Mercator Kolleg - Stiftung Mercator
Mercator Kolleg - Stiftung Mercator
Mercator Kolleg - Stiftung Mercator
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Finanzierung von klimarelevanten Maßnahmen. Investitionssicherheit dürfte<br />
ein zentrales Schlagwort sein, Behebung von Informationsdefiziten ein anderes.<br />
Inwiefern Klima- und Entwicklungsfinanzierung zwei ganz unterschiedliche<br />
Bereiche oder, zumindest in Teilen, deckungsgleich sind, ist noch nicht geklärt.<br />
Stellt nicht jede Art von Entwicklung auch einen Schritt in Richtung Klimaschutz<br />
dar? Fördert nicht jede Art von Klimafinanzierung gleichzeitig Entwicklung?<br />
Damit einher geht die Frage, ob man zur Umsetzung von Klimageldern<br />
bestehende Kanäle der Entwicklungszusammenarbeit nutzen kann. Während<br />
die einen Bürokratisierung durch den Aufbau von Doppelstrukturen fürchten,<br />
sehen andere in institutionellen Neuerungen eine Chance für Innovation.<br />
Messen, berichten, verifizieren<br />
Ein zentrales Thema in der klimabezogenen Entwicklungszusammenarbeit ist<br />
die kontinuierliche Überwachung von Klimafinanzierung und der unterstützten<br />
Aktivitäten. Man spricht hier vom Messen, Berichten und Verifizieren, „Measuring,<br />
reporting, verification“, kurz MRV. Während „MRV of Support“ vor allem<br />
ein Anliegen der Entwicklungsländer ist, die sichergehen wollen, dass ihnen die<br />
versprochenen Mittel auch tatsächlich zugute kommen, liegt „MRV of Activities“<br />
besonders den Geberländern am Herzen, da sie sicherstellen wollen, dass die mit<br />
den Aktivitäten angestrebten Ziele auch erreicht werden.<br />
Nicht immer lassen sich Klimawandel-bezogene Maßnahmen klar von „traditionellen“<br />
Entwicklungsaktivitäten unterscheiden. In der Entwicklungszusammenarbeit<br />
werden vor allem die so genannten Rio-Marker der OECD benutzt,<br />
um Projekte mit Minderungs- oder Anpassungs aspekten zu kennzeichnen. Es<br />
handelt sich um ein qualitatives Instrument, das Aussagen dazu<br />
trifft, inwieweit Minderung oder Anpassung Ziel einer Maßnahme<br />
sind. Allerdings bleibt es den Anwendern überlassen, wie<br />
genau sie die OECD-Definitionen interpretieren. So lässt sich<br />
etwa darüber streiten, ob jede klimarelevante Aktivität als Riorelevant<br />
eingestuft werden sollte oder ob der Klimaaspekt explizites<br />
Projektziel sein muss. Die unterschiedlichen Interpretationen<br />
der Marker erschweren es, die Aktivitäten miteinander zu<br />
vergleichen.<br />
Nun stehen einige Staaten, vor allem China, einer internationalen<br />
Kontrolle ihrer Klimaaktivitäten skeptisch gegenüber, sofern<br />
sich entwickelte Länder nicht direkt an der Finanzierung<br />
der Maßnahmen beteiligen. Andererseits ist die Überwachung<br />
der Aktivitäten auch für nationale Zwecke, etwa die Einhaltung<br />
selbstgesetzter Ziele, notwendig. Auf der Klimakonferenz in Cancún<br />
wurde die Vereinbarung getroffen, dass Emissionsreduktionen<br />
national gemessen und kommuniziert werden. Eine internationale<br />
Verifizierung soll in Form von Experten-Analysen der<br />
UNFCCC veranlasst werden. Das Messen, Berichten und Verifizieren<br />
von Aktivitäten zur Emissionsminderung bleibt sowohl<br />
politisch als auch technisch ein brisantes Thema. • •<br />
David Maleki<br />
arbeitet für die Weltbank in Washington<br />
in den Bereichen Klimawandel und<br />
erneuerbare Energien. Im Rahmen des<br />
<strong>Mercator</strong>-<strong>Kolleg</strong>s war er darüber hinaus<br />
für das Bundesumweltministerium<br />
in Berlin sowie für den Projektentwickler<br />
Camco in Peking tätig.<br />
<strong>Mercator</strong> <strong>Kolleg</strong> 2010/11 51