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Mercator Kolleg - Stiftung Mercator

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dessen direkter Einfluss auf die Reduzierung von Armut marginal. Licht steigert<br />

zwar die Lebensqualität und ermöglicht gewisse Arbeiten bei Dunkelheit,<br />

doch allein führt es nicht zu höheren Einkommen.<br />

Strom – aber keine Arbeitsplätze<br />

Im Norden von Laos befindet sich ein Dorf mit 60 Haushalten. Es ist durch<br />

eine ungeteerte, in der Regenzeit kaum befahrbare Straße mit der Provinzhauptstadt<br />

verbunden. Die Dorfbewohner sind hauptsächlich Bauern, ihre Erzeugnisse<br />

dienen der Selbstversorgung. Vor 20 Jahren bauten Chinesen ein<br />

Kleinwasserkraftwerk, das das Dorf in den Abendstunden mit genug Strom für<br />

Licht versorgte. Auf die Haushaltseinkommen hatte das „neue“ Licht jedoch<br />

keinerlei Einfluss. Eines Tages wurde das Kleinwasserkraftwerk durch ein<br />

Feuer beschädigt. Im Dorf gab es niemanden, der es hätte reparieren können,<br />

und auch die Chinesen waren nicht mehr da. Das Kraftwerk blieb unbrauchbar.<br />

Kurz darauf wählte eine regionale Energiefirma das Dorf als Standort für eines<br />

ihrer Pilotprojekte: Die Firma erneuerte das Kleinwasserkraftwerk, stockte es<br />

mit Solarzellen und einem Dieselmotor auf und bot rund um die Uhr Strom an.<br />

Da das neue, verbesserte System mehr Strom produzierte, konnten die Bewohner<br />

plötzlich auch einen Fernseher mit DVD-Gerät betreiben, ganz zur Freude<br />

der Kinder, die Zeichentrickfilme über alles lieben.<br />

Mittlerweile ist das Dorf ans nationale Stromnetz angeschlossen.<br />

Für die Bewohner ist der Strom jetzt günstiger, in<br />

unbeschränkten Mengen vorhanden und setzt nie mehr aus.<br />

Theoretisch ist seit diesem Anschluss eine ideale Infrastruktur<br />

für produzierende Unternehmen gegeben. Eine NGO hat<br />

speziell dafür ein Unterstützungsprogramm gestartet, das<br />

Möglichkeiten zum produktiven Umgang mit Elektrizität aufzeigt.<br />

Da es im Dorf und dessen Umgebung viele Reisbauern<br />

gibt, wäre eine elektronische Reismühle ein guter Start. Durch<br />

die Veredelung von Reis könnte dieser mit mehr Gewinn weiterverkauft<br />

werden. Doch bis heute ist die einzige wirtschaftliche<br />

Aktivität im Dorf ein Hochzeitsladen.<br />

Dieses Beispiel macht deutlich, dass der Weg zu höherem<br />

Einkommen und nachhaltiger Entwicklung nicht zwingend mit<br />

einer funktionierenden Steckdose beginnt. Ebenso wichtige Faktoren<br />

sind Wissen, Kapital und der Zugang zu einem Absatzmarkt.<br />

Wie wäre es beispielsweise, in ländlichen Regionen in<br />

Entwicklungsländern eine professionelle Bauern- und Unternehmensförderung<br />

an die Elektrifizierung zu koppeln? Damit würde<br />

Wissen und Kapital dort einfließen, wo es Wert schöpft, nämlich<br />

bei der Arbeit der Bauern und in einem dorfeigenen Unternehmen.<br />

Eine solche Förderung ermöglicht den Menschen langfristig<br />

sich selbst zu helfen, und erst dann sind Nachhaltigkeit und vor<br />

allem Unabhängigkeit gegeben. • •<br />

Nicola Ursina Blum<br />

hat Maschinenbau und Technologiemanagement<br />

studiert und beschäftigte sich<br />

in ihrem <strong>Mercator</strong>-Jahr mit Geschäftsmodellen<br />

zur ländlichen Elektrifizierung.<br />

Zu diesem Zweck arbeitete sie für<br />

den Social Investor responsAbility in<br />

Zürich, den Clean Energy Investor<br />

E+Co in Amsterdam und Costa Rica<br />

und die GIZ in Südostasien. Derzeit ist<br />

sie Doktorandin an der ETH Zürich.<br />

Kontakt:<br />

nicola.blum@mercator-fellows.org<br />

<strong>Mercator</strong> <strong>Kolleg</strong> 2010/11 13

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