Ausgabe 1304 als PDF zum Download - Kulturportal West Ost
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Hier steht, was man ahnt, aber<br />
wissen sollte<br />
Alfred Eisfeld: Etappen eines langen Weges.<br />
Beitrag zur Geschichte und Gegenwart der<br />
Deutschen aus Russland. Hg. Bund der Vertriebenen<br />
e.V., Bonn 2010, 88 S., 5 Euro<br />
Man kann Alfred Eisfeld gar nicht dankbar<br />
genug sein, daß er es sich ein übriges Mal<br />
zur Pflicht gemacht hat, sachkundig und<br />
dabei doch durchwegs gemeinverständlich<br />
und anschaulich über die Rußlanddeutschen<br />
von ihrer Einwanderung bis zu ihrer Spätaussiedlung<br />
in die Bundesrepublik Deutschland<br />
nach dem Zusammenbruch des <strong>Ost</strong>blocks<br />
zu berichten.<br />
Nach den letzten Schätzungen leben etwa<br />
2,8 Millionen Rußlanddeutsche in der Bundesrepublik.<br />
Einige von ihnen kamen schon<br />
während des Zweiten Weltkrieges nach<br />
Deutschland und blieben da, sofern die Sowjetunion<br />
am Ende des Zweiten Weltkrieges<br />
nicht ihrer habhaft wurde und sie gewaltsam<br />
zurückholte. Einige andere Tausend kamen<br />
auch schon zu Sowjetzeiten im Zuge der<br />
äußerst schwierigen Familienzusammenführung<br />
in die Bundesrepublik, die allermeisten<br />
jedoch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.<br />
Alfred Eisfeld macht sich die<br />
Mühe, von 1991 bis 2008 die genaue Anzahl<br />
der Spätaussiedler anzuführen.<br />
Überhaupt muß man diesem knappen übersichtlichen<br />
Buch immer wieder bescheinigen,<br />
daß es einen außerordentlichen Reichtum<br />
an erhellenden Details nach dem letzten<br />
Stand der Forschung bietet. Damit erfüllt der<br />
Autor gewissenhaft sein Vorhaben, Vorurteile<br />
über das Leben der Rußlanddeutschen<br />
in Geschichte und Gegenwart systematisch<br />
abzubauen.<br />
Bücher und Medien<br />
Beginnend mit einem geschichtlichen Rückblick<br />
weist Eisfeld darauf hin, dass es schon<br />
ab dem Jahre 959 deutsch-russische Beziehungen<br />
gewissermaßen auf höchstem<br />
Niveau gegeben hat. Im Kapitel „Anfänge der<br />
deutschen Besiedlung in Russland“ geht er<br />
dann vor allem auf die sogenannte „Deutsche<br />
Vorstadt“ von Moskau ein. Mit Peter I.,<br />
dem Großen (1672–1725), und dessen<br />
Gründung der neuen Hauptstadt St. Petersburg<br />
1703 kamen viele Ausländer – Kaufleute<br />
und Handwerker vor allem –, darunter<br />
auch Deutsche. Eine deutsche Oberschicht<br />
erhielt Rußland durch die Eroberung Estlands<br />
und Livlands sowie der Stadt Riga im<br />
Friedensvertrag von Oliva 1710. Viele deutsche<br />
Adlige traten in den Dienst der Zaren<br />
und bekleideten mehr <strong>als</strong> zwei Jahrhunderte<br />
wichtige Ämter in Verwaltung und Armee<br />
in allen Landesteilen des Riesenreiches.<br />
Der Kreis jener, die man heute in Deutschland<br />
gemeinhin <strong>als</strong> Rußlanddeutsche bezeichnet,<br />
besteht allerdings aus der Nachkommenschaft<br />
jener Deutschen, die aufgrund<br />
gezielter Einwanderungspolitik in der<br />
Herrschaftszeit der Zarin Katharina der Großen<br />
(1762–1796), einer geborenen deutschen<br />
Fürstin von Anhalt Zerbst, nach Rußland<br />
kamen. Nach den Schrecknissen des<br />
Siebenjährigen Krieges fanden sich ca. 30<br />
000 Einwanderer, die zwischen 1764 und<br />
1767 an der Wolga angesiedelt wurden. Ihrem<br />
Schicksal geht Alfred Eisfeld mit Daten<br />
und Fakten nach, indem er vor allem zeigt,<br />
wie es um die Einhaltung – bzw. Nichteinhaltung<br />
– der hoheitlichen Versprechen<br />
stand, welche unerwarteten Schwierigkeiten<br />
es mit den neuen Boden- und Klimaverhältnissen<br />
(Dürren) gab und welche Plagen<br />
die Nomadenüberfälle darstellten.<br />
Eine zweite Besiedlung mit Deutschstämmigen<br />
erfolgte im von den Türken eroberten<br />
KK <strong>1304</strong> vom 25. Januar 2011<br />
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