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Mercator Kolleg - Stiftung Mercator

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müssen. Guthaben wird auf ein Telefon versandt und der Empfänger kann das<br />

Geld bei einem der vielen so genannten M-Pesa „agents“, einem Supermarkt,<br />

einer Tankstelle oder ähnlichem, abholen. Heute gibt es allein in Kenia bereits<br />

über 23 000 M-Pesa-„agents“ – ein Netzwerk, das über zehn Mal größer ist als<br />

das traditionelle Geldautomaten-Netz, das über 1979 Automaten verfügt.<br />

Neben der Zahlfunktion, die den Menschen die bislang hohen Transaktionskosten<br />

ersparte, nutzten viele Kunden M-Pesa auch, um Geld aufzubewahren,<br />

selbst wenn das keine Zinsen einbrachte. Die Nachfrage vieler Kunden nach<br />

weiteren Finanzdienstleistungen und der Erfolg von M-Pesa führten Mitte 2010<br />

zur Schaffung von M-Kesho, einer Zusammenarbeit zwischen M-Pesa und Equity<br />

Bank, dem größten kommerziellen Mikrofinanzinstitut Kenias. M-Kesho erweitert<br />

das Finanzportfolio um ein Sparkonto mit Zinsraten sowie Kredit- und<br />

Versicherungsmöglichkeiten.<br />

Transfers und Tradition<br />

Mittlerweile interessieren sich aber auch große Kreditinstitute für Kleinkunden<br />

in Afrika und investieren in Forschung und Pilotprojekte, um an diese heranzukommen.<br />

In Südafrika hat sich Absa, eine Bank, die mehrheitlich im Besitz von<br />

Barclays ist, mit dem Mikrofinanzinstitut CompuScan zusammengetan und bietet<br />

Gruppenkleinkredite an, die u.a. an den Zugang zu Beratungseinrichtungen<br />

für Kleinunternehmer (business development<br />

services) gekoppelt sind. Anfangs auf einen Kleinkredit<br />

beschränkt, kann man sich zu größeren Krediten vorarbeiten.<br />

In Ghana startete ebenfalls Barclays 2005 das „Susu-Modell“,<br />

das für kleinere Kunden in ländlichen Gegenden gedacht war.<br />

Hier wurden Kleinkredite und Sparkonten durch einen lokalen<br />

Vermittler, den „Susu-Eintreiber“, vergeben. Susu ist ein lokales<br />

Wort nicht bekannten Ursprungs, das in etwa „angehäuftes<br />

Geld“ bedeutet. Barclays konnte der Einschätzung von Susu-<br />

Eintreibern vertrauen, da diese schon länger in Sparkonto- und<br />

Kreditgeschäften tätig waren und die Kreditrisiken von bestehenden<br />

sowie potenziellen Kunden in ihrer Umgebung kannten.<br />

Aufgrund der Kooperation mit Barclays konnten Susu-Ein-<br />

treiber Kredite für längere Zeiträume vergeben und Zinsraten<br />

für Spareinlagen zahlen. Bereits nach drei Jahren hatte Barclays<br />

2008 mehr als 600 Susu-Eintreiber unter Vertrag, die über rund<br />

300 000 Kunden verfügten. Die Rückzahlquote reicht, ähnlich<br />

wie in anderen Mikrofinanzgeschäften, an 100 Prozent.<br />

Traditionelle Finanzprodukte wie Kredit, Sparkonto und<br />

Rücktransfer können eine bedeutende Rolle spielen, wenn es<br />

darum geht, die Entwicklung in Subsahara-Afrika anzukurbeln,<br />

aber auch das Leben Einzelner zu verändern. Doch um weitaus<br />

mehr Menschen als bisher Zugang zu ihnen zu verschaffen, wird<br />

es nötig sein, über die Ausgestaltung dieser finanziellen Dienstleistungen<br />

ganz neu nachzudenken. • •<br />

Alexandra Jarotschkin<br />

studierte Int. Economics and Development.<br />

Thema ihres <strong>Mercator</strong>-Projekts<br />

war das Spannungsfeld zwischen Privatsektorentwicklung<br />

und Armutsbekämpfung.<br />

Ihre Stagen führten sie zur<br />

Weltbank nach Washington und zum<br />

IWF Resident Representative Office in<br />

Daressalaam. Seit November 2011 arbeitet<br />

sie in der Development Economics<br />

Research Group der Weltbank.<br />

Kontakt:<br />

alexandra.jarotschkin@mercator-fellows.org<br />

<strong>Mercator</strong> <strong>Kolleg</strong> 2010/11 23

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