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diakonie regensburg aktuell - dw-regensburg.de

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<strong>aktuell</strong><br />

Wiener verbun<strong>de</strong>n ist, waren drei Predig-<br />

ten. Es ist das Jahr 1842. Wiener, Sohn<br />

eines Regensburger Oberrechnungskom-<br />

missars, noch keine 30 Jahre alt, bestens<br />

in München und Leipzig ausgebil<strong>de</strong>t, Vi-<br />

kar in Passau, in Erlangen promoviert,<br />

verheiratet mit Cäcilie von Benda, <strong>de</strong>r<br />

ältesten Tochter <strong>de</strong>s fürstlichen Direktors<br />

<strong>de</strong>r Regensburger Domänen-Administra-<br />

tion, als Dozent für Theologie tätig und zu<br />

Höherem Berufen, wird gebeten zum 300.<br />

Reformationsjubiläum seiner Heimatstadt<br />

zu predigen. Er nimmt an. Es wur<strong>de</strong> für ihn<br />

zum Desaster. (…) Die Epoche ist geprägt<br />

von interkonfessionellen Spannungen,<br />

hitzigen Feindseligkeiten, einer starken<br />

liberalen protestantischen Min<strong>de</strong>rheit, so-<br />

wie einer streng ultramontanen Ausprä-<br />

gung <strong>de</strong>s Katholizismus. (…) In diesem<br />

Umfeld geriet Wieners Predigt daneben.<br />

Die Rüge im Personalakt vermerkt: „Zeigt<br />

zu wenig Mäßigung in seinem Eifer, be-<br />

son<strong>de</strong>rs im Verhältnis zum Katholizis-<br />

mus.“ Wiener konnte gehen, o<strong>de</strong>r besser:<br />

<strong>de</strong>r König erwartete in seinem Land kon-<br />

fessionellen Frie<strong>de</strong>n, und so fand er sich,<br />

entbun<strong>de</strong>n von allen Ämtern, kurz darauf<br />

strafversetzt in Kurzenaltheim, einem<br />

kleinen Dorf am Hahnenkamm, wie<strong>de</strong>r.<br />

(…) Rückblickend ist es ein Glücksfall!<br />

Denn von da zog es ihn nach Fürth, wo<br />

er Pfarrer Wilhelm Löhe begegnete, <strong>de</strong>m<br />

Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Diakonissenmutterhau-<br />

ses Neuen<strong>de</strong>ttelsau und <strong>de</strong>m Vater <strong>de</strong>r<br />

Bayerischen Diakonie. Wieners frommer,<br />

gewisser Glaube kreuzt sich mit <strong>de</strong>m ak-<br />

tiven Dienst am Nächsten. O<strong>de</strong>r um es<br />

mit seinen Worten zu beschreiben: „Weil<br />

wir selig sind, dürfen wir heilig wer<strong>de</strong>n!“<br />

In dieser Reihenfolge dachte und glaubte<br />

19<br />

er – gut lutherisch eben, also kein Hei-<br />

ligwer<strong>de</strong>n für die Seligkeit, son<strong>de</strong>rn ein<br />

Seligsein in dieser Welt, zwischen ratio-<br />

naler Abgebrühtheit und dogmatischer<br />

Bigotterie, um <strong>de</strong>m Nächsten Heilung zu<br />

verschaff en.<br />

1860 kehrt er in seine Heimatstadt<br />

zurück – diesmal Dritte Pfarrstelle an<br />

<strong>de</strong>r Dreieinigkeitskirche, die Leitung <strong>de</strong>s<br />

Waisenhauses inklusive. Ein Jahr später<br />

stellt er auf eigene Rechnung zwei Dia-<br />

konissen für häusliche Krankenpfl ege<br />

ein. Und damit ging es los. Er fand Un-<br />

terstützer, wie Christoph Rehbach, Be-<br />

sitzer <strong>de</strong>s heutigen Wiener-Hauses und<br />

Vorstand <strong>de</strong>r Ev. Wohltätigkeitsstiftung.<br />

O<strong>de</strong>r Marie von Bayern, die evangelische<br />

Königin, die sich in beson<strong>de</strong>rer Weise<br />

um das soziale Wohl von Frauen sorgte.<br />

1865 grün<strong>de</strong>te Dr. Wiener mit ihrer Hilfe<br />

das nach ihr benannte Marienstift: Eine<br />

Schule mit Internat für Mädchen, insbe-<br />

son<strong>de</strong>re Pfarrwaisen, <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Zugang<br />

zu höherer Bildung geöff net wer<strong>de</strong>n soll-<br />

ten. GAW kämpft wie ein Löwe für seine<br />

Einrichtungen. Er sammelte bayernweit<br />

Gel<strong>de</strong>r, baute <strong>de</strong>n Krankenpfl egeverein<br />

stetig aus, knüpft Kontakte, gewann das<br />

Neuen<strong>de</strong>ttelsauer Diakonissenhaus für<br />

einen stetigen Einsatz am Evang. Kran-<br />

kenhaus (…)<br />

(…) Bis ins hohe Alter tätig, verstarb<br />

Dr. Wiener im Februar 1892. (…) Sei-<br />

ne Kirche verlieh im Titel und Rang ei-<br />

nes protestantischen Kirchenrates. Sein<br />

Grabstein sollte sich heute auf <strong>de</strong>m<br />

Evang. Zentralfriedhof befi n<strong>de</strong>n. Eine<br />

Straße – o<strong>de</strong>r Platz, die seinen Namen<br />

in Erinnerung hält, fi n<strong>de</strong>t sich in Regens-<br />

burg nicht.

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