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Wissenschaftlicher Ergebnisbericht - Helmholtz-Zentrum für ...

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96 WISSENSCHAFTLICHER ERGEBNISBERICHT | Infektion und Immunität | Entzündung und Immunität<br />

03.5 Zelltodmechanismen im Immunsystem<br />

PROJEKTLEITER | Prof. Dr. Ingo Schmitz | Arbeitsgruppe System-orientierte Immunologie und Entzündungs -<br />

forschung | isc09@helmholtz-hzi.de<br />

PROJEKTMITARBEITER | Michaela Annemann | Frida Ewald | Ralf Höcker | Dr. Yvonne Rauter | Marc Schuster | Tanja Telieps<br />

Formen des Zelltodes Im Laufe der EvoIution haben multizelluläre<br />

Organismen verschiedene Zelltodmechanismen<br />

entwickelt. Sie können je nach Stimulus und Zelltyp induziert<br />

werden und erlauben Feinabstimmungen der Zellantwort<br />

auf externe Umwelteinfl üsse. So ist die Nekrose durch ein<br />

starkes Anschwellen der Zelle gekennzeichnet. Die Zelle<br />

platzt und intrazelluläre Bestandteile werden in das umliegende<br />

Milieu freigesetzt. Diese induzieren die Aktivierung<br />

von Immunzellen und lösen so eine proinfl ammmatorische<br />

Immunantwort aus. Im Gegensatz zur Nekrose wird bei der<br />

Apoptose die Integrität der Plasmamembran der absterbenden<br />

Zelle gewahrt und so eine Freisetzung intrazellulärer<br />

Bestandteile und damit eine Überaktivierung des Immunsystems<br />

verhindert. Apoptose spielt eine wichtige Rolle beim<br />

Wechselspiel zwischen Pathogenen und der Wirtszelle. Zum<br />

Beispiel töten Immunzellen infi zierte Gewebszellen durch<br />

Der intrinsische Signalweg kann durch verschiedene Stimuli, wie<br />

zum Beispiel UV-Bestrahlung oder den Entzug von Wachstumsfaktoren,<br />

ausgelöst werden. Pro-apoptotische BH3-only Proteine<br />

werden daraufhin aktiviert und können antiapoptotische Bcl-2<br />

Proteine inhibieren. Dies führt zu einer Bak/Bax-vermittelten<br />

Porenbildung in der äußeren Mitochondrienmembran, so dass<br />

apoptogene Faktoren wie z.B. Cytochrom c aus dem mitochondrialen<br />

Intermembranraum freigesetzt werden. Letzteres induziert<br />

durch seine Bindung an monomeres Apaf-1 die Bildung eines<br />

heptameren Multiproteinkomplexes, dem Apoptosom, über<br />

das Caspase-9 aktiviert werden kann. Aktive Caspase-9 kann<br />

nun ihrerseits Caspase-3 proteolytisch aktivieren. Durch die<br />

anschließend massive Spaltung zellulärer Todessubstrate wird<br />

letztendlich der Tod der Zelle ausgelöst. Der extrinsische Apoptose-Signalweg<br />

