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Das passt auf keine Kuhhaut!

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BRENNPUNKT<br />

Bürgerblick als Ombudsmann<br />

Studenten aus<br />

Gebührenfalle befreit<br />

Eine SMS 19 Cent – aber<br />

ein Telefonat mit dem Kundenberater<br />

kostet 13,13<br />

Euro. Und als der 21-jährige<br />

Student Eric die Abzocke<br />

seines Mobilfunk-Anbieters<br />

reklamieren will, findet er<br />

sich in einem Mahlstrom<br />

von Computeransagen und<br />

standardisierten Mitteilungen<br />

wieder. Am Ende stehen<br />

die Mahnung eines Inkassobüros<br />

über 298,25 Euro und<br />

die Erkenntnis, dass gute<br />

Kundenbetreuung unbezahlbar<br />

ist.<br />

Als der Potsdamer im<br />

vergangenen Herbst sein<br />

Studium der Staatswissenschaften<br />

in Passau begann,<br />

bedeutete dies eine einschneidende<br />

Veränderung<br />

auch in seinem Telefonverhalten.<br />

Eltern und Freunde<br />

800 Kilometer entfernt.<br />

Abzocke an<br />

der Hotline<br />

Telefonanbieter können<br />

sich bei solchen Kunden<br />

die Hände reiben, die oft<br />

zu Pauschaltarifen <strong>auf</strong>rüsten,<br />

denn diese garantieren<br />

feste Monatseinnahmen.<br />

Auch Eric wurde bei seinem<br />

Anbieter E-Plus zum<br />

wertvolleren Kunden, wollte<br />

nun statt 12 mindestens<br />

32 Euro im Monat ausge-<br />

ben. Doch dafür wurde<br />

er nicht belohnt, sondern<br />

eher bestraft. Denn für das<br />

Gespräch, in dem er sich<br />

über den neuen Vertrag<br />

informierte, veranschlagte<br />

die E-plus umgehend 13,13<br />

Euro.<br />

Der Hochschüler reklamierte<br />

die Gebühren und<br />

holte sich das per Einzugsermächtigung<br />

abgebuchte<br />

Geld über seine Bank zurück.<br />

Um nicht noch einmal<br />

so unerwartete Ausgaben<br />

zu haben, widerrief<br />

er die Einzugsermächtigung<br />

und bezahlte von da<br />

an per Überweisung die<br />

tatsächlich angefallenen<br />

Gebühren. „Geholfen hat<br />

es nichts“, erinnert er sich.<br />

<strong>Das</strong> Unternehmen habe<br />

dreist weiterhin abgebucht.<br />

Streng genommen begeht<br />

jemand, der sich ohne<br />

gültige Erlaubnis an fremden<br />

Konten bedient, einen<br />

Betrugsversuch. Für die<br />

Rücklastschrift des Beratungsgesprächsberechnete<br />

E-Plus ihm weitere 15<br />

Euro,<br />

Eric sperrte sich, und E-<br />

Plus sperrte sein Handy.<br />

Allerdings, so steht es im<br />

klein gedruckten Knebelvertrag,<br />

gehörte das Lastschriftverfahren<br />

zu den<br />

Vertragsbedingungen.<br />

Etliche Briefe und Faxe<br />

gingen hin und her, vom<br />

Telefonunternehmen meist<br />

automatisierte Computerschreiben.<br />

Die Sperrung<br />

seiner Karte im Januar<br />

brachte den Studenten entgültig<br />

<strong>auf</strong> die Palme. Keine<br />

Leistung, <strong>keine</strong> Geschäftsgrundlage.<br />

Er kündigte den<br />

Vertrag.<br />

Mittlerweile war Frühling<br />

und beim Mobilfunkanbieter<br />

muss erstmals<br />

ein Mensch über den Fall<br />

gestolpert sein. Nach fast<br />

einem halben Jahr wurde<br />

dem Passauer Studenten<br />

erklärt, dass man <strong>auf</strong> die<br />

13,13 Euro gerne verzichten<br />

würde, weil ein zufriedener<br />

Kunde wichtiger sei.<br />

Doch zu diesem Zeitpunkt<br />

war Eric längst kein Kunde<br />

mehr.<br />

Die automatisierte Betreuung<br />

lief ungeachtet<br />

dessen bis zum Inkassoverfahren.<br />

Mahngebühren,<br />

Beratungsgebühren, Rücklastschriftkosten<br />

sowie die<br />

Monatspauschalen bis zum<br />

Ende der Vertragsl<strong>auf</strong>zeit<br />

summierten sich. Aus<br />

strittigen 13,13 Euro waren<br />

298,25 geworden.<br />

Zu dieser Zeit schaltete<br />

Eric den Bürgerblick ein.<br />

Und <strong>auf</strong> dessen Anfrage<br />

reagierte die E-Plus Pressestelle<br />

– ganz anders als<br />

der Kunden-Service – zerknirscht.<br />

„Hier ist offenbar<br />

einiges unglücklich<br />

gel<strong>auf</strong>en, mehr kann ich<br />

dazu nicht sagen“, hieß<br />

es vom Pressesprecher<br />

Klaus Schulze-Löwenberg<br />

Geheimer Ortstermin: Tempo 100 am Dreiburgensee eine Zumutung für Badegäste?<br />

In der Dreiflüssestadt<br />

wird jedes Straßenschild<br />

mit Bürgern und Stadträten<br />

diskutiert, in Tittling<br />

wird ein gefordertes Tempolimit<br />

zur Geheimaktion.<br />

"Wir werden über solche<br />

Ortstermine nicht informiert,"<br />

klagt ein Gemein-<br />

derat. Der Bürgermeister<br />

macht sie zur Chefsache.<br />

Tourismusverein und<br />

Grundstücksbesitzer Peter<br />

Höltl ziehen am selben<br />

Strang: Die Museumsstraße<br />

am Dreiburgensee sollte<br />

verkehrsberuhigt werden!<br />

Tempo 100 sei eine<br />

Zumutung für die Badegäste.<br />

Wegen Lärm und<br />

Gefahr beim Überqueren<br />

der Straße (Parkplätze<br />

gegenüber). Eine Straßenunterführung<br />

wird nicht<br />

angenommen, weil sie ungünstig<br />

liegt.<br />

Die bisherige Beschil-<br />

17<br />

Student Eric (21) und E-plus - unerfreulicher Streit über<br />

acht Monate zwischen Gebührenwucher und Kartensperre.<br />

derung ist unlogisch: Wer<br />

aus östlicher Richtung<br />

kommt, darf mit Tempo<br />

100 vorbeifahren, in Gegenrichtung<br />

Tempo 70.<br />

Mit Sicherheit würde<br />

von einem Tempolimit<br />

der Inhaber des dortigen<br />

Brotzeitstüberls pro-<br />

Solche Einzelfälle seien<br />

bedauerlich. Außerdem<br />

ging 24 Stunden später bei<br />

Eric ein Fax ein: Wenn er<br />

sein Handy zurückschicke,<br />

trete man von allen Forderungen<br />

zurück und entlasse<br />

ihn vorzeitig aus dem<br />

Vertrag – ohne zu zögern<br />

nahm er an.“<br />

vitieren. Wohl deshalb<br />

schiebt der Bürgermeister<br />

die Entscheidung <strong>auf</strong> die<br />

lange Bank und verweist<br />

<strong>auf</strong> das Landratsamt. Der<br />

Wirt zählt angeblich zu<br />

seinen Erzfeinden.<br />

Der Ortstermin findet<br />

übrigens am 14. Juli statt.<br />

Photos: Tobias Köhler (3)

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