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Mercator Kolleg - Stiftung Mercator

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Wenn der Konzern sich kümmert<br />

Text und Foto Ariane Lüthi<br />

In Ghana protestieren Einwohner einer Bergbauregion gegen eine Firma, die<br />

durch den Abbau von Gold ihre einzige Wasserquelle gefährde. In Guatemala<br />

reichen Indios eine Klage bei der Inter amerikanischen Kommission für<br />

Menschenrechte ein, um den Abbau von Nickel in ihrem unmittelbaren Umfeld<br />

zu verhindern. In Armenien wehren sich Gemeinden gegen Gewässerverschmutzung<br />

durch Abwasser und Industrieabfälle von Bergbaufirmen, und in<br />

der Elfenbeinküste fordern die Opfer der illegalen Entsorgung von Giftmüll<br />

durch einen europäischen Konzern am fünften Jahrestag des Skandals Entschädigung.<br />

Die schwedische Modekette Hennes & Mauritz muss sich mit<br />

Berichten beschäftigen, nach denen fast 300 Arbeiter in einer kambodschanischen<br />

Textilfabrik plötzlich bewusstlos geworden sind, und der spanische<br />

Kleiderkonzern Zara sieht sich Medienberichten zufolge mit Untersuchungen<br />

zu „unmenschlichen Arbeitsbedingungen“ in der Zuliefererkette in Brasilien<br />

konfrontiert.<br />

Solche Fälle setzen mehr als nur die soziale Akzeptanz – die so genannte<br />

„social license to operate“ – der Unternehmen aufs Spiel. Sie ziehen auch handfeste<br />

Entschädigungszahlungen und Abfindungssummen nach sich. Das zeigen<br />

jüngste Beispiele: die vorläufige Verurteilung des amerikanischen Ölkonzerns<br />

Chevron zur Zahlung von rund acht Milliarden Dollar für Umweltschäden im<br />

ecuadorianischen Regenwald sowie das Urteil eines US-Gerichts gegen den<br />

Pharmakonzern Novartis zu Entschädigungszahlungen in Höhe von 250 Millionen<br />

Dollar aufgrund der Diskriminierung weiblicher Angestellter. In den<br />

USA mehren sich Sammelklagen gegen Unternehmen unter dem so genannten<br />

Alien Tort Claims Act (ATCA), darunter gegen den niederländischen Ölmulti<br />

Shell, dem eine Mitverantwortung bei schweren Menschenrechtsverletzungen<br />

in Nigeria vorgeworfen wird, oder gegen den Früchtehändler Chiquita wegen<br />

mutmaßlicher Unterstützung von Verbrechen paramilitärischer Gruppen in<br />

Kolumbien. Die Gerichtsbarkeit von Firmen unter ATCA wurde zwar durch<br />

ein Urteil im Jahr 2010 in Frage gestellt, doch die Entwicklungen zeigen klar,<br />

dass längst nicht mehr nur lokale Gemeinden Widerstand gegen die Aktivitäten<br />

42 <strong>Mercator</strong> <strong>Kolleg</strong> 2010/11

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