verläuft über die Aktivierung membranständiger<br />

Todesrezeptoren. Bei Bindung des spezifi schen, trimeren Liganden<br />

wird eine Oligomerisierung des Rezeptors und die Bildung<br />

des DISCs, bestehend aus der zytoplasmatischen Domäne des<br />

Todesrezeptors, dem Adapterprotein FADD sowie Procaspase-8<br />

induziert. Diese kann direkt Caspase-3 oder über die Spaltung<br />

des BH3-only Proteins Bid zu tBid den intrinsischen Signalweg<br />

aktivieren. Die Aktivierung von Caspase-8 am DISC kann durch<br />

c-FLIP Proteine inhibiert werden.<br />

Apoptose ab, um eine weitere Vermehrung der Pathogene<br />

zu unterbinden. Andererseits können bestimmte Viren und<br />

Bakterien die Apoptose in der Wirtszelle unterbinden, um<br />

ihr Überleben zu sichern. Deregulation von Apoptose ist eng<br />

mit dem Auftreten verschiedener Erkrankungen assoziiert.<br />

So sterben bei der viralen Hepatitis zu viele Zellen an Apoptose,<br />

wohingegen in Tumorzellen die Apoptose inhibiert ist.<br />

Signalwege der Apoptose Es wurden zwei Hauptsignalwege<br />

der Apoptose beschrieben, der extrinsische und der<br />

intrinsische Signalweg. Der intrinsische Weg involviert das<br />

Mitochondrium und wird durch die Bcl-2-Familie reguliert.<br />

Extrinsische Apoptose wird durch sogenannte Todesrezeptoren<br />

ausgelöst, deren prototypischer Vertreter CD95 ist.<br />

CD95 ist <strong>für</strong> eine Reihe von immunologischen Prozessen<br />

wichtig, wie z.B. T-Zell-vermittelte Immunantworten, aber<br />

auch bei der Tumorentstehung. Über die Signalmechanismen<br />

der Apoptose bei akuten und chronischen Infektionen ist<br />

wenig bekannt. Wir wollen diese mit Hilfe von verschiedenen<br />

transgenen Mausmodellen und pharmakologischen Apoptose-Modulatoren<br />

(z.B. Caspase-Inhibitoren) aufklären. Dabei<br />

werden wir uns u.a. auf die FLICE-inhibitorischen Proteine<br />

(FLIP) konzentrieren, die wichtige Regulatoren von Todesrezeptoren<br />

sind. FLIP-Proteine wurden in Säugetierzellen<br />

(zelluläre FLIP = c-FLIP) und in bestimmten γ-Herpesviren<br />

(v-FLIP) identifi ziert. Wir konnten zeigen, dass die c-FLIP-<br />

und v-FLIP-Proteine unterschiedliche biochemische Mechanismen<br />

nutzen, um Apoptose zu inhibieren, obwohl sie<br />

strukturell sehr ähnlich sind. Die funktionellen Konsequenzen<br />

und therapeutischen Möglichkeiten dieser Unterschiede<br />

sollen in Zukunft untersucht werden.<br />

Autophagie Autophagie ist ein lysosomaler Abbaumechanismus<br />

und essenziell <strong>für</strong> die zelluläre Homöostase, die<br />

embryonale Entwicklung und Immunität. Einerseits können<br />

intrazelluläre Pathogene über Autophagie eliminiert werden.<br />

Andererseits nutzen bestimmte Pathogene die Autophagie<br />

aus, um dem Immunsystem zu entkommen. Obwohl die<br />

Funktion vieler molekularer Mediatoren der Autophagie<br />

in den letzten Jahren aufgeklärt wurde, ist wenig über die<br />

Signalmechanismen bekannt, die die Autophagie regulieren.<br />

Wir haben vor kurzem einen neuen Regulationsmechanismus<br />

entdeckt, der die Stresskinase p38 und Atg5 involviert, einen<br />

essenziellen Autophagie-Mediator. In Zukunft wollen wir die<br />

Rolle dieses Regulationsmechanismus beim Überleben von<br />

Staphylococcus aureus in Säugetierzellen untersuchen.<br />

Ueffi ng N, Keil E, Freund C, Kühne R, Schulze-Osthoff K, Schmitz I (2008) “Structural<br />

and mutational analyses of c-FLIPR, the only murine short FLIP isoform, reveal requirements<br />

for DISC recruitment”. Cell Death and Differ 15(4):773-82.<br />

Ueffi ng N, Schuster M, Keil E, Schulze-Osthoff K, Schmitz I (2008) “Upregulation of<br />

c-FLIPshort by NFAT contributes to apoptosis resistance of short-term activated T cells”.<br />

Blood 112(3):690-8.

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