KORRESPONDENZBLATT DES CANISIANUMS
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ch r o n Ik u n d ak t u e l l e s<br />
zu heben. Sie stand auf und begann, doch<br />
bereits nach dem ersten Satz „Der Herr ist<br />
mein Hirte“ blieb sie stecken. Sie konnte<br />
nicht fortsetzen. Sie schaffte es nur mehr zu<br />
sagen: „Der Herr ist mein Hirte. Das ist alles,<br />
was ich mir wünsche.“ „The Lord is my shepherd.<br />
That is all I want.“<br />
P. Valan war entsetzt. Doch etwas später, im<br />
Rückblick, wurde ihm klar, dass das Kind den<br />
wahren Kern des Psalms in eigenen Worten<br />
ausgedrückt hatte: „Der Herr ist mein Hirte.<br />
Das ist alles, was ich mir wünsche!“<br />
Wir können uns wahrhaftig glücklich schätzen,<br />
weil wir von und zu Gott in einem unerschütterlichen<br />
Vertrauen sprechen können,<br />
da wir an einen Gott glauben, der sich um<br />
uns sorgt. Das Bild vom Hirten und den<br />
Schafen, das Jesus verwendet, um sich<br />
selbst als Guten Hirten vorzustellen, ist uns<br />
vertraut: „Ich bin der Gute Hirt. Der Gute<br />
Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“ (Joh<br />
10,11)<br />
Ich denke, dass diese Verbindung Jesu mit<br />
uns durch die Worte des heutigen Evangeliums<br />
unterstrichen wird: „Ich bin das Brot<br />
des Lebens... das Brot, das ich euch geben<br />
werde, ist mein Fleisch, für das Leben der<br />
Welt.“ (Joh 6, 48-51)<br />
Wenn wir Eucharistie feiern, dann feiern<br />
wir die Erinnerung an Gottes größte Liebe<br />
für uns, die er uns in der Person Jesu zum<br />
Geschenk gemacht hat, um unser Leben zu<br />
bereichern. Diese Feier der Erinnerung kann<br />
uns verwandeln, damit wir als Brüder und<br />
Schwestern Jesu seinem Beispiel der Leben<br />
hingebenden Liebe folgen.<br />
Jetzt in der Osterzeit hören wir, dass der<br />
Auferstandene am Brotbrechen erkannt<br />
wird. Es geht dabei nicht nur um die Erinnerung<br />
an festliche Mahle, sondern vor allem<br />
um Jesu Lebenshaltung. Zum Brotbrechen<br />
feiern gehörte für ihn stets das Brotbrechen<br />
leben.<br />
Wer das Brot der Kommunion nimmt, nimmt<br />
Christus auf, nimmt seine dienende und hingebende<br />
Liebe an und nimmt seinen Auftrag<br />
an, ihm auf dem eigenen Lebensweg dienend<br />
und liebend nachzugehen. Wäre es nicht<br />
schön, wenn uns die anderen als Christen<br />
erkennen, weil wir das Brotbrechen, unser<br />
Leben mit ihnen teilen und einander dienen?<br />
Ich denke, dass ist unsere Berufung. Das ist<br />
der Sinn unseres Lebens.<br />
Als Priester fühle ich mich berufen zu dienen,<br />
dem Leben zu dienen, besonders dem<br />
Leben all jener, die an die Peripherie der<br />
Gesellschaft gedrängt und deren Würde<br />
und Rechte bedroht werden. Ich habe mit<br />
meinen begrenzten Kräften versucht, für sie<br />
da zu sein – oder mit einem anderen Bild<br />
gesprochen: Licht in ihre Dunkelheit zu bringen.<br />
Ich habe dieses Bild gewählt, weil ich<br />
von den Worten eines Pastors, die ich vor<br />
vielen Jahren gelesen habe, berührt wurde.<br />
Der Pastor hatte einen Workshop zum Thema<br />
„Geistliches Amt und Leitung“ gehalten. Als<br />
sich die Tagung bereits dem Ende zuneigte,<br />
fragte er die Teilnehmer, ob sie noch Fragen<br />
hätten. Einer aus der Gruppe meldete sich<br />
zu Wort und fragte: „Was ist der Sinn des<br />
Lebens?“ Die anderen dachten, dass die<br />
Frage nicht ernst gemeint sein konnte und<br />
wollten den Saal verlassen. Doch der Pastor<br />
gab ihnen ein Handzeichen und sagte: „Ich<br />
möchte diese Frage beantworten.“ Er zog<br />
aus seiner Tasche eine kleine Scherbe eines<br />
zerbrochenen Spiegels und zeigte sie der<br />
Gruppe: „ Nach dem Zweiten Weltkrieg – ich<br />
war damals ein kleines Kind – fand ich auf<br />
der Straße einige Scherben eines in Brüche<br />
gegangenen Spiegels, der wahrscheinlich zu<br />
einem Motorrad gehört hatte. Ich versuchte<br />
sie zusammenzusetzen, aber es gelang mir<br />
nicht. Daher nahm ich das größte Stück<br />
des Spiegels und schmirgelte die scharfen<br />
Kanten an einem Stein ab. Dann begann<br />
ich damit zu spielen. Ich ließ das Sonnenlicht<br />
reflektieren, damit es an dunklen Orten<br />
hell wurde und versuchte herauszufinden,<br />
wie weit und stark das reflektierte Licht in<br />
die Finsternis vorzudringen vermochte. Als<br />
Kind genoss ich dieses Spiel! Doch es kam<br />
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