Das passt auf keine Kuhhaut!
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16 BLICK AUF DEN<br />
Sondereinsatz für die freie Presse<br />
Triumph über schwarzen Sumpf<br />
Wenn dieser Bürgerblick als Leseprobe in den nächsten Tagen an alle Haushalte im Raum Tittling verteilt wird,<br />
dann ist dies ein kleiner Sieg für die „freie Presse“. Denn bislang gab es dort <strong>keine</strong> unabhängige Berichterstattung.<br />
Die Schwarzen und die PNP diktieren, was für die Bürger wichtig ist: Der CSU-Ortsvorsitzende im Gemeinderat<br />
ist zugleich Geschäftsführer der Heimatzeitung! Hier der erste Bericht aus einem anderen Blickwinkel.<br />
Tittling - Der 24. Juni<br />
wird in die Geschichte<br />
des Marktes eingehen:<br />
Die CSU-Spezlwirtschaft<br />
zwischen Rathaus, Wirtschaft<br />
und Presse bekam<br />
Andächtig: Rainer Fürst,<br />
PNP-Geschäftsführer und<br />
CSU-Ortschef.<br />
einen deutlichen Dämpfer.<br />
Ein Transparenz-Antrag<br />
neuer Gemeinderäte,<br />
der im März mit knapper<br />
Mehrheit durchgegangen<br />
war, zeigt endlich Wirkung.<br />
Auf der verwaisten<br />
Pressebank sitzen in dieser<br />
durchaus brisanten<br />
Gemei nderat s sit z u ng<br />
als Beobachter erstmals<br />
Reporter vom unabhängigen<br />
Monatsmagazin<br />
Bürgerblick. Denn einen<br />
<strong>auf</strong>rechten Heimatreporter<br />
für Tittling gibt es<br />
nicht. Die Berichte kommen<br />
offenbar entweder<br />
direkt aus dem Bürgermeisterbüro<br />
oder, was<br />
selten der Fall ist, aus der<br />
Feder der Schwester des<br />
PNP-Geschäftsführers<br />
Rainer Fürst. Wenn sie<br />
die Pressebank drückt,<br />
erblickt sie ihren Bruder<br />
gegenüber. Fürst sitzt als<br />
CSU-Ortsvorsitzender im<br />
Gemeinderat.<br />
Als die Bürgerblick-Reporter<br />
über eine Fotografiererlaubnis<br />
abstimmen<br />
lassen, guckt Fürst ziemlich<br />
irritiert. Schließlich<br />
kennt er seine Leute.<br />
Es gibt zunächst wirklich<br />
nur Gutes zu berichten:<br />
In dem 3.700-Einwohner-Ort<br />
soll für<br />
2,5 Millionen Euro der<br />
Marktplatz zum Prachtstück<br />
werden.<br />
„Es muss nicht billig sein,<br />
gefallen muss es uns“,<br />
bringt ein Gemeinderat<br />
die Wünsche der Runde<br />
<strong>auf</strong> den Punkt. Ein Satz,<br />
den Rathausreporter in<br />
verschuldeten Städten<br />
wie in Passau noch nie<br />
gehört haben. Es ist uns<br />
schon bei den Tischgetränken<br />
<strong>auf</strong>gefallen: In<br />
der Dreiflüssestadt begnügen<br />
sich die Stadträte<br />
mit einer Hausabfüllung,<br />
prickelndem "Stadtwerke-<br />
Wasser", hier gibt es "San<br />
Pellegrino" und Alztaler<br />
Markensäfte.<br />
Der PNP-Fürst bleibt<br />
in dieser Sitzung <strong>auf</strong>fällig<br />
schweigsam. Vor<br />
allem beim letzten Tagesordnungspunkt<br />
10,<br />
als es schließlich um den<br />
Politsumpf geht, den er<br />
mit vielen anderen stets<br />
mitgetragen hat: In selbstherrlicher<br />
Manier hat<br />
der CSU-Bürgermeister<br />
jahrelang am Gemeinderat<br />
vorbei regiert, seinem<br />
Parteispezl, dem Neumeier<br />
Willi jun., offensichtlich<br />
alle Planungs<strong>auf</strong>träge<br />
zugeschanzt.<br />
„Einmal hat dieser Architekt<br />
schon im Internet<br />
mit Plänen für ein Projekt<br />
geworben, über das<br />
wir noch gar nicht informiert<br />
waren“, beschreibt<br />
SPD-Mann Bernhard<br />
Grum den Missstand.<br />
Die Planungshoheit des<br />
Gemeinderates stand nur<br />
mehr <strong>auf</strong> geduldigem <strong>auf</strong><br />
Papier.<br />
Bis zum 17. März. Da<br />
sorgt der Polizeibeamte<br />
Hans Kuffner, ein neues<br />
ÜW-Gemeinderatsmitglied,<br />
für frischen Wind.<br />
„Ich habe mich bei einer<br />
kostenlosen Schulung<br />
über Kommunalrecht<br />
erstmal schlaugemacht“,<br />
erzählt er. Er fordert, die<br />
Alleingänge des Bürgermeisters<br />
zu unterbinden.<br />
Obwohl sein Antrag fast<br />
wortgetreu in der BayerischemGemeindeverordnung<br />
steht, stimmt<br />
die CSU geschlossen dagegen.<br />
Auch PNP-Chef<br />
Fürst ficht für den Filz.<br />
Trotzdem gelingt der<br />
Coup. Der Antrag „für<br />
mehr Transparenz und<br />
Ehrlichkeit“ geht mit<br />
einer Stimme Mehrheit<br />
durch, weil der Neumeier<br />
Willi – vielleicht aus gutem<br />
Grund – der Sitzung<br />
fern geblieben ist.<br />
Nach dieser Niederlage<br />
diktieren die Tittlinger<br />
PNP-Drähte den Ton in<br />
der Presse: Die JU darf<br />
die Kämpfer gegen den<br />
Filz als „borniert“ schelten<br />
und behaupten, sie<br />
würden nicht zum Wohle<br />
der Bürger handeln. <strong>Das</strong><br />
Pamphlet wird in der PNP<br />
abgedruckt. Von der Vetternwirtschaft<br />
erfahren<br />
die Leser nichts.<br />
Nun feiern die Tittlinger<br />
Rebellen einen leisen<br />
Triumph. Gegen die<br />
Stimmen der CSU – der<br />
Neumeier Willi war zum<br />
Glück wieder nicht da<br />
– wurde erstmals ein Planungs<strong>auf</strong>trag<br />
an ein neues<br />
Büro vergeben. Und: Der<br />
Gegenschlag von CSU-<br />
Vizebürgermeister Karl-<br />
Heinz Grubmüller ging in<br />
die Hose. Er hatte „Antrag<br />
<strong>auf</strong> Rücknahme des<br />
Beschlusses“ gestellt, der<br />
am 17. März ein Stück Demokratie<br />
zurückgebracht<br />
hatte. Erst polterte er,<br />
dann nahm er seinen Antrag<br />
zurück und es kam<br />
zu einem versöhnlichen<br />
Ende: Man will jetzt wieder<br />
offen und ehrlich über<br />
alles reden. Offenen und<br />
ehrlichen Lokaljournalismus<br />
hätten die Tittlinger<br />
auch verdient.<br />
Typisches Bild aus dem Tittlinger Gemeinderat: Die CSUler (links) und die beiden Blauhemden, CSU-Bürgermeister Waldemar Bloch und sein Vize<br />
Karl-Heinz Grubmüller, stimmen gegen SPD, Grüne und Überparteiliche.