Das passt auf keine Kuhhaut!
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Sechs Katzen hat sie schon verloren<br />
Erbitterter Kampf<br />
gegen die Jäger<br />
Frau de Contes stört. Die 57<br />
Jahre alte schmale Dame mit den<br />
grauen Haaren stört Leute, die sich<br />
bewaffnet in Wald und Flur verstecken<br />
und <strong>auf</strong> Tiere schießen. Durch<br />
ihre bloße Anwesenheit. Laut Bußgeldbescheid<br />
des Landratsamtes<br />
auch durch "Pfeifen, Rufen, Händeklatschen".<br />
So vereitele Frau de<br />
Contes ihnen die Jagd, klagen die<br />
Jäger. Die französische Dolmetscherin<br />
dagegen sieht in den Jägern<br />
die Verantwortlichen für den Tod<br />
von sechs ihrer geliebten Katzen –<br />
und um weiteres Blutvergießen zu<br />
verhindern, will sie weiter stören.<br />
„Ich liebe meine Katzen und lasse<br />
sie mir nicht von den Jägern abknallen“,<br />
erklärt de Contes ihre permanenten<br />
Streifzüge durch Wald und<br />
Wiesen. Sie sei mehrmals am Tag<br />
unterwegs, um ihre Haustiere zu<br />
rufen und einzusammeln. Sie besitzt<br />
noch sieben.<br />
Lizenz zum Töten<br />
Die Jäger dagegen, unterstützt<br />
vom Landratsamt, fühlen sich wegen<br />
des bayerischen Jagdgesetzes<br />
im Recht. <strong>Das</strong> berechtigt sie tatsächlich<br />
„wildernde Hunde und<br />
Katze zu töten. (…) Katzen gelten<br />
als wildernd, wenn sie im Jagdrevier<br />
in einer Entfernung von mehr als<br />
300 Meter vom nächsten bewohnten<br />
Gebäude angetroffen werden.“<br />
De Contes will den Jägern einen<br />
Strich durch die Rechnung machen.<br />
Denn erstens wollten Jäger nicht<br />
gesehen werden, wenn sie Haustiere<br />
erschießen, meint die Dolmet-<br />
BLICK AUF DIE TIERWELT<br />
scherin. Zweitens besage ein juristischer<br />
Kommentar, dass Jäger selbst<br />
jenseits der 300 Meter <strong>keine</strong> Katzen<br />
erschießen dürften, die sich „in Begleitung<br />
oder im Einwirkungsbereich<br />
eines Menschen“ befänden.<br />
Im Juni ging der Streit vor das<br />
Amtsgericht. Wegen 16 angeblicher<br />
störender Eingriffe in das Jagdwesen<br />
sollte de Contes ein vom<br />
Landratsamt verhängtes Bußgeld<br />
von 630 Euro zahlen. Keine Seite<br />
will zunächst nachgeben. Mehr als<br />
ein Dutzend Zeugen werden <strong>auf</strong>geboten,<br />
doch der Richter kann in<br />
<strong>keine</strong>m der vorgetragenen Fälle ein<br />
„Vergrämen des Wildes“ erkennen.<br />
Stets fehlt der Nachweis, dass de<br />
Contes den Jägern vorsätzlich die<br />
Tour vermasselt hat, und es fehlt<br />
auch das verscheuchte Wild in den<br />
Aufzeichnungen der Jäger.<br />
Dann taucht plötzlich neues mutmaßliches<br />
Belastungsmaterial <strong>auf</strong>.<br />
Der Sohn des Jagdpächters bringt<br />
Protokolle vor, die Störungen belegen<br />
sollen. De Contes empört sich<br />
derart über die Vorwürfe, dass sie<br />
unter Androhung eines Ordnungsgeldes<br />
beruhigt werden muss. Der<br />
Richter lässt offen, ob und wie er<br />
das neue Material bewerten wird –<br />
er schaffte es, den Jagd-Schlamassel<br />
<strong>auf</strong>zulösen. <strong>Das</strong> Verfahren wird<br />
mit Zustimmung beider Seiten einstellt.<br />
De Contes muss lediglich ihren<br />
Anwalt und die eigenen Auslagen<br />
zahlen, alles andere übernimmt<br />
die Staatskasse.<br />
Doch im September geht der<br />
Streit vor dem Zivilgericht weiter.<br />
Werden der Anwohnerin die Spaziergänge<br />
verboten? Sie sagt: „Ich lasse<br />
mich nicht einschüchtern.“ Durch ihre<br />
Spaziergänge habe sie ein Jahr lang den<br />
Tod weiterer Katzen verhindert. „Und<br />
das ist, was für mich zählt.“<br />
Behördenfrau als Buhmann<br />
Klägerin Verena Schwarz, die Justiziarin<br />
des Landratsamts, wurde bei<br />
diesem Prozess zum Prügelknaben.<br />
Ihr elektronischer Briefkasten wurde<br />
von empörten Tierschützern zugemüllt,<br />
weil sie der Einstellung des Verfahrens<br />
nicht sofort zugestimmt hatte. Amtsrichter<br />
Klaus Fruth konnte sich die Bemerkung<br />
nicht verkneifen: „Es geht hier<br />
nicht um ihr Geld, die Kosten zahlt die<br />
Staatskasse.“ Als die Beamtin am zweiten<br />
Prozesstag mit Halskrause erschien,<br />
fragte er bange: „<strong>Das</strong> wird doch nicht<br />
mit unserem Verfahren zu tun haben?“.<br />
Sie konnte beruhigen: ein Schleudertrauma<br />
nach einem Autounfall.<br />
Impressum<br />
Herausgeber und<br />
Chefredakteur<br />
Hubert J. Denk<br />
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94032 Passau<br />
Telefon 0851 93 46 649<br />
Fax 0851 93 46 801<br />
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info@buergerblick.de<br />
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Rebecca Struck, Phillipp<br />
Saure, Tobias Köhler,<br />
Fabian Pechstein,<br />
Alexander Eckmeier,<br />
Stefan Schatt<br />
Produktion<br />
Lukas Musilek<br />
Anzeigen<br />
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Vertrieb<br />
Michael Sedlacek<br />
abo@buergerblick.de<br />
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Druck<br />
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Salzweg<br />
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Photo: Tobias Köhler