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Das passt auf keine Kuhhaut!

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Juli/ August 2009 BLICK AUF KIRCHE & KULTUR<br />

„Ich habe mit der Kirche<br />

nichts mehr am Hut gehabt,<br />

aber dann besuchte ich sogar<br />

wieder Sonntagsmessen“,<br />

sagt ein Familienvater<br />

aus Grubweg.<br />

Eine schönere Würdigung<br />

kann es für Pfarrer<br />

Josef Hirsch nicht geben.<br />

Mit seiner gewinnenden<br />

Art gelang es ihm, verlorene<br />

Schäfchen zurückzuholen.<br />

Sein Verlust wird<br />

die Grubweger noch lange<br />

Scharfrichter Walter Landshuter - Lebensbeichte <strong>auf</strong> der Proli-Bühne<br />

Vom Prügelknaben zum Promi-Wirt<br />

„<strong>Das</strong> ist der Scharfrichter!“,<br />

flüstert der Fremdenführer<br />

im Arkadenhof. Die<br />

Eindringlinge starren ehrfurchtsvoll<br />

<strong>auf</strong> den unrasierten<br />

Mann, der stets schwarze<br />

Kleidung trägt.<br />

„In solchen Momenten ist<br />

mir bewusst, ich bin zum<br />

Museumsstück geworden",<br />

erzählt der 63-jährige Wirt<br />

Walter Landshuter. Mit<br />

einem - aus Sicht biederer<br />

Bürger - "unanständigen<br />

H<strong>auf</strong>en" hat er in den 70er<br />

Jahren die Kulturstätte<br />

des linken Widerstandes<br />

gegründet. Sie erwarb sich<br />

bundesweiten Ruf als Kabarettistenschmiede.<br />

Auf fremder Bühne, als<br />

Gast im Philosophischen<br />

Cafe im Proli, legte Landshuter,<br />

63, eine Lebensbeichte<br />

ab: "Ich war immer der<br />

Prügelknabe", gestand er<br />

dem Moderator Philosophie-<br />

Professor Thomas Mohrs.<br />

"Vor 30 Jahren herrschten<br />

Tod im Heiligen Land<br />

<strong>Das</strong> letzte Lächeln<br />

von Pfarrer Hirsch<br />

Im Pilgerbus zum "Tal der tausend Höhlen" bei Jerusalem schoss eine<br />

Reiseleiterin dieses heitere Foto vom Stadtpfarrer Josef Hirsch. Wenige<br />

Stunden später ereilte ihn im heiligen Land ein plötzlicher Herztod.<br />

schmerzen.<br />

Nur fünf Tage sollte seine<br />

Tour durchs heilige Land<br />

dauern. Er war unterwegs<br />

mit einer kleinen Gruppe<br />

von Reisek<strong>auf</strong>leuten und<br />

Kirchenvertretern, darunter<br />

der 79-jährige Pater<br />

Benno Mayer vom Benediktinerstift<br />

Göttweig.<br />

Er berichtet als Augenzeuge<br />

von der Tragödie:<br />

"Wir waren etwa 30 Kilometer<br />

südlich von Jerusa-<br />

Machtstrukturen, die provokant<br />

durchbrochen werden<br />

mussten", berichtet er. Manche<br />

kennen sie nur noch vom<br />

Hörensagen: die Feudalherr-<br />

lem. Es herrschte diese extreme,<br />

aber trockene Hitze.<br />

Auf dem Fußmarsch über<br />

einen sandigen Weg von<br />

einer Ausgrabungsstätte<br />

zum Bus ist Pfarrer Hirsch<br />

einfach umgefallen".<br />

Herzstillstand, ein<br />

schmerzloser Sekundentod.<br />

"Ein Orthopäde aus der<br />

Reisegruppe bemühte sich<br />

als erster um die Wiederbelebung,<br />

von einem nahen<br />

schaft der CSU, die damals<br />

mit 70 Prozent Wählerstimmen<br />

Aufmüpfige ignorieren<br />

konnte, der erzkonservative<br />

PNP-Chefredakteur, dessen<br />

Militärstützpunkt eilten<br />

Sanitäter mit einem Sauerstoff-Aggregat<br />

herbei",<br />

erzählt der Benediktinermönch.<br />

Dann habe er die<br />

Sterbegebete gesprochen,<br />

alle standen unter Schock.<br />

Der Herzinfarkt im Heiligen<br />

Land war Erlösung<br />

von einem Leiden: Pfarrer<br />

Hirsch hatte zuletzt immer<br />

starke Medikamente dabei<br />

und war erblich vorbelastet<br />

.<br />

Walter Landshuter (63) liebt guten Weinen und böse Provokationen: "Ich mache meinen<br />

Mund nicht mehr so häufig <strong>auf</strong> wie früher <strong>auf</strong>, aber ich hoffe, ich bin mir treu geblieben".<br />

Bruder über das Bistumsblatt<br />

herrschte.<br />

Die Polizei sprengte das<br />

Rebellenstück „Himmelskonferenz“,<br />

denn <strong>auf</strong> der<br />

Seelsorger<br />

im Stress<br />

15<br />

Der Priestermangel<br />

schlägt durch: Ilzstadtpfarrer<br />

Michael Hüttner<br />

(53, Foto) muss nun<br />

auch Grubweg betreuen<br />

- doppelt so viele<br />

T<strong>auf</strong>en, Hochzeiten<br />

und Begräbnisse. Darunter<br />

leidet Seelsorge.<br />

Weil die alten Strukturen<br />

personell und finanziell<br />

nicht mehr zu<br />

bewältigen sind, legt<br />

der Bischof Pfarreien<br />

zusammen.<br />

Bühne wird die Heilige<br />

Jungfrau Maria zum zweiten<br />

Mal schwanger und als<br />

gichtkranker Greis quält<br />

sich Gottvater am Stock.<br />

„Da war es mit der künstlerischen<br />

Freiheit vorbei“,<br />

sagt Landshuter. Es folgten<br />

Blasphemie-Prozesse und<br />

der Boykott der PNP.<br />

Landshuter bekennt:<br />

Streng katholisches Elternhaus<br />

und Klosterschule<br />

hätten ihn zum „gewalttätigen<br />

Menschen“ gemacht.<br />

Der Vater erzog ihn durch<br />

Prügel, die Nonne bestrafte<br />

ihn mit dem Stock fürs Bettnässen.<br />

Im Schülerheim ging<br />

die „Ohrfeigerei“ mit System<br />

weiter: eine Watsch´n<br />

für eine 5, zwei für eine 6.<br />

Mit 31 Jahren sitzt er vor<br />

seinem neuen Lokal, erblickt<br />

einen ehemaligen<br />

Peiniger und hätte zurückschlagen<br />

können. "Aber da<br />

war kein richtiger Hass mehr<br />

da", sagt er.<br />

Photos: Tobias Köhler (2), Bettine Scheidleder

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