Der Wildhüter - Jagdaufseherverband Nordrhein-Westfalen eV
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<strong>Der</strong> <strong>Wildhüter</strong><br />
42<br />
Winterverluste in Grenzen halten<br />
Die hohen Winterverluste gilt es, in Grenzen zu halten. In einer Landschaft, in der es während der langen Vegetationsruhe<br />
aufgrund fehlender Wildkräuter, Altgras-, Klee- und Rapsflächen an Samen- sowie Grünäsung mangelt, machen wir es uns<br />
zum Ziel, die hohen Winterverluste durch ein zusätzliches Äsungsangebot zu kompensieren. Schließlich überlebt heutzutage<br />
noch nicht einmal die Hälfte aller Rebhühner den ersten Winter. Sie werden in der ausgeräumten Landschaft Opfer der<br />
zahlreichen Fressfeinde, insbesondere der Greifvögel.<br />
Die meisten schlägt der Habicht. Aber auch Mäuse- sowie Raufußbussard und in einigen Revieren selbst der inzwischen<br />
wieder häufiger vorkommende Wanderfalke können den Hühnerbesatz erheblich zehnten. Zwar sagt man den Greifvögeln<br />
nach, dass sie nur schwache Hühner schlagen, doch nach acht Tagen Frost und Schnee sind selbst die stärksten Hühner<br />
schwach. Besonders, wenn hoher und am Ende verharschter Schnee die lebenswichtigen Wintersaaten bedeckt und es weit<br />
und breit keine Deckung gibt, kommen Feldhühner schnell in arge Bedrängnis. Um nun größere Verluste zu vermeiden,<br />
müssen die einzelnen Ketten jetzt unbedingt gefüttert werden. Nur in gutem körperlichem Zustand werden sie dank ihrer<br />
Wachsamkeit und Schnelligkeit ihren Feinden entkommen können.<br />
Mit dem Futter zu den Hühnern<br />
Im Unterschied zu Fasanen lassen sich Rebhühner nicht zu einem x-beliebigen Futterplatz hinfüttern. Sie halten dem im<br />
Februar/März vom Rebhuhnpaar gewählten Areal übers ganze Jahr die absolute Treue. In diesem Heimatrevier werden bis<br />
zum Spätherbst die vorhandenen Deckungsflächen, insbesondere Hackfruchtbestände, als Tageseinstand und zur Nachtruhe<br />
aufgesucht. Nach Abernten der letzten Rüben- und Maisschläge befinden sich die Hühner häufig mitten auf den freien Ackerflächen.<br />
Bei hohem Pulverschnee ist die Bedrohung durch Habicht und Bussard noch relativ gering, denn bei drohender<br />
Gefahr tauchen die Hühner blitzschnell in der weißen Pracht unter. Eine verharschte Schneedecke allerdings bietet für dieses<br />
typische Fluchtverhalten keine Chance. Es ist also von größter Wichtigkeit, das Territorium der einzelnen Völker ausfindig<br />
zu machen und die vorgesehenen Fütterungen dort anzulegen.<br />
Sicherheit am Futterplatz ist erstes Gebot. Bei der Wahl des Rebhuhnfutterplatzes hat sich folgende Methode bewährt:<br />
Sobald Schnee liegt, fährt man mit einem geländegängigen Fahrzeug das Feldrevier ab. Überall dort, wo man die als schwarze<br />
Punkte im Schnee relativ leicht erkennbaren Ketten liegen sieht oder bei einem Fußmarsch quer durch das Territorium eines<br />
bereits bekannten Rebhuhnvolkes dessen Geläufe findet, wird auf freiem Feld, unter dichten Hecken oder im Schilf und<br />
ähnlichen Deckungsinseln ein Futterplatz angelegt. Altgrasflächen, Unkrautbestände, Wildäcker, insbesondere Zwischenfruchtschläge<br />
und Grünbrachen sind besonders attraktiv. Wir achten streng darauf, dass es – vor allem im Bereich der in freier<br />
Landschaft angelegten Fütterungen – im Umkreis von 200 Metern keine Aufbaummöglichkeit für Greifvögel in Form von<br />
Baumgruppen, Einzelbäumen, Kanzeln oder Telegrafenmasten gibt.<br />
Flexible Fütterung<br />
Feste und überdachte Fütterungseinrichtungen sind nicht immer empfehlenswert. Insbesondere die Fasanenschütten ähnelnden,<br />
am Rande von Heckenstreifen gebauten Fütterungen bieten dem Habicht Gelegenheit, die Hühner zu überlisten.<br />
Am besten bewährt haben sich bogenförmig über einen Spreuhaufen aufgestellte Baustahlgewebematten, die von oben leicht<br />
mit Reisig abgedeckt werden können. <strong>Der</strong> Kaffhaufen – zur Not kann man auch Heusamen oder kurz gehäckseltes Stroh<br />
verwenden – wird mit sperrigen Dornenzweigen als Unterschlupf und Schutz gegen Schneeverwehungen umbaut.<br />
Gewollte und ungewollte Mitesser<br />
<strong>Der</strong> in jedem Fall als Grundlage einer Flugwildfütterung dienende Spreuhaufen wird für Rebhühner reich mit Weizen oder<br />
dem bei der Getreidereinigung anfallenden Kleinkorn angereichert. Winterkohl, halbe Rüben und Äpfel, die zugleich auch<br />
den Hasen erfreuen, sind eine gute Ergänzung. Getreide muss stets reichlich zur Verfügung stehen, denn die Rebhühner<br />
sollen schnell satt werden und stets bei guter Kondition bleiben. Außerdem finden sich nicht nur Hasen und Kaninchen dort<br />
ein, sondern auch Rehe und vor allem viele Kleinvögel wie Grünfinken, Sperlinge und Co. Die ebenfalls meist in großen<br />
Schwärmen auftretenden Rabenvögel wie Saat- und Rabenkrähen sollte man allerdings fernhalten, ihre Anwesenheit vertreibt<br />
die Rebhühner.<br />
WM G. Claussen<br />
Internet: www.Wildacker.de