diakonie regensburg aktuell - dw-regensburg.de
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<strong>aktuell</strong><br />
kamen nie dort an, die Hemmschwelle<br />
war einfach zu hoch. Durch eine gerichts-<br />
nahe Beratung, manchmal sogar direkt<br />
aus <strong>de</strong>r Verhandlung heraus, wollte sie<br />
solche „Verluste“ begrenzen. Damals wur-<br />
<strong>de</strong> es gera<strong>de</strong> Usus, das Sorgerecht nach<br />
einer Scheidung bei<strong>de</strong>n Eltern zuzuspre-<br />
chen. Auch bei weniger „hochstrittigen Par-<br />
teien“, wie Ramming Trennungswillige oft<br />
erlebt, kein leichtes Unterfangen.<br />
Zusammen mit Claudius Vergho, <strong>de</strong>m<br />
Leiter <strong>de</strong>r Beratungsstelle in <strong>de</strong>r Prüfeninger<br />
Straße, stellte Lossen das neuartige Bera-<br />
tungsmo<strong>de</strong>ll auf die Beine. Es fand sich ein<br />
Raum am Gericht, eine Finanzierung und die<br />
personelle Ausgestaltung. Vier Psychologen<br />
sind seither abwechselnd einmal wöchentlich<br />
vor Ort. Ratsuchen<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n ihnen während<br />
<strong>de</strong>s Verfahrens vermittelt. Auf Wunsch eines<br />
Familienrichters nehmen sie auch direkt am<br />
Verfahren teil. Dabei müssen ein familienge- familienge- Zeichnung eines Trennungskin<strong>de</strong>s,<br />
rechtes Verfahren und Beratungsabläufe auf-<br />
wo die Eltern getrennt in einem Haus leben<br />
einan<strong>de</strong>r abgestimmt wer<strong>de</strong>n. Denn bei Gründung <strong>de</strong>r<br />
FaTS kamen, wie ein Richter es ausdrückte, „zwei Berei-<br />
che zusammen, die sich wie Feuer und Wasser verhalten“.<br />
Denn Richter <strong>de</strong>nken in rechtlichen Bahnen, was steht<br />
wem zu, und entschei<strong>de</strong>n danach recht zackig. Dagegen<br />
sind Psychologen eher die Versteher, die „danach schau-<br />
en was je<strong>de</strong>r Beteiligte braucht“. Sie machen Vorschläge,<br />
begleiten die Menschen und werben für das, was sie für<br />
richtig – fürs Kind – halten.<br />
Ziel je<strong>de</strong>r Beratung ist es, dass die streiten<strong>de</strong>n Erwach-<br />
senen sich soweit „verständigen können, dass sie eine<br />
gute Lösung für <strong>de</strong>n Umgang mit ihren Kin<strong>de</strong>rn fin<strong>de</strong>n“.<br />
Dafür braucht es manchmal mehrere Schritte, bis eine ein-<br />
vernehmliche Lösung gefun<strong>de</strong>n ist. Dabei darf sich kei-<br />
ner „als Verlierer empfin<strong>de</strong>n“, unterstreicht Ramming mit<br />
nachdrücklichen Gesten. In diesem Prozess, <strong>de</strong>r sich über<br />
Wochen o<strong>de</strong>r Monate hinziehen kann, fühlen sich die Psy-<br />
chologen häufig „wie UN-Blauhelme“, ständig bemüht in<br />
23<br />
<strong>de</strong>r Kampfzone <strong>de</strong>r „Rosenkrieger“ „überhaupt <strong>de</strong>n Fuß<br />
dazwischen zu kriegen“. Wenn nach einem solch schwieri-<br />
gen Prozess das Konfliktpotential dann mal geringer wird,<br />
eine Umgangsregelung gefun<strong>de</strong>n ist, „freut sich je<strong>de</strong>r von<br />
uns“, erzählt Ramming und strahlt erleichtert. Wenn die<br />
Eltern ihren Kin<strong>de</strong>rn vermitteln können, „die Trennung ist<br />
kein endgültiges Aus“, dann haben sie die Chance auf eine<br />
Neuorientierung.<br />
Eine solche Umorientierung hat auch im Verhältnis<br />
<strong>de</strong>r Justizbeamten zu <strong>de</strong>n Beratern stattgefun<strong>de</strong>n. Denn<br />
nicht alle stan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m neuen Projekt „FaTS“ anfänglich<br />
so aufgeschlossen gegenüber wie Richterin Lossen. Da<br />
gab es durchaus Berührungsängste. Ein Kollege Lossens<br />
hat es vor einiger Zeit so ausgedrückt: „Justiz und Bera-<br />
tung haben als Zweckgemeinschaft begonnen und sind in<br />
einer glücklichen Ehe gelan<strong>de</strong>t!“