Jürgen Kletti (Hrsg.) MES - Manufacturing Execution System
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1 Neue Wege für die effektive Fabrik<br />
1 Neue Wege für die effektive Fabrik 9<br />
1.1 Anforderungen an die Produktion von morgen<br />
Die klassische Fabrik hat sich über die Herstellung von Produkten definiert. Die<br />
Produkte und deren Wert wurden hauptsächlich an ihren Materialanteilen gemessen.<br />
Das genügt heute nicht mehr. Die zunehmende Globalisierung führt zwangsläufig<br />
zu einer zunehmenden Anonymisierung der Produkte und ihrer Herkunft.<br />
Damit verschiebt sich der Focus von der Beherrschung der Produktentstehung<br />
(Fertigungstiefe) zur Beherrschung der Produktwahrnehmung durch den Kunden<br />
(OEM). Kunden betrachten heute Produkte in erstklassiger Qualität als Selbstverständlichkeit.<br />
Wer sich in der Zukunft vom Wettbewerb abheben will, benötigt eine<br />
Wettbewerbsstrategie, die dem Kunden einen zusätzlichen Mehrwert bietet,<br />
wie z. B. hohe Flexibilität, kurze Lieferzeiten, hohe Termintreue, hohe Variantenvielfalt,<br />
kürzere Produktlebenszyklen – Eigenschaften, die nicht durch Produktion,<br />
sondern durch die Prozesse erzeugt werden. Der heute zunehmend verwendete<br />
Begriff Adaptive <strong>Manufacturing</strong> beschreibt diesen Ansatz als „Maschinen mit<br />
Märkten verbinden.“<br />
Viele klassische Hersteller definieren daher heute ihre Produktionsstätten schon<br />
als Dienstleistungs- oder Servicezentrum und signalisieren dem Kunden damit,<br />
dass sie die Veredelung von Material zu einem fertigen Produkt auch als Dienstleistung<br />
für den Kunden verstehen. Aus diesem Mehr an Kundennähe resultieren<br />
zunächst einmal Kostensteigerungen. Moderne Produzenten versuchen, diese<br />
Mehrkosten auszugleichen, in dem sie ihre Fertigungstiefe überdenken, teilweise<br />
Standardkomponenten einsetzen oder sich geeignete Komponenten auf dem weltweiten<br />
Markt beschaffen. Der moderne Produzent sieht sich damit Kräften gegenüber,<br />
die man als Vernetzung, Dynamisierung und Individualisierung bezeichnen<br />
kann.<br />
Unter dem Begriff „Vernetzung“ wird die zunehmende überbetriebliche Kooperation<br />
verstanden, die globale Formen annehmen kann und die heute mit vielen<br />
Facetten als Globalisierung öffentlich diskutiert wird. Durch diese Vernetzung<br />
kann der Produzent benötigte Komponenten auf dem Markt beschaffen und kann<br />
sich selbst auf seine Kernkompetenzen konzentrieren, die er dann effektiv in einem<br />
Supply-Chain-Management in die Kette der gesamten Produktherstellung<br />
einbindet.<br />
Die Dynamisierung entsteht durch starke Marktschwankungen, welche, getrieben<br />
durch mehr Informationen und immer schneller verbreitete Informationen, die<br />
Kunden zu einem schnellen Wechsel ihrer Kaufgewohnheiten verleiten. Das sich<br />
immer schneller drehende Rad der Technologieentwicklung trägt ein Übriges zu