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Ausgabe 1304 als PDF zum Download - Kulturportal West Ost

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„Visionäres Kernanliegen“<br />

Die europäische Relevanz der ostdeutschen Kultur<br />

Meinungs- und Bewußtseinsbildung im öffentlichen<br />

Raum sind komplexe, oft nur<br />

schwer durchschaubare, vielfach von divergierenden<br />

Interessen bestimmte Phänomene.<br />

So hatten Flucht und Vertreibung ebenso<br />

wie Geschichte und Kultur in den Vertreibungsgebieten<br />

mehr <strong>als</strong> andere Themenbereiche<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg jahrzehntelang<br />

unter öffentlichen Stimmungsschwankungen<br />

zu leiden.<br />

Gab es in den 50er und 60er Jahren noch<br />

eine parteiübergreifende Solidarität mit dem<br />

Schicksal der Heimatvertriebenen und<br />

Flüchtlinge und auch ein erkennbares Bewußtsein<br />

für die Bedeutung der deutschen<br />

Kultur im <strong>Ost</strong>en Europas, so schwand diese<br />

Solidarität in der Ende der 60er Jahre aufkeimenden<br />

Konfrontation um den richtigen<br />

Weg der Verständigung mit den östlichen<br />

Nachbarn. Ergänzt wurde diese Auseinandersetzung<br />

in den 80er Jahren um den<br />

„Historikerstreit“, in dem man zentrale<br />

Grundfragen des deutschen Geschichtsverständnisses<br />

zu klären versuchte.<br />

Den Heimatvertriebenen und Flüchtlingen<br />

fiel in beiden Debatten die nicht gerechtfertigte<br />

Rolle eines Störfaktors zu. In den 70er<br />

Jahren wurden sie von uninformierten oder<br />

auch unwilligen Medien und Politikern <strong>als</strong><br />

Hindernis auf dem Weg zu Verständigung<br />

und Frieden gebrandmarkt. Zu Unrecht, wie<br />

sich herausstellen sollte. Aber erst 1997 erkennt<br />

der Deutsche Bundestag „nahezu einstimmig“<br />

an, „dass viele Heimatvertriebene<br />

zu ‚Botschaftern der Aussöhnung und Verständigung<br />

geworden sind‘, und bekräftigt,<br />

er werde ‚Heimatvertriebene und deren Verbände,<br />

die diesem Geist verpflichtet sind,<br />

bei diesen Bemühungen weiterhin unterstützen‘“.<br />

Daraus wurde die längst überfällige Konsequenz<br />

gezogen, daß „die deutschen Heimatvertriebenen<br />

in das Werk der europäischen<br />

Aussöhnung und Verständigung einzubeziehen“<br />

seien. So nachzulesen im Bericht der<br />

Bundesregierung über die Maßnahmen zur<br />

Förderung der Kulturarbeit gemäß § 96<br />

BVFG in den Jahren 2007 und 2008 vom<br />

23. Dezember 2009.<br />

Mit ihrer Geschichte taten sich die Deutschen<br />

nicht weniger schwer. Auch hier störten<br />

die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge<br />

mit ihrem Schicksal und gefährdeten – nach<br />

der seit den 70er Jahren herrschenden öffentlichen<br />

Meinung – die einhellige Ablehnung<br />

und Verurteilung nation<strong>als</strong>ozialistischer<br />

Verbrechen, insbesondere des Holocaust.<br />

Es bedurfte erst mehr <strong>als</strong> zweier<br />

Das Einfache, das schwer zu machen ist: aufeinander zugehen und dabei die Spannung<br />

des Brückenbogens aushalten, wie Siegbert Amler es zeigt Bild: siehe Seite 26<br />

KK <strong>1304</strong> vom 25. Januar 2011<br />

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