Mercator Kolleg - Stiftung Mercator
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von Konzernen leisten, sondern auch internationale Nichtregierungsorganisationen,<br />
Gewerkschaften, Medien und Gerichte. Dank der globalen Vernetzung<br />
in Industrie und Zivilgesellschaft können soziale Erwartungen an Unternehmen<br />
nicht länger ignoriert werden.<br />
Richtlinien sozialer Verantwortung<br />
Derlei rechtliche Entscheidungen werden durch wichtige Schritte auf internationaler<br />
Ebene untermauert. Im Jahr 2005 ernannte der damalige UN-Generalsekretär<br />
Kofi Annan den Harvard-Professor John Ruggie zu seinem Sonderbeauftragten<br />
für Wirtschaft und Menschenrechte und betraute ihn mit der<br />
Aufgabe, die Rolle von Unternehmen in Bezug auf Menschenrechte zu klären.<br />
In Zusammenarbeit mit Zivilgesellschaft und Unternehmen entwickelte Ruggie<br />
ein Konzept zur sozialen Verantwortung von Firmen, das 2008 vom Menschenrechtsrat<br />
der Vereinten<br />
Nationen anerkannt wurde.<br />
Ein Grundsatz des<br />
Konzepts ist, dass es zwar<br />
Staaten obliegt, die Menschenrechte<br />
zu schützen,<br />
dass privatwirtschaftliche<br />
Akteure aber sicherstellen<br />
sollen, diese nicht zu<br />
verletzen. Dieses Prinzip<br />
wird in den Richtlinien<br />
als „corporate responsibility<br />
to respect human<br />
rights“ bezeichnet und<br />
bezieht sich auf Aktivitäten<br />
der Firmen selbst, auf<br />
Geschäftsbeziehungen<br />
mit Zulieferern und anderen<br />
Partnern sowie auf<br />
die Präsenz eines Unternehmens in einem bestimmten Umfeld, beispielsweise<br />
in Krisengebieten. Das Konzept und die im Juni 2011 verabschiedeten Leitlinien<br />
zu dessen Umsetzung sehen vor, dass Firmen ihren Einfluss analysieren und<br />
geeignete Managementsysteme entwickeln, um Menschenrechtsverletzungen<br />
zu verhindern. Die UN-Richtlinien werden von Handelsverbänden unterstützt<br />
und führende Unternehmen haben begonnen, ihre soziale Verantwortung nach<br />
den Grundsätzen dieses Konzepts umzusetzen.<br />
Die Beweggründe sind nicht unbedingt philanthropischer, sondern eher finanzieller<br />
Art. Wenn Investitionen über Jahrzehnte amortisiert werden müssen,<br />
können sich Unternehmen Widerstand in den anliegenden Gemeinden kaum<br />
leisten. Selbst wenn es nicht zu Betriebsunterbrechungen kommt, können Konflikte<br />
mit Anwohnern und anderen Anspruchsgruppen hohe Kosten verursachen.<br />
Ruggie zitiert in seinem Bericht von 2010 einen von Goldman Sachs un-<br />
Systematisch abzuklären,<br />
welche Aus-<br />
wirkungen Firmenaktivitäten<br />
haben<br />
und potenzielle<br />
Menschenrechtsverletzungen<br />
zu verhin-<br />
dern, zahlt sich aus<br />
<strong>Mercator</strong> <strong>Kolleg</strong> 2010/11 43