Ausgabe 1304 als PDF zum Download - Kulturportal West Ost
Ausgabe 1304 als PDF zum Download - Kulturportal West Ost
Ausgabe 1304 als PDF zum Download - Kulturportal West Ost
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
samt 2307410 Deportierte, Repatriierte<br />
und Umgesiedelte, davon ungefähr die Hälfte<br />
Deutsche. Der Rest gehörte anderen<br />
12 „bestraften“ Völkern an, darunter die<br />
Tschetschenen, die sich bis heute gerade<br />
wegen dieser tragischen Erfahrungen so<br />
hartnäckig für ihre Unabhängigkeit einsetzen<br />
– selbst mit Waffengewalt. Erst nach<br />
Stalins Tod am 5. März 1953 sollte am 13.<br />
Dezember 1955 die Aufhebung des Regimes<br />
der Sondersiedlungen beschlossen werden<br />
und erst am 29. August 1964 die Teilrehabilitierung<br />
der Rußlanddeutschen dekretiert<br />
werden. Es wurde ihnen aber nicht<br />
gestattet, an ihre alten Wohnorte zurückzukehren<br />
und ihre Sprache und Kultur gleichberechtigt<br />
mit den anderen 153 Völkerschaften<br />
der Sowjetunion zu pflegen.<br />
Außerdem wurden sie noch bis weit in die<br />
1990er Jahre hinein überwacht trotz<br />
Gorbatschows Glasnost und Perestroika<br />
1985–1990, die für die Rußlanddeutschen<br />
– wie dann alle übrigen Versprechungen von<br />
Gorbatschow und Jelzin auch – nicht griff.<br />
Im Kapitel „Gorbatschows Glasnost (Transparenz)<br />
leitet Änderungen ein“ untersucht<br />
Alfred Eisfeld mit ausgesprochener Sympathie<br />
für Gorbatschow, warum letztlich dann<br />
doch alle Versuche einer Wiederherstellung<br />
der Wolgarepublik scheiterten, obwohl am<br />
14. November 1989 der Oberste Sowjet der<br />
UdSSR eine Deklaration verabschiedete, die<br />
die Deportation <strong>als</strong> gesetzeswidrig und verbrecherisch<br />
qualifizierte und am 28. November<br />
1989 die Nationalitätenkammer im Prinzip<br />
der Wiederherstellung der Wolgarepublik<br />
zustimmte. Schließlich vereitelte<br />
Boris Jelzin auch persönlich dieses Vorhaben<br />
seines Vorgängers. Er stellte im Januar<br />
1992 das verseuchte Raketentestgelände<br />
Kapustin Jar <strong>als</strong> Gebiet für die Wiedererrichtung<br />
einer gewissermaßen neuen Wolgadeutschen<br />
Republik zur Verfügung, eine zynische<br />
Verhöhnung auch der letzten noch<br />
Gutgläubigen.<br />
Im letzten Kapitel dieses so aufschlußreichen<br />
Buches zieht Alfred Eisfeld die Bilanz der<br />
rußlanddeutschen Einwanderung ins wiedervereinte<br />
Deutschland. Trotz aller Schwierigkeiten<br />
und <strong>zum</strong> Teil noch bestehenden,<br />
aber durchaus zu lösenden Probleme hat die<br />
von Alfred Eisfeld <strong>zum</strong> Schluß zitierte Untersuchung<br />
„Ungenutzte Potenziale zur Lage<br />
der Integration in Deutschland“ des Berlin-<br />
Instituts für Bevölkerung und Entwicklung<br />
unlängst festgestellt, daß die Rußlanddeutschen<br />
sich überwiegend gut integrieren und<br />
besonders die hierzulande Geborenen keine<br />
Integrationsprobleme haben.<br />
Ingmar Brantsch (KK)<br />
Drum denke, wem Gedenken<br />
gegeben<br />
<strong>Ost</strong>deutsche Gedenktage 2009 – Persönlichkeiten<br />
und historische Ereignisse / <strong>Ost</strong>deutsche<br />
Gedenktage 2010 – Persönlichkeiten<br />
und historische Ereignisse. Beide: Kulturstiftung<br />
der deutschen Vertrieben, Bonn 2010.<br />
384 S. und 344 S., broschiert, 10,80 Euro<br />
Die Bände bieten Lebensbilder von Persönlichkeiten<br />
des gesamten historischen deutschen<br />
<strong>Ost</strong>ens – Persönlichkeiten aus sieben<br />
Jahrhunderten, die mit ihrem Wirken in<br />
den Bereichen Politik, Wissenschaft, Wirtschaft,<br />
Kunst, Kirche etc. wesentliche Beiträge<br />
zur Geschichte und Kultur Europas<br />
geleistet haben oder noch leisten.<br />
Die 64 biographischen Abrisse des Bandes<br />
2009 betreffen u. a. Herrscher und Politiker<br />
wie Herzog Erich I. von Pommern-Stolp und<br />
Paul von Hindenburg, Dichter und Schriftsteller<br />
wie Paul Fleming und Franz Fühmann,<br />
Unternehmer wie Bethel Henry Strousberg<br />
und Leopold Glatschke, bildende Künstler<br />
wie Bernt Notke und Raphael Schall, Theologen<br />
wie Johannes Calvin und Immanuel<br />
Jakobovits etc. Der Bogen der behandelten<br />
historischen Ereignisse spannt sich vom<br />
KK <strong>1304</strong> vom 25. Januar 2011<br />
19