Jahresbericht 2006 - Deutscher Kinderschutzbund
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Hier entwickelt sich möglicherweise ein weiterer Arbeitsschwerpunkt<br />
unserer Beratungsstelle: Angebote,<br />
die Eltern helfen, ihre eigenen, immer noch ungelösten<br />
Beziehungsstörungen aufzuarbeiten. So lernen sie die<br />
hausgemachten „Gespenster“ aus dem Kinderzimmer<br />
zu jagen und ihr Kind vor den Überbleibseln der elterlichen<br />
Vergangenheit zu schützen.<br />
Julius Niebergall<br />
Kinder im Strafverfahren:<br />
Für einen wirksamen Schutz von Opfern und Zeugen<br />
Die Fachveranstaltung am 13. November <strong>2006</strong> in der<br />
Orangerie zur Eröffnung der Wanderausstellung „Echt<br />
klasse“ vom Präventionsbüro Petze in Schleswig-Holstein<br />
(14. -24.11.<strong>2006</strong>) war für den Frankfurter <strong>Kinderschutzbund</strong><br />
ein rundum erfreuliches Ereignis. Zunächst<br />
bot sich die Gelegenheit, das Engagement der Stiftung<br />
zu würdigen, dank deren Unterstützung die Ausstellung<br />
nach Frankfurt geholt werden konnte. Frau Barbara Brosius<br />
überbrachte zu Beginn der Veranstaltung die<br />
Grüße des Vorstandes der UBS Optimus Foundation<br />
Deutschland und gab anschließend das Wort an Frau<br />
Brigitte Zypries. Die Bundesministerin der Justiz eröffnete<br />
das in Frankfurt beispiellose Ausstellungsprojekt<br />
mit einem Fachvortrag, zu dem neben zahlreichen Fachkräften<br />
aus dem Sozial- und Bildungswesen auch viele<br />
Richter und Staatsanwälte in der Orangerie erschienen<br />
waren. Die Ministerin kam nicht zufällig, um in der Kulisse<br />
der Präventionsausstellung zu referieren. Ihr<br />
Thema in Verbindung mit dem Problemkomplex Kindesmissbrauch<br />
hatte durch die entsprechenden Vorfälle im<br />
Herbst <strong>2006</strong> dramatische Aktualität gewonnen. Vorab<br />
gestellte Fragen der Presse begründete Frau Zypries<br />
mit der Feststellung: „Kinder brauchen unsere Unterstützung.<br />
Es ist unsere Verantwortung, ihnen eine<br />
Chance für die Zukunft zu bieten – denn sie sind die Zukunft<br />
unserer Gesellschaft. (…) In meinem Bereich geht<br />
es beispielsweise um verfahrensrechtliche Regelungen,<br />
die familiengerichtliche Streitigkeiten vor Gericht beschleunigen<br />
und die Position der Kinder stärken.“<br />
Im Mittelpunkt Ihrer Rede in der Orangerie stand der<br />
Schutz von kindlichen Opfer-Zeugen in Strafverfahren.<br />
Bemerkenswert war der von ihr beschriebene mühsame<br />
Weg der Rechtspolitik seit über 20 Jahren , um von<br />
einem auf den Täter fixierten Strafrecht und Strafverfahren<br />
zu einem das Opfer möglichst schonendem Verfahren<br />
zu kommen, welches zugleich rechtsstaatlichen<br />
Anforderungen gerecht wird. Einfühlsam beschrieb die<br />
Bundesministerin die Situation dieser Opfer-Zeugen:<br />
„Häufig durchlebt dieser sogenannte Opfer-Zeuge die<br />
ganze Hilflosigkeit und Ohnmachtssituation mit allen<br />
erlittenen Qualen und Demütigungen erneut. Nicht selten<br />
kommt die Angst vor dem Täter, dem man im Gerichtssaal<br />
wieder begegnet, hinzu. Wichtig ist, dass gerade<br />
Kinder und Jugendliche, die Gewalt erlitten haben<br />
und die nun im Strafverfahren häufig die wichtigsten<br />
Zeugen sind, von Polizei und Justiz rücksichtsvoll behandelt<br />
werden. Ihnen muss die Furcht genommen werden,<br />
vor Gericht auf sich allein gestellt zu sein“.<br />
Die Bundesministerin der Justiz berichtete über ihr persönliches<br />
Engagement im Verein „Recht Würde Helfen“,<br />
wo Sozialpädagogen zu professionellen Zeugenbegleitern<br />
für minderjährige Opfer von Gewalt ausgebildet<br />
werden. Ihre Rede – diese kann auf der homepage des<br />
Bundesministeriums abgerufen werden – schloss sie<br />
mit der Feststellung:<br />
„Die Ausstellung ist ein Teil dessen, was notwendig ist,<br />
um Kinder optimal zu schützen. Ich meine wir brauchen<br />
dazu dreierlei: Gute Gesetze, (...), bürgerschaftliches<br />
Engagement, wie es der <strong>Kinderschutzbund</strong> immer wieder<br />
leistet, und eine Gesellschaft, der ihr Nachwuchs<br />
emotional und auch finanziell etwas wert ist. Wenn wir<br />
alles dies haben, dann sichern wir den Kindern in<br />
Deutschland auch künftig einen guten Start ins Leben“.<br />
Wir danken dem Hilton Hotel Frankfurt sehr herzlich für<br />
den Empfang, der die gut besuchte Fachveranstaltung<br />
wohlschmeckend und raffiniert aufwertete. Die Besucher<br />
hatten nun auch entspannt Gelegenheit die Ausstellung<br />
mit den zahlreichen interaktiven Angeboten in<br />
Ruhe kennen zu lernen. Die größte Attraktion bot der<br />
sogenannte „Jubelthron“ der, sobald man sich auf ihn<br />
setzte, aus versteckten Lautsprechern tobenden<br />
Applaus spendete. Ludwig Salgo<br />
Überflüssig zu<br />
erwähnen, dass<br />
auch die Kinder<br />
während ihrer<br />
Besuche in den<br />
folgenden Tagen<br />
den Jubelthron<br />
besonders gerne<br />
bestiegen …<br />
Foto: DKSB