Ausgabe Nr. 14 - Humboldtianer.de
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nicht für immer, doch für jetzt. Für mein<br />
Leben hoffe ich nichts mehr. Ich habe<br />
mich ergeben, und in dieser Ergebung,<br />
in dieser Fügung <strong>de</strong>s Himmels bin ich<br />
jetzt ruhig und in solcher Ruhe, wenn<br />
auch nicht irdisch glücklich, doch, was<br />
mehr sagen will, geistig glückselig. Es<br />
wird mir immer klarer, daß alles so<br />
kommen mußte, wie es gekommen ist.<br />
Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbare<br />
neue Weltzustän<strong>de</strong> ein, und es<br />
soll eine an<strong>de</strong>re Ordnung <strong>de</strong>r Dinge<br />
wer<strong>de</strong>n, da die alte sich überlebt hat und<br />
in sich abgestorben zusammenstürzt.<br />
Wir sind eingeschlafen auf <strong>de</strong>n Lorbeeren<br />
Friedrichs <strong>de</strong>s Großen, welcher, <strong>de</strong>r<br />
Herr seines Jahrhun<strong>de</strong>rts, eine neue Zeit<br />
schuf. Wir sind mit <strong>de</strong>rselben nicht<br />
fortgeschritten, <strong>de</strong>shalb überflügelt sie<br />
uns. Das sieht niemand klarer ein als <strong>de</strong>r<br />
König. Noch eben hatte ich mit ihm<br />
darüber eine lange Unterredung, und er<br />
sagte in sich gekehrt wie<strong>de</strong>rholentlich:<br />
das muß auch bei uns an<strong>de</strong>rs wer<strong>de</strong>n.“<br />
„Sorgen wir dafür, dass wir mit je<strong>de</strong>m<br />
Tage reifer und besser wer<strong>de</strong>n.“<br />
(Königin Luise)<br />
Unter <strong>de</strong>r Führung <strong>de</strong>r Reformer Freiherr<br />
vom Stein, Freiherr von Har<strong>de</strong>nberg,<br />
Wilhelm von Humboldt, von<br />
Scharnhorst und von Gneisenau, geför<strong>de</strong>rt<br />
durch seine Gemahlin Luise, musste<br />
<strong>de</strong>r König Reformen auf sämtlichen<br />
Gebieten akzeptieren: Heeresreform,<br />
Bildungsreform, Agrarreform, Verwal-<br />
30<br />
tungsreform, Finanzreform, Regierungsreform,<br />
Städteordnung, Gewerbefreiheit,<br />
freie Berufswahl, freie Wahl <strong>de</strong>s Wohnsitzes,<br />
Ju<strong>de</strong>nemanzipation. Unter <strong>de</strong>n<br />
Reformern strahlt <strong>de</strong>r Stern <strong>de</strong>s Freiherrn<br />
vom Stein am hellsten. Dieser<br />
unabhängige Geist, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m König<br />
unentwegt im Streit lag, benötigte für<br />
seine bahnbrechen<strong>de</strong>n Reformen <strong>14</strong><br />
Monate. Ohne Luises ausgleichen<strong>de</strong>s<br />
Wesen hätten es Stein und Friedrich<br />
Wilhelm womöglich keine vier Wochen<br />
miteinan<strong>de</strong>r ausgehalten.<br />
„Auch auf Thronen<br />
kennt man häuslich Glück.“<br />
(Königin Luise)<br />
Wilhelm von Humboldt machte das<br />
Herrscherpaar mit <strong>de</strong>m Architekten Karl<br />
Friedrich Schinkel bekannt. Schon nach<br />
kurzer Zeit wur<strong>de</strong> dieser im Mai 1810<br />
Geheimer Bau-Assessor. Das klassische<br />
Berlin wur<strong>de</strong> zum großen Teil von<br />
Schinkel geschaffen. Unter <strong>de</strong>n Lin<strong>de</strong>n<br />
schuf Schinkel zahlreiche Gebäu<strong>de</strong>.<br />
Luises letzte Ruhestätte, das Mausoleum<br />
im Park <strong>de</strong>s Schlosses Charlottenburg,<br />
stammt von Schinkel.<br />
Der greise Blücher, so berichtet eine<br />
Anekdote, soll am 30. März 18<strong>14</strong>, als er<br />
vom Montmartre herab auf das besiegte<br />
Paris blickte, gesagt haben: „Luise ist<br />
gerächt!“<br />
Hans-Joachim Schmidt, Nordhausen