2009-11 November_2007-06 Juni.qxd - Kölner Karneval
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<strong>2009</strong>-<strong>11</strong> <strong>November</strong>_<strong>2007</strong>-<strong>06</strong> <strong>Juni</strong>.<strong>qxd</strong> 12.01.2010 13:21 Seite 13<br />
›Wenn Ver-rückt-Sein Brauchtum wird‹<br />
Über Psyche, Kultur und Unkultur des Narrenfestes<br />
„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt<br />
gehen“, meinte Alt-Kanzler Helmut<br />
Schmidt. Im Rheinland gibt es eine<br />
preiswerte Alternative: Der Visionär<br />
stürzt sich in den <strong>Karneval</strong>.<br />
Das „Fest der verkehrten Welt“ relativiert<br />
alles. Die Welt steht Kopf.<br />
Das Ver-rückt-Sein hat Methode<br />
und schafft neue Wirklichkeiten.<br />
Geht der Bankdirektor im Pyjama<br />
zur Sitzung, bekommt er womöglich<br />
einen Orden. Geht er montags<br />
so zur Vorstandssitzung, bekommt<br />
er einen Psychiater. Mal gilt ein Ver -<br />
halten als Symptom, mal wird es als<br />
Brauchtum geadelt. Bräuche erfas -<br />
sen alle Altersgruppen und Stände.<br />
Sie geben Heimat und Identität und<br />
manchmal auch ein zweites Leben.<br />
Vorausgesetzt, ihnen liegt ein Regelwerk<br />
zugrunde – jecken Bräuchen<br />
erst recht.<br />
Über den „Sinn im Unsinn“ (Goethe<br />
über <strong>Karneval</strong>) in Wort und Bild kar -<br />
nevalistisch zu philosophieren, ist<br />
vergnügliches Ziel des Vortrags von<br />
Wolfgang Oelsner, der von Kölns<br />
kabarettistischem Akkordeonisten,<br />
Wolfgang Jaegers, rheinisch-musikalisch<br />
begleitet wird.<br />
Der <strong>Kölner</strong> Verein für seelische Gesundheit<br />
(im Internet zu finden unter<br />
der Adresse www.kvsg.de) ist<br />
der Förderverein für das Früherkennungs-<br />
und Therapiezentrum<br />
FETZ (www.fetz.org) der Klinik für<br />
Psychiatrie und Psychotherapie der<br />
Universität zu Köln. Auf den ersten<br />
Blick mag es verwunderlich erschei -<br />
nen, wenn der KVsG zu einem Vortrag<br />
in das Haus des <strong>Kölner</strong> <strong>Karneval</strong>s<br />
einlädt. Was verbindet <strong>Karneval</strong><br />
mit seelischer Gesundheit?<br />
Schon der Vortragstitel jedoch spielt<br />
auf gemeinsame sprachliche Wurzeln<br />
an. <strong>Karneval</strong> bedeutet auch:<br />
ein Rollenwechsel, sich selbst und<br />
andere nicht zu ernst nehmen, sich<br />
ungezwungen freuen und lachen<br />
zu können, einfach „Spaß an d´r<br />
Freud“ zu haben. Bei Menschen mit<br />
psychischen Erkrankungen ist jedoch<br />
die Lebensfreude häufig stark<br />
beeinträchtigt.<br />
Die Zunahme psychischer Erkran -<br />
kungen ist beunruhigend. Nach<br />
Prog nosen der Weltgesundheitsorganisation<br />
wird Depression in<br />
Kürze zur Volkskrankheit Nummer<br />
eins.<br />
Psychische Erkrankungen können<br />
jeden treffen: Spitzensportler, Künst -<br />
ler, Wissenschaftler, Manager, aber<br />
genauso Personen in weniger herausgehobenen<br />
Stellungen und auch<br />
ohne extreme äußere Belastung aus<br />
der Familie, in der Nachbarschaft<br />
oder am Arbeitsplatz. In hohem Ma -<br />
ße sind auch Jugendliche schon<br />
betroffen.<br />
Psychische Erkrankungen sind meis -<br />
tens kein plötzliches Ereignis. Oftmals<br />
geht eine jahrelange Entwick -<br />
lung voraus, in der bereits psychi-<br />
›Terminhinweis‹<br />
NARRENSPIEGEL _ 13<br />
FESTKOMITEE DES KÖLNER KARNEVALS<br />
sche Krisen auftreten. Psychische<br />
Erkrankungen werden häufig<br />
verdrängt, bis es nicht mehr<br />
geht. Früh zeitiges Erkennen und<br />
Behandeln der Krankheit erhöht<br />
die Heilungs chancen.<br />
1997 wurde das <strong>Kölner</strong><br />
Früherken nungs- und Therapie-<br />
Zentrum als erstes Zentrum dieser<br />
Art in Deutsch land gegründet und<br />
damit eine Anlaufstelle geschaffen,<br />
bei der Menschen, die eine ernst -<br />
hafte psychische Erkrankung entwickeln,<br />
frühzeitig professionelle<br />
Hilfe erhalten können.<br />
Der KVsG bemüht sich, die Problematik<br />
der psychischen Erkrankungen<br />
in der Öffentlichkeit bewusst<br />
zu machen und dabei insbesondere<br />
dem Stigma entgegenzuwirken,<br />
das psychischen Erkrankungen<br />
immer noch anhaftet. Deshalb<br />
sind wir dankbar, dass wir mit Un -<br />
terstützung des Festkommitees<br />
des <strong>Kölner</strong> <strong>Karneval</strong>s mit diesem<br />
Vortrag auf die Arbeit des KVsG<br />
aufmerksam machen können.<br />
Gemeinsam mit der großen Kraft<br />
des <strong>Kölner</strong> <strong>Karneval</strong>s sehen wir eine<br />
gute Chance, durch Aufklärung<br />
einen substantiellen Beitrag zur<br />
seelischen Gesundheit zu leisten.<br />
Tassilo Küpper<br />
Vorsitzender des KVsG<br />
Der <strong>Kölner</strong> Verein für seelische Gesundheit (KVsG)<br />
und das Festkomitee des <strong>Kölner</strong> <strong>Karneval</strong>s laden ein<br />
zu einem Vortrag von <strong>Karneval</strong>sphilosoph Wolfgang<br />
Oels ner (Bild links) am Donnerstag, 28. Januar, um<br />
18 Uhr ins <strong>Kölner</strong> <strong>Karneval</strong>smuseum, Maarweg 134,<br />
ein. (sk)