wir unter massgeblicher Wiederverwendung sorgfältig überholter Orgelteile neu<br />
gewonnen haben, das sind folgende Qualitäten:<br />
73<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 27, Nr.4, 2009