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KORRESPONDENZBLATT DES CANISIANUMS

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Be It r ä g e<br />

Leonard Nevis Fernando SJ<br />

Christliche Kunst bei den indischen<br />

Ureinwohnern<br />

Leonard Nevis<br />

Fernando SJ<br />

Die Religionen dieser Welt präsentieren sich<br />

nicht nur in ihren Schriften und theologischen<br />

Traktaten, sondern ebenso durch ihre Architektur,<br />

Malerei und Bildhauerei. Viladesau<br />

meint, dass „die Kunst uns wahrscheinlich<br />

den lebendigsten und treffendsten Zugang<br />

zur Religion, wie sie gelebt, gedacht, vorgestellt<br />

und von ihren Anhängern empfunden<br />

wird, ermöglicht“ 1 . In diesem Artikel beziehe<br />

ich mich auf eine christliche Gemeinschaft<br />

in Indien, um ihre religiöse Erfahrung und<br />

wie sie sich in der Malerei und Architektur<br />

ausdrückt, zu beleuchten.<br />

Die Christen Indiens gehören verschiedenen<br />

soziologischen Schichten an. Diese christlichen<br />

Gemeinschaften entstanden in vielen<br />

Teilen Indiens zu unterschiedlichen Zeiten<br />

und als Folge vielfältigster historischer Umstände.<br />

Obwohl das Christentum in Indien<br />

bereits eine sehr lange Geschichte hat, ja<br />

sogar so alt wie das Christentum selbst ist 2 ,<br />

setzte der Dialog mit und die Missionsarbeit<br />

unter den Ureinwohnern Indiens erst im 19.<br />

Jahrhundert ein. Außerdem gewannen die<br />

säkulare und christlich geprägte Kunst der<br />

Ureinwohner erst in den letzten Jahren die<br />

Anerkennung der Weltöffentlichkeit.<br />

Europäisch-christliche Malerei<br />

Bevor wir genauer auf das recht junge Phänomen<br />

der christlichen Kunst unter den indischen<br />

Ureinwohnern eingehen, sollten wir<br />

einen kurzen Blick auf die Entwicklung oder<br />

die Abwesenheit christlicher Kunst in Indien<br />

werfen.<br />

Unglücklicherweise haben wir keine adäquaten<br />

Informationen über die christliche<br />

Kunst Indiens in den ersten 15 Jahrhunderten<br />

christlicher Zeitrechnung. Die einzige<br />

Information, die wir besitzen besagt, dass<br />

die Architektur der Kirchen der Thomas-<br />

Christen in Kerala, die Tempel der Hindu als<br />

Vorbild hatten und ihnen ähnelten.<br />

Die Missionare, die bis auf wenige Ausnahmen<br />

ab dem 16. Jahrhundert nach Indien<br />

kamen, brachten ihre europäisch geprägten<br />

religiösen Traditionen und kulturellen Ausdrucksformen<br />

des christlichen Glaubens<br />

mit. Nicht nur die Architektur der Kirchen,<br />

sondern ebenso die Statuen und Bilder in<br />

den Kirchen hatten europäische Modelle als<br />

Vorbilder. Das Ergebnis war, dass „das Christentum<br />

in Indien vollständig mit europäisch<br />

religiösen Traditionen verknüpft wurde. Visuelle<br />

Kunst, das bedeutendste Medium<br />

in Indien um religiöse Ideen und Ansichten<br />

auszudrücken, nimmt hauptsächlich Bezug<br />

auf europäische Bilder, wenn sie sich auf<br />

das Christentum beziehen“, sagt Stefan<br />

Belderbos. 3<br />

Der Dialog zwischen der Moghul-Malerei und<br />

der europäischen Kunst<br />

Seit den Anfängen der Mission 4 am Moghul-<br />

Hof, führten die Jesuiten zahlreiche europäisch-christliche<br />

Bilder in das Reich ein. Sie<br />

setzten die Bilder als Mittel der Evangelisation<br />

ein und als Objekt der Verehrung in<br />

ihren Kirchen. Außerdem machten sie den<br />

Moghul-Herrschern Akbar und Jahangir<br />

christliche Bilder zum Geschenk. Doch ha-<br />

13

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