Mercator Kolleg - Stiftung Mercator
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Emanzipation und Evaluation<br />
Text und Foto Lenea Reuvers<br />
Wer im weiten Feld der Menschenrechte arbeitet, sieht sich sehr oft mit<br />
dem Problem der Wirkungsmessung konfrontiert. Auch im Bereich<br />
der Frauen- und Demokratieförderung, in dem ich im vergangenen Jahr gearbeitet<br />
habe, musste ich mich immer wieder mit Fragen auseinandersetzen, auf<br />
die es keine einfachen Antworten gibt: Woher weiß ich, dass meine Projekte<br />
„etwas bringen“? Dass ich im Rahmen der mir zur Verfügung stehenden Mittel<br />
hier wirklich etwas erreicht habe, für Frauen, für die Demokratie? Geht es<br />
den Menschen jetzt besser, weil ich hier war? Hat sich irgendetwas verändert?<br />
Welche Rolle diese Fragen spielen und wie viel Bedeutung ihnen beigemessen<br />
wird, ist von Organisation zu Organisation unterschiedlich. Die „Großstrategie“,<br />
die „WG-Strategie“ und die „Querfeldeinlaufstrategie“, wie ich sie<br />
nenne, sind drei verschiedene Ansätze, denen ich in meinen Arbeitsstationen<br />
be gegnet bin.<br />
Die „Großstrategie“<br />
Die Amerikaner, die im Nahen Osten für die Demokratieförderung die meisten<br />
Gelder zur Verfügung stellen, deren Aktivitäten aber auch am heftigsten<br />
kritisiert werden, stellen sich die Frage nach der Wirkung ihrer Projekte geradezu<br />
akribisch. Seit Ende 2010 ist die Vergabe von Fördergeldern sogar direkt<br />
an die Wirkungsmessung gebunden. So stand die Frauenabteilung der amerikanischen<br />
<strong>Stiftung</strong>, für die ich zu dem Zeitpunkt arbeitete, plötzlich vor der<br />
Aufgabe, eine Evaluierung ihrer Arbeit aus dem Hut zaubern zu müssen. Wer<br />
je den Prozess einer Wirkungsmessung durchlaufen hat, weiß, dass das unmöglich<br />
ist. Denn es reicht nicht, hinterher darüber nachzudenken, was man<br />
in den vergangenen drei, sechs oder zwölf Monaten erreicht hat. Vielmehr<br />
liegt der Wert eines solchen Prozesses darin, dass man diesen im Vorhinein<br />
plant und eine Strategie erarbeitet. Dabei ist es wichtig, sich zu überlegen: Wo<br />
bin ich jetzt („Baseline“), wo will ich hin („Outcome“), was will ich letztendlich<br />
damit erreichen („Impact“), was kann ich dafür tun („Output“) und was<br />
brauche ich dafür („Input“)?<br />
58 <strong>Mercator</strong> <strong>Kolleg</strong> 2010/11