Ausgabe Nr. 14 - Humboldtianer.de
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Hause, und seine Schriften über Optik,<br />
Abstammungslehre, Farbenlehre, Vulkanismus<br />
usw. wer<strong>de</strong>n auch heute noch<br />
von Fachgelehrten als respektable Leistung<br />
anerkannt. Kein Wun<strong>de</strong>r, dass in<br />
jenen Jahren <strong>de</strong>r Gedanke <strong>de</strong>r Allgemeinbildung,<br />
<strong>de</strong>r höheren Bildung,<br />
Konjunktur hatte. Man träumte von<br />
einem Bildungswesen, das – zumin<strong>de</strong>st<br />
für die sozial gehobenen Klassen –<br />
alles Wissen unter einen Hut bringen<br />
könnte.<br />
Was macht heute Bildung aus? Was<br />
macht noch Sinn und was ist Ballast?<br />
Dass man die Muttersprache in Wort<br />
und Schrift gut kennt und sie mit einem<br />
hohen Gra<strong>de</strong> von Korrektheit beherrscht,<br />
wird heute doch wohl schon<br />
weitgehend wie<strong>de</strong>r akzeptiert. Grundkenntnisse<br />
in einer mo<strong>de</strong>rnen Fremdsprache<br />
sind in einer globalen Welt<br />
unabdingbar.<br />
Sicherheit in <strong>de</strong>n fundamentalen Bereichen<br />
<strong>de</strong>r Mathematik, also etwa Grundrechnungsarten,<br />
Zinsrechnung und<br />
Grundbegriffe <strong>de</strong>r Geometrie, <strong>de</strong>nn<br />
solche Sicherheit ist trotz Taschenrechner<br />
auch weiterhin unverzichtbar.<br />
Schließlich muss <strong>de</strong>r Kanon für dieses<br />
Basiswissen auch natur- und gesellschaftswissenschaftliche,<br />
aber auch<br />
gewisse geisteswissenschaftliche<br />
Grundkenntnisse einschließen.<br />
Doch Bildung besteht nicht nur aus <strong>de</strong>r<br />
Anhäufung von Faktenwissen. Ebenso<br />
wichtig ist heute <strong>de</strong>r Erwerb von <strong>de</strong>m,<br />
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was man meint, wenn man von „Basiskompetenzen“<br />
und „Schlüsselqualifikationen“<br />
spricht.<br />
Schon vor 200 Jahren hat Johann Gottfried<br />
Her<strong>de</strong>r, damals so etwas wie ein<br />
Schulminister im Herzogtum Weimar,<br />
<strong>de</strong>m Sinn nach gesagt, praktisch je<strong>de</strong>s<br />
Unterrichtsfach könnte ein „Wetzstein<br />
<strong>de</strong>s Verstan<strong>de</strong>s“ sein. Man könne an je<strong>de</strong>m<br />
Schulfach seinen Verstand und<br />
damit seine Denkfähigkeiten trainieren.<br />
Dass das mit <strong>de</strong>m Wetzstein gar nicht<br />
so abwegig ist, sieht man daran, dass<br />
viele be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Naturforscher, auch<br />
Nobelpreisträger <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s<br />
20. Jahrhun<strong>de</strong>rts, Absolventen eines<br />
humanistischen Gymnasiums waren.<br />
Für die Gegenwart und Ihre Zukunft in<br />
aller Kürze formuliert: „Es ist nicht das<br />
Wissen allein, das uns glücklich macht,<br />
es ist die Qualität <strong>de</strong>s Wissens, die<br />
subjektive Beschaffenheit <strong>de</strong>s Wissens;<br />
vollkommenes Wissen ist Überzeugung;<br />
und sie ist’s, die uns glücklich<br />
macht und befriedigt“ (Novalis).<br />
Zacken Nummer zwei: Erziehung<br />
Erziehen ist mehr als Tischmanieren<br />
beibringen. Wür<strong>de</strong>n wir die alten und<br />
neuen Empfehlungen <strong>de</strong>s Freiherrn von<br />
Knigge nahezu vollständig kennen und<br />
befolgen, wäre es doch nicht gleichzusetzen<br />
mit Erziehung, die Lebensplanungen<br />
verwirklicht. Sicher sind Umgangsformen<br />
wichtig, was man spätestens<br />
bei Vorstellungsgesprächen und<br />
Eignungstests merken wird. Subtil<br />
eingebaut, sind sie häufig letzte Ent-