Donau-Universität Krems - Arbeiterkammer Wien
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Die große Herausforderung der Gemeinden besteht somit darin, die sozialen Dienste in Kombination<br />
mit den anderen Infrastrukturmaßnahmen so zu gestalten, dass sie möglichst kosteneffizient<br />
angeboten werden.<br />
In diesem Sinn könnten mehrere Gemeinden miteinander kooperieren und etwa einen Kindergarten<br />
oder Pflege‐/Betreuungseinrichtungen arbeitsteilig organisieren (flexible Betreuungsformen ergänzt<br />
um flexible Fahrtendienste).<br />
Für die Umsetzung einer Strukturreform in Richtung integrative soziale Infrastruktur, die auf die<br />
Erhaltung der Umwelt und des Wirtschaftsstandortes Rücksicht nimmt, braucht es eine Start‐Up<br />
Finanzierung. Der Zusammenschluss von Gemeinden bedarf finanzieller Anreize, etwa Förderbeiträge<br />
in Abhängigkeit von einer regionalen Integration und Spezialisierung. Für die Umsetzung wäre eine<br />
Bund‐Länderaktion vorstellbar, die einen Innovationsfonds für die Schaffung eines integrierten<br />
Sozialsystems speist, aus dem Gemeinden unter bestimmten Auflagen Förderungen erhalten können.<br />
Dabei kann es sich um rückzahlbare Kredite ebenso handeln wie um Investitionsförderungen. Auch<br />
die EU‐Regionalförderung kann in ein derartiges dezentrales regionales Entwicklungsszenarium<br />
eingebunden sein.<br />
Gedanken zur Theorie des regionalen Wirtschaftswachstums<br />
Es ist die Aufgabe der Raumplanung, regionale Disparitäten auf ein normativ‐politisches Maß zu<br />
bringen, d.h. auf ein Maß, das von der Gesellschaft als erwünscht oder fair angesehen wird. Die<br />
konventionelle neoklassische ökonomische Theorie verfügt derzeit über keine Antwort, wie die<br />
regionalen Disparitäten reduziert werden können. International ist zu beobachten, dass es im<br />
Gefolge der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung zu einer zunehmenden<br />
Urbanisierung kommt. Räumliche Konzentrationsprozesse finden sowohl zwischen Großstädten<br />
(Metropolisierung) als auch auf intraregionaler Ebene (Abwanderung aus dem ländlichen/peripheren<br />
Raum in Regionalzentren) statt.<br />
Diese Entwicklungen sind in Zusammenhang mit grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen zu<br />
sehen. Traditionelle Vorstellungen über die Lebensweise und Organisationssysteme, die die<br />
Erhaltung des Regionalstandorts zum Ziel hatten, verlieren an Bedeutung. Ebenso die traditionellen<br />
Lebensformen – unsere Gesellschaften sind von zunehmender Mobilität und Flexibilität geprägt,<br />
sowohl in der Arbeitswelt als auch im Privatleben.<br />
Die Raumplanung muss auf diese Entwicklungen reagieren und gestaltend eingreifen. Wenn die<br />
Gesellschaft davon überzeugt ist, dass die Erhaltung des ländlichen Raums aus unterschiedlichen<br />
Gründen wünschenswert ist, müssen sich die institutionellen und gesellschaftlichen Systeme an die<br />
geänderten Verhaltensmuster der wirtschaftlichen und sozialen Akteure anpassen. Dabei zählen zu<br />
den gesellschaftlichen Systemen auch Werte und ihr Wandel über die Zeit, etwa die<br />
Gleichbehandlung der Geschlechter. Letztere impliziert ein Überdenken der traditionellen<br />
Rollenbilder der Frauen und Männer in der Gesellschaft und die Implikationen für die Organisation<br />
der beiden Arbeitsfelder.<br />
Bis dato sieht man Gemeinwesenarbeit als unabhängig vom Wirtschaftssystem. Die Theorie der<br />
Gemeinwesenökonomie ist noch in einem Entwicklungsstadium, in dem wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse aus verschiedenen Disziplinen einfließen, mit dem Ziel, die Wohlfahrt aller in unseren<br />
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