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Wissenschaftlicher Ergebnisbericht - Helmholtz-Zentrum für ...

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WISSENSCHAFTLICHER ERGEBNISBERICHT | Infektion und Immunität | Entzündung und Immunität 95<br />

03.4 Das Interferonsystem in antiviraler Abwehr und<br />

Immunität<br />

PROJEKTLEITER | Dr. Andrea Kröger | Abteilung <strong>für</strong> Genregulation und Differenzierung | akg@helmholtz-hzi.de<br />

PROJEKTMITARBEITER | Katja Finsterbusch | Lucas Kemper | Dr. Mario Köster | Antje Ksienzyk |<br />

Ramya Nandakumar | Berit Neumann | Dr. Ulfert Rand<br />

Interferone (IFN) sind zentrale Signalmoleküle bei der<br />

Abwehr von Pathogenen und erfüllen essenzielle Funktionen<br />

in der Kommunikation von Zellen des Immunsystems. Das<br />

IFN-System bildet die erste Verteidigungslinie des Körpers<br />

im Kampf gegen Infektionen. Die Wirkung beruht dabei auf<br />

der transkriptionellen Aktivierung einer Vielzahl antiviral<br />

und immunmodulatorisch wirkender Gene. Wir wollen<br />

molekulare und zelluläre Zusammenhänge der Wirtsabwehr<br />

gegen Infektionen verstehen und den Einfl uss des<br />

IFN-Systems auf die Immunität untersuchen. Das detaillierte<br />

Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen<br />

und deren zeitliche und räumliche Dynamik können zu<br />

neuen Erkenntnissen <strong>für</strong> die Prävention und Therapie von<br />

Infektionen führen.<br />

Das IFN-Netzwerk Das Netzwerk aus IFN-Produktion<br />

und -Wirkung ist quantitativ und temporär strikt reguliert,<br />

da eine Deregulation zu gravierenden pathologischen<br />

Bedingungen führt. Wir haben mittels intrazellulärer<br />

Reporter dynamische Zusammenhänge auf unterschiedlichen<br />

Stufen des Netzwerks auf der Ebene von Einzelzellen<br />

untersucht. Wir konnten zeigen, dass die initiale Induktion<br />

von IFN ein hoch stochastischer Prozess ist, während die<br />

Reaktion auf IFN bimodal verläuft. Basierend auf diesen<br />

Daten wurde ein quantitatives mathematisches Modell zur<br />

Dynamik der IFN-Systems entwickelt. Es erlaubt Voraussagen<br />

über den Ausgang von Infektionen. Um die koordinierten<br />

Funktionen des IFN-Netzwerks in vivo zu untersuchen,<br />

wurden Reporter-Mäuse hergestellt, an denen wir die<br />

Ausbreitung des IFN-Signals und das zelluläre Wirkungsspektrum<br />

untersuchen. So konnten wir zeigen, dass Viren<br />

mit unterschiedlicher Pathogenität veränderte IFN-Reaktionen<br />

in Qualität, Quantität und zeitlicher Abfolge auslösen.<br />

Ausfallsicherung <strong>für</strong> die Abwehr von Virusinfektionen<br />

Viren haben Strategien entwickelt, das IFN-System zu<br />

umgehen – und dadurch der Bekämpfung durch den Wirt<br />

zu entgehen. Wir konnten einen alternativen Mechanismus<br />

der Virusabwehr identifi zieren, der unabhängig vom IFN-<br />

System wirkt. Die zentrale Rolle hierbei spielt der Transkriptionsfaktor<br />

IRF-1. Mäuse, denen das IRF-1-Gen fehlt,<br />

können virale Infektionen schlechter kontrollieren. Wenn<br />

Viren Zellen infi zieren, kommt es durch IRF-1 zu einer antiviralen<br />

Abwehrreaktion. Mit Viperin konnten wir ein Gen<br />

identifi zieren, das an diesem Mechanismus entscheidend<br />

beteiligt ist. Bei viralen Infektionen wirkt IRF-1 einerseits<br />

als Verstärker der IFN-Antwort und andererseits als<br />

Signalprogression während einer Virusinfektion<br />

Time-lapse-Mikroskopie der IFN Induktion (grün) und der Antwort<br />

auf IFN (rot) zeigt die räumliche und zeitliche Dynamik<br />

der IFN-Signalausbreitung. Foto: HZI<br />

Ausfallsicherung des IFN-Systems. Die Wirkung dieses<br />

IFN-unabhängigen Mechanismus soll in weiteren Infektionsmodellen<br />

wie HCV untersucht werden.<br />

IRF-1 stimuliert die angeborene und erworbene Immunität<br />

Neben der antiviralen Abwehr ist das IFN-System wichtig<br />

<strong>für</strong> die Stimulation von Immunantworten. Erhöhte Immunzellaktivität<br />

spielt bei der Abwehr von Tumoren eine<br />

wichtige Rolle. Die Expression von IRF-1 in einem Lungenmetastasen-Modell<br />

verhindert die Bildung von Metastasen.<br />

Wir konnten dies auf die Anlockung und Aktivierung von<br />

natürlichen Killerzellen zurückführen. Gleichzeitig führt<br />

die Expression von IRF-1 zur Etablierung einer Tumorspezifi<br />

schen CD8 + T-Zell-Antwort, die vor der Entstehung<br />

von sekundären Tumoren schützt. Bei der Induktion und<br />

Aktivierung von Immunzellen spielt die entzündliche Mikroumgebung<br />

eines Tumors eine wichtige Rolle. Detaillierte<br />

Analysen der Mikroumgebung und der Signalkaskaden der<br />

Immunzellen sollen in Zukunft klären, wie es zur Induktion<br />

von Immunantworten kommt.<br />

Stirnweiss, A., Ksienzyk, A., Klages, K., Rand, U., Grashoff, M., Hauser, H., Kröger, A.<br />

(2010) IFN regulatory factor-1 bypasses IFN-mediated antiviral effects through viperin<br />

gene induction. Journal of Immunology 184(9), 5179-5185.<br />

Pulverer, J.E., Rand, U., Lienenklaus, S., Kugel, D., Zietara, N., Kochs, G., Naumann, R.,<br />

Weiss, S., Staeheli, P., Hauser, H., Köster, M. (2010) Temporal and spatial resolution of<br />

type I and III interferon responses in vivo. Journal of Virology 84(17), 8626-8638.<br />

Dietrich, N., Rohde, M., Geffers, R., Kröger, A., Hauser, H., Weiss, S., Gekara, N.O. (2010)<br />

Mast cells elicit proinfl ammatory but not type I interferon responses upon activation of<br />

TLRs by bacteria. Proceedings of National Academy of the Science USA 107(19):8748-8753.

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