❙ Weshalb haben Sie si<strong>ch</strong> als neuer BAZL- Direktor beworben? Für mi<strong>ch</strong> waren drei Hauptgründe auss<strong>ch</strong>laggebend: I<strong>ch</strong> habe mi<strong>ch</strong> <strong>im</strong>mer für Führungsaufgaben in einem komplexen Umfeld interessiert, das grosse Herausforderungen bietet, und wo man etwas bewegen kann beziehungsweise muss. Zudem reizt mi<strong>ch</strong> die Aufgabe an der S<strong>ch</strong>nittstelle von Politik, Verwaltung und Industrie. Der dritte Grund ist eher persönli<strong>ch</strong>er Natur: Mit 45 Jahren befinde i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> in der Mitte meiner berufli<strong>ch</strong>en Laufbahn. Na<strong>ch</strong> 20-jähriger spannender Tätigkeit in der Baubran<strong>ch</strong>e, habe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>lossen, die Chance zu packen und neue Herausforderungen in einem neuen Umfeld anzunehmen. ❙ Wel<strong>ch</strong>e Beziehung haben Sie zur S<strong>ch</strong>weizer Luftfahrt? Als normaler Passagier <strong>–</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal Frequent Flyer <strong>–</strong> habe i<strong>ch</strong> keine spezifis<strong>ch</strong>e Beziehung zur Aviatik. Ein Bezug zur Fliegerei ergab si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die Nähe des Flughafens Basel-Mülhausen zu meinem Elternhaus. Aufgrund meines Berufes hatte i<strong>ch</strong> <strong>im</strong>mer wieder mit bauli<strong>ch</strong>en Aktivitäten auf dem EuroAirport, aber au<strong>ch</strong> in Züri<strong>ch</strong>-Kloten zu tun. Zudem sass mein Vater während einiger Zeit <strong>im</strong> Verwaltungsrat des Basler Flughafens, dadur<strong>ch</strong> hatte i<strong>ch</strong> einen Link zur S<strong>ch</strong>weizer Luftfahrt, aber ni<strong>ch</strong>t in dem Sinn, dass i<strong>ch</strong> selber eine Tätigkeit in der Luftfahrt ausgeübt hätte. I<strong>ch</strong> besitze au<strong>ch</strong> kein Pilotenbrevet. ❙ Wie oft fliegen Sie und was fühlen Sie dabei? Ist es ein Müssen oder Geniessen? Fliegen ist für mi<strong>ch</strong> nie ein Muss gewesen, es hat mir <strong>im</strong>mer Freude bereitet und einen gewissen Reiz auf mi<strong>ch</strong> ausgeübt. Einmal pro Jahr fliege i<strong>ch</strong> in die Ferien und einige weitere Male aus berufli<strong>ch</strong>en Gründen. ❙ Flugangst haben Sie keine? Nein, auf keinen Fall. Mein eindrückli<strong>ch</strong>ster Flug fand kurz na<strong>ch</strong> dem 11. September 2001 na<strong>ch</strong> Nürnberg statt, da sass i<strong>ch</strong> als einziger Passagier in einem Concordino der Crossair, es war sozusagen ein Privatflug. ❙ Wie werden Sie ihr umfangrei<strong>ch</strong>es Beziehungsnetz nutzen? Ein Teil dieses Netzwerkes hat mit meiner heutigen berufli<strong>ch</strong>en Tätigkeit zu tun und wird si<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t denselben Stellenwert haben wie bisher. Ein anderer Teil des Netzwerkes ist si<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong> in Zukunft wi<strong>ch</strong>tig. I<strong>ch</strong> bin der klaren Auffassung, dass der Chef eines Bundesamtes mit seinem Umfeld kommunizieren muss, diesen Austaus<strong>ch</strong> era<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> als wi<strong>ch</strong>tig. ❙ Wo stehen Sie politis<strong>ch</strong>? Seit i<strong>ch</strong> als CVP-Grossrat in Basel 1998 zurückgetreten bin, habe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr engagiert. Mitglied der CVP Basel-Stadt bin i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> wie vor. Meine politis<strong>ch</strong>e Ausri<strong>ch</strong>tung würde i<strong>ch</strong> als «Mann der Mitte» bes<strong>ch</strong>reiben. Mir liegt viel daran, tragfähige Lösungen für unser Land und dessen Bevölkerung zu finden. Sinnvolle und na<strong>ch</strong>haltige Konzepte sind zwangsläufig ni<strong>ch</strong>t an den Extremen zu su<strong>ch</strong>en. ❙ Wie gehen Sie den Umzug von der Privatwirts<strong>ch</strong>aft zum Bund und von Basel na<strong>ch</strong> Bern an? Der We<strong>ch</strong>sel des Arbeitsortes hat für mi<strong>ch</strong> keine grossen Auswirkungen, da i<strong>ch</strong> für die Batigroup bereits mehr Tage pro Wo<strong>ch</strong>e <strong>im</strong> Dreieck STICHWORTE SkyTalk Basel-Bern-Züri<strong>ch</strong> verbra<strong>ch</strong>t habe, als in meinem Büro in Basel. Als Vertreter der Bauwirts<strong>ch</strong>aft hatte i<strong>ch</strong> bis anhin s<strong>ch</strong>on sehr viel mit Verwaltungen auf Bundes- Kantons- und Gemeindeebene zu tun. Da die öffentli<strong>ch</strong>e Hand ein wi<strong>ch</strong>tiger Kunde der Bauindustrie ist, weiss i<strong>ch</strong> wie eine Verwaltung