Mercator Kolleg - Stiftung Mercator
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Europäische Energieaußenpolitik<br />
Text Julia Teyssen<br />
Dreizehn Monate <strong>Mercator</strong> <strong>Kolleg</strong> für internationale Aufgaben – das bedeutete<br />
für mich dreizehn Monate intensive Beschäftigung mit der Zukunft<br />
der europäischen Energieaußenpolitik. Neben der inhaltlichen Bearbeitung<br />
dieses Themas bedeutete dies jedoch auch, Arbeitserfahrung in drei Organisationen<br />
auf drei verschiedenen Kontinenten zu sammeln und die unterschiedlichen<br />
Arbeitsweisen in einem Länderbüro und dem Hauptquartier einer<br />
internationalen Organisation zu erleben.<br />
Vier Monate meiner Zeit als <strong>Mercator</strong>-<strong>Kolleg</strong>iatin verbrachte ich bei der<br />
Weltbank – zuerst im Länderbüro in Marokko, danach im Hauptquartier in<br />
Washington DC. Der Kontrast hätte größer kaum sein können. Hier das kleine<br />
Büro im Botschaftsviertel von Rabat in unmittelbarer Nähe zu allen wichtigen<br />
Ministerien, dort der riesige Bürokomplex, eingeklemmt zwischen Weißem<br />
Haus und IWF. Doch was bedeutete das für meine tägliche Arbeit?<br />
Initiiert durch König Mohammed VI steckte sich Marokko 2009 das ambitionierte<br />
Ziel, bis zum Jahr 2020 42 Prozent seines Elektrizitätsbedarfs durch<br />
erneuerbare Energien zu decken. Herzstück dieser Strategie ist der marokkanische<br />
Solarplan, der den Bau einer Kraftwerkskapazität von zwei Gigawatt<br />
vorsieht. Das erste von fünf geplanten Solarkraftwerken wird nahe Ouarzazate<br />
auf einem Hochplateau im Süden des Landes liegen; mit einer Kapazität von<br />
500 Megawatt soll es einmal 18 Prozent des marokkanischen Strombedarfs<br />
decken. Zusammen mit mehreren Partnern finanziert die Weltbank die erste<br />
Phase dieses Projekts und unterstützt so Marokko auf seinem Weg aus der Abhängigkeit<br />
von Energieimporten hin zu einer sicheren und klimafreundlichen<br />
Stromversorgung.<br />
Mit der Finanzierung von Kraftwerken allein ist es aber noch nicht getan.<br />
Denn auch das sauberste Kraftwerk funktioniert nur, wenn die richtigen Rahmenbedingungen<br />
herrschen. Die Erzeugung muss so gesteuert werden, dass der<br />
Bedarf genau abgedeckt wird, der Strom muss zum richtigen Preis verkauft und<br />
eventuell nach Europa exportiert werden. Deshalb unterstützte ich zusammen<br />
mit meinen beiden <strong>Kolleg</strong>en in Rabat und einigen weiteren <strong>Kolleg</strong>en in Wa-<br />
76 <strong>Mercator</strong> <strong>Kolleg</strong> 2010/11