Jahresbericht 2006 - Deutscher Kinderschutzbund
Jahresbericht 2006 - Deutscher Kinderschutzbund
Jahresbericht 2006 - Deutscher Kinderschutzbund
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Albrechts Sprechstunde<br />
Albrechts Sprechstunde - ein Gesprächsangebot für<br />
Grundschulkinder an der Albrecht-Dürer-Schule<br />
Ron aus der 3. Klasse spielt auf dem Schulhof am<br />
Klettergerüst. Er freut sich, denn gleich hat er es bis<br />
oben geschafft. Plötzlich tauchen andere Jungs auf und<br />
nehmen das Klettergerüst in Beschlag. Sie beschimpfen<br />
ihn und schubsen ihn schließlich vom Klettergerüst.<br />
Ron fühlt sich hilflos und weiß nicht, wie er sich verhalten<br />
soll. „Die machen das jedes mal so, wenn ich am<br />
Klettergerüst oder irgendwo anders auf dem Schulhof<br />
bin“, sagt er später in Albrechts Sprechstunde.<br />
Ron steigen die Tränen in die Augen als er von diesem<br />
Erlebnis erzählt. Er ist wütend auf die anderen Jungs<br />
und auf sich. Ron fühlt sich schlecht behandelt. Im Gespräch<br />
mit der Beraterin macht Ron einen Rollentausch<br />
und somit einen Perspektivwechsel. Nun kann er<br />
erkennen, dass es mehr als eine Sichtweise zu einem<br />
Problem gibt. Angenommen Du wärst einer von den<br />
Jungs und Du würdest Ron so nötigen, wann würdest<br />
Du denn aufhören?<br />
„Ich glaube ich würde aufhören, wenn Ron klar und<br />
deutlich sagt, was er will und sich gegebenenfalls Hilfe<br />
holt.“ Im weiteren Gespräch konnte nun zusammen<br />
überlegt werden, ob Ron den anderen Kindern deutlich<br />
genug sagen konnte, dass er nicht gestört werden will.<br />
Und wir sprachen darüber, wo er sich direkt Hilfe<br />
holen könnte.<br />
In Albrechts Sprechstunde, montags und alle zwei Wochen<br />
freitags von 11.30 Uhr bis 13.30 Uhr hat Ron und<br />
haben alle Grundschulkinder die Möglichkeit, Gespräche<br />
mit einer Beraterin zu führen. Mit Ihr können Sie in<br />
einem vertrauten, verschwiegenen Rahmen Ihre Erlebnisse,<br />
Sorgen und Ängste ansprechen und Lösungsvorschläge<br />
oder Handlungsalternativen entwickeln.<br />
Kinder erfahren so, dass es kein Zeichen von Schwäche<br />
ist, wenn sie sich Hilfe holen. Sie erfahren, dass Sie in<br />
der Sprechstunde ernst genommen und so, wie sie<br />
sind, angenommen werden. Wenn Kinder Vertrauen zu<br />
der Beraterin gefunden haben, fassen sie Mut, über<br />
belastende Situationen zu reden.<br />
In Albrechts Sprechstunde werden Kinder darin bestärkt,<br />
ihre Gefühle ernst zu nehmen und auszudrücken.<br />
Das ist ein erster Schritt in Richtung Mut und Selbstvertrauen.<br />
Marita Ostendorf<br />
25<br />
Albrecht´s Bistro<br />
Schon viele Jahre lang bieten wir als vertrauensbildende<br />
Maßnahme für den <strong>Kinderschutzbund</strong> einen Mittagstisch<br />
für 6- bis 10-jährige Schüler in der Albrecht-<br />
Dürer-Schule in Sossenheim. Während inzwischen<br />
alltäglich Mütter der Kinder für eine kleine Aufwandsentschädigung<br />
(aus öffentlichen Mitteln) die Kinder<br />
bedienen, kochen wir ehrenamtliches Mitarbeiterinnen<br />
vom <strong>Kinderschutzbund</strong> ein- bis zweimal im Monat ein<br />
„Überraschungsessen“, das möglichst auch das Lieblingsessen<br />
der Kinder sein sollte. Gelegentlich haben<br />
wir die Schwierigkeit, „unsere Kinder“ an Essen mit<br />
Gemüse und Obst zu gewöhnen. Tomate in Form von<br />
Tomatensauce ist oftmals unsere Rettung. Als „Belohnung“<br />
erwartet die Kinder dann immer ein schöner<br />
Nachtisch.<br />
Natürlich gibt es, wie überall, auch mal kleine Differenzen<br />
über Tischmanieren von kleinen Unruhestiftern.<br />
Aber insgesamt stellen wir befriedigt fest: Die Kinder<br />
sitzen gerne lange bei uns und gehen dann satt und<br />
zufrieden ihrer Wege. Und immer fragen sie: „Wann<br />
kommt ihr wieder? Und was gibt es dann?“ Und wir<br />
antworten: „Überraschung, Überraschung…“<br />
Einen sehr schönen Tag verlebten wir mit Gräfin Solms<br />
(die 1999 beim Start von Albrechts Bistro zur ersten<br />
„Mann“schaft zählte) im Bistro am Nikolaustag. Zum<br />
Abschluss bekamen alle Kinder ein Überraschungspäkkchen<br />
– finanziert aus der Spendenkasse des <strong>Kinderschutzbund</strong>es<br />
– und zogen glücklich von dannen.<br />
Dagmar Oswald und Team<br />
Foto: DKSB