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Der Wildhüter - Jagdaufseherverband Nordrhein-Westfalen eV

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<strong>Der</strong> <strong>Wildhüter</strong><br />

32<br />

Aus vergangenen Tagen<br />

Die Strafe des „Weydmesser- oder Pfundgebens“<br />

bei der Niddaer Sauhatz, 1633<br />

<strong>Der</strong> aus einer Dresdner Malerfamilie<br />

stammende Valentin Wagner (1610<br />

bis 1655) nahm 1633, also mitten im<br />

Dreißigjährigen Krieg, an einer mehr<br />

als dreiwöchigen Jagd im Raum Nidda<br />

in Hessen als Hofberichterstatter im<br />

Auftrag des Landgrafen Philipp von<br />

Hessen-Butzbach oder des Landgrafen<br />

Georg II. von Hessen-Darmstadt teil.<br />

Dieses unter dem Namen „Niddaer Sauhatz“<br />

in die Geschichte eingegangene<br />

Geschehen hielt er auf 45 Blättern mit<br />

89 Zeichnungen fest.<br />

Die mit sehr genauen Darstellungen<br />

einer Jagd versehenen Blätter<br />

sind auch ein kulturhistorisches Dokument,<br />

welches sehr interessante<br />

Einblicke in die Sitten und Gebräuche<br />

der damaligen Zeit gewährt. Die<br />

Tatsache, dass Wagner sich auf einigen<br />

Zeichnungen der „Niddaer Sauhatz“<br />

in Jagdkleidung porträtierte, lässt darauf<br />

schließen, dass er selbst Jäger war.<br />

An dieser Jagd, bei der Landgraf<br />

Georg II. von Hessen-Darmstadt<br />

(1605 bis 1661) Jagdherr war, nahmen<br />

als Gäste unter anderen Landgraf<br />

Philipp von Hessen-Butzbach (1581<br />

bis 1643) und dessen Onkel, Landgraf<br />

Friedrich von Hessen-Darmstadt<br />

(1616 bis 1682) teil. Das Gefolge, zu<br />

dem ein Hofmeister, ein Marschall,<br />

Stallmeister und Kammerjunker, sowie<br />

mehrere Hofbeamte gehörten,<br />

war klein. Dazu kam aber noch eine<br />

beträchtliche Anzahl von Forst- und<br />

Jagdbeamten und eine große Schar<br />

von Bauern als Treiber, die zu diesem<br />

Dienst verpflichtet waren.<br />

Die eingestellten Jagden begannen<br />

am 23. Oktober und endeten am 16.<br />

November. Während dieser Zeit wurden<br />

57 Schweine, 56 Keiler, 181 Bachen<br />

und 202 Frischlinge erlegt.<br />

Valentin Wagners Aufgabe war<br />

es, den ganzen Jagdverlauf als Dokumentation<br />

festzuhalten. Mit seinen<br />

Zeichnungen hat er nicht nur konkretes<br />

Jagdgeschehen der Nachwelt hinterlassen,<br />

sondern dazu auch eine glänzende<br />

Personendarstellung geliefert.<br />

Auf den beiden Zeichnungen hat<br />

der Künstler in origineller Weise die<br />

Anwendung eines alten Jagdbrauches,<br />

des „Weydmesser- oder Pfundgebens“,<br />

geschildert, das beim Legen der Strecke<br />

am Ende der Jagd stattfand. Den Jagdgästen,<br />

die sich gegen die Jagdregeln<br />

vergingen oder mit unweidmännischen<br />

Ausdrücken gegen die Jägersprache verstießen,<br />

wurde nach der Hatz zur Strafe<br />

in einer Art fröhlichen Gerichts mit der<br />

platten Klinge des großen Weidmessers<br />

der Hintern versohlt. Auf der oberen Ab-<br />

bildung kniet einer der „Delinquenten“<br />

namens Seydensticker bereits auf einem<br />

Stück erlegten Wildes und erwartet ergeben<br />

die drei Schläge mit der Weid praxe,<br />

für die er sich mit einem „Deo gratias“<br />

bedankt, während unten ein weiterer<br />

Sünder namens Breitenbach fleht: „thut<br />

mir den hosen kein schaden“, was nach<br />

diesen Worten offenbar manchmal vorgekommen<br />

zu sein scheint.<br />

Selbst bei derartig humorvollen<br />

Skizzen fällt deutlich ins Auge, mit welcher<br />

Genauigkeit Valentin Wagner die<br />

einzelnen Jagdgeräte und die jagdliche<br />

Kleidung abgebildet hat.<br />

Gemäß ihrem Charakter als Reise-<br />

bzw. Jagdskizzen, sind Wagners

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