funktioniert. Au<strong>ch</strong> als Grossrat sah in die Prozesse der Behörden hinein. Ri<strong>ch</strong>tig ist, dass i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> in ein neues, aber mir ni<strong>ch</strong>t fremdes Umfeld begebe. ❙ Bringen Sie als jemand, der ni<strong>ch</strong>t zum Luftfahrt-Filz gehört, neue Ideen und eine neue Dynamik ins BAZL ein? Dass i<strong>ch</strong> unabhängig und ni<strong>ch</strong>t vorbelastet bin, wird si<strong>ch</strong> wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> als Vorteil erweisen. Cron zu folgenden Sti<strong>ch</strong>worten STICHWORTERaymond Swiss: Die nationale S<strong>ch</strong>weizer Airline. I<strong>ch</strong> bin der Auffassung, dass unser Land ein Interesse hat, eine eigene lebensfähige Luftfahrtgesells<strong>ch</strong>aft zu haben. EuroAirport: Ein weltweiter Spezialfall als binationaler Flughafen mit all seinen Vorund Na<strong>ch</strong>teilen. Ecolights: Das ist eines der Ges<strong>ch</strong>äfte, um wel<strong>ch</strong>es si<strong>ch</strong> das BAZL kümmern muss. Es wurde aber zurückgestellt, weil die Si<strong>ch</strong>erheitsfragen Vorrang haben. JAA/JAR: Internationale Standards und internationale Organisationen spielen in der Fliegerei eine Rolle, somit au<strong>ch</strong> die Joint Aviation Requirements (JAR) der Joint Aviation Authorities (JAA) auf europäis<strong>ch</strong>er Ebene. I<strong>ch</strong> finde es sinnvoll, dass in der Luftfahrt internationale Standards zur Anwendung gelangen, denn der Luftraum ist eigentli<strong>ch</strong> grenzenlos und die Gesetze der Aviatik sind ni<strong>ch</strong>t abhängig von nationalen Gegebenheiten. Deshalb befürworte i<strong>ch</strong> es, dass die S<strong>ch</strong>weiz da eine aktive Rolle spielt, so weit sie das als Kleinstaat und ni<strong>ch</strong>t EU-Mitglied kann. Einige JAR-Vors<strong>ch</strong>riften sind ja au<strong>ch</strong> von der S<strong>ch</strong>weiz übernommen worden. Im übrigen hat die EA- SA (Europäis<strong>ch</strong>e Agentur für Flugsi<strong>ch</strong>erheit) seit letztem Herbst ihre Tätigkeit aufgenommen. Sie wird künftig den Lead in Sa<strong>ch</strong>en europäis<strong>ch</strong>e Flugsi<strong>ch</strong>erheitsvors<strong>ch</strong>riften übernehmen. Flughafen Züri<strong>ch</strong>: Der nationale Flughafen. Unser Land, ohne eigene Rohstoffe, mit einer bedeutenden Export- und Tourismusindustrie. ist auf einen funktionierenden interkontinentalen Hub angewiesen, ein Flughafen, der si<strong>ch</strong>erstellt, dass wir als S<strong>ch</strong>weiz in die globalen Luftverkehrsnetze eingebunden sind. Daneben ist der Zür<strong>ch</strong>er Flughafen si<strong>ch</strong>er ein Thema, das mi<strong>ch</strong> in Zukunft intensiv bes<strong>ch</strong>äftigen wird, die ganze Problematik mit Deuts<strong>ch</strong>land, den Südanflügen und dem Betriebsreglement. Mit diesen Dossiers werde i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> intensiv auseinanderzusetzen haben. Fehlende S<strong>ch</strong>weizer Luftfahrtpolitik: Au<strong>ch</strong> das ist ein Thema, das mi<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>äftigen wird. Es geht darum, no<strong>ch</strong> dieses Jahr den Beri<strong>ch</strong>t zur S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Luftfahrpolitik zu Handen des Parlamentes zu erarbeiten. BAZL-Baustelle: Ob das BAZL eine Baustelle ist, kann i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t beurteilen. Si<strong>ch</strong>er steht das BAZL aber vor grossen Herausforderungen. Auf jeden Fall ist eine Baustelle für mi<strong>ch</strong> etwas Sympathis<strong>ch</strong>es. Auf einer Baustelle entsteht <strong>im</strong>mer Neues, bauen ist konstruktiv. Deshalb freue i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des BAZLs an der Zukunft zu bauen. 19
Fotos Aldo Wicki Na<strong>ch</strong> den ersten Kontakten der S<strong>ch</strong>weizer Luftwaffe mit der Aéronavale in Landivisiau anlässli<strong>ch</strong> der Übung «Opera 2003» in Frankrei<strong>ch</strong> hatten <strong>im</strong> vergangenen Dezember F/A-18-Piloten der Luftwaffe auf Einladung der Flottille 17F die exklusive Gelegenheit, <strong>im</strong> Rahmen einer trinationalen Delegation den einzigen europäis<strong>ch</strong>en Atom-Flugzeugträger, den R-91 «Charles de Gaulle» der Marine Nationale, be<strong>im</strong> operationellen Trainingsbetrieb auf dem Mittelmeer zu besu<strong>ch</strong>en. 20 S<strong>ch</strong>weizer Besu<strong>ch</strong> auf Atomflugzeugträger «Charles de Gaulle» S<strong>ch</strong>w<strong>im</strong>mender Militärflug Ein lei<strong>ch</strong>t zu hoher Anflug, um das erste der drei Fangkabel zu ergreifen. Fotoreportage von Aldo Wick Super Etendard April 